Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → KRANKHEIT

HERZ/543: Herbsttagung 2011 der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (1) (idw)


Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung
Pressemitteilungen vom 6. Oktober 2011

Vom 6. - 8. Oktober 2011 findet in Düsseldorf die Herbsttagung der Deutschen Gesellschaft für Kardiologie (DGK) statt


→ Stärkere Förderung von Fortbildung, Forschung und Nachwuchs
      soll künftige Herz-Versorgung absichern
→ Herzrhythmus-Störungen - Nicht-medikamentöse Therapien wirken besser

Raute

Stärkere Förderung von Fortbildung, Forschung und Nachwuchs soll künftige Herz-Versorgung absichern

"Die Förderung des Nachwuchses in der Kardiologie, der Forschung und der konsequenten Fortbildung sind deutliche Schwerpunkte der Aktivitäten der DGK", sagt deren Präsident Prof. Dr. Georg Ertl (Würzburg) bei der Auftakt-Pressekonferenz der Herbsttagung der DGK und Jahrestagung der Arbeitsgruppe Rhythmologie in Düsseldorf. Prof. Ertl: "Die Fortschritte in der Kardiologie sind beeindruckend, und es ist von zentraler Bedeutung, dass neue Methoden und Erkenntnisse kompetent umgesetzt werden, damit möglichst viele Patienten davon profitieren können."

Prof. Dr. Meinrad Gawaz (Tübingen), Präsident der Herbsttagung : "Es hat sich in den letzten Jahren vieles an neuen Möglichkeiten ergeben. Diese Vielfalt macht qualitativ hochwertige Fortbildung erforderlich, damit die Kliniker nicht den Überblick verlieren."

CardioLive-Programm: Via Internet innovative Therapiemethoden kennen lernen

In der Fortbildung spielen Internet-basierte Fortbildungsprogramme eine immer wichtigere Rolle: Bei insgesamt 20 "Live Case-Sitzungen", die im Rahmen des CardioLive-Programms gemeinsam mit befreundeten Fachgesellschaften wie den Herzchirurgen und den Kinderkardiologen durchgeführt werden, können sich Kongressbesucher über den Monitor anhand konkreter Fallbeispiele mit den neuesten Therapiemethoden vertraut machen. "Die Tagung wird damit Workshop-orientierter", sagt Prof. Dr. Meinrad Gawaz. Ein wichtiger Beitrag dazu ist die Einbindung von Live-Demonstrationen aus interventionell-kardiologischen Zentren. Diese gibt Kardiologen, aber auch Internisten und Ärzten anderer Fachrichtungen die Möglichkeit, sich über neue Möglichkeiten und Methoden der interventionellen Kardiologie zu informieren. Prof. Gawaz: "Damit verlassen wir den Bereich der traditionellen Fortbildung. Vielmehr können die Kollegen live miterleben, wie diese Methoden in den verschiedenen Zentren angewandt werden. Sie sehen, was heute alles möglich ist und bekommen dabei auch die Gelegenheit, interaktiv mit jenen Spezialisten zu diskutieren, die diese neuen Methoden anwenden und weiterentwickeln."

Einen weiteren Schwerpunkt werden in diesem Jahr die antithrombotischen Therapien bilden.

Kooperation zwischen Grundlagenforschung und Praxis fördern

Auch für die Vermittlung von Grundlagenforschung ist im Programm der Herbsttagung gesorgt, unter anderem geht es dabei um Genetik und Molekularbiologie kardiovaskulärer Erkrankungen, myokardiale Funktion und Energetik, zelluläre Elektrophysiologie und Stammzellen. Prof. Gawaz: "Ein Ziel der Herbsttagung ist es, klinische Kardiologen und kardiologisch interessierte Wissenschaftler zusammenzubringen und der Grundlagenforschung die Möglichkeit zu geben ihre Ergebnisse im großen Rahmen zu präsentieren. Die "basic science" dreht sich ja um genau die Fragen, mit denen wir in der Klinik tagtäglich konfrontiert sind. Diese Fragen werden im Labor quasi nachgearbeitet, mit dem Ergebnis, dass sich daraus auch wieder neue Implikationen für die Klinik ergeben." Außerhalb des Kongresses bietet die Akademie der DGK insgesamt 116 Kurse an, die im Vorjahr von 3000 Teilnehmern besucht wurden.

