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RHEUMA/274: Neue Klassifikationskriterien für Rheuma-Erkrankung Lupus (idw)


Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. - 13.06.2018

Neue Klassifikationskriterien für Rheuma-Erkrankung Lupus Erythematodes besser erkennen & behandeln


Der systemische Lupus erythematodes (SLE) ist eine Autoimmunerkrankung, die in Deutschland etwa eine von tausend Frauen und einen von zehntausend Männern betrifft. Seine Symptome reichen von Hautveränderungen und Gelenkschmerzen bis hin zu lebensbedrohlichen Entzündungen -beispielsweise von Nieren oder Gehirn. Um Lupus-Patienten künftig noch schneller mit passenden Therapien helfen zu können, hat ein internationales Projektteam unter Leitung deutscher Rheuma-Experten neue Klassifikationskriterien für den SLE entwickelt und heute beim internationalen Jahreskongress der European League Against Rheumatism (EULAR) in Amsterdam vorgestellt.

Die Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) begrüßt den Vorstoß ausdrücklich: Eine frühe Diagnose und Behandlung stelle die bestmögliche medizinische Versorgung der SLE-Patienten sicher und bringe zudem Forschung und ärztliche Ausbildung in dem Bereich weiter voran, so die Experten der DGRh.

Die Vielfalt der möglichen Krankheitserscheinungen des SLE macht es für Ärzte schwer, Patientinnen und Patienten sicher und zügig zu erkennen. "Die bisherigen Klassifikationskriterien für den SLE waren bereits gut, hatten aber in der Empfindlichkeit und Genauigkeit Schwächen", sagt Professor Dr. med. Martin Aringer, Leiter der Rheumatologie an der Medizinischen Klinik und Poliklinik am Universitätsklinikum der Technischen Universität Dresden. Am Anfang jeder Behandlung steht eine ausführliche Untersuchung durch den behandelnden Arzt. Besteht der Verdacht, können Tests bestätigen, ob tatsächlich ein SLE vorliegt.

Drei entscheidende Änderungen der Klassifikationskriterien erleichtern es künftig, den SLE sicher zu erkennen. An erster Stelle steht nun ein Autoantikörpertest auf sogenannte anti-nukleäre Antikörper (ANA). Fast alle SLE-Patienten haben positive ANA - allerdings trifft das auch auf viele andere Menschen zu. Darüber, ob es sich tatsächlich um SLE handelt, entscheiden weitere Kriterien, die nun neu gewichtet wurden: Eine über eine Gewebeprobe der Niere festgestellte Nierenentzündung wiegt nun schwerer als ein nicht erklärtes Fieber. Und zuletzt: Kriterien dürfen nur gezählt werden, wenn es dafür keine bessere Erklärung gibt als den SLE. "Diese Verbesserungen entsprechen dem, was Experten schon viele Jahre intuitiv gemacht haben. Die neuen Klassifikationskriterien erhöhen die Sicherheit, dass eine Patientin wirklich an einem SLE leidet", sagt Aringer, der die Projektgruppe gemeinsam mit Sindhu Johnson, einer Forscherin aus Kanada, geleitet hat.

Beim SLE produziert das Immunsystem fehlerhafte Antikörper gegen körpereigene Bestandteile, sogenannte Autoantikörper. Antikörper schützen den gesunden Körper etwa bei Infektionen oder nach Impfungen gegen erneute Erkrankungen. Autoantikörper greifen hingegen den eigenen Körper, seine Organe und Gewebe an, indem sie Zellen zerstören und Entzündungen hervorrufen. Symptome des SLE können von Gelenkschmerzen und Fieber über Hautausschläge und Gelenkentzündungen bis zu schweren, lebensbedrohlichen Entzündungen in Niere oder Gehirn reichen. In jedem einzelnen Krankheitsfall können die Symptome in verschiedenen Kombinationen vorkommen und unterschiedlich ausgeprägt sein. "Gerade mit Blick auf die schwerwiegenden, mitunter lebensbedrohlichen Folgen des SLE ist es entscheidend, die Klassifikationskriterien weiter zu verfeinern", sagt DGRh-Experte Professor Dr. med. Thomas Dörner von der Charité, der als zweiter deutscher Rheumatologe zur Projektgruppe gehörte. Dies sei wichtig für die weitere Erforschung des SLE und erleichtere zudem die Ausbildung von Medizinstudenten und Ärzten in dem Bereich.


