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ARTIKEL/1033: Kongreß für Geburtshilfe und Neugeborenenmedizin eröffnet (idw)


Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften - 07.05.2009

Kongress für Geburtshilfe und Neugeborenenmedizin eröffnet

- "Modetrend" Kaiserschnitt rückläufig
- Übergewichtige Schwangere riskieren Gesundheit ihres Kindes  
- Problem des "gläsernen Menschen"
- Gewalt gegen Frauen und Kinder angeprangert


Berlin, 7. Mai 2009 - Mit über 2500 Teilnehmern aus Deutschland und weiteren deutschsprachigen Ländern ist heute der 24. Deutsche Kongress für Perinatale Medizin gemeinsam mit der 35. Jahrestagung der Gesellschaft für Neonatalogie und Pädiatrische Intensivmedizin offiziell eröffnet worden. Geburtshelfer, Neugeborenenärzte, Hebammen und Angehörige weiterer Berufsgruppen diskutieren noch bis zum Samstag im ICC Berlin medizinische und gesellschaftliche Veränderungen rund um Schwangerschaft, Geburt und Neugeborenenperiode.

Bei der Eröffnungs-Pressekonferenz erklärte Prof. Klaus Vetter, Kongresspräsident für die Deutsche Gesellschaft für Perinatale Medizin, die medizinische Versorgung von Müttern und Kindern sei zwar in den vergangenen Jahrzehnten besser geworden, ihr drohen aber im internationalen Vergleich wieder Rückschläge. Die Sicherheit von Mutter und Babys leide unter anderem an gesundheitspolitisch hervorgerufenem Personalmangel. Beim Kongress würden zudem ethische Fragen sowie die Folgen von gesellschaftlichen Entwicklungen diskutiert.

Der "Modetrend" zum Wunschkaiserschnitt scheint rückläufig, zumindest aber gestoppt. Auf die möglichen Komplikationen der Schnittentbindung sowohl für die Mutter als auch für das Kind wird hingegen zu wenig hingewiesen, erklärte Dr. Babett Ramsauer vom Vivantes-Klinikum Berlin-Neuköln. Viele Frauen wünschten von sich aus wieder zunehmend eine "normale" Entbindung. Auch in seltenen Situationen wie bei einer Beckenendlage ist dies in vielen Fällen durchaus möglich. Mittlerweile gebe es Anzeichen für ein "Revival der vaginalen Geburt".

Prof. Joachim W. Dudenhausen von Charité Berlin, Vorsitzender der "Stiftung für das behinderte Kind", machte vor Journalisten in Berlin darauf aufmerksam, dass Übergewicht der werdenden Mutter nicht nur die Geburtsrisiken für das Kind erhöht, sondern auch die Gefahr, dass es im Laufe seines Lebens selbst an Zuckerkrankheit und anderen chronischen Krankheiten leiden werde. Für die Gesundheit der Kinder sei es notwendig, nicht nur Rauchen und Alkohol aufzugeben, sondern auch möglichst vor einer geplanten Schwangerschaft Übergewicht zu bekämpfen.

Die Möglichkeiten der vorgeburtlichen Diagnostik und damit frühzeitiger medizinischer Hilfe werden immer besser. Auf der anderen Seite, so der Humangenetiker Prof. Stefan Mundlos, (Charité), bestehe die Gefahr das mithilfe modernster Genchip-Diagnostik nicht nur einzelne Krankheiten, sondern alle möglichen Eigenschaften vorher gesagt werden können, und dass dabei unter anderem das "Recht auf Nichtwissen" verletzt werde. Ob eine genetische Prädisposition tatsächlich zu einer Krankheit führe, sei zudem meist nicht vorhersehbar. Ob das kürzlich verabschiedete Gendiagnostik-Gesetz tatsächlich dieser Problematik gerecht werde, sei keineswegs ausgemacht, ergänzte Vetter.

Dr. Bernd Hermann von der Kinderschutzambulanz Kassel appellierte an seine ärztlichen Kolleginnen und Kollegen, sich besser über Anzeichen von Gewalt gegen Kinder zu informieren und diagnostisch die Folgen von Unfällen gegenüber denen von Gewalteinwirkungen zu unterscheiden. Zwar gebe es zunehmend spezialisierte medizinische Kinderschutzeinrichtungen, dies reiche aber nicht aus. Gewalt gegen Kinder jedes Alters komme im Übrigen nicht nur in "Risikofamilien" vor. Dr. Monika Hauser, Gründerin der Organsation "medica mondiale" betonte, Gewalt gegen Frauen und Mädchen sei auch hierzulande ein immer wieder aktuelles Thema. Doch für eine fachlich fundierte Betreuung seien Ärzte und Ärztinnen nicht ausgebildet. Deshalb müsse dieses Thema Teil der Medizinerausbildung werden. Die Erfahrungen von medica mondiale in Kriegs- und Krisengebieten können sowohl bei der Erarbeitung von Fortbildungsinhalten als auch bei Behandlungskonzepten helfen.

Weitere Informationen finden Sie unter:
http://www.mwm-vermittlung.de/perinatal09.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution76

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen
Fachgesellschaften, Dipl.Pol. Justin Westhoff, 07.05.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Mai 2009

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