Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung - 26.05.2020
Ohnmacht: Warnhinweis besonders für Herzpatienten
Kurze Bewusstlosigkeit (Synkope) kann Anzeichen für gefährliche Herzrhythmusstörungen sein
Die Umgebung verschwimmt, Geräusche verschwinden wie hinter Watte, und
Augenblicke später kommt es zu Bewusstlosigkeit: Eine plötzliche Ohnmacht
kann auch gesunde Menschen treffen. Viele Ohnmachten haben harmlose
Ursachen wie Kreislaufregulationsstörungen und sind unangenehm,
beeinträchtigen die Lebenserwartung jedoch nicht. Insbesondere
Herzpatienten sollten aber solche Synkopen, wie die vorübergehende
Ohnmacht medizinisch genannt wird, immer ärztlich abklären lassen. Denn
dahinter können lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen stecken. "Man muss
wissen, dass eine Ohnmacht erstes Anzeichen eines drohenden plötzlichen
Herztods sein kann. Daher sollte der Patient unbedingt einen
spezialisierten Arzt aufsuchen, der ihn gründlich untersucht, ob ein
Risiko für bösartige Herzrhythmusstörungen vorliegt, die einen
Herz-Kreislauf-Stillstand auslösen können", sagt der Kardiologe Prof. Dr. med.
Wolfgang von Scheidt vom Wissenschaftlichen Beirat der Deutschen
Herzstiftung. Je nach Befund kann die Implantation eines
Herzschrittmachers (z. B. bei langsamen Herzrhythmusstörungen) oder eines
Defibrillators (bei "bösartigen", schnellen Rhythmusstörungen der
Herzkammer) notwendig sein. Über mögliche Ursachen, die Entstehung und
Folgen von Synkopen informiert der Experten-Beitrag "Kurzzeitig der Welt
entrückt", der über https://www.herzstiftung.de/Beitrag-HERZ-heute
heruntergeladen werden kann. Der Artikel ist der aktuellen Ausgabe der
Herzstiftungs-Zeitschrift HERZ heute entnommen, die als Probeexemplar
telefonisch über 069 955128-400 oder per E-Mail an
Für unsere Hirntätigkeit - und damit unser Bewusstsein - ist es erforderlich, dass das Gehirn kontinuierlich durchblutet und somit mit Sauerstoff und Nährstoffen versorgt wird. Fällt der Blutdruck etwa beim systolischen (oberen) Wert unter 70 mmHg, wird das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet, wir werden ohnmächtig. Häufig steckt eine Fehlregulation des Kreislaufs dahinter. Bei Menschen, die zu Synkopen neigen, stellen sich die Blutgefäße plötzlich weit, sodass der Blutdruck abfällt und das Gehirn nicht mehr ausreichend durchblutet wird. Mögliche Auslöser sind langes Stehen, Hitze oder auch der Aufenthalt in stickigen Räumen. Solche "Reflexsynkopen" treten häufig bei jungen, herzgesunden Menschen auf und gelten als harmlos. "Bedenklicher sind Synkopen, die durch eine Schädigung des Nervensystems, beispielsweise bei Diabetes Mellitus oder Nierenfunktionsstörungen, entstehen", warnt der Direktor der I. Medizinischen Klinik am Universitätsklinikum Augsburg. "In diesen Fällen muss der Arzt die Ursache abklären und gegebenenfalls die Medikation anpassen."
Als besonders gefährlich gelten Synkopen, die durch Funktionsstörungen des Herzens ausgelöst werden. Herzpatienten sollten eine vorübergehende Ohnmacht daher unbedingt ärztlich abklären lassen. "Die Frage, ob einer Synkope eine Erkrankung des Herzens zugrunde liegt, wird typischerweise mit einer Ultraschalluntersuchung des Herzens geklärt", sagt von Scheidt. Damit lasse sich eine Herzmuskelschwäche, erlittene Herzinfarkte, Klappenfehler oder auch ein Lungenhochdruck rasch erkennen, so der Kardiologe. Liegen der Synkope hingegen Herzrhythmusstörungen zugrunde, helfen ein Langzeit-EKG oder ein Ereignisrekorder, die Störung zu erkennen. Insbesondere die Kammertachykardie, bei der sich die Herzkammern viel zu schnell zusammenziehen und so eine normale Versorgung des Kreislaufs verhindern, ist unmittelbar lebensbedrohlich. Angehörige von Herzpatienten sollten daher umgehend die 112 wählen und gegebenenfalls mit der Wiederbelebung beginnen, falls der oder die Betroffene nicht kurzfristig aus der Ohnmacht erwacht. Infos zur Laien-Wiederbelebung: in Zeiten der Corona-Krise unter: https://www.herzstiftung.de/reanimation-in-coronazeiten.html
Wird die Herzrhythmusstörung als Ursache der Bewusstlosigkeit erkannt, setzen Ärzte den Betroffenen meist einen Defibrillator ein. Dieser erkennt lebensbedrohliche Herzrhythmusstörungen und kann im Ernstfall durch die Abgabe eines Elektroschocks den Herzschlag normalisieren.
Auch bei langsamen Herzrhythmusstörungen können Synkopen neben
Schwindelattacken und einer verminderten Leistungsfähigkeit auftreten. Die
Beschwerden führen deutlich seltener zum plötzlichen Herztod und lassen
sich durch einen Herzschrittmacher beseitigen. Von einem langsamen
Herzschlag spricht man, wenn der Puls bei unter 40 Schlägen pro Minute
liegt. Das muss nicht krankhaft sein. Leistungssportler haben infolge
ihres körperlichen Trainings einen niedrigen Puls. Der niedrige Puls kann
aber auch durch Medikamente oder durch kurzfristig heilbare Erkrankungen
(z. B. Schilddrüsenunterfunktion) verursacht sein.
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SYNKOPE: DIE MEDIZINISCHE DEFINITION
Unter einer "Synkope", einer kurzfristigen Ohnmacht, versteht man
einen plötzlich oder rasch eintretenden, nur kurz anhaltenden und von
selbst wieder aufhörenden Verlust des Bewusstseins aufgrund einer
zeitweiligen Minderdurchblutung des Gehirns. Dies geht einher mit
einem Verlust der Körperhaltung, etwa einem Hinstürzen aus dem Stehen
oder Zusammensacken in sitzender Ausgangsposition. Der Arzt muss eine
Synkope von anderen Ursachen eines kurzfristigen Bewusstseinsverlusts
abgrenzen, beispielsweise von einem epileptischen Anfall oder
Unterzucker. Ebenso muss er klären, ob es sich tatsächlich um einen
kurzen Bewusstseinsverlust gehandelt hat oder lediglich um einen Sturz
ohne Verlust des Bewusstseins.
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Ohnmacht: Warnhinweis besonders für Herzpatienten
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*
Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Herzstiftung e.V./Deutsche Stiftung für Herzforschung - 26.05.2020
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E-Mail: service@idw-online.de
veröffentlicht im Schattenblick zum 3. Juni 2020
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