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FORSCHUNG/239: Abwehrmechanismus gegen Lungenentzündung entschlüsselt (idw)


Medizinische Hochschule Hannover - 18.10.2012

MHH-Forscher entschlüsseln Abwehrmechanismus gegen Lungenentzündung

Angeborene Immunabwehr gegenüber bakterieller Lungenentzündung aufgedeckt
Veröffentlichung im Journal of Experimental Medicine



Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) haben einen Mechanismus entdeckt, mit dem sich der Körper gegen bakterielle Lungenentzündungen wehrt. Die Wissenschaftler der Abteilung für Experimentelle Pneumologie unter der Leitung von Professor Dr. Ulrich A. Maus veröffentlichten ihre Erkenntnisse über diesen Mechanismus der angeborenen Immunabwehr in der aktuellen Ausgabe des renommierten Journal of Experimental Medicine.

Während einer durch Pneumokokken (Streptococcus pneumoniae) hervorgerufenen Lungenentzündung (Pneumonie) werden zentrale Abwehrzellen der Lunge - die Alveolarmakrophagen - über den Mechanismus des induzierten Zelltods (Apoptose) aus der Lunge entfernt. Diese Beobachtung machten die Forscher seit vielen Jahren. Jedoch war ihnen unklar, welche Bedeutung dieser Prozess für den Krankheitsverlauf hat. "Wir haben nun herausgefunden, dass bestimmte weiße Blutzellen des Abwehrsystems - so genannte neutrophile Granulozyten - die Alveolarmakrophagen gezielt absterben lassen, bevor diese aus der Lunge entfernt werden. So tragen diese Granulozyten dazu bei, dass die von Alveolarmakrophagen bereits aufgenommenen Krankheitserreger rasch aus der Lunge eliminiert werden. Damit wird eine überschießende Entzündungsantwort der Lunge auf bakterielle Infektion verhindert", erklärt Professor Maus. Hierfür nutzen neutrophile Granulozyten ein Zytokin, das zur Tumor-Nekrose-Faktor-Superfamilie gehört. Zytokine regulieren die Kommunikation zwischen Zellen und deren Aktivierung.

Die Forscher konnten insbesondere zeigen, dass diese neu entdeckte Interaktion von neutrophilen Granulozyten mit Alveolarmakrophagen das Überleben von Mäusen selbst bei schwerer Pneumonie verbessert. Ihr Befund ist auch von großem Interesse für die Klinik: "Wir konnten auch immunsupprimierte Mäuse, die keine neutrophilen Granulozyten haben, durch therapeutische Gabe eines Antikörpers, der die Zytokin-Effekte imitiert, vor einer tödlichen Lungenentzündung schützen", sagt Professor Maus. Die Ergebnisse dieser Arbeit können nach Meinung der Forscher zur Entwicklung neuer antibakterieller Therapien auch für immunsupprimierte Patienten beitragen.


Weitere Informationen erhalten Sie bei
Professor Dr. Ulrich A. Maus
Abteilung für Experimentelle Pneumologie
Medizinischen Hochschule Hannover
Maus.Ulrich@mh-hannover.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution121

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 18.10.2012
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. Oktober 2012