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KASSEN/761: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 10.11.2010 (KBV)


KBV-Kompakt - Kurznachrichten aus der KBV vom 10. November 2010


→  Regierung plant, Krankenkassen zur elektronischen Gesundheitskarte zu verpflichten
→  Behutsamer Einstieg in die Kodierrichtlinien
→  Vertragswerkstatt der KBV entwickelt neues Konzept zur AAPV
→  KBV und Deutscher Landkreistag wollen bei Gesundheitsversorgung kooperieren
→  KVB-Vorsitzender Munte erhält den "Deutschen Qualitätspreis Gesundheit"
→  KV Niedersachsen und Krankenkassen starten das Projekt "Modell Niedersachsen"
→  KV Schleswig-Holstein fordert eine Überarbeitung der ambulanten Kodierrichtlinien
→  Neue Vertreterversammlungen in Bremen, Hessen und Rheinland-Pfalz gewählt
→  AMNOG beim Vdek und Hartmannbund umstritten
→  Delegierte des Marburger Bundes bestätigen Henke im Amt des Vorsitzenden
→  DEGAM-Leitlinien sind im Internet frei verfügbar

Raute

___Aus Berlin___

Regierung plant, Krankenkassen zur elektronischen Gesundheitskarte zu verpflichten

Die Fraktion der CDU/CSU und die FDP wollen am Freitag im Bundestag mit einem Änderungsantrag zur Gesundheitsreform beschließen, dass die Krankenkassen bis Ende 2011 die elektronische Gesundheitskarte (eGK) an mindestens zehn Prozent der Versicherten ausgeben müssen. Tun die Kassen dies nicht, werden sie mit Strafzahlungen sanktioniert. "Die Selbstverwaltung der Krankenversicherung hält uns seit Jahren mit Zusagen hin, die sie dann nicht einhält. Wir lassen uns nicht weiter auf der Nase herumtanzen", sagte der gesundheitspolitische Sprecher der CDU/CSU-Fraktion, Jens Spahn. Bisher wurde die Einführung der eGK immer wieder aufgeschoben. Unter anderem, weil auch die FDP Vorbehalte gegenüber der Datensicherheit geäußert hatte.

Bundesgesundheitsminister Dr. Philipp Rösler (FDP) sprach sich Anfang dieses Jahres dennoch für die eGK aus.

Die Vorstandsvorsitzende des Spitzenverbandes der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV), Dr. Doris Pfeiffer, kritisierte das Vorgehen der Bundesregierung. Sie erklärte, dass viele Praxen noch kein entsprechendes Kartenlesegerät haben. Außerdem sei davon auszugehen, dass die technischen Spezifikationen der Karten noch verändert werden müssen. "Das heißt, die Kassen müssten eine eGK ausgeben, von der sie bereits heute wissen, dass sie diese austauschen müssen, sobald die nutzbringenden Online-Anwendungen starten. Allein dadurch kommen auf die Kassen Kosten in Höhe von rund 50 Millionen Euro zu, die vermeidbar wären und denen kein relevanter Nutzen gegenübersteht", so Pfeiffer.

(Frankfurter Rundschau online, 9. November, Pressemitteilung des Spitzenverbandes der GKV, 6. November)

Raute

___Aus KBV und KVen___

Behutsamer Einstieg in die Kodierrichtlinien

Ab Januar 2011 gelten deutschlandweit die Ambulanten Kodierrichtlinien (AKR). Eine Übergangsfrist von sechs Monaten ermöglicht es den Ärzten, schrittweise in die AKR einzusteigen. "Um den niedergelassenen Ärzten und Psychotherapeuten einen möglichst reibungslosen Einstieg in die AKR zu ermöglichen, haben wir eine sehr gute Lösung gefunden. Zum 1. Januar 2011 werden die AKR bundesweit eingeführt. Die Ärzte haben dann sechs Monate Zeit, sich mit den Richtlinien vertraut zu machen, ohne dass Sanktionen drohen. Auf diese Weise können wir auch dem enormen Schulungsbedarf Rechnung tragen", erklärte der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler. Er wies auch darauf hin, dass das Kodieren wichtig sei: "Nur, wenn wir in den Verhandlungen mit den Krankenkassen Veränderungen der Morbidität belegen können, haben wir eine Chance, die finanziellen Mittel für die ambulante Versorgung der Patienten zu verbessern." Der KBV-Chef wies auch auf das umfangreiche Schulungsangebot zu den AKR für Ärzte hin. Köhler appellierte zudem an die Softwareunternehmen, die verschiedenen Funktionen zur Anwendung der AKR fristgerecht und anwenderfreundlich umzusetzen.