Nachwuchsförderung in der Herz-Medizin hat zentralen Stellenwert

"Von absolut zentraler Bedeutung ist für die DGK die Nachwuchsförderung, um die kardiologische Forschung und Versorgung auch für die Zukunft zu sichern", so DGK-Präsident Prof. Ertl. "Die Bereitschaft, in die kardiologische Forschung zu gehen, sinkt allerdings stetig und Fördermittel und Stipendien werden nicht genützt." Eine Reihe von attraktiven Angeboten soll das ändern: Zum Beispiel Forschungstipendien, das bewährte Förderprogramm zum Start in eine Forschungskarriere. Aber auch das Nachwuchsförderprogramm Grundlagen der Herz-Kreislauf-Forschung zur Förderung von Nachwuchs-Wissenschaftlern in der klinisch-experimentellen Forschung mit dem Berufsziel "Physician Scientist". Gegründet wurde auch die Arbeitsgruppe "Cardiologists of Tomorrow" für DGK-Mitglieder unter 35 Jahren und noch nicht abgeschlossener kardiologische Facharztausbildung. Die Tagungen der DGK, so Tagungspräsident Prof. Gawaz, "bieten da eine ideale Gelegenheit, zusammenzukommen, Erfahrungen auszutauschen und gemeinsame Strategien zu entwickeln."

Die DGK hat derzeit rund 8000 Mitglieder. Von den Neuzugängen sind mehr als ein Drittel unter 35 Jahre, was den hohen Attraktivitätsgrad der DGK auf junge Kardiologen zeigt.

Stipendien und Preise zur Förderung der Forschung

Die DGK möchte mit dem Otto Hess-Stipendium ab 2012 experimentelle und klinische Promotionen fördern, mit dem Ziel Studierende der Medizin für die klinische Forschung und Grundlagenforschung in der Medizin zu begeistern. Prof. Ertl: "Zu diesem Zweck werden pro Jahr vorerst bis zu zehn Jahresstipendien mit 500 Euro pro Monat vergeben." Auf der Herbsttagung 2011 werden außerdem zwei neue Preise verliehen: das Inge Edler-Forschungsstipendium und das Oskar-Lapp-Forschungsstipendium. Die Oskar Lapp-Stiftung hat zusätzlich zum Forschungspreis ein Stipendium ausgelobt, das bei maximal zwei Jahren Laufzeit 20.000 Euro jährlich umfasst.

Nachwuchsförderung in der Kardiologie soll aber auch Gender-Gesichtspunkte berücksichtigen. "60 bis 70 Prozent der Medizinstudenten sind Frauen, deren Lebensplanung sich häufig von der männlicher Bewerber unterscheidet. Darauf muss sich die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie insgesamt und mit ihren Förderprogrammen einstellen", so der DGK-Präsident.


*


Herzrhythmus-Störungen - Nicht-medikamentöse Therapien wirken besser

Herzrhythmus-Störungen können höchst unangenehm und im schlimmsten Fall sogar lebensbedrohlich sein. Neue Behandlungsmethoden bringen in vielen Fällen nicht nur eine Besserung, sondern sogar die Chance auf Heilung. Das berichtet Prof. Dr. J. Christoph Geller (Bad Berka), Präsident der Jahrestagung der Arbeitsgruppe Rhythmologie in Düsseldorf.

