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MELDUNG/362: Ärzte ohne Grenzen startet weltweite Petition für bezahlbare Pneumokokken-Impfstoffe (ÄoG)


Ärzte ohne Grenzen - 12. November 2015

Ärzte ohne Grenzen startet weltweite Petition für bezahlbare Pneumokokken-Impfstoffe

Pfizer und GlaxoSmithKline müssen Preise deutlich senken


Berlin, 12. November 2015. Ärzte ohne Grenzen fordert von den Pharmaunternehmen Pfizer und GlaxoSmithKline (GSK) eine deutliche Senkung der Preise ihrer Pneumokokken-Impfstoffe. Die internationale Hilfsorganisation startet am heutigen Welttag zur Bekämpfung der Lungenentzündung eine entsprechende weltweite Petition. Jahrelange Verhandlungen mit beiden Unternehmen über niedrigere Preise waren erfolglos geblieben. Jährlich sterben eine Million Kinder an oftmals durch Pneumokokken ausgelöster Lungenentzündung, denn ärmere Länder können sich die Impfstoffe nicht leisten.

"Der Pneumokokken-Impfstoff ist der Impfstoff, der sich weltweit am besten verkauft. Zusammen haben Pfizer und GSK bereits mehr als 28 Mrd. US-Dollar Umsatzerlöse mit ihren Pneumokokken-Impfstoffen erzielt", sagt Dr. Manica Balasegaram, Leiter der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen. "Die Unternehmen können sich Preissenkungen erlauben, damit alle Kinder in ärmeren Ländern vor Lungenentzündung geschützt werden." Ärzte ohne Grenzen fordert eine Senkung der Impfstoffpreise auf 5 US-Dollar je Kind für ärmere Länder und Hilfsorganisationen.

"Wir haben als Ärzte schon zu viele Kinder an Lungenentzündung sterben sehen", so Dr. Balasegaram weiter. "Wir werden nicht aufgeben, bis wir wissen, dass sich alle Länder die Impfstoffe leisten können. Wir bitten alle, unsere weltweite Petition mit einer Unterschrift zu unterstützen, damit Pfizer und GSK die Impfstoffpreise endlich senken."

Im Mai dieses Jahres haben sich in Genf 193 Regierungen zur Weltgesundheitsversammlung getroffen und in einer bahnbrechenden Resolution einstimmig bezahlbare Impfstoffe und transparente Impfstoffpreise gefordert. Viele Länder erklärten, dass die hohen Kosten für neue Impfstoffe, wie die Pneumokokken-Impfstoffe, sie entweder daran hinderten, diese einzuführen oder langfristig in das Impfprogramm aufzunehmen.

Im Januar 2015 erhöhte Deutschland als Gastgeber der Wiederauffüllungskonferenz der globalen Impfallianz Gavi seinen Förderbeitrag für 2016 bis 2020 auf 600 Millionen Euro. "Daraus ergibt sich aus unserer Sicht eine besondere Verantwortung", sagt Philipp Frisch, Koordinator der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Deutschland. "Wir fordern die Bundesregierung auf, sich nun auch für eine möglichst effiziente Verwendung der öffentlichen Mittel einzusetzen. Dazu müssen die Preise für die Immunisierung deutlich sinken. Deutschland muss sich innerhalb Gavis und anderer relevanter Gremien für bezahlbare Impfstoffe einsetzen."

Teams von Ärzte ohne Grenzen impfen jedes Jahr Millionen Menschen, als Reaktion auf akute Ausbrüche von Masern, Meningitis, Gelbfieber und Cholera, aber auch als Teil von Basisgesundheitsprogrammen, bei denen die Mutter-Kind-Gesundheit im Zentrum steht. Im Januar 2015 veröffentlichte die Organisation den Bericht "The Right Shot: Bringing Down Barriers to Affordable and Adapted Vaccines" über die Preisgestaltung bei Impfstoffen. Er zeigt, dass durch neue Impfstoffe die vollständige Immunisierung eines Kindes in den ärmsten Ländern der Welt heute 68 Mal so teuer ist wie im Jahr 2001.


Link zur Petition "A Fair Shot - Bezahlbarer Impfstoff für jedes Kind":
https://www.aerzte-ohne-grenzen.de/bezahlbarer-impfschutz

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 12. November 2015
Am Koellnischen Park 1 - 10179 Berlin - Germany
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Internet: www.aerzte-ohne-grenzen.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. November 2015

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