(Pressemitteilung der KBV, 5. November)


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Vertragswerkstatt der KBV entwickelt neues Konzept zur AAPV

Im Rahmen der Kooperationstagung "Ambulante Palliativversorgung - Vision und Wirklichkeit", die die KBV und die Bundesärztekammer (BÄK) am 6. November organisiert hatten, hat KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller einen neuen Vertragsentwurf zur Allgemeinen Ambulanten Palliativversorgung (AAPV) vorgestellt. Mit dem Entwurf soll es vielen unheilbar Kranken ermöglicht werden, zu Hause zu sterben. Der Patient wird dabei vom Hausarzt medizinisch versorgt. Der Niedergelassene kooperiert zudem mit anderen Einrichtungen, beispielsweise mit Hospizen und Ergotherapeuten. Prof. Christoph Fuchs, Hauptgeschäftsführer der BÄK, begrüßte den Vertragsentwurf. Das Konzept zur AAPV ergänzt Verträge zur Spezialisierten Ambulanten Palliativversorgung (SAPV). Müller wies darauf hin, dass lediglich zehn Prozent aller unheilbar kranken Menschen eine SAPV brauchen. Viele Menschen benötigten aber genauso dringend eine AAPV, die es bisher fast gar nicht gibt. Der Vertragsentwurf der KBV würde dem entgegenwirken. Zudem forderte die KBV, dass Verträge zur SAPV in den Kollektivvertrag aufgenommen und somit nicht dem Wettbewerb zwischen Kassen und Anbietern überlassen werden.

(Pressemitteilung der KBV, 8. November, Video-Podcast)


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KBV und Deutscher Landkreistag wollen bei Gesundheitsversorgung kooperieren

Die KBV hat mit dem Deutschen Landkreistag (DLT) eine Rahmenvereinbarung geschlossen. In dieser geht es vor allem darum, neue Formen der Zusammenarbeit zwischen dem stationären und ambulanten Sektor zu entwickeln. "Wir wollen gemeinsam innovative Versorgungsangebote konzipieren und umsetzen. Dabei sollen die regional sehr unterschiedlichen Anforderungen berücksichtigt werden, um einer qualitativ hochwertigen medizinischen Versorgung der Patienten gerecht zu werden", erklärte KBV-Vorstand Dr. Carl-Heinz Müller.

Auf regionaler Ebene sollen die ambulante und stationäre Grund- und Regelversorgung stärker verzahnt werden. Auf lokaler Ebene soll unter anderem der Aufbau gemeinsamer Strukturen, etwa gemeinsame Fallkonferenzen und eine 24-Stunden-Notfallversorgung, vorangetrieben werden. Ein gemeinsamer Lenkungsausschuss von KBV und DLT wird regionale Pilotprojekte initiieren und begleiten. Die Kooperationspartner fordern außerdem andere interessierte Gruppen wie Verbände, Unternehmen und sonstige Organisationen auf, mitzuarbeiten und ihre Ideen einzubringen.

