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AUSLAND/1595: Swasiland - Traditionelle Vorstellungen behindern Kampf gegen HIV/Aids (DSW)


DSW [news] - August/September 2010
Deutsche Stiftung Weltbevölkerung

Traditionelle Vorstellungen behindern Kampf gegen HIV/Aids


Die Verbreitung des HI-Viruses wird in Swasiland durch tief verwurzelte kulturelle Besonderheiten begünstigt. Zu diesem Schluss kommt eine Studie der Vereinten Nationen.


Die Studie mit dem Titel "The State of the Swaziland Population" zeigt, wie stark Traditionen nach wie vor Einfluss auf das Sexualverhalten der Bevölkerung in dem kleinen südafrikanischen Land haben. Die Benutzung von Kondomen und anderen Verhütungsmitteln wird demnach mit Verweis auf die Tradition oft ebenso abgelehnt wie das Leben in einer monogamen Beziehung.

In Swasiland ist die Verbreitung von HIV/Aids ein existenzielles Problem: Ein Drittel der Frauen zwischen 15 und 49 Jahren sind mit dem Virus infiziert. Eine Studie, die Frauen in Geburtskliniken untersucht hat, fand heraus, dass 2008 sogar 42 Prozent der schwangeren Frauen infiziert waren. Das waren drei Prozentpunkte mehr als 2006.

Bereits seit Jahrhunderten spielt in der Kultur Swasilands die Fortpflanzung eine wichtige Rolle. Die Aufgaben von Mann und Frau sind dabei klar definiert: Eine Frau sollte mindestens fünf Kinder zur Welt bringen. Die Rolle des Mannes ist es hingegen, Kinder mit verschiedenen Partnerinnen zu zeugen. In einer stark männlich dominierten Gesellschaft werden auch die Entscheidungen zur Familienplanung meist von den Männern getroffen. Oft erwarten der Ehemann oder die Schwiegereltern von den Frauen, dass sie jedes Jahr ein Kind bekommen.

Frauen werden vererbt

Eine weitere Tradition, die stark von den Männern verteidigt wird, ist das so genannte "kungema". Demnach "erbt" der nächst jüngere Bruder eines Verstorbenen dessen Frau. Eine Praxis, die stark zur Verbreitung von HIV beiträgt. Dasselbe gilt für die Polygamie, die von swasischen Männern ebenfalls als kulturelle Notwendigkeit verteidigt wird.

Die Studie weist zudem auf den engen Zusammenhang zwischen dem Bildungsstand und der Kinderzahl einer Frau in Swasiland hin. Während Frauen, die maximal Grundschulbildung genossen haben, im Schnitt 5,1 Kinder bekommen, ist die Zahl bei Frauen mit Hochschulbildung nur halb so hoch.

Quelle: Irin News, 20 August 2010



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veröffentlicht im Schattenblick zum 24. September 2010