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MELDUNG/012: Grandiose Fehlsteuerung - Zu viele Arztbesuche (BNG)


Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Informationen aus der Gastroenterologie - Montag, 25. Januar 2010

Grandiose Fehlsteuerung

Zu viele Arztbesuche


(25.01.2010) Jeder Deutsche besucht laut aktueller Statistik rund 18 Mal pro Jahr eine Arztpraxis. "Diese Zahl ist Ausdruck einer grandiosen Fehlsteuerung im Gesundheitswesen", erklärt Dr. Thomas Eisenbach vom Berufsverband der niedergelassenen Gastroenterologen (bng).

Der Erfolg der Reformpolitik der letzten Jahre gipfelt statt in Qualität in Quantität. Hohe Zahlen bei Arztbesuchen spiegeln nämlich keine gute Patientenversorgung, sondern nur eine weit verbreitete Inanspruchnahme aus falschem Anlass. Dadurch werden Kapazitäten und Finanzmittel für sinnvolle und qualitätsgesicherte therapeutische Maßnahmen blockiert.

"Große Patientenströme reduzieren die Zeit, die der Arzt jedem einzelnen Patienten widmen kann", so bng-Vorstandsmitglied Dr. Eisenbach. "Dabei ist gerade im fachärztlichen Bereich bei der Behandlung von schwerwiegenden Erkrankungen wie Hepatitis oder Morbus Crohn das intensive Gespräch mit dem Patienten von hoher Wichtigkeit für den Behandlungserfolg. Hier sollte in mehr Zeit statt in mehr Patienten investiert werden."

Trotz der hohen Zahlen bei Arztbesuchen werden Vorsorgemaßnahmen wie die Koloskopie nach wie vor viel zu wenig in Anspruch genommen. Dabei könnten durch den konsequenten Einsatz des Screening-Verfahrens über 95 Prozent aller Darmkrebserkrankungen und damit viel unnötiges Leid und hohe Folgekosten vermieden werden.

Eine große Zahl von Arztbesuchen pro Patient belastet das Praxisbudget. Ein Gastroenterologe muss seine Patienten beispielsweise mit einer pauschalierten Vergütung von 30 bis 40 Euro das ganze Quartal hindurch behandeln. Darin eingeschlossen sind anspruchsvolle Verfahren wie die Magenspiegelung, die allein Kosten von über 100 Euro auslöst. "Je öfter ein Patient kommt, desto weniger rechnet sich die Behandlung", so Dr. Eisenbach. Schon heute werden 30 Prozent der Leistungen in der gastroenterologischen Praxis nicht durch das gültige Vergütungssystem dargestellt.

Es ist der Politik mit ihren ständigen Reformen nicht gelungen, die Gesundheitsversorgung der Bürger dem objektiven Bedarf entsprechend zu steuern. "Statt qualitativ hochwertige und erfolgreiche Behandlungen auch finanziell angemessen auszustatten", betont Dr. Eisenbach, "fördert das bestehende System den Weltmeistertitel der Deutschen bei der Anzahl der Arztbesuche."


Regelmäßige Informationen finden Sie auch auf unserer Internet-Seite:
www.gastromed-bng.de


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Quelle:
Berufsverband Niedergelassener Gastroenterologen Deutschland e.V.
Insel 3, 89231 Neu-Ulm
Telefon: 0700 26426426, Fax: 0731 7054711
E-Mail: info@gastromed-bng.de
Internet: www.gastromed-bng.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Januar 2010