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KASSEN/939: Kurznachrichten der Kassenärztlichen Bundesvereinigung vom 29.05.2013 (KBV)


KBV-Kompakt Nr. 22 - Kurznachrichten aus der KBV vom 29. Mai 2013

→  KBV fordert mehr ambulante Tätigkeit in ärztlicher Ausbildung
→  Köhler will Einfluss der Körperschaften stärker ausspielen
→  KBV lehnt rein kassenzentrierte Telematikinfrastruktur ab
→  Honorarverhandlungen in Thüringen beendet
→  Deutscher Ärztetag: Klares "Nein" zur Bürgerversicherung
→  ZI veröffentlicht Jahresbericht zum Praxis-Panel 2011



___Kompakt - Aus KBV und KVen___
KBV fordert mehr ambulante Tätigkeit in ärztlicher Ausbildung

Auf der Vertreterversammlung der KBV in Hannover haben die Delegierten beschlossen, einen Vorschlag zur Reform der Approbationsordnung zu erarbeiten. Ziel ist, grundversorgende Anteile in der medizinischen Ausbildung zu stärken. "Wir beobachten, dass die ambulante Grundversorgung in der ärztlichen Aus- und Weiterbildung zunehmend vernachlässigt wird. Dies führt zu heute schon erkennbaren Sicherstellungsproblemen - die Auswirkungen in der Zukunft werden verheerend sein", warnte KBV-Vorstand Dipl.-Med. Regina Feldmann. Außerdem will die KBV das Auswahlverfahren zum Medizinstudium im Hinblick auf die Nachwuchsgewinnung für die Grundversorgung überprüfen. Der Präsident der Bundesärztekammer (BÄK), Prof. Frank Ulrich Montgomery, forderte ein umfassendes Eignungs- und Zulassungsverfahren vor dem Medizinstudium. Wenn nur Kandidaten mit 1,0er Abitur Medizin studierten, bestünde die Gefahr, dass nicht genug Studierende bereit sind, als Landarzt zu arbeiten, sagte er. Die Delegierten des 116. Deutschen Ärztetages in Hannover haben unterdessen eine überarbeitete (Muster-) Fortbildungsordnung für Ärzte beschlossen. Sie solle den veränderten beruflichen Rahmenbedingungen und dem Selbstverständnis der Ärzte Rechnung tragen, sagte Dr. Max Kaplan, Vize-Präsident der BÄK. Er wies darauf hin, dass in der Neuformulierung unter anderem eine eindeutige Regelung zur Handhabung von Unterbrechungszeiten wie Mutterschutz und Elternzeit aufgenommen wurde.

(Pressemitteilung der KBV, 27. Mai; Deutsches Ärzteblatt online, 24. Mai; Pressemitteilung der BÄK, 29. Mai)

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Köhler will Einfluss der Körperschaften stärker ausspielen

Der Vorstandsvorsitzende der KBV, Dr. Andreas Köhler, hat auf der Vertreterversammlung der Körperschaft in Hannover gefordert, das KV-System nicht in das Wirtschaftlichkeitsdenken anderer Akteure pressen zu lassen. Als Stoßrichtung gab er den Spitzenverband der gesetzlichen Krankenversicherung vor, der nach wie vor das Feindbild Ärzteschaft pflege und alle Ärzte unter Generalverdacht stelle. KBV und Kassenärztliche Vereinigungen sollten wie mit der Kampagne "Wir arbeiten für Ihr Leben gern"
[http://www.ihre-aerzte.de/home.html] mehr auf die menschliche Seite des Arztberufes setzen. "Empathie, Fürsorge und Verständnis sind und bleiben Kernkompetenzen eines jeden Arztes. Sie sind eines der mächtigsten Wirkprinzipien einer jeden Therapie. Es muss wieder unsere Aufgabe und Pflicht als ärztliche Körperschaft werden, daran stets aufs Neue zu erinnern", machte der KBV-Chef deutlich.

(Pressemitteilung der KBV, 27. Mai)

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KBV lehnt rein kassenzentrierte Telematikinfrastruktur ab

Die KBV hat der gematik vorgeworfen, eine Telematikinfrastruktur aufzubauen, die sich in erster Linie an den Belangen der Krankenkassen orientiert. Auf ihrer Vertreterversammlung in Hannover beschloss die KBV daher, die Mitarbeit in der gematik und in den Testregionen der elektronischen Gesundheitskarte (eGK) abzulehnen, wenn sich dieser Zustand nicht ändere. Die Intention der eGK, die Kommunikation zwischen Ärzten und Psychotherapeuten, Praxen und Krankenhäusern sowie mit den Versicherten zu verbessern, spiele kaum noch eine Rolle, sagte Dr. Andreas Köhler, Vorstandsvorsitzender der KBV. Die Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) und die KBV wollen das sichere Netz der KVen sowie innovative medizinische Anwendungen in den Regionen ausbauen. Zudem setzt sich die KBV weiterhin gegen ein verpflichtendes Versichertenstammdatenmanagement in Arztpraxen ein und fordert den Gesetzgeber auf, dieses abzuschaffen. Die gematik erklärte, dass die Interessen aller Gesellschafter, so auch die der Ärzte, zu jeder Zeit gewahrt seien.

