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STUDIE/555: "Reha-Biograf" - Langzeiterkrankte Pflegefachkräfte in der beruflichen Rehabilitation (idw)


Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar - 02.06.2016

Langzeiterkrankte Pflegefachkräfte in der beruflichen Rehabilitation

PTHV Studie "Reha-Biograf" untersuchte Wege, Ursachen und Hilfen


Der Lehrstuhl für Pflegewissenschaft der Philosophisch-Theologischen Hochschule Vallendar (PTHV) hat mit Unterstützung des CJD Berufsförderungswerkes Koblenz die Pilot-Studie "Reha-Biograf" erstellt und nun den Abschlussbericht vorgelegt.

Überdurchschnittlich viele Pflegefachpersonen werden im Laufe ihres Berufslebens selbst langzeitkrank, etliche von ihnen finden sich mitunter nach langen Leidensgeschichten in der beruflichen Rehabilitation wieder. Ziel der Studie "Reha-Biograf" war es, die berufsbiografischen Wege von Pflegefachpersonen in die berufliche Rehabilitation rückblickend zu untersuchen, um Hinweise zu Verläufen und Risiken, aber auch verpassten Chancen im Berufsalltag zu erhalten. Für die Untersuchung wurden insgesamt 21 betroffene Pflegefachkräfte, die in verschiedenen Krankenhäusern gearbeitet haben, im Kontext ihrer Rehabilitationsmaßnahmen intensiv interviewt. "Wir können uns jetzt besser erklären, was im Berufsalltag schief läuft, aber auch, was präventiv getan werden muss", sagt Prof. Dr. Frank Weidner, Lehrstuhl für Pflegewissenschaft an der PTHV und Leiter der Studie. Diese beschreibt erstmals ein dreiphasiges Modell zur Erklärung von Ursachen und möglichen Interventionszeitpunkten sowie unterschiedliche Verlaufstypen.

Typisch für Pflegefachpersonal ist laut Studie, dass sich in der ersten Phase während des Berufslebens eine Krankheitsgeschichte schleichend und langwierig über viele Jahre hinweg, aber nicht unbemerkt entwickelt. Das heißt, es gibt in der Regel eine Reihe von Anzeichen, die auf wachsende Probleme hindeuten. Dennoch gibt es bislang in den Kliniken so gut wie keine systematischen und nachhaltigen Hilfsangebote. Die Belastungen und Beschwerden nehmen somit weiter zu, so dass die Betroffenen irgendwann nicht mehr weiterarbeiten können. Diese zweite Phase wird als "Krise" bezeichnet und führt nicht selten dazu, dass sich die betroffenen Beschäftigten in der beruflichen Rehabilitation (dritte Phase) und einer Neuorientierung wiederfinden. "Wir haben aber auch atypische Verläufe gefunden", sagt Prof. Weidner, "bei denen es recht unbemerkt verläuft und plötzlich der Zusammenbruch kommt."

Heinz Werner Meurer, Geschäftsführer des CJD Berufsförderungswerkes Koblenz, der die Studie mit angeregt und gefördert hat, betont: "Wir sind sehr froh, dass wir mit der Wissenschaft kooperiert haben und nun mehr über die Hintergründe und Wege von langzeiterkrankten Pflegefachkräften wissen, die zu uns in die berufliche Rehabilitation kommen." Auf Grundlage der Studie können nun Maßnahmen der Prävention und der Rehabilitation weiterentwickelt werden, die sowohl das krankheitsbedingte Ausscheiden verhindern als auch den Wiedereinstieg der erfahrenen Pflegefachkräfte fördern können. "Ein gründlicher und wirksamer Maßnahmenkatalog wäre in Zeiten eines dramatischen Fachkräftemangels in der Pflege von großer Bedeutung! Aber auch für uns als Einrichtung zur beruflichen Rehabilitation bedeutet das Ergebnis der Studie, die vorhandenen Bildungsangebote für Pflegefachkräfte in der beruflichen Rehabilitation auf den Prüfstand zu stellen", sagte Heinz Werner Meurer. "Wir brauchen mehr Maßnahmen, die es den Pflegefachkräften ermöglichen, in einem qualifizierten Tätigkeitsbereich innerhalb des Gesundheitswesens verbleiben zu können. Diese Studie zeigt auf, das wir alle gefordert sind."

Die Pilotstudie "Reha-Biograf" liefert wichtige Hinweise nicht nur für beschäftigte Pflegefachkräfte, sondern auch für Arbeitgeber, Vorgesetzte, Sozialversicherungen, Rehabilitationseinrichtungen und die Politik. "Wir waren überrascht, wie eindeutig die Befragten darauf hingewiesen haben, dass ihrer Meinung nach seitens der Arbeitgeber und der Politik mehr und früher etwas hätte getan werden können", fügt Prof. Weidner hinzu und hofft, dass sich auf der Grundlage der Pilotstudie Folgeprojekte entwickeln lassen, etwa zur weiteren Ursachenforschung oder zur Entwicklung präventiver, betrieblicher und qualifikatorischer Konzepte. Die Pilotstudie "Reha-Biograf" kann ab Mitte Juni 2016 kostenlos als Volltextdatei vom kirchlichen Dokumentenserver "kidoks" im Internet heruntergeladen werden: http://kidoks.bsz-bw.de oder bei der Pressestelle der PTHV als Pdf-Datei angefragt werden.

• Information zur PTHV:
Die Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar ist eine kirchlich und staatlich anerkannte wissenschaftliche Hochschule (im Rang einer Universität) in freier Trägerschaft. Die Gesellschafter der PTHV gGmbH sind die Vinzenz Pallotti gGmbH und die Marienhaus Holding GmbH. Rund 50 Professoren und Dozenten forschen und lehren an der PTHV und betreuen etwa 360 Studierende beider Fakultäten Theologie und Pflegewissenschaft.


Kontakt zur Pressestelle der PTHV:
Verena Breitbach
E-Mail: vbreitbach@pthv.de

Besuchen Sie uns auch im Internet unter:
www.pthv.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1375

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Philosophisch-Theologische Hochschule Vallendar, Verena Breitbach, 02.06.2016
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 7. Juni 2016

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