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PSYCHOLOGIE/107: Das Auge isst mit - Umfassende Bilddatenbank zur Optimierung psychologischer Ernährungsstudien (idw)


Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke - 23.06.2014

Das Auge isst mit - Bilder von Nahrungsmitteln als Forschungsgegenstand



Ein Forscherteam um Kathrin Ohla vom Deutschen Institut für Ernährungsforschung (DIfE) und Jens Blechert von der Universität Salzburg hat eine Fotodatenbank für Ernährungsstudien zusammengestellt. Sie soll künftig psychologische Studien erleichtern und vergleichbarer machen, die das Ernährungsverhalten oder damit verbundene kognitive Prozesse untersuchen. Die Datenbank ist für Wissenschaftler frei verfügbar und umfasst Fotos von 568 verschiedenen Speisen und Getränken sowie von 315 Alltagsobjekten, welche die Forscher von 1.988 Personen hinsichtlich ihrer Wirkung beurteilen ließen. "Unsere Datenbank ist hinsichtlich ihrer Größe und der von uns erhobenen Metadaten einzigartig", sagt Ohla.

Die Wissenschaftler veröffentlichten ihre Daten nun in der Fachzeitschrift Frontiers in Psychology (DOI: 10.3389/fpsyg.2014.00617). Die Datenbank "food-pics" ist für nicht-kommerzielle wissenschaftliche Arbeiten frei verfügbar unter:
www.food-pics.sbg.ac.at

Neben Kathrin Ohla und Jens Blechert waren auch Adrian Meule von der Universität Würzburg sowie Niko A. Busch von der Charité-Universitätsmedizin in Berlin an der Studie beteiligt.

Viele Wissenschaftler führen die steigende Zahl übergewichtiger Menschen und Probleme im Ernährungsverhalten unter anderem darauf zurück, dass wir in unserer Gesellschaft permanent mit Nahrungsreizen konfrontiert werden. Essen ist heute nicht nur sehr leicht und jederzeit verfügbar, sondern wird zudem überall mit appetitanregenden Bildern beworben. Ähnlich wie der Geruch von Lebensmitteln stellt ihr Anblick einen ersten Sinnesreiz dar, nach dem wir entscheiden, ob die dargestellte Nahrung essbar und schmackhaft ist oder nicht. Visuelle Reize können somit die Lust am Essen sowie selbstregulierende Effekte während der Nahrungsaufnahme beeinflussen und gegebenenfalls dazu verführen, mehr zu essen als notwendig wäre. Wie bedeutsam diese Effekte für unser Ernährungsverhalten sind, ist aber bislang noch nicht ausreichend geklärt, denn auch unser Bewusstsein kontrolliert unser Essverhalten. Für Wissenschaftler ist es daher nicht immer leicht zu erkennen, wie stark Studienteilnehmer auf unterschwellige appetitanregende oder regulatorische Reize reagieren oder wie stark diese Faktoren das an den Tag gelegte Ernährungsverhalten bestimmen.

"Eine umfassende Bilddatenbank inklusive der zugehörigen Metadaten könnte psychologische Ernährungsstudien optimieren, die unser Essverhalten analysieren, da wir so unter anderem besser untersuchen können, wie wir auf subtile visuelle Nahrungsreize reagieren", erklärt Kathrin Ohla, die am DIfE die Nachwuchsgruppe Psychophysiologie der Nahrungswahrnehmung leitet. Die Verwendung von Datenbanken wie "food-pics" könne zudem Studienergebnisse vergleichbarer machen und damit den wissenschaftlichen Austausch erleichtern. Dies sei bereits für Studien gezeigt worden, die sich mit dem Thema Objekt- und Gesichtserkennung beschäftigen oder untersuchen, welche Emotionen das Betrachten von Bildern bei Studienteilnehmern auslöst.


Lit.: Blechert J, Meule A, Busch NA and Ohla K (2014) Food-pics: an image database for experimental research on eating and appetite. Front. Psychol. 5:617
(http://journal.frontiersin.org/Journal/10.3389/fpsyg.2014.00617)


Kontakt:

Dr. Kathrin Ohla
Nachwuchsgruppe Psychophysiologie der Nahrungswahrnehmung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
E-Mail: kathrin.ohla@dife.de

Dr. Jens Blechert
Universität Salzburg
Fachbereich Psychologie
Hellbrunner Str. 34
5020 Salzburg/Östereich
E-Mail: jens.blechert@sbg.ac.at

Dr. Gisela Olias
Leiterin Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Deutsches Institut für Ernährungsforschung
Potsdam-Rehbrücke (DIfE)
Arthur-Scheunert-Allee 114-116
14558 Nuthetal/Deutschland
E-Mail: olias@dife.de
oder: presse@dife.de
http://www.dife.de


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dife.de/forschung/abteilungen/kurzprofil.php?abt=PSY
Nachwuchsgruppe Psychophysiologie der Nahrungswahrnehmung

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image238451
Sensoriktest


Hintergrundinformationen:

Die im Juni 2012 gegründete DIfE-Nachwuchsgruppe Psychophysiologie der Nahrungswahrnehmung untersucht die psychophysiologischen Grundlagen der Geschmackswahrnehmung beim Menschen. Zudem erforscht sie die Wechselwirkungen zwischen dem Geschmackssinn und anderen Sinnen, die für die Nahrungswahrnehmung und hedonische Bewertung von Lebensmitteln eine Rolle spielen. Das Ziel der Nachwuchsgruppe ist es, die Vorgänge im Gehirn besser zu verstehen, die der Wahrnehmung und der hedonischen Bewertung von Nahrungsmitteln zugrunde liegen, um die Mechanismen zu entschlüsseln, welche die Nahrungsauswahl kontrollieren. Hierzu untersucht die Gruppe, wie das menschliche Gehirn lebensmittelbezogene Informationen verarbeitet, zum Beispiel den Geschmack, den Geruch oder den visuellen Eindruck eines Nahrungsmittels. Zudem erforscht sie, wie die verschiedenen sensorischen Informationen miteinander interagieren und wie sie in Verhalten umgesetzt werden, zum Beispiel in die Akzeptanz oder Ablehnung von Lebensmitteln.

Das DIfE ist Mitglied der Leibniz-Gemeinschaft. Es erforscht die Ursachen ernährungsbedingter Erkrankungen, um neue Strategien für Prävention, Therapie und Ernährungsempfehlungen zu entwickeln. Forschungsschwerpunkte sind dabei Adipositas (Fettsucht), Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs. Das DIfE ist zudem ein Partner des 2009 vom BMBF geförderten DZD
(http://www.dzd-ev.de).

Die Leibniz-Gemeinschaft vereint 89 Einrichtungen, die anwendungsbezogene Grundlagenforschung betreiben und wissenschaftliche Infrastruktur bereitstellen. Insgesamt beschäftigen die Leibniz-Einrichtungen rund 17.200 Menschen - darunter 8.200 Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler - bei einem Jahresetat von insgesamt knapp 1,5 Milliarden Euro. Die Leibniz-Gemeinschaft zeichnet sich durch die Vielfalt der in den Einrichtungen bearbeiteten Themen und Disziplinen aus. Die Forschungsmuseen der Leibniz-Gemeinschaft bewahren und erforschen das natürliche und kulturelle Erbe. Darüber hinaus sind sie Schaufenster der Forschung, Orte des Lernens und der Faszination für die Wissenschaft. Näheres unter
http://www.leibniz-gemeinschaft.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution166

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsches Institut für Ernährungsforschung Potsdam-Rehbrücke, Dr. Gisela Olias, 23.06.2014
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 25. Juni 2014