(Pressemitteilung der KBV, 8. November)


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KVB-Vorsitzender Munte erhält den "Deutschen Qualitätspreis Gesundheit"

Für seinen langjährigen Einsatz für die Qualität in der Gesundheitsversorgung wird Dr. Axel Munte, Vorstandsvorsitzender der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Bayerns, mit dem "Deutschen Qualitätspreis Gesundheit" ausgezeichnet. Dies hat der Verein Gesundheitsstadt Berlin mitgeteilt, der den mit 10.000 Euro dotierten Preis in diesem Jahr zum dritten Mal vergibt. Die festliche Verleihung des bedeutendsten nationalen Qualitätspreises findet am 25. November im Rahmen des 4. Nationalen Qualitätskongresses Gesundheit in Berlin statt. Laudator wird Dr. Maximilian Gaßner, Präsident des Bundesversicherungsamtes, sein. Über die Auszeichnung zeigte sich Munte erfreut und sagte: "Ich sehe mich primär als Arzt, der die Interessen der Patienten vertritt, und nicht als Funktionär. Deshalb liegt mir die Qualität in der ambulanten Versorgung in besonderem Maße am Herzen."

(Pressemitteilung der KV Bayerns, 10. November)


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KV Niedersachsen und Krankenkassen starten das Projekt "Modell Niedersachsen"

Die Hausärzte entlasten, die medizinische Versorgung in dünn besiedelten Regionen Niedersachsens sicherstellen und zugleich den Arztberuf attraktiver machen. Dieses Ziel verfolgt das Projekt "Modell Niedersachsen" (MoNi), das die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Niedersachsen gemeinsam mit der niedersächsischen AOK, den Betriebskrankenkassen, der Knappschaft und der Landwirtschaftlichen Krankenkasse ins Leben gerufen hat. Konkreter Ansatz des Projektes, das sich auf zwei ländlich gelegene Modellregionen in Niedersachsen beschränkt, ist die bewusste Zusammenarbeit zwischen Hausärzten und ihren Medizinischen Fachangestellten. Letztere sollen vom Arzt delegierbare Tätigkeiten im Wohnumfeld der Patienten selbstständig durchführen und den Hausarzt dadurch entlasten. Zu den Aufgaben der Medizinischen Fachangestellten gehören beispielsweise Gesundheitsberatungen, Blutdruck- und Blutzuckermessungen sowie die Ausgabe von Medikamenten, die der Arzt zuvor verordnet hat. Der Modellversuch dauert zwei Jahre und wird vom Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung wissenschaftlich evaluiert.

(Pressemitteilung der KV Niedersachsen, 5. November)


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KV Schleswig-Holstein fordert eine Überarbeitung der ambulanten Kodierrichtlinien

Die Abgeordnetenversammlung der Kassenärztlichen Vereinigung (KV) Schleswig-Holstein hat sich gegen die Einführung der neuen ambulanten Kodierrichtlinien (AKR) in der geplanten Form ausgesprochen. In einer Resolution forderten die Delegierten die KBV auf, die Diagnoseverschlüsselung so zu überarbeiten, dass sie praxistauglich sei. Erste Erfahrungen aus Bayern hätten gezeigt, dass die neuen Kodierrichtlinien sowohl im haus- als auch im fachärztlichen Alltag nicht praktikabel sind und noch mehr Bürokratie verursachen, heißt es in einer Pressemitteilung der KV Schleswig-Holstein. Die neuen AKR treten am 1. Januar 2011 bundesweit in Kraft. Sie sollen den Niedergelassenen bei der richtigen Diagnoseverschlüsselung helfen. Mit ihr will die KBV die Grundlage dafür schaffen, dass sich das Honorar der niedergelassenen Vertragsärzte und -psychotherapeuten nicht mehr an der Grundlohnsumme, sondern der Morbidität orientiert.

(Pressemitteilung der KV Schleswig-Holstein, 4. November)


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Neue Vertreterversammlungen in Bremen, Hessen und Rheinland-Pfalz gewählt

Die niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten aus den Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) Bremen, Hessen und Rheinland-Pfalz haben neue Vertreterversammlungen gewählt. In allen drei KVen haben die Fachärzte die meisten Stimmen bekommen, gefolgt von den Hausärzten als zweitstärkste Fraktion. In Abhängigkeit von der Mitgliederanzahl in den KVen gehören den VVen unterschiedlich viele Delegierte an. In der KV Bremen sind es 20, in der KV Hessen 50 und in der KV Rheinland-Pfalz sind es insgesamt 40 Delegierte, die das höchste Organ der KV ausmachen. Die konstituierende Sitzung der neuen VVen findet im Januar statt. Die Legislaturperiode dauert sechs Jahre und endet am 31. Dezember 2016.

