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HERZ/576: Hoffnung für Patienten nach Herzinfarkt - Forscher tüftelt an neuen Therapien (idw)


Universität Rostock - 23.08.2012

Rostocker Forscher tüftelt an neuen Therapien

Hoffnung für Patienten nach Herzinfarkt



Gibt es bald eine neue Therapiemöglichkeit für Patienten nach Herzinfarkt? Eine international besetzte Arbeitsgruppe von Wissenschaftlern, die von Professor Gustav Steinhoff, Direktor der Rostocker Klinik für Herzchirurgie, geleitet wird, forscht seit sieben Jahren daran, wie das Herz nach einem Infarkt durch magnetgesteuerte Gen-Nanopartikel generiert werden kann. In der aktuellen Ausgabe der internationalen Fachzeitschrift PL0S-one berichten die Forscher über die erfolgreiche Magnetsteuerung von Gen-beladenen Nanopartikeln ins Herz.

"Der klinische Rahmen ist abgesteckt", bilanziert Prof. Steinhoff. Ein jetzt erfolgreich abgeschlossener Tierversuch an Ratten lässt den Arzt hoffen, dass es in den nächsten Jahren eine weitere Therapie nach Herzinfarkt geben wird. "Mit Hilfe eines Magneten, der Ratten implantiert wurde, gelang es den Forschern Gen-Nanopartikel dort hinzubringen, wo der Infarkt ist", schildert Prof. Steinhoff. "So konnten wir das Wachstum von Gefäßen in Gang setzen und die Durchblutungsstörung des Herzens beheben".

Das wird möglich durch in Rostock entwickelte spezielle magnetische Nanopartikel, die mit einem Wachstumsgen zur Gefäßneubildung beladen wurden. Im Klartext: Die Ärzte haben die Gene genau dorthin transportiert, wo der Herzinfarkt ist. "Das ist ein lokales Problem und entsprechend muss die Therapie mit ausgefeilter Technik ausgerichtet werden", so die Erkenntnis des Rostocker Experten. Der Erfolg: Diese spezielle Methode bewirkte im Tierversuch eine deutliche Verbesserung der Herzfunktion. "Derzeit ist diese neue Technik noch in einem frühen vorklinischen Entwicklungsstadium", berichtet Prof. Steinhoff. Die Herausforderung: Die magnetgesteuerten Gen-Nanopartikel, die den Patienten eingespritzt werden sollen, müssen möglichst auch im Herzen ankommen. Die Lösung dafür scheint ein spezieller Magnet zu sein. "Der Wirkungsmechanismus im Tierversuch ist vielversprechend", sagt Prof. Steinhoff. Derzeit werden Nebenwirkungen untersucht, um die Sicherheit für die Therapie zu gewährleisten.

Seit mehr als 20 Jahren forscht Professor Steinhoff außerdem daran, wie patienteneigene Stammzellen Herzkrankheiten heilen können. Unumstritten ist: Die Stammzellen regen die Regeneration des geschädigten Herzens an und steigern die Funktionsfähigkeit. 2001 behandelte er weltweit zum ersten Mal einen Patienten mit dieser Methode. Inzwischen haben klinische Studien gezeigt, dass diese kardiale Stammzelltherapie langfristig die Herzfunktion und das Wohlbefinden der Patienten verbessert. "Die Behandlung mit Stammzellen ist ein Weg, um für Patienten nach Herzinfarkt das Leben lebenswerter zu machen", sagt Prof. Steinhoff. Doch damit will sich der Mediziner nicht zufrieden geben. Er ist auf der Suche nach einem zweiten Weg, um eine punktgenaue Zieltherapie einzusetzen, wenn es um die Behandlung bestimmter Regionen am Herzen geht. Und genau diese Möglichkeit eröffnet sich nach Auffassung von Prof. Steinhoff durch magnetgesteuerte Gen-Nanopartikel. "Die setzen in der Zelle Stoffe frei, die therapeutisch wirksam werden können". Ziel der Forscher ist es, wie Prof. Steinhoff sagt, "dass sich die Lebensqualität und Lebenserwartung von Menschen nach Herzinfarkt deutlich verbessert bzw. erhöht."

In Deutschland erleiden jährlich etwa 250.000 Menschen einen Herzinfarkt. Über zwanzig Prozent der Betroffenen versterben. Bislang gibt es außer der von Prof. Steinhoff entwickelten Stammzelltherapie keine andere medizinische Methode, die die Erholung des Herzens unterstützt.


Prof. Dr. med. Gustav Steinhoff
Direktor
Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie
und Referenz- und Translationszentrum
für kardiale Stammzelltherapie
Universitätsmedizin Rostock
Schillingallee 35
18057 Rostock
Mail: gustav.steinhoff@uni-rostock.de

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Prof. Dr. Gustav Steinhoff

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universität Rostock, Ingrid Rieck, 23.08.2012
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veröffentlicht im Schattenblick zum 25. August 2012