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KREBS/898: Brustkrebs - Ungesunde Ernährung als mögliches Risiko (Thieme)


Thieme Verlag / FZMedNews - Mittwoch, 20. April 2011

Brustkrebs - Ungesunde Ernährung als mögliches Risiko


fzm - Viele Frauen mit Brustkrebs ernähren sich ungesund und sind übergewichtig. Dies fanden Mediziner in einer Analyse des Ernährungsmusters von Brustkrebspatientinnen heraus, die jetzt in der Fachzeitschrift 'DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift' (Georg Thieme Verlag, Stuttgart. 2011) veröffentlicht wurde. Die Experten sehen einen möglichen Zusammenhang mit der Entstehung der häufigsten Krebserkrankung bei Frauen.

Jede zehnte Frau erkrankt in Deutschland an Brustkrebs, die meisten nach den Wechseljahren. Verschiedene Ernährungsfaktoren können das Erkrankungsrisiko steigern, schreiben Professor Monika Reuss-Borst und Mitautoren von der Rehabilitationsklinik am Kurpark, einer Fachklinik für Onkologie und Lehrklinik für Ernährungsmedizin in Bad Kissingen. Als gesicherte Risikofaktoren gelten zu viel Alkohol und nach den Wechseljahren auch ein erhöhter Body-Mass-Index (BMI). Zu den bedenklichen Nahrungsmitteln zählen ein häufiger Verzehr von rotem Fleisch, Wurstwaren und Eiern. Eine zu fettreiche Ernährung wird nach den Wechseljahren ebenfalls mit dem Brustkrebs in Verbindung gebracht.

Ärzte an der Kurklinik haben deshalb 165 Frauen, deren Brustkrebsdiagnose im Durchschnitt 49 Wochen zurücklag, ausführlich nach ihren Ernährungsgewohnheiten befragt. Mehr als drei von vier Frauen (76 Prozent) waren übergewichtig oder fettleibig. Der Anteil lag damit über dem Durchschnitt in Baden-Württemberg, wo 48 Prozent einen zu hohen Body-Mass-Index haben. Übergewicht wird nach Einschätzung von Professor Reuss-Borst vor allem nach den Wechseljahren zu einem Brustkrebsrisiko, da das Fettgewebe Östrogene produziert, die wiederum das Krebswachstum fördern. Übergewicht geht häufig auch mit einem Wirkungsverlust von Insulin einher. Der Körper gleicht dies durch eine Mehrproduktion aus. Insulin und das verwandte IGF-1 stimulieren ebenso die Bildung von Östrogenen, so Professor Reuss-Borst. Das Brustkrebsrisiko könne so weiter gesteigert werden.

Die an Brustkrebs erkrankten Frauen verzehrten überdurchschnittlich viel Fleisch und Wurstwaren. Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE) empfiehlt zwischen 300 und 600 Gramm in der Woche. In Baden-Württemberg liegen Frauen mit im Durchschnitt 595 Gramm knapp an der Grenze. Die Brustkrebspatientinnen in Bad Kissingen verzehrten mit durchschnittlich 657 Gramm deutlich mehr Fleisch und Wurstwaren. Nur 40 Prozent der Patientinnen erreichten die empfohlene Menge, so die Internistin.

Bei Milch und Milchprodukten lagen nur 14 Prozent der Brustkrebskranken im empfohlenen Bereich. Streichfette und Pflanzenöle wurden eher zu selten konsumiert. Ob beide Faktoren die Entstehung von Brustkrebs begünstigen sei zwar noch unzureichend untersucht, berichtet die Expertin. Das Ernährungsmuster von Brustkrebspatientinnen stehe jedoch in einem auffälligen Gegensatz zu der von Experten empfohlenen traditionell mediterranen Diät. Professor Reuss-Borst: Eine solche Ernährung zeichnet sich durch einen hohen Verzehr von einfach ungesättigten Fettsäuren, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchten, Getreideprodukten und einem mäßigen bis hohen Konsum von Fisch aus. Die von der DGE empfohlene Menge für Fisch erreichte überhaupt nur eine einzige von den an der Reha-Klinik befragten Patientinnen.

Auch wenn die Frauen bereits erkrankt sind, sieht Professor Reuss-Borst in der stationären Anschlussheilbehandlung eine ausgezeichnete Möglichkeit, die Ernährungsgewohnheiten zu verändern. Im Alltagsleben falle es den Frauen erfahrungsgemäß sehr schwer, eingefahrene Lebensgewohnheiten zu verändern.


M. Reuss-Borst et al.:
Wie ernähren sich Frauen mit Brustkrebs in Deutschland?
DMW Deutsche Medizinische Wochenschrift 2011; 136 (12): S. 575-581


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Quelle:
FZMedNews - Mittwoch, 20. April 2011
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veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Mai 2011