(Pressemitteilung der KV Bremen, 4. November, Pressemitteilung der KV Hessen, 4. November, Pressemitteilung der KV Rheinland-Pfalz, 5. November)

Raute

___Aus den Verbänden___

AMNOG beim Vdek und Hartmannbund umstritten

Der Vorsitzende des Hartmannbundes, Prof. Kuno Winn, und der Vorstandsvorsitzende des Verbandes der Ersatzkassen (Vdek), Thomas Ballast, sehen beim Gesetz zur Neuordnung des Arzneimittelmarktes (AMNOG) Änderungsbedarf. Winn kritisierte unter anderem den Beschluss der Bundesregierung, Pharmaunternehmen künftig eine Beteiligung an der Integrierten Versorgung einzuräumen. Dies öffne Tür und Tor für massive und ausschließlich wirtschaftlich motivierte Eingriffe in die Therapiefreiheit des Arztes, sagte Winn. Ballast bezeichnete den Herstellerrabatt als "Mogelpackung". Seit August dieses Jahres erhalten die gesetzlichen Krankenkassen von Apotheken für jedes zu ihren Lasten abgegebene verschreibungspflichtige Arzneimittel einen Abschlag in Höhe von 16 Prozent des Abgabepreises des pharmazeutischen Herstellers ohne Mehrwertsteuer. Der Hersteller ist verpflichtet, den Apotheken den Abschlag zu erstatten. Ballast forderte die schwarz-gelbe Bundesregierung auf, bei der Berechnung der Herstellerrabatte die Mehrwertsteuer mit zu berücksichtigen. Nach Angaben des Verbandes verlieren die Kassen beim Herstellerrabatt rund 400 Millionen Euro jährlich, da bei der Berechnung des 16-prozentigen Abschlags nicht die Mehrwertsteuer berücksichtigt wird.

(Pressemitteilung des Hartmannbundes, 10. November, Pressemitteilung des Vdek, 6. November)


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Delegierte des Marburger Bundes bestätigen Henke im Amt des Vorsitzenden

Rudolf Henke ist für weitere drei Jahre zum ersten Vorsitzenden des Marburger Bundes gewählt worden. Die Delegierten wählten ihn auf der Hauptversammlung am 6. November wieder. Zum zweiten Vorsitzenden bestimmten sie erneut Dr. Andreas Botzlar. Im Amt bestätigt wurden auch die Beisitzer Dr. Hans-Albert Gehle, Dr. Christoph Emminger und Dr. Andreas Scholz. Neu gewählte Mitglieder im Vorstand des Marburger Bundes sind Dr. Frank Joachim Reuther und Sabine Ermer. Auf der Hauptversammlung forderte der Verband den Gesetzgeber dazu auf, das Zulassungssystem in der vertragsärztlichen Versorgung zu reformieren und die Zulassungsbeschränkungen für niedergelassene Ärzte aufzuheben. Das derzeitige System behindere die Niederlassungsfreiheit, so der Marburger Bund.

(Pressemitteilungen des Marburger Bundes, 9. und 10. November)


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DEGAM-Leitlinien sind im Internet frei verfügbar

Die Leitlinien der Deutschen Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM) stehen frei im Internet zur Verfügung. Die Leitlinien sind wissenschaftlich fundierten und wurden vor der Veröffentlichung in Praxen erprobt. Sie richten sich an Hausärzte sowie an Patienten und Praxismitarbeiter. Unter anderem gibt es Informationen und Tipps für pflegende Angehörige, die Ärzte an Betroffene weitergeben können.

(Pressemitteilung des Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin, 9. November)

Raute

Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt vom 10. November 2010
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Dr. Andreas Köhler (1. Vorsitzender der KBV, v.i.S.d.P.)
Redaktion:
Dezernat Kommunikation der KBV
Tel: 030 / 4005 - 2203
Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: ivelikova@kbv.de, sschramm@kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 13. November 2010