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DEMENZ/224: Lüneburger Stolpersteine - der lange Weg der WG Schildsteinweg (Alzheimer Info)


Alzheimer Info, Ausgabe 3/15
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz

Lüneburger Stolpersteine - der lange Weg der WG Schildsteinweg

Von Kerstin Löding-Blöhs, Alzheimer Gesellschaft Lüneburg e.V.


Das Projekt "Wohngemeinschaft Schildsteinweg" begann im Oktober 2012 mit einem Anruf der Geschäftsführerin der Lüneburger Wohnungsbau Gesellschaft bei der ersten Vorsitzenden der Alzheimer Gesellschaft Lüneburg. Es gebe da eine Immobilie in Lüneburg, die geeignet sein könnte, um eine ambulante WG für Menschen mit Demenz zu gründen. Es folgte eine erste gemeinsame Besichtigung und dann viele weitere Treffen, bei denen rechtliche und konzeptionelle Fragen besprochen wurden, auch mit der Heimaufsicht und verschiedenen Pflegekassen. Keiner der Beteiligten verfügte bis dahin über Erfahrungen mit alternativen Wohnformen. Zunächst war auch unklar, ob es irgendwelche Anschubfinanzierungen zur WG-Gründung geben würde. Inzwischen sind aber, vor allem dank der Unterstützung durch die Pflegeberaterinnen der AOK Lüneburg, fast alle Fördermittel geflossen. Bei dem Treffen mit der Heimaufsicht Lüneburg mussten wir erfahren, dass wir als Alzheimer-Gesellschaft aufgrund des niedersächsischen Heimgesetzes keine Dienstleistungen in der WG anbieten können. Da wir als Berater des Vermieters aufgetreten sind, wäre die vorn Heimgesetz verlangte Trennung zwischen Vermietung und Dienstleistung sonst nicht gewährleistet. Nur die Gruppe der Angehörigen der WG-Bewohner dürfen wir weiterhin fachlich begleiten.

Im März 2013 haben wir uns mit dem WG-Projekt bei den "Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz" beworben und wurden in das Förderprogramm aufgenommen. Im August 2013 stellten wir das Projekt dann im Sozialausschuss der Stadt Lüneburg vor. Dort stießen wir allerdings auf deutlich mehr Vorbehalte als Unterstützung.

Als im September 2013 die Förderung durch die "Lokalen Allianzen für Menschen mit Demenz" begann, konnten wir endlich eine Sozialpädagogin auf Minijobbasis einstellen und die kontinuierliche fachliche Begleitung der Angehörigengruppe organisieren. Wir sind uns sicher, dass es ohne diese Begleitung in Lüneburg keine WG für Menschen mit Demenz gäbe! Dafür waren die Stolpersteine, die uns in den Weg gelegt wurden, einfach zu groß.

Die Gruppe traf sich regelmäßig, doch die Angehörigen wechselten in dieser Phase häufig, was die Arbeit mühselig machte. Von der Lüneburger Wohnungsbau Gesellschaft erhielten wir zu diesem Zeitpunkt Signale, dass es Schwierigkeiten gebe, den Leerstand der Immobilie gegenüber ihrem Aufsichtsrat weiter zu vertreten. Eine Vermietung an Studenten stand im Raum. Doch im Januar 2014 erteilte das Bauamt nach Monaten des Zögerns endlich die langerwartete Baugenehmigung. Damit wurde der notwendige Umbau der Räume möglich. Im Mai konnte mit der Vorstellung der Wohnung gegenüber potenziellen Mietern begonnen werden.

Leider war es sehr schwierig, Mietinteressenten zu finden. Dies lag nicht zuletzt daran, dass der Landkreis Lüneburg als Sozialhilfeträger sich wenig bereit zeigte, bei Sozialhilfeberechtigten die Kosten für den WG-Platz zu übernehmen. Inoffiziell wurde deutlich gemacht, dass es viel zu teuer sei und die Betroffenen doch lieber in Pflegeheime ziehen sollten. Dies wurde Angehörigen bei Einzelgesprächen auch so gesagt: Das Sozialamt könne auch solange prüfen, bis das WG-Zimmer schon anders vermietet sei.

Trotz erheblicher Bemühungen von allen Beteiligten waren weiterhin nur drei der insgesamt acht Zimmer reserviert. Der Vermieter teilte mit, dass es zu einer anderen Nutzung der Räumlichkeiten komme, wenn der Betrieb nicht bis zum 1.11.2014 angelaufen sei. Der Pflegedienst der Johanniter, der bereits im Oktober 2013 von der Angehörigengruppe ausgewählt worden war, erklärte sich schließlich bereit, ab dem 1. Oktober 2014 eine 24-Stunden-Betreuung für die WG bereitzustellen, auch wenn es zu diesem Zeitpunkt nach wie vor erst drei Bewohnerinnen gab. Ein Risiko für den Pflegedienst, weil sich die Kosten so natürlich nicht decken ließen.

Doch nach der Wohnungsübergabe im September und dem Einzug der ersten Mieterin am 1. Oktober ging plötzlich alles ganz schnell: Nachdem klar war, dass das Projekt tatsächlich zum Laufen kam, waren bis zum Jahresende bereits alle acht Zimmer vermietet. - Allerdings wohnt bis heute noch niemand in der WG, der einen Anspruch auf Sozialhilfe hat ­...

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Quelle:
Alzheimer Info, Ausgabe 3/15, S. 7
Nachrichten der Deutschen Alzheimer Gesellschaft Selbsthilfe Demenz
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Oktober 2015

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