Hans-Böckler-Stiftung - 13.03.2019
Was hilft gegen den Pflegenotstand?
Wissenschaftlicher Rechercheservice der Hans-Böckler-Stiftung
Am morgigen Donnerstag werden auf dem Deutschen Pflegetag in Berlin Familienministerin Giffey, Arbeitsminister Heil und Gesundheitsminister Spahn über ihr weiteres Programm für die "Konzertierte Aktion Pflege" sprechen. "Die gemeinsame Initiative ist ein wichtiger Schritt ", sagt Dr. Dorothea Voss, Leiterin der Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung und Expertin für soziale Berufe, "doch wir werden den Pflegenotstand nur dann überwinden, wenn sich auch Bezahlung und Arbeitsbedingungen deutlich verbessern".
Welche Probleme in der Pflegebranche konkret bestehen und wo entscheidende Ansätze für Verbesserungen liegen, haben wir in mehreren aktuellen Studien herausgearbeitet. Die folgenden Links führen Sie zu mit den Forscherinnen und Forschern abgestimmten Zusammenfassungen, die kompletten Studien sind am Fuß der jeweiligen Artikel verlinkt:
Derzeit fehlen allein im Pflegedienst deutscher Krankenhäuser mehr als
100.000 Vollzeitstellen. Diese Lücke sei "keine unvermeidbare quasi
naturwüchsig entstandene Situation, sondern vor allem durch Regelungen der
Krankenhausfinanzierung hervorgerufen, die Krankenhäuser zu
Kostensenkungen zwangen und dadurch einen starken Anreiz zum Stellenabbau
insbesondere im Pflegedienst setzten", zeigt unsere Studie. Im
internationalen Vergleich ist der Personalschlüssel in Deutschland mithin
am schlechtesten - 13 Patienten kommen hier auf eine Pflegefachkraft. In
den Niederlanden etwa sind es nur 8,6:
https://www.boeckler.de/116606_116620.htm
Wer daran etwas ändern will, muss nicht nur bessere verbindliche
Regelungen für die Personalbemessung einführen, sondern zugleich die
Arbeitsbedingungen und Verdienste in den sozialen Berufen generell
deutlich verbessern:
https://www.boeckler.de/114463_114470.htm
Bessere Arbeitsbedingungen könnten auch mehr potenzielle Quereinsteiger
und Quereinsteigerinnen motivieren, dauerhaft in der Pflege zu arbeiten.
Sie werden das Problem des Fachkräftemangels allein nicht lösen. Doch die
Erfahrungen mit Job-Umsteigern sind gut:
https://www.boeckler.de/116785_116802.htm
Krankenhäuser und Altenpflegeeinrichtungen stellen zudem zunehmend
Pflegerinnen und Pfleger ein, die ihren Berufsabschluss im Ausland
erworben haben. So ist die Zahl der Fachkräfte für Gesundheits- und
Krankenpflege, die jährlich aus dem Ausland nach Deutschland kommen,
zuletzt auf fast das Sechsfache gestiegen: Von knapp 1.500 im Jahr 2012
auf gut 8.800 im Jahr 2017. Die meisten der zugewanderten Pflegekräfte
kommen im Arbeitsalltag zurecht, trotzdem ist die "nachhaltige
betriebliche Integration eine große Herausforderung", der sich die
Arbeitgeber stellen müssen:
https://www.boeckler.de/117819_118702.htm
Ideen für Verbesserungsmöglichkeiten findet man auch im Ausland, wie
unsere Vergleichsstudie zeigt. Ähnlich wie in Deutschland ist bei den
Arbeitsbedingungen von Altenpflegekräften in Japan und Schweden noch viel
Luft nach oben. Manches funktioniert dort allerdings besser. Schweden etwa
tut sich immerhin durch eine umfassende Qualifizierungsstrategie hervor.
In Japan ist der Männeranteil in der stationären Versorgung
vergleichsweise hoch.
https://www.boeckler.de/116100_116108.htm
Dass immer mehr Unternehmen aus der Gesundheits- und Pflegebranche ins
Visier von Private Equity Investoren kommen, könnte Fortschritte in der
Branche aber zusätzlich erschweren. Die Gesundheitsbranche erlebte 2017
einen starken Anstieg an Übernahmen und nahm mit einem Anteil von rund 15
Prozent - gleichauf mit der Software- und Internetbranche - den ersten
Rang ein:
https://www.boeckler.de/118602_118607.htm
Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution621
*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Hans-Böckler-Stiftung - 13.03.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 16. März 2019
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