(Pressemitteilung der KBV, 27. Mai; Pressemitteilung der gematik, 23. Mai)

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Honorarverhandlungen in Thüringen beendet

Die Kassenärztliche Vereinigung (KV) Thüringen und die regionalen Krankenkassen haben sich unter Vermittlung des Landesschiedsamtes auf einen Vergleich zum Honorarzuwachs für die ambulanten Ärzte und Psychotherapeuten verständigt. Demnach steigt die vertragsärztliche Vergütung 2013 um 6,99 Prozent. Dagegen ist man im benachbarten Bundesland Hessen von einer Einigung noch immer weit entfernt. Der Vorstand der KV sieht die gescheiterten Verhandlungen mit großer Sorge. "Der Gesundheitsstandort Hessen gerät durch die Blockadepolitik der Kassen immer mehr ins Hintertreffen", machten Frank Dastych und Dr. Günter Haas deutlich. Niedrige Honorare und steigende Praxiskosten passten nicht zusammen.

(Pressemitteilung der KV Thüringen, 27. Mai; Pressemitteilung der KV Hessen, 22. Mai)

Raute

___Kompakt - Aus den Verbänden___
Deutscher Ärztetag: Klares "Nein" zur Bürgerversicherung

Die Delegierten des 116. Deutschen Ärztetages in Hannover haben mit großer Mehrheit die viel diskutierte Bürgerversicherung abgelehnt. Sie beschlossen stattdessen einen vom Präsidenten der Bundesärztekammer (BÄK), Prof. Frank Ulrich Montgomery, vorgelegten Reformvorschlag zur Zukunft der Krankenversicherung. Demnach soll der Beitrag für die Krankenkasse, den die Versicherten prozentual vom Einkommen zahlen müssen, durch vom Einkommen unabhängige Gesundheitsbeiträge ersetzt werden. Montgomery kritisierte, eine einheitliche Bürgerversicherung, wie sie die Fraktionen von SPD, Die Linke und Bündnis 90/Die Grünen forderten, zerstöre den Wettbewerb und führe in eine Zwei-Klassen-Medizin. Derselben Auffassung war der Hartmannbund-Vorsitzende, Dr. Klaus Reinhardt. "Eine auf Vereinheitlichung angelegte integrierte Krankenversicherung als Pflichtversicherung schränke die Wahlmöglichkeiten von Patienten und die Therapiefreiheit von Ärzten ein", sagte er. Rückendeckung für die Ärzteschaft kam von Bundesgesundheitsminister Daniel Bahr (FDP). "Die Bürgerversicherung macht den Versicherten zum Bittsteller einer Einheitskasse", stellte er klar. Die Finanzierung der gesetzlichen Krankenversicherung nach dem Prämienmodell der BÄK lehnte er hingegen ab. Die Techniker Krankenkasse hatte sich zuvor kritisch zum Erhalt der Privaten Krankenversicherung (PKV) geäußert. Die PKV müsse nicht künstlich am Leben erhalten werden, sagte ihr Vorstandsvorsitzender, Jens Baas. Er ist der Meinung, Ärzte wollten an der PKV festhalten, weil sie Angst hätten, Geld zu verlieren.

(Pressemitteilung des Hartmannbundes, 24. Mai; Frankfurter Allgemeine Zeitung online, 29. Mai; Agenturmeldungen 27. und 28. Mai)

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ZI veröffentlicht Jahresbericht zum Praxis-Panel 2011

Das Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) hat seinen Bericht zur wirtschaftlichen Lage der niedergelassenen Ärzte und Psychotherapeuten 2011 vorgelegt. Die Erhebung fand im Rahmen des Zi-Praxis-Panels (ZiPP) statt und umfasst die Jahre 2007 bis 2009. Den Ergebnissen zufolge waren die Umsätze der Praxisinhaber zwar im Schnitt pro Jahr um 4,5 Prozent gestiegen, der Verdienst aus rein vertragsärztlicher Tätigkeit lag mit durchschnittlich 98.300 Euro im Jahr 2009 aber weiterhin deutlich unter dem Oberarzt-Gehalt am Krankenhaus (114.500 Euro). An der Erhebung haben bundesweit über 3.000 Vertragsärzte und -psychotherapeuten teilgenommen.

(Pressemitteilung des ZI, 14. Mai)

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Quelle:
Newsletter KBV-Kompakt Nr. 22 vom 29. Mai 2013
Herausgeber: Kassenärztliche Bundesvereinigung
Impressum: http://www.kbv.de/8.html
Redaktion: Dezernat Kommunikation der KBV
Telefon: 030 / 4005 - 2203, Fax: 030 / 4005 - 27 2203
E-Mail: info@kbv.de
Internet: www.kbv.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 1. Juni 2013