Abstract, EULAR 2018:
Topic: 16. SLE, Sjögren's and APS - clinical aspects (other than treatment)

Submission N°: EULAR18-3679
VALIDATION OF NEW SYSTEMIC LUPUS ERYTHEMATOSUS CLASSIFICATION CRITERIA
M. Aringer* 1, K. H. Costenbader 2, R. Brinks 3, D. Boumpas 4, D. Daikh 5, D. Jayne 6, D. Kamen 7, M. Mosca 8, R. Ramsey-Goldman 9, J. S. Smolen 10, D. Wofsy 5, B. Diamond11, S. Jacobsen 12, W. J. McCune 13, G. Ruiz-Irastorza 14, M. Schneider 15, M. B. Urowitz 16, G. Bertsias 17, B. Hoyer 18, N. Leuchten 1, C. Tani 8, S. Tedeschi 2, Z. Touma 16, B. Anic 19, F. Assan 20, T. M. Chan 21, A. E. Clarke 22, M. K. Crow 23, L. Czírják 24, A. Doria 25, W. Graninger 26, S. Hasni 27, P. Izmirly 28, M. Jung 22, B. Kiss 24, X. Mariette 20, I. Padjen 19, J. M. Pego-Reigosa 29, J. Romero-Díaz 30, I. Rúa-Figueroa 31, R. Seror 20, G. Stummvoll 10, Y. Tanaka 32, M. Tektonidou 4, C. Vasconcelos 33, E. Vital 34, D. J. Wallace 35, S. Yavuz 36, R. P. Naden 37, T. Dörner 38, S. R. Johnson 16

1 TU Dresden, Dresden, Germany,
2 Harvard Medical School, Boston, MA, United States,
3 Hiller Center for Research in Rheumatology, Düsseldorf, Germany,
4 University of Athens, Athens, Greece,
5 UCSF, San Francisco, CA, United States,
6 University of Cambridge, Cambridge, United Kingdom,
7 MUSC, Charleston, SC, United States,
8 University of Pisa, Pisa, Italy,
9 Northwestern University, Chicago, IL, United States,
10 Medical University of Vienna, Vienna, Austria,
11 Feinstein Institute, Manhasset, NY, United States,
12 Rigshospitalet, Copenhagen, Denmark,
13 University of Michigan, Ann Arbor, MI, United States,
14 UPV/EHU, Bizkaia, Spain,
15 Universität Düsseldorf, Düsseldorf, Germany,
16 University of Toronto, Toronto, Canada,
17 University of Crete, Heraklion, Greece,
18 UKSH, Kiel, Germany,
19 University Hospital, Zagreb, Croatia,
20 Université Paris Sud, Paris, France,
21 University of Hong Kong , Hong Kong, China,
22 University of Calgary, Calgary, Canada,
23 HSS, New York, NY, United States,
24 University of Pécs, Pécs, Hungary,
25 University of Padova, Padova, Italy,
26 Medical University of Graz, Graz, Austria,
27 NIAMS, NIH, Bethesda, MD,
28 NYU, New York, NY, United States,
29 University of Vigo, Vigo, Spain,
30 INCMNSZ, Mexico City, Mexico,
31 Hospital Dr Negrin, Las Palmas, Spain,
32 University of Occupational & Environmental Health, Kitakyushu, Japan,
33 University of Porto, Porto, Portugal,
34 University of Leeds, Leeds, United Kingdom,
35 Cedars-Sinai, Los Angeles, CA, United States,
36 Istanbul Bilim University, Istanbul, Turkey,
37 New Zealand Ministry of Health, Auckland, New Zealand,
38 Charité University, Berlin, Germany


Über die DGRh
Die DGRh ist mit mehr als 1.400 Mitgliedern die größte medizinisch-wissenschaftliche Fachgesellschaft in Deutschland im Bereich der Rheumatologie. Sie repräsentiert hierzulande seit 90 Jahren die rheumatologische Wissenschaft und Forschung und deren Entwicklung. Als gemeinnütziger Verein arbeitet die DGRh unabhängig und ohne Verfolgung wirtschaftlicher Ziele zum Nutzen der Allgemeinheit.


Weitere Informationen finden Sie unter
anna.voormann@dgrh.de
dgrh.de
priester@medizinkommunikation.org

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution524

*

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie e.V. - 13.06.2018
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 16. Juni 2018

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