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STUDIE/043: Wie stehen Ärzte zum Thema E-Health? (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 1/2017

E-Health
"Ich nehme es, wie es kommt"

Von Dirk Schnack


Beim Thema E-Health zeigen sich Ärzte gespalten. Eine leichte Mehrheit ist grundsätzlich positiv eingestellt, es gibt aber viele Bedenken.


Fast jeder Arzt hat offenbar eine klare Haltung zum Thema E-Health. Die Studie "Ärzte im Zukunftsmarkt 2016" zeigt, dass Ärzte grundsätzlich eher positiv eingestellt sind, ein wesentlicher Teil hat aber auch eine klar ablehnende Haltung. Als Problem sehen sie eine nach ihrer Meinung unausgereifte Umsetzung.

"Wie stehen Sie grundsätzlich zum Thema E-Health?" wollte die Hamburger Stiftung von den Ärzten für ihre Studie wissen. Die Antworten zeigen zwei Lager mit leichtem Übergewicht bei den Befürwortern. 12,5 Prozent von 312 antwortenden Ärzten gaben an, dass sie die Entwicklung gut finden und daran auch aktiv teilnehmen. Weitere 32,4 Prozent finden die Entwicklung grundsätzlich gut, warten aber ab, bis mehr Erfahrungen vorliegen.

Nur 3,5 Prozent der befragten Ärzte lehnen E-Health grundsätzlich ab. Aber immerhin 36,9 Prozent sagen auch, dass sie E-Health zumindest skeptisch gegenüberstehen. Unschlüssig zeigen sich 14,7 Prozent der Befragten.

Das mit Abstand größte Potenzial sehen die Ärzte in einer verbesserten Kommunikation an den Schnittstellen mit anderen Behandlern. 57 Prozent der Befragten nannten diesen Punkt. Eine verbesserte Kommunikation mit den Patienten erhoffen sich dagegen nur 32,2 Prozent, weitere 29 Prozent setzen auf eine bessere Versorgung von Patienten in größerer Entfernung. Eine geringere Rolle bei den Potenzialen spielen die bessere Versorgungsqualität (19,4 Prozent), eine wirtschaftlichere Versorgung (17,8 Prozent), eine bessere Compliance (15,9 Prozent) sowie eine Verbesserung des Arbeitsalltags und der Lebensqualität von Ärzten und Praxismitarbeitern (12,7 Prozent).

Die größten Probleme erkennen die Ärzte in einer nach ihrer Beobachtung noch unausgereiften praktischen Umsetzung von E-Health (67,2 Prozent) und beim Datenschutz (61,8 Prozent). Dass E-Health zu viel Aufwand verursachen könnte, glauben 32,8 Prozent. Eine Verunsicherung von Ärzten und Patienten durch die öffentlich geführte Debatte gaben 26,4 Prozent als Problem an. Ein Viertel der Befragten glaubt auch, dass E-Health die Bindung zwischen Arzt und Patient verschlechtern wird. Zu wenig Interesse bei Ärzten sehen 17,8 Prozent der Befragten.

Welche Probleme sehen Sie bei E-Health? 
Die praktische Umsetzung ist noch unausgereift.
Ich befürchte Probleme mit dem Datenschutz.
E-Health verursacht zu viel Aufwand.
Die Debatte in der Öffentlichkeit verunsichert
Ärzte und Patienten.
Die Bindung zwischen Arzt und Patient wird sich
durch E-Health verschlechtern.
Es ist zu wenig Interesse bei den Ärzten vorhanden.
67,2 %
61,8 %
32,8 %

26,4 %

25,2 %
17,8 %


Unabhängig von der grundsätzlichen Einstellung zum Thema E-Health erwarten 72 Prozent der Ärzte, dass die Digitalisierung ihre Arbeit in den nächsten Jahren verändern wird. Prinzipiell gut finden dies 22,3 Prozent, mit Sorge betrachten es 21,3 Prozent. 28,4 Prozent gaben an: "Ich nehme es, wie es kommt." 18,7 Prozent erwarten keine wesentliche Beeinflussung ihrer Arbeit, weitere 9,4 Prozent konnten dies nicht beantworten.

Im Vergleich zu einer Vorjahresstudie zeigt sich außerdem, dass der Anteil der Praxen, deren Praxisverwaltungssystem mit diagnostischen Geräten vernetzt ist, von 41,9 auf 46,7 Prozent gestiegen ist. Ein weiteres Prozent bereitet dies derzeit konkret vor und 12,3 Prozent können es sich vorstellen.

Der Anteil der Ärzte, die aufgeschlossen für eine Videosprechstunde sind, ist innerhalb eines Jahres von 38,7 auf 47 Prozent gestiegen, der Anteil der Ablehner von 61,3 auf 53 Prozent gesunken. 81,6 Prozent der Befürworter können sich eine Videosprechstunde insbesondere für Patienten vorstellen, die nur eingeschränkt mobil sind.

Video-Konsile mit Kollegen nutzen bislang vier Prozent, ein Prozent bereitet dies konkret vor. Das Interesse an Video-Konsilen ist zwar groß - 54 Prozent können sich grundsätzlich vorstellen, dies zu nutzen -, aber es gibt auch viele Kollegen, die dies ablehnen. 41 Prozent würden Video-Konsile nur nutzen, wenn es gesetzlich vorgeschrieben wäre.

Verhalten zeigen sich die Ärzte bei der Online-Terminbuchung. 57,5 Prozent haben daran kein Interesse. Nur 15,6 Prozent nutzen sie bereits und weitere 5,3 Prozent sind in der konkreten Vorbereitung. Mit Abstand wichtigster Grund für eine Ablehnung: Ärzte möchten selbst entscheiden, welcher Patient wann einen Termin bekommt (76,3 Prozent). 48,6 Prozent verzichten, weil ihr herkömmliches System gut genug funktioniert.

Weitere Ergebnisse der Befragung betreffen das Praxis-Marketing. Hier zeigt sich wie in den Jahren zuvor, dass viele Ärzte die Bedeutung des Marketings gering einstufen. 7,8 Prozent halten Marketingmaßnahmen für ihre Praxis für "völlig unwichtig", weitere 27,8 Prozent für "eher unwichtig". Ein Fünftel der Ärzte bewerten Marketings als "weder wichtig, noch unwichtig". Als wichtigste Maßnahme gilt den Ärzten zwar noch die Internet-Präsenz, aber mit abnehmender Tendenz. Deutlich gewonnen als Marketingfaktor hat dagegen das Praxispersonal.


Anmerkung

31 % der Ärzte halten die klassische Visitenkarte für relevant als Marketing-Maßnahme. Damit verliert dieses Instrument weiter an Bedeutung. Wichtiger sind den Ärzten die Internetpräsenz, das Praxispersonal und das äußere Erscheinungsbild.


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 1/2017 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2017/201701/h17014a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
70. Jahrgang, Januar 2017, Seite 15
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Februar 2017

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