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INFEKTION/1897: Post-Covid - Je älter, desto länger betroffen (SHÄB)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 4, April 2023

Post-Covid: Je älter, desto länger betroffen

von RED/PM


WIDO-REPORT. Nach jüngsten Zahlen der AOK Nordwest sind in Schleswig-Holstein mehr als 1.000 Beschäftigte betroffen. Die Ausfallzeiten sind lang - im Durchschnitt 26 Tage. Besonders in der Kindererziehung, Altenpflege und im Gesundheitswesen ist Post-Covid ein Problem.


Seit Pandemiebeginn sind in Schleswig-Holstein mehr als 45.200 durchgängig erwerbstätige AOK-Versicherte mindestens einmal im Zusammenhang mit einer Covid-Erkrankung in ihrem Unternehmen ausgefallen. Davon waren bis Dezember 2022 insgesamt 1.050 Beschäftigte von einer Post-Covid-Erkrankung betroffen. Das geht aus einer aktuellen Auswertung des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) hervor.

Danach erreichten nach mehreren Auf- und Abwärtsbewegungen sowohl akute als auch Post-Covid-Erkrankungen im Frühjahr 2022 ihren vorläufigen Höhepunkt. "Im bisherigen Verlauf der Pandemie sind nur vergleichsweise wenige Beschäftigte wegen Post-Covid krankgeschrieben worden. Diese relativ wenigen Betroffenen haben aber lange AU-Zeiten von durchschnittlich 26 Tagen", sagte der AOK-Vorstandsvorsitzende Tom Ackermann. Post-Covid-Erkrankungen werden als Arbeitsunfähigkeit dokumentiert, wenn die Beschwerden länger als zwölf Wochen nach Beginn der Covid-Infektion vorhanden sind und nicht anderweitig erklärt werden können.


Ältere Beschäftigte länger von Arbeitsausfall durch Covid betroffen

Die AOK-Analysen zeigten zudem, dass die Arbeitsunfähigkeitsdauer von Beschäftigten, die von Covid-Erkrankungen betroffen sind, mit zunehmendem Alter deutlich ansteigt. Das gilt sowohl für Akut- als auch für Post-Covid-Erkrankungen. Während unter 30-Jährige Beschäftigte im Mittel 6,7 Tage aufgrund einer akuten und 16,3 Tage aufgrund einer Post-Covid-Erkrankung arbeitsunfähig geschrieben wurden, fielen Berufstätige ab 60 Jahren durchschnittlich 10,3 Tage beziehungsweise 38 Tage aus. Über alle Beschäftigten hinweg waren bei akuten Covid-Erkrankungen durchschnittlich 8,4 Ausfalltage zu verzeichnen, bei Post-Covid-Erkrankungen durchschnittlich 26,5 Tage.


Am stärksten von Long-Covid betroffen: Berufe in der Kindererziehung

Laut Analyse des WIdO waren Berufe in der Sozialverwaltung und -versicherung in Schleswig-Holstein im bisherigen Verlauf der Pandemie am stärksten von akuten Covid-Erkrankungen betroffen (30.502 Erkrankte je 100.000 Beschäftigte). Bei Post-Covid-Erkrankungen liegt diese Berufsgruppe mit 563 Erkrankten je 100.000 Beschäftigte jedoch nur auf dem zehnten Platz.

Den ersten Rang bei Post-Covid-Erkrankungen nehmen die Beschäftigten der Berufe in der Kinderbetreuung und -erziehung ein mit 1.035 Erkrankten je 100.000 Beschäftigte, gefolgt von den Berufen in der Altenpflege (844 Erkrankte je 100.000 Beschäftigte) und den Berufen in der Gesundheits- und Krankenpflege (754 Erkrankte je 100.000 Beschäftigte.

Besonders viele Arbeitsausfälle wegen akuter Covid-Diagnosen gab es zudem in Berufen der pharmazeutisch-technischen Assistenz (30.099 Erkrankte je 100.000 Beschäftigte), unter Medizinischen Fachangestellten (29.677 Erkrankte je 100.000 Beschäftigte), Berufe in der Kinderbetreuung und -erziehung (28.155 Erkrankte je 100.000 Beschäftigte) und Berufe in der Physiotherapie (25.492 Erkrankte je 100.000 Beschäftigte). "Es fällt auf, dass die Berufsgruppen, die am stärksten von akuten Covid-Erkrankungen betroffen waren, in der Folge nicht unbedingt die meisten Post-Covid-Ausfälle zu verzeichnen hatten", gab Ackermann zu bedenken.

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Hilfe für Betroffene

Mit dem "Long-Covid-Coach" unterstützt die AOK Nordwest Menschen, die von Long-Covid oder Post-Covid betroffen sind. Das Angebot ist für alle Interessierten unter www.aok.de/long-covid kostenfrei verfügbar und soll Patienten, aber auch deren Angehörigen beim Umgang mit der Erkrankung helfen. Die Informationen im Long-Covid-Coach sind in Zusammenarbeit mit Expertinnen und Experten des Universitätsklinikums Heidelberg und der Rehaklinik Heidelberg-Königstuhl entwickelt worden. Darüber hinaus informiert der Long-Covid-Coach darüber, wo Betroffene Hilfe und eine bestmögliche Versorgung ihrer Erkrankung erhalten können.
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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt Nr. 4, April 2023
76. Jahrgang, Seite 23
Herausgeber: Ärztekammer Schleswig-Holstein
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
Telefon: 04551/803-0, Fax: 04551/803-101
E-Mail: info@aeksh.de
Internet: www.aeksh.de
 
Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.

veröffentlicht in der Online-Ausgabe des Schattenblick am 5. Mai 2023

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