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LEBER/107: Forschung - Neue Impfstoffstrategie gegen Hepatitis C (idw)


Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland - 02.09.2011

Neue Impfstoffstrategie gegen Hepatitis C


David Klatzmann vom Labor für Immunologie, Immunopathologie und Immunotherapie (CNRS/UPMC/Inserm) koordiniert eine europäische Studie, deren Ziel darin besteht, einen wirksamen Impfstoff gegen Hepatitis C zu entwickeln. Den Forschern ist es zum ersten Mal gelungen, Breitband-Antikörper gegen Hepatitis C im Tier zu produzieren. Die Ergebnisse wurden am 3. August 2011 in der internationalen Fachzeitschrift Science Translational Medicine [1] veröffentlicht und ebnen den Weg für die Entwicklung eines neuen Impfstoffs gegen Hepatitis C und allgemeiner für eine neue Technologie zur Entwicklung von Impfstoffen gegen andere Infektionskrankheiten (HIV, Denguefieber, ...).

Die Infektion durch den Hepatitis-C-Virus (HCV) stellt für das Gesundheitswesen ein großes Problem dar: Weltweit sind 200 Millionen Menschen chronisch infiziert und in ein paar Regionen sind sogar 10 bis 30% der Bevölkerung betroffen. Jährlich sterben 50.000 Menschen an den Folgen der Hepatitis C (Leberschaden, Leberkrebs ...). Es gibt derzeit Antivirusbehandlungen, die jedoch sehr teuer und in südlichen Ländern schwer zu bekommen sind. Bis heute gibt es keinen Impfstoff, um dieser Infektion vorzubeugen.

Die Forscher um David Klatzmann haben eine neue Technologie entwickelt, die auf der Verwendung von Pseudo-Partikeln basiert. Diese Partikel ähneln Viruspartikeln, sind jedoch harmlos, da sie kein genetisches Material enthalten und sich somit nicht vermehren können. Bei dieser neuen Technologie werden chimäre Partikel (chimäre virus-like particles - CVLP) hergestellt, das heißt, dass sie aus Partikeln zwei verschiedener Viren gebildet werden. Im beschriebenen Fall setzen sich die Pseudo-Partikel aus einem Maus-Retrovirus, umhüllt von einem HCV-Protein zusammen. Nach einer Impfung mit diesen Pseudo-Partikeln haben die Forscher zum ersten Mal bei Mäusen und Makaken die Produktion von HCV neutralisierenden Antikörpern beobachtet. Diese neutralisierenden Antikörper gelten als wichtigste Botenstoffe (Mediatoren) der Immunität für die meisten beim Menschen angewandten Impfungen.

In diesem Fall erwiesen sich diese sogar als Breitband-Antikörper, das heißt, dass sie nicht nur einen Virustyp, sondern eine Vielzahl von HCV-Stämmen neutralisieren. Bis jetzt waren alle Versuche der Produktion von Breitband-Antikörpern gescheitert.

Diese Arbeiten wurden vom französischen Forschungsinstitut für Aids und Hepatitis (ANRS) und durch den europäischen Forschungsvertrag "CompuVac" (gefördert im Rahmen des 6. Forschungsrahmenprogramms) unterstützt. Insgesamt waren 18 europäische Partner an diesem Projekt beteiligt, unter anderem das französische Zentrum für wissenschaftliche Forschung (CNRS), die Universität Pierre und Marie Curie, die Hochschule zur Ausbildung von Lehrern an höheren Schulen (ENS) in Lyon, das Pasteur Institut, die Behörde für Atomenergie und alternative Energien (CEA), das französische Institut für Gesundheit und medizinische Forschung (Inserm), die Universität Claude Bernard - Lyon 1 und das Unternehmen Epixis.


Kontakt:
David Klatzmann, Forscher am Inserm
E-Mail: david.klatzmann@upmc.fr

[1] Originalpublikation:
"A Prime-Boost Strategy Using Virus-Like Particles Pseudotyped for HCV Proteins Triggers Broadly Neutralizing Antibodies in Macaques"
Science Translational Medicine - 03.08.2011
http://stm.sciencemag.org/content/3/94/94ra71

Quelle:
Pressemitteilung des Inserm - 04.08.2011
http://www.inserm.fr/espace-journalistes/hepatite-c-une-nouvelle-piste-vaccinale

Redakteurin:
Claire Cécillon
claire.cecillon@diplomatie.gouv.fr

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution688


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Wissenschaftliche Abteilung, Französische Botschaft in der Bundesrepublik Deutschland
Marie de Chalup, 02.09.2011
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. September 2011