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POLITIK/1900: Koalitionsverhandlungen - Neue Regierung muss Tuberkulose-Forschung ausbauen (Ärzte ohne Grenzen)


Ärzte ohne Grenzen - 2. Februar 2018

Ärzte ohne Grenzen zu Koalitionsverhandlungen: Neue Regierung muss Tuberkulose-Forschung ausbauen


In den Koalitionsgesprächen zum Thema Forschung und Gesundheit haben sich Union und SPD am Donnerstag auf höhere Forschungsinvestitionen geeinigt und eine Strategie zur globalen Gesundheitspolitik diskutiert. Dazu erklärt Marco Alves von der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen:

"Die höheren Ausgaben für Forschung müssen sich unbedingt in mehr Geld für die Erforschung von Medikamenten, Impfstoffen und Diagnostika zu vernachlässigte Krankheiten wie Tuberkulose oder Kala-Azar und zum massiven Problem von Antibiotikaresistenzen niederschlagen. Im Bereich der globalen Gesundheit hat Deutschland im vergangenen Jahr wichtige Prozesse vorangebracht. Dieses Engagement muss nun ausgebaut werden. Dabei muss sichergestellt werden, dass durch öffentliche Gelder entwickelte Produkte auch für alle, die sie benötigen, bezahlbar sind. Entscheidend ist, dass solche Forschungsvorhaben gefördert werden, die die direkt betroffenen Menschen in ärmeren Ländern dringend brauchen. Es darf nicht darum gehen, im Rahmen der so genannten ‹Gesundheitssicherheit` für reichere Länder nur solche Maßnahmen zu fördern, die den globalen Norden betreffen könnten.

Ein erschreckendes Beispiel für massive Forschungslücken ist Tuberkulose. Obwohl sie die weltweit tödlichste Infektionskrankheit ist, sind die Antibiotika, die unsere Teams zur Behandlung von Patienten mit resistenter Tuberkulose zur Verfügung haben, alt, wenig wirksam und haben drastische Nebenwirkungen. Sie sind so schlecht, dass viele unserer Patienten durch die Behandlung taub werden. In unseren Projekten in Swasiland muss Ärzte ohne Grenzen Patienten und deren Familien Gebärdensprachkurse anbieten, damit diese ihr Leben weiterhin bewältigen können. Das ist im Jahr 2018 völlig inakzeptabel. Die neue Bundesregierung muss dafür sorgen, dass das Land, in dem Robert Koch einst den Tuberkuloseerreger entdeckt hat, bei der Erforschung von Medikamenten, Diagnostika und Impfstoffen zu Tuberkulose endlich Spitze wird."

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Quelle:
Ärzte ohne Grenzen e. V. / Medecins Sans Frontieres
Pressemitteilung vom 2. Februar 2018
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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Februar 2018

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