Katheterablation für viele Patienten die bessere Therapiealternative - hohe Erfolgsrate

Lange Zeit waren Medikamente (Antiarrhythmika) und Herzschrittmacher die einzigen Therapieoptionen zur Behandlung von Herzrhythmus-Störungen: Bei beschränkter Effektivität den oft erheblichen Nebenwirkungen einer dauerhaft erforderlichen medikamentösen antiarrhythmischen Therapie. Prof. Geller: "Heute steht die nicht-medikamentöse Therapie ganz im Vordergrund. Insbesondere die Katheterablation, das heißt die Verödung des für die Entstehung einer Herzrhythmusstörung verantwortlichen Areals im Bereich des Herzmuskels, stellt heutzutage für viele Patienten die bessere Therapiealternative dar."

Mit dieser Behandlung können nicht nur regelmäßige Formen von Herzrhythmusstörungen mit einer sehr hohen Erfolgsrate angegangen werden, sondern auch komplexe Rhythmusstörungen, zum Beispiel Vorhofflimmern, die mit Abstand häufigste Form einer Herzrhythmusstörungen. Auch Kammer-Rhythmusstörungen, die insbesondere bei Patienten mit struktureller Herzerkrankung teilweise lebensbedrohlich sein können, lassen sich mittels Katheterablation erfolgreich behandeln. "Die Erfolgsrate der Ablation ist im Vergleich zur medikamentösen antiarrhythmischen Therapie höher", so Prof. Geller. "Nach erfolgreicher Katheterablation ist eine dauerhafte medikamentöse antiarrhythmische Therapie in der Regel nicht mehr erforderlich."

Implantierbare Geräte gegen den plötzlichen Herztod

Eine bemerkenswerte Entwicklung hat auch die Therapie mit Hilfe implantierbare Aggregate (Defibrillatoren und so genannter Resynchronisations-Geräte) genommen. "Implantierbare Defibrillatoren sind die effektivste Methode zur Verhinderung des plötzlichen Herztodes", so Prof. Geller. "Diese Geräte werden aufgrund sehr guter Studienergebnisse heutzutage oft bereits implantiert, bevor ein Patient ein solches bedrohliches Ereignis erleidet." Die Behandlung der Herzschwäche (Herzinsuffizienz) ist durch die Resynchronisations-Therapie in den letzten Jahren revolutioniert worden. Neben der pathophysiologisch orientierten medikamentösen (herzentlastenden) Therapie ermöglicht diese spezielle Form der Schrittmachertherapie nicht nur eine bemerkenswerte Besserung der Beschwerden des Patienten, sondern führt auch zu einer Verbesserung der Überlebensrate.

Zu den Besonderheiten des Herzens gehört sein System der autonomen Erregungsbildung und Erregungsleitung. Dieses sorgt dafür, dass sich das Herz seinen Rhythmus mit Hilfe spezialisierter Muskelzellen nicht nur selbst generiert, sondern auch richtig koordiniert an die verschiedenen Bereiche des Organs weiterleitet. Nur so ist eine regelmäßige und funktionelle Pump-Arbeit möglich. Leider können in diesem System Fehler auftreten, die dazu führen, dass der physiologische Herzrhythmus im ganzen Organ oder in einzelnen Bereichen des Herzens gestört wird. Folgen können vielfältig sein. Ein zu schneller oder zu langsamer Puls ist ebenso möglich wie harmloses "Herzstolpern", lebensgefährliche Kammertachykardien oder Vorhofflimmern, das zu deutlich erhöhtem Schlaganfallrisiko führt.

Raute

Die Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz und Kreislaufforschung e.V. (DGK) mit Sitz in Düsseldorf ist eine gemeinnützige wissenschaftlich medizinische Fachgesellschaft mit heute mehr als 7800 Mitgliedern. Ihr Ziel ist die Förderung der Wissenschaft auf dem Gebiet der kardiovaskulären Erkrankungen, die Ausrichtung von Tagungen und die Aus-, Weiter- und Fortbildung ihrer Mitglieder. 1927 in Bad Nauheim gegründet, ist die DGK die älteste kardiologische Gesellschaft in Europa.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dgk.org


*


Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- und Kreislaufforschung e.V.
Christiane Limberg
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Oktober 2011