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RHEUMA/227: Infektionen und Rheumaschübe bei Gelenkersatz-OP verhindern (DGRh)


Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) - 22. August 2012

Rheumaorthopädisches Komplikationsregister mit neuen Empfehlungen

Infektionen und Rheumaschübe bei Gelenkersatz-OP verhindern



Bochum - Etwa jeder vierte Patient mit entzündlich rheumatischen Erkrankungen erhält nach zehn Jahren Krankheitsdauer ein künstliches Gelenk. Doch vor allem bei Menschen mit Rheuma kommt es bei einer Gelenkersatz-Operation immer wieder zu Komplikationen. Denn Rheuma-Medikamente beeinflussen das körpereigene Abwehrsystem und steigern daher das Risiko für Wundheilungsstörungen und Infektionen. Werden sie jedoch abgesetzt, drohen schmerzhafte rheumatische Schübe. Für das Standardmedikament Methotrexat liegen verbindliche Empfehlungen zur Dosierung vor einer Operation vor - nicht jedoch für die neue Medikamentengruppe gentechnisch erzeugter Biologika. Die Deutsche Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh) hat daher das "rheumaorthopädische Komplikationsregister" gegründet. Auf der Kongress-Pressekonferenz am 20. September 2012 anlässlich des Jahreskongresses der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh) in Bochum stellen Experten erste Ergebnisse des Registers vor.

Neue Medikamente wie etwa Biologika, aber auch die mittlerweile konsequente Anwendung der klassischen Basistherapeutika, haben den Krankheitsverlauf bei Patienten mit entzündlichem Rheuma deutlich verbessert. "Rheumatische Entzündungen der Gelenke verlaufen weniger aggressiv als noch vor zehn Jahren", erklärt Privatdozent Dr. med. Klaus Schmidt, Kongresspräsident der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie (DGORh). Wucherndes Gewebe zerstöre jetzt seltener mehrere Gelenke gleichzeitig, so dass Ärzte es nur noch bei etwa zehn Prozent der Patienten operativ oder mittels radioaktiver oder chemischer Substanzen entfernen müssten, sagt der stellvertretende ärztliche Direktor der Klinik für Orthopädie, Unfallchirurgie und Rheumaorthopädie am Katholischen Krankenhaus Dortmund-West. Noch vor zehn Jahren erfolgten diese Eingriffe mehr als doppelt so häufig. Der operative Gelenkersatz wurde somit zur häufigsten rheumaorthopädischen Eingriffsart. "Gerade dieser Eingriff führt bei Rheuma-Patienten häufiger zu Komplikationen."

Grund hierfür ist, dass Rheuma-Medikamente das Immunsystem unterdrücken, um schmerzhafte Entzündungen der Gelenke zu reduzieren. Doch das stört die Wundheilung nach der Operation. Deshalb galt lange Zeit, Rheuma-Medikamente vor einem Eingriff abzusetzen. Dies führte jedoch zu Rheumaschüben, die Gelenke und Gewebe zusätzlich schädigen. "Mittlerweile empfehlen wir, das klassische Basistherapeutikum Methotrexat bei den meisten Operationen weiter einzunehmen", erläutert Schmidt. Bei Biologika sei die Datenlage noch unsicher: "Daher gilt bislang die Empfehlung diese vor Operationen abzusetzen, selbst wenn das erneut Rheumaschübe verursacht", so der Experte im Vorfeld des DGRh-Kongress.

Um zeitnah Behandlungsempfehlung für Biologika zu erarbeiten, hat die DGORh im vergangenen Jahr das rheumaorthopädische Komplikationsregister eingerichtet. Beteiligt daran sind derzeit vier Krankenhäuser, mit jährlich bis zu 500 Operationen bei Patienten mit rheumatoider Arthritis. "Nach vollständiger Auswertung können wir auch für Biologika verbindliche Empfehlungen aussprechen und somit Rheumaschübe und schwerwiegende Infektionen bei Operationen vermeiden", prognostiziert Schmidt. Auf der Pressekonferenz anlässlich des Jahreskongresses der DGRh am 20. September 2012 in Bochum stellt Schmidt das Komplikationsregister vor und berichtet über erste Ergebnisse.


Unter dem Begriff Rheuma fassen Experten mehr als 100 verschiedene entzündliche Erkrankungen des Bewegungsapparates zusammen. Auch die verschleißbedingten Krankheiten wie Arthrose zählen zum sog. "rheumatischen Formenkreis". Menschen jeden Alters sind von diesen oft schweren, schmerzhaften und vielgestaltigen Erkrankungen betroffen: Etwa 1,5 Millionen Deutsche leiden allein an einer entzündlich-rheumatischen Erkrankung. Durchschnittlich dauert es 13 Monate bis Betroffene mit einer rheumatoiden Arthritis zu einem Rheumatologen gelangen und dort Hilfe finden.

Terminhinweis:

40. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
mit der 26. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Orthopädische Rheumatologie
und der 22. Jahrestagung der Gesellschaft für Kinder- und Jugendrheumatologie
19. bis 22. September 2012, RuhrCongress Bochum

Das Kongressprogramm und weiterführende Informationen finden Interessierte im Internet unter:
www.dgrh-kongress.de

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Quelle:
Deutsche Gesellschaft für Rheumatologie (DGRh)
Kongress-Pressestelle, Kathrin Gießelmann/Christina Seddig
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart
Telefon: 0711 8931-981 bzw. -442, Fax: 0711 8931-167
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veröffentlicht im Schattenblick zum 23. August 2012