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MELDUNG/089: Tagesklinik des Zentrums für Integrative Psychiatrie eröffnet (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 1/2016

Tagesklinik
Zukunftsfähige Psychiatrie

Von Anne Mey


Mit der Eröffnung der neuen Tagesklinik des ZIP setzt das Land den Plan zur Dezentralisierung der psychosomatischen Behandlung fort.


Prof. Fritz Hohagen, Medizinischer Geschäftsführer des Zentrums für Integrative Psychiatrie gGmbH (ZIP), freute sich im November 2015 schon zum zweiten Mal über die Eröffnung einer Tagesklinik auf dem Campus Lübeck des Universitätsklinikums Schleswig-Holstein (UKSH). Nachdem bereits im März 20 Therapieplätze und Räume für die Institutsambulanzen für Psychosomatik und Psychiatrie im Gebäude 33 geschaffen worden waren, fand nun die Schlüsselübergabe für das Haus 35 statt. Dieses bietet ebenfalls 20 Therapieplätze für Patienten mit Borderline-Persönlichkeitsstörungen sowie Essstörungen.

Der Umbau des Hauses hat laut UKSH-Vorstandvorsitzendem Prof. Jens Scholz rund 2,2 Millionen Euro gekostet, wovon das Land 1,1 Millionen Euro bereitgestellt hat. "Die Therapieplätze sind für Patienten mit psychotherapeutischem Behandlungsbedarf als ganz wichtige Ergänzung für die Patientenversorgung in Lübeck und für die gesamte Region zu sehen sowie auch als Baustein im Rahmen der Weiterentwicklung einer zukunftsfähigen Psychiatrie im Land insgesamt", betonte Gesundheitsministerin Kristin Alheit im Rahmen der feierlichen Schlüsselübergabe in Lübeck. Im Gesundheitsministerium habe man den Bereich der psychiatrischen Versorgung schon länger darauf ausgelegt, die Tageskliniken zu fördern: "In den letzten Jahren sind in Schleswig-Holstein an 25 Orten insgesamt 28 Tageskliniken in der Psychiatrie und der Psychotherapie, plus neun Tageskliniken für die Kinder- und Jugendpsychiatrie geschaffen worden", so die Ministerin.

Im Gegensatz zur Psychiatrie, wo bereits seit vielen Jahren ein gestuftes Behandlungskonzept vorhanden und erprobt ist, finden psychosomatische Behandlungen "nach wie vor zentralisiert und in vollstationär ausgerichteten Kliniken für Psychosomatik statt", erläuterte Alheit. Diesen Zustand wolle man im Rahmen des Konzepts für psychosomatische Versorgung in Schleswig-Holstein ändern. Darin heißt es auch, dass zur Verbesserung einer flächendeckenden Versorgung tagesklinische (teilstationäre) Versorgungsangebote vorrangig an Kliniken angesiedelt werden, die möglichst beide Behandlungsbereiche (Psychiatrie und Psychosomatik) vorhalten und zugleich für die somatische Versorgung der Bevölkerung verantwortlich sind.

Hohagen begrüßte diesen Ansatz und stellte klar, dass es eine große Schnittmenge zwischen Psychiatrie und Psychosomatik gebe und es so sinnvoll sei, Versorgungsstrukturen zusammen zu planen. Es habe sich außerdem gezeigt, dass in dem Maße, wie die Verweildauer in der stationären Behandlung nach unten gehe, die Zahl der Wiederaufnahmen steige. "Die Patienten haben nicht genug Zeit, sich zu stabilisieren", so der Medizinische Geschäftsführer. Durch die Tagesklinik könne das aufgefangen werden: "Im Rahmen des der tagesklinischen Behandlung ist das Therapieangebot in der Intensität vergleichbar mit einer stationären Behandlung. Gleichzeitig müssen die Patienten abends und am Wochenende mehr Verantwortung für den Umgang mit ihrer Erkrankung übernehmen und können so feststellen, wie weit sie die gelernten Fähigkeiten um Alltag umsetzen können", erklärt Hohagen die Ausrichtung des Angebotes.

Das Konzept der psychotherapeutischen Behandlung an der neuen Tagesklinik wurde am UKSH in Lübeck entwickelt. Im Fokus steht die Behandlung der Essstörung durch Emotionsregulierung. Die Psychotherapie soll sowohl in Gesprächen mit Ärzten und Psychologen als auch in Kontakten mit den Mitarbeitern des Pflegedienstes stattfinden. Auch die Angebote der Ergotherapie und der Physiotherapie sollen sich an den Prinzipien der Psychotherapie orientieren. Die Psychiatrische Institutsambulanz gehört ebenfalls zum Konzept. Hier werden viele Patienten aus der Tagesklinik für einige Zeit weiterbehandelt, um die Behandlungserfolge zu sichern.

Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 1/2016 im Internet unter:
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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, Januar 2016, Seite 19
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2016

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