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PFLEGE/762: Was hilft gegen den Pflegenotstand? Wissenschaftlicher Rechercheservice der Hans-Böckler-Stiftung (idw)


Hans-Böckler-Stiftung - 13.03.2019

Was hilft gegen den Pflegenotstand?
Wissenschaftlicher Rechercheservice der Hans-Böckler-Stiftung


Am morgigen Donnerstag werden auf dem Deutschen Pflegetag in Berlin Familienministerin Giffey, Arbeitsminister Heil und Gesundheitsminister Spahn über ihr weiteres Programm für die "Konzertierte Aktion Pflege" sprechen. "Die gemeinsame Initiative ist ein wichtiger Schritt ", sagt Dr. Dorothea Voss, Leiterin der Forschungsförderung der Hans-Böckler-Stiftung und Expertin für soziale Berufe, "doch wir werden den Pflegenotstand nur dann überwinden, wenn sich auch Bezahlung und Arbeitsbedingungen deutlich verbessern".

Welche Probleme in der Pflegebranche konkret bestehen und wo entscheidende Ansätze für Verbesserungen liegen, haben wir in mehreren aktuellen Studien herausgearbeitet. Die folgenden Links führen Sie zu mit den Forscherinnen und Forschern abgestimmten Zusammenfassungen, die kompletten Studien sind am Fuß der jeweiligen Artikel verlinkt:

Derzeit fehlen allein im Pflegedienst deutscher Krankenhäuser mehr als 100.000 Vollzeitstellen. Diese Lücke sei "keine unvermeidbare quasi naturwüchsig entstandene Situation, sondern vor allem durch Regelungen der Krankenhausfinanzierung hervorgerufen, die Krankenhäuser zu Kostensenkungen zwangen und dadurch einen starken Anreiz zum Stellenabbau insbesondere im Pflegedienst setzten", zeigt unsere Studie. Im internationalen Vergleich ist der Personalschlüssel in Deutschland mithin am schlechtesten - 13 Patienten kommen hier auf eine Pflegefachkraft. In den Niederlanden etwa sind es nur 8,6:
https://www.boeckler.de/116606_116620.htm

Wer daran etwas ändern will, muss nicht nur bessere verbindliche Regelungen für die Personalbemessung einführen, sondern zugleich die Arbeitsbedingungen und Verdienste in den sozialen Berufen generell deutlich verbessern:
https://www.boeckler.de/114463_114470.htm

Bessere Arbeitsbedingungen könnten auch mehr potenzielle Quereinsteiger und Quereinsteigerinnen motivieren, dauerhaft in der Pflege zu arbeiten. Sie werden das Problem des Fachkräftemangels allein nicht lösen. Doch die Erfahrungen mit Job-Umsteigern sind gut:
https://www.boeckler.de/116785_116802.htm

Krankenhäuser und Altenpflegeeinrichtungen stellen zudem zunehmend Pflegerinnen und Pfleger ein, die ihren Berufsabschluss im Ausland erworben haben. So ist die Zahl der Fachkräfte für Gesundheits- und Krankenpflege, die jährlich aus dem Ausland nach Deutschland kommen, zuletzt auf fast das Sechsfache gestiegen: Von knapp 1.500 im Jahr 2012 auf gut 8.800 im Jahr 2017. Die meisten der zugewanderten Pflegekräfte kommen im Arbeitsalltag zurecht, trotzdem ist die "nachhaltige betriebliche Integration eine große Herausforderung", der sich die Arbeitgeber stellen müssen:
https://www.boeckler.de/117819_118702.htm

Ideen für Verbesserungsmöglichkeiten findet man auch im Ausland, wie unsere Vergleichsstudie zeigt. Ähnlich wie in Deutschland ist bei den Arbeitsbedingungen von Altenpflegekräften in Japan und Schweden noch viel Luft nach oben. Manches funktioniert dort allerdings besser. Schweden etwa tut sich immerhin durch eine umfassende Qualifizierungsstrategie hervor. In Japan ist der Männeranteil in der stationären Versorgung vergleichsweise hoch.
https://www.boeckler.de/116100_116108.htm

Dass immer mehr Unternehmen aus der Gesundheits- und Pflegebranche ins Visier von Private Equity Investoren kommen, könnte Fortschritte in der Branche aber zusätzlich erschweren. Die Gesundheitsbranche erlebte 2017 einen starken Anstieg an Übernahmen und nahm mit einem Anteil von rund 15 Prozent - gleichauf mit der Software- und Internetbranche - den ersten Rang ein:
https://www.boeckler.de/118602_118607.htm


Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution621

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Hans-Böckler-Stiftung - 13.03.2019
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. März 2019

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