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AUSLAND/1490: Schweinegrippe - sehr hohes Risiko für Indigene (Survival)


"Survival International" - Deutsche Sektion - 12. Oktober 2009

SCHWEINEGRIPPE:
Sehr hohes Risiko für Indigene


Ein heute von der Menschenrechtsgruppe Survival International veröffentlichter Bericht zeigt, dass Indigene auf der ganzen Welt ein sehr hohes Risiko der Ansteckung mit Schweinegrippe aufweisen, da viele ein schwaches Immunsystem haben und an chronischen Grundkrankheiten leiden.

Der Bericht "Die Schweinegrippe und indigene Völker" [1] belegt, dass Indigene in Australien und Kanada schwer von der Schweinegrippe-Pandemie getroffen worden sind, da die Mehrheit der Indigenen in Armut lebt. Sie leiden an zu engen Wohnverhältnissen und mangelhaften Sanitäreinrichtungen, es gibt hohe Raten chronischer Krankheiten wie Diabetes, Herzleiden, Fettleibigkeit und Alkoholismus.

Der Bericht erscheint nur wenige Tage, nachdem First Nations-Gemeinden in der kanadischen Provinz Manitoba Lieferungen von Leichensäcken erhalten hatten, zusammen mit Desinfektionsmittel für die Hände und Schutzmasken.

In Gemeinden der kanadischen Ureinwohner in Manitoba lagen die Infektionsraten bei 130 auf 100.000 Einwohner, verglichen mit lediglich 24 auf 100.000 bei der Gesamtbevölkerung. Die kanadische Regierung schickte erst mit Verzögerung Desinfektionsmittel in die Reservate-Gemeinden, obwohl viele Haushalte keinen Zugang zu sauberem Wasser haben. In den Gemeinden ist Alkoholismus weitverbreitet, so dass befürchtet wurde, Abhängige könnten den Alkohol im Desinfektionsmittel konsumieren.

Häuptling David Harper sagte dem kanadischen Sender CBC: "Ich appelliere an das kanadische Volk, mit uns zusammenzuarbeiten, um sicherzustellen, dass das Monster-Virus möglichst wenig Todesopfer fordert. Schickt uns keine Leichensäcke. Helft uns bei der Organisation. Schickt uns Medikamente."

Armand MacKenzie von den Innu in Ost-Kanada sagte heute: "Ich hoffe, dass in Kanada die Wörter "höchste erreichbare Gesundheitsstandards" mehr bedeuten als Leichensäcke an First Nations-Gemeinden zu schicken. Wir brauchen einen richtigen Plan gegen die Pandemie in Partnerschaft mit den First Nations. Und keine Leichensäcke!".

Der Bericht verleiht auch der Sorge um isoliert [2] lebende Gruppen von Indigenen Ausdruck, die keine Immunität gegen von außen eindringende Krankheiten besitzen. Für sie kann sogar eine ganz normale Erkältung tödlich enden. Angehörige der Matsigenka [3] im peruanischen Amazonasgebiet haben sich bereits die Schweinegrippe zugezogen, was Sorgen auslöst hinsichtlich der Gesundheit der unkontaktierten Indigenen in der Umgebung. Jeder Kontakt mit Trägern des Virus, die von außerhalb kommen, könnte ganze Gemeinden vernichten.

Survival-Direktor Stephen Corry sagte heute: "Es ist keine Überraschung, dass Indigene am schlimmsten von der Schweinegrippe betroffen sind. Jahre des Kolonialismus und einer erzwungenen Assimilierungspolitik haben sie im Elend und mit chronischen Gesundheitsproblemen zurück gelassen. Dieser Bericht ist nüchterne Lektüre, aber er sollte auch als Weckruf für jene Regierungen dienen, die zu lange die gesundheitlichen Bedürfnisse ihrer verletzlichsten Bevölkerungsgruppen nicht zur Kenntnis genommen haben."


[1] http://assets.survivalinternational.org/documents/93/Schweinegrippe_Bericht_Survival.pdf
[2] http://www.survival-international.de/kampagnen/unkontaktierte
[3] http://www.survival-international.de/nachrichten/4864


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Quelle:
Pressemitteilung vom 12. Oktober 2009
Survival Deutschland
Haus der Demokratie und Menschenrechte
Greifswalderstr. 4, 10405 Berlin
Telefon: 49 (0)30 72 29 31 08, Fax: 49 (0)30 72 29 73 22
E-Mail: info@survival-international.de
Internet: www.survival-international.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 15. Oktober 2009