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HERZ/455: Nachrichten vom Europäischen Kardiologenkongreß 2010 (1) (idw)


Deutsche Gesellschaft für Kardiologie / Herz- und Kreislaufforschung - 8. April 2010

Pressemitteilungen des Europäischen Kardiologenkongresses 2010 in Mannheim


→  Deutsche Kardiologie nach den USA weltweit führend, aber "unterfördert"
→  Größtes deutsches Kardiologie-Portal ist mit aktuellen Top-News für Ärzte online
→  Preis für Wissenschaftsjournalismus 2010 der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie
      geht an Peter Overbeck
→  Sozial schwache Kinder profitieren besonders vom Schulsport
      Besserer Sozialstatus schützt Jugendliche vor Fettleibigkeit
→  Weniger belastende Alternativen zur Herzklappen-Operation
      Deutsches Aortenklappen-Register will wissen, wer profitieren kann

Raute

Deutsche Kardiologie nach den USA weltweit führend, aber "unterfördert"

Kardiologen-Präsident Prof. Böhm: Deutsche Kardiologie nach den USA weltweit führend - Allerdings ist Herz-Forschung in Deutschland gegenüber anderen Disziplinen "unterfördert", obwohl sie den größten Beitrag für ein langes Leben leistet.

Mannheim, Donnerstag 8. April 2010 - Herz-Kreislauf-Erkrankungen sind in den westlichen Industrieländern die häufigste Todesursache und damit ein medizinisch herausforderndes und ökonomisch wichtiges Zukunftsproblem. Entsprechend bedeutsam für Fortschritte in der Herzmedizin und Patientenversorgung sind deshalb effiziente Forschungsaktivitäten und die Förderung des wissenschaftlichen Nachwuchses. Mit Hilfe des BMBF wird die Gründung des Zentrums für Herz-Kreislaufforschung eine Vernetzung der kardiologischen Forschungsbeiträge bringen. Das betont DGK-Präsident Prof. Dr. Michael Böhm (Klinik für Innere Medizin III, Universitätsklinikum des Saarlandes) auf einem Pressegespräch anlässlich der 76. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK). Von Donnerstag bis Samstag werden in Mannheim rund 7000 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern erwartet

Deutschlands Kardiologen bei Publikationen und Zitationen in Europa ganz vorne

Deutschlands Kardiologen produzieren in Europa die meisten Publikationen und werden am häufigsten in wissenschaftlichen Journalen zitiert und stehen anhand dieser Kriterien weltweit nach den USA an zweiter Stelle. "Dementsprechend soll durch die Gründung eines Deutschen Zentrums für Herz-Kreislauf-Forschung und eine Netzwerkbildung durch das BMBF diese Forschungsaktivität, wie es auch in anderen Disziplinen geplant wird, unterstützt werden", sagt der DGK-Präsident. "Das Deutsche Herzforschungszentrum soll in enger Verbindung mit den Universitäten und den exzellenten außeruniversitären Einrichtungen die Herz-Kreislaufforschung in Deutschland weiter verbessern. Die Ausschreibung erfolgt in den nächsten Monaten und wird ergebnisoffen ohne Festlegung auf Standort und Themenschwerpunkt von einem internationalen Gremium begutachtet werden."

Herz-Forschung gegenüber Neurowissenschaften und Onkologie relativ unterfördert

Grundsätzlich ist die Forschungsstruktur von effizient arbeitenden Forschungsinstitutionen abhängig, betont Prof. Böhm. "Die Gründung von "Gesundheitszentren" durch das BMBF hat dazu geführt, dass auch in der Kardiologie vermehrt über "An-Institute" an universitären Standorten diskutiert wurde. Die Notwendigkeit ergibt sich aus der relativen Unterförderung kardiovaskulärer Forschung gegenüber anderen Disziplinen wie der Neurowissenschaften und der Onkologie. Dem gegenüber stehen Erfolge der Kardiologie in der Reduzierung der Sterblichkeit des akuten Myokardinfarktes und dem größten Beitrag zur Verlängerung der Lebenszeit durch innovative kardiovaskuläre Prävention und Therapie."

DKG leistet bereits bei Nachwuchsarbeit wichtige Beiträge

Schon bei der Nachwuchsförderung leistet die DGK wichtige Beiträge, indem sie über Einladungen zu der Jahrestagung den studentisch wissenschaftlichen Nachwuchs fördert. Weiterhin gibt es innerhalb der Gesellschaft strukturierte Programme mit festen Budgets, die über Sachbeihilfen und Stipendien junge Wissenschaftler in ihrer Qualifikationsphase unterstützen.

Unterstützung bei der Einwerbung von Forschungsmitteln

Die DGK bietet auch spezielle Seminare an, um bei Einwerbung von Drittmitteln sowie Förderungen durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und andere Stiftungen zu unterstützen.


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Größtes deutsches Kardiologie-Portal ist mit aktuellen Top-News für Ärzte online

Mannheim, Donnerstag, 8. April 201 - "Mit unserem neuen Internet- Portal www.kardiologie.org kommt die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK) ihrer Verpflichtung nach, die Ärzteschaft über alle Innovationen im kardiovaskulären Umfeld auch online zu informieren", so Professor Dr. Eckart Fleck, geschäftsführender Herausgeber für die DGK. "Springer Medizin als erfahrener und führender Partner an unserer Seite macht es möglich, dass gesichertes Expertenwissen über neueste Entwicklungen zeitnah für 30.000 Fachleute in Klinik und Praxis abrufbar wird."

Das Kardiologie-Portal www.kardiologie.org ist seit März 2010 online und wird anlässlich der 76. Jahrestagung der DGK dem Fachpublikum vorgestellt. In Mannheim werden zwischen Donnerstag und Samstag rund 7000 aktive Teilnehmer aus 25 Ländern erwartet. Das Portal enthält neben den Inhalten der verschiedenen Springer Fachmedien unter anderem auch die DGK-Leitlinien oder DGK-Kommentare zu europäischen Leitlinien. Darüberhinaus gibt es acht neue Expertenräte, alle Experten kommen von der DGK. Außerdem nutzt das Portal die Stärken von Online durch Videos und andere interaktive Elemente.

Der nächste Schritt: Kommunikation und Wissenstransfer zwischen Ärzten und Patienten in Vorbereitung

Ergänzt wird das Kardiologie-Portal schon bald durch eine Anwendung für das iPad von Apple - ein Ausbauschritt der in Mannheim bereits präsentiert wird. Diese Anwendung unterstützt gezielt die Kommunikation und den Wissenstransfer zwischen Arzt und Patienten. In der Anwendung werden die kardiovaskulären Informationen für Ärzte mit einer für Patienten verständlichen medialen Aufbereitung verknüpft. Text, Bild, Online und Offline-Inhalte werden dabei nahtlos kombiniert und integriert.

Cardio News: Relaunch der führenden Kardiologie-Fachzeitung

Nachdem sich vor knapp einem Jahr die DGK und der Springer Medizin Verlag auf eine langfristige Kooperation geeinigt haben, wurde auch Cardio News, die führende Fachzeitung für Kardiologie, einem vollständigen Relaunch unterzogen. Seit der Januarausgabe 2010 zeigt sich Cardio News in überarbeitetem Konzept und entsprechend modernem Layout.

Die Cardio News ist mit einer Auflage von 30.000 das reichweiten- und umsatzstärkste Medium im Segment der kardiovaskulären Medizin und erscheint im 13. Jahrgang. Seit 2010 zeigt sie eine klare Gliederung in drei Teile (1. Aktuelles aus dem kardio-vaskulären Bereich und Gesundheitspolitik 2. Fortbildung 3. Wissenswertes, offizielle Gesellschaftsnachrichten, Tipps). Sie richtet sich an Kardiologen in Klinik und Praxis, an Kardiochirurgen und Internisten, aber auch an Allgemeinmediziner mit Schwerpunkt Herz/Kreislauf, Diabetologen, Neurologen, Nephrologen und Sportmediziner. Prof. Fleck: "Das Fachwissen der Zeitung schlägt die Brücke von der Wissenschaft zur Praxis."


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Preis für Wissenschaftsjournalismus 2010 der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie geht an Peter Overbeck

Mannheim, Donnerstag 8. April 2010 - Der diesjährige Preis für Wissenschaftsjournalismus der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK) geht an den Arzt und Medizinjournalisten Peter Overbeck, der für die Ärztezeitung unter anderem über kardiologische Themen berichtet. Verliehen wurde die Auszeichnung bei der 76. Jahrestagung der DGK, an der von Donnerstag bis Samstag in Mannheim rund 7000 Teilnehmer aus 25 Ländern teilnehmen.

"Er hat die Fähigkeit, den aktuellen Stand auch schwieriger Sachverhalte in Kardiologie und Innerer Medizin mit journalistischen Mitteln auf den Punkt zu bringen", begründete DGK-Präsident Prof. Dr. Michael Böhm in seiner Laudatio die Entscheidung für Preisträger Overbeck. "Seinen Kollegen und auch Lesern ist er ein gerne gesehener Berater über Inhalte und Resultate neuer und alter kardiovaskulärer Studien."

Der DGK-Preis für Wissenschaftsjournalismus wird jährlich "in Anerkennung einer sachgerechten, unabhängigen und kritisch-hinterfragenden Berichterstattung und Kommentierung von Themen der Herz-Kreislauf-Medizin" verliehen. Er ist mit 2.500 Euro dotiert und wird vom DGK-Vorstand vergeben, eine Eigenbewerbung ist nicht möglich.


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Sozial schwache Kinder profitieren besonders vom Schulsport
Besserer Sozialstatus schützt Jugendliche vor Fettleibigkeit

Mannheim, Donnerstag 8. April 2010 - Schülerinnen und Schüler mit höherem Sozialstatus und Bildungsniveau sind weniger oft übergewichtig und fitter als ihre sozial benachteiligten Altersgenossen. Schulkinder mit sozial schwächerem Hintergrund profitieren mehr von zusätzlichem Schulsport-Angebot. Das sind zwei wichtige Eckdaten einer aktuellen Studie der Universität Leipzig, die heute auf der 76. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK) präsentiert wurden. Von Donnerstag bis Samstag diskutieren in Mannheim rund 7000 Teilnehmer aus 25 Ländern aktuelle Entwicklungen aus allen Bereichen der Kardiologie.

Ein Viertel der Schulkinder ist übergewichtig

Übergewicht und Fettleibigkeit nehmen unter Schulkindern und Jugendlichen in den Industrieländern laufend zu, fast ein Viertel der europäischen Schulkinder ist bereits von überflüssigen Pfunden betroffen. Wissenschaftler der Universität Leipzig haben jetzt untersucht, ob sich zusätzlicher Schulsport an Gymnasien und Mittelschulen positiv auf körperliche Leistungsfähigkeit und Herzrisiko der Heranwachsenden auswirkt.

Dabei wurde an den beiden sächsischen Schulen, die an der Studie teilnahmen, auch erhoben, ob der soziale Status der Schüler - definiert durch die Schulzugehörigkeit und den Bildungsstatus der Eltern - einen Unterschied in Sachen körperliche Fitness macht. Tatsächlich war der durchschnittliche Body-Mass-Index bei Mittelschülern höher als bei Gymnasiasten, die Mittelschüler hatten auch einen höheren Körperfettanteil, berichtete in Mannheim Dr. Katharina Machalica (Leipzig): "Auch die koordinativen Fähigkeiten und die körperliche Fitness war bei den Mittelschülern nicht so gut ausgeprägt wie bei den Schülern des Gymnasiums."

Nach einem Jahr mit zusätzlichen Sportstunden in beiden Schultypen konnten die Mittelschüler signifikant ihren Körperfettanteil ab-, und dafür ihre Fitness aufbauen - bei den Gymnasiasten zeigten sich keine wesentlichen Veränderungen, ergab die Studie. Dr. Machalica: "Kinder mit einem schwächeren sozialen Hintergrund können also offenbar von zusätzlichem Schulsport profitieren."


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Weniger belastende Alternativen zur Herzklappen-Operation
Deutsches Aortenklappen-Register will wissen, wer profitieren kann

Mannheim, Donnerstag 8. April 2010 - Neue Herzklappen können jetzt auch über die Leistenarterie ("transfemoral") oder durch die Haut über die Herzspitze ("transapikal") implantiert werden, berichten Kardiologen und Herz-Chirurgen auf der 76. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung (DGK) in Mannheim. Damit stehen innovative, für Patienten wenig belastende Alternativen zur herkömmlichen Herzklappen-Operation mit Hilfe der Herz-Lungen-Maschine (HLM) zur Verfügung.

Bei der neuen Methode wird zunächst die alte Klappe mittels eines Ballons gedehnt, um Platz für die neue zu schaffen. Diese auf einem Katheter montierte Klappe wird anschließend implantiert. Derzeit stehen diese Verfahren allerdings nur Hochrisiko-Patienten - also meistens alten Menschen - zur Verfügung, denen eine Operation mittels HLM am offenen Herzen nicht zugemutet werden kann. "Die Anzahl dieser Eingriffe hat im letzten Jahr rasant zugenommen, und es ist zu erwarten, dass die Zahl weiter steil ansteigt", so Prof. Dr. Christian Hamm (Ärztlicher Direktor der Kerckhoff-Klinik, Herz- und Thoraxzentrum, Bad Nauheim).

Vertretbares Risiko - doch noch keine systematischen Daten verfügbar

Prof. Hamm: "Aus ersten Patientenserien und Registern ist zu erkennen, dass dieser Eingriff bei diesen Hochrisiko-Patienten mit vertretbarem Risiko durchgeführt werden kann. Systematische, kontrollierte Studiendaten fehlen allerdings bisher." Deshalb haben die deutschen Fachgesellschaften für Kardiologie und für Herzchirurgie ein Register ins Leben gerufen, um die notwendigen Daten zu erheben, die für eine Einschätzung dieser Therapieform erforderlich sind. "In diesem Register werden alle operativen oder Katheter-gestützten Verfahren des Aortenklappen-Ersatzes lückenlos und systematisch erfasst", berichtet Prof. Hamm. "Dabei wird zurückgegriffen auf die Pflichtdaten der gesetzlichen Qualitätssicherung sowie zusätzliche Informationen im Langzeitverlauf." Das Register wird im Frühsommer beginnen können und voraussichtlich die umfangreichsten Daten zum Aortenklappen-Ersatz und Aortenklappen-Implantation weltweit sammeln.

Mehr als 12.000 Aortenklappen-Operationen mit HLM pro Jahr

Die zunehmende Lebenserwartung in den westlichen Industriestaaten geht mit einer wachsenden Häufigkeit von degenerativen Verengungen der Herzklappen ("Aortenklappen-Stenosen") einher. Der operative Ersatz der Aortenklappe unter Zuhilfenahme der Herz-Lungen-Maschine gilt seit vielen Jahren als Goldstandard mit niedrigem Sterblichkeitsrisiko und wird deshalb auch im höheren Lebensalter angeboten. Mit mehr als 12.000 Eingriffen pro Jahr ist dies in Deutschland die häufigste Operation am Herzen. Die beiden Alternativverfahren sind insbesondere für Patienten geeignet, denen eine Operation am offenen Herzen nicht zuzumuten ist.

Die HLM ist ein medizintechnisches Gerät, das die Pumpfunktion des Herzens sowie die Lungenfunktion für einen beschränkten Zeitraum ersetzen kann. Dabei verlässt das Blut über ein Schlauchsystem den Körper, wird mit Sauerstoff angereichert und wieder zurückgeführt.

Raute

Kontakt:
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie (DGK)
Prof. Dr. Eckart Fleck, Berlin (Pressesprecher der DGK)
Christiane Limberg, Düsseldorf (Pressereferentin der DGK)
Tel.: 0211/600 692 - 61; Fax: 0211/600 692 - 67
E-Mail: limberg@dgk.org

Die DGK mit über 7.500 Mitgliedern, gegründet 1929, gehört zu den ältesten und bedeutendsten wissenschaftlichen Gesellschaften in Deutschland. Das Engagement für wissenschaftliche Innovationen, Aus- und Weiterbildung zeigt sich in der umfassenden Publikationsbreite von Zeitschriften und einer Zeitung, sowie zukünftig auch mit breiter elektronischer Basis für Fach-, aber auch allgemeines Publikum.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgk.org


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Christiane Limberg, 8. April 2010
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 10. April 2010