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ARTIKEL/1436: Bessere Versorgung bei Schlaganfällen (SH Ärzteblatt)


Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt 11/2016

SCHLAGANFALL
Bessere Versorgung

Von Dirk Schnack


Mehrere Einzelprojekte helfen bei einer besseren Versorgung von Schlaganfallpatienten.


Rund 11.000 Menschen erleiden jedes Jahr in Schleswig-Holstein einen Schlaganfall. Damit sie eine bessere Versorgung als in der Vergangenheit erhalten, arbeiten inzwischen zahlreiche Berufsgruppen und Betroffene in einzelnen Projekten Hand in Hand. Dies ist Zwischenergebnis eines jahrelangen Prozesses, den die Betroffenen zum Teil selbst maßgeblich mit angestoßen haben.

Mitte vergangenen Monats wurde in Kiel eine Standardisierung der Schlaganfallversorgung zwischen dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein (UKSH), dem Städtischen Krankenhaus (SKK) und dem Rettungsdienst vereinbart. Die Kooperation sieht vor, dass die Behandlung akuter Schlaganfälle in der Landeshauptstadt künftig über das UKSH gesteuert wird. Erstdiagnostik und Akutbehandlung finden auf der Stroke Unit des Universitätsklinikums statt, wo man bei Bedarf jedes Fach hinzuziehen und fachübergreifende Therapiekonzepte erstellen kann. Für die nachfolgende Therapie haben sich die beiden Häuser auf eine abgestufte Versorgung verständigt, die sich an den jeweiligen medizinischen Erfordernissen orientiert.

Für den Rettungsdienst ist damit die erste Anlaufstelle geregelt. "Es müssen keine Betroffenen mehr zu einer dringlichen Therapie von einer Klinik in die andere verlegt werden", sagt dazu Dr. Wolfgang Notz, ärztlicher Leiter Rettungsdienst der Berufsfeuerwehr Kiel. Er ist schlicht "dankbar" für die Absprache. Die Stroke Unit am UKSH wurde kürzlich von elf auf 15 Betten erweitert, damit könnten rund 1.500 Patienten jährlich dort versorgt werden, bislang sind es 1.000. Auch mit den Krankenhäusern in Neumünster, Rendsburg, Schleswig und Malente hat das UKSH wie berichtet bereits Absprachen zu einer abgestuften Kooperation getroffen.

Die Versorgung in Schleswig-Holstein profitiert aber auch von anderen Vernetzungen. So hat sich in Kiel auf Initiative eines Sanitätshauses eine Schlaganfall-Allianz gebildet, in der sich Logo-, Ergo- und Physiotherapeuten über die Behandlung abstimmen. Weitere Beispiele für Verