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EPIDEMIE/116: EHEC - Lehren aus der Krise (idw)


Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin / Kommunikation - 10.01.2012

EHEC - Lehren aus der Krise

Schnelle Diagnose, früh einsetzende neurologische Behandlung und wirksame Therapien


Berlin - Im Frühjahr 2011 infizierten sich in Deutschland 4794 (Robert Koch-Institut, Stand: 21.12.2011) Menschen mit dem Darmbakterium EHEC. Die meisten Patienten litten unter wässrigen bis blutigen Durchfällen. 852 entwickelten ein hämolytisch-urämisches Syndrom (HUS), eine Krankheit, bei der die Blutgefäße, die Blutzellen und die Nieren angegriffen werden. Rund die Hälfte davon musste künstlich beatmet werden, erlitt epileptische Anfälle, Sprachstörungen, Verwirrtheit oder Lähmungen.

Was Ärzte der NeuroIntensiv- und Notfallmedizin aus der EHEC-Krise für Therapie und Nachsorge gelernt haben, berichtet Professor Dr. med. Joachim Röther aus Hamburg auf einer Pressekonferenz in Berlin. Diese findet im Rahmen der Arbeitstagung der NeuroIntensiv- und Notfallmedizin (ANIM) am 18. Januar 2012 im Estrel Convention Center statt. Für ähnliche Epidemien fordern die Experten, Neurologen von Beginn an in die Behandlung einzubeziehen.

Neben den durch das Darmbakterium EHEC verursachten Durchfällen traten bei vielen Patienten schwere neurologische Begleiterscheinungen auf: "Menschen ohne jegliche Vorerkrankungen entwickelten plötzlich schwerste Symptome", berichtet Professor Dr. med. Joachim Röther, Chefarzt der Neurologischen Abteilung der Asklepios Klinik Altona in Hamburg. "Einige Betroffene konnten nicht mehr sprechen, sich nicht mehr bewegen." Etwa 50 Prozent der Patienten mit einem HUS zeigten neurologische Symptome, von diesen hatten 20 Prozent epileptische Anfälle. In der Therapie kombinierten die behandelnden Ärzte Blutwäsche, antiepileptische Medikamente und das neue Antikörperpräparat Eculizumab, dessen Wirksamkeit die Experten in der Rückschau unterschiedlich bewerten.

Nachuntersuchungen haben ergeben, dass die meisten Patienten wieder vollkommen gesund sind. "Bei fünf bis zehn Prozent haben wir jedoch bleibende neurologische Ausfallerscheinungen wie Bewegungs- und Sprachstörungen festgestellt", berichtet Professor Röther. "Insgesamt kann man sagen: Wir haben ein neues Krankheitsbild kennengelernt, das wir nun schneller diagnostizieren können, und wir wissen genauer, welche Therapien EHEC-Patienten helfen." Eine der Lehren aus der EHEC-Epidemie sei, dass die Neurologen möglichst frühzeitig bei der interdisziplinären Behandlung der EHEC-Patienten beteiligt werden sollten. Auch bei den Patienten, die nicht intensivmedizinisch betreut werden, müsse die Therapie Schwere und Verlauf neurologischer Erscheinungen berücksichtigen, ergänzt der Experte aus Hamburg.


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften
Medizin / Kommunikation - 10.01.2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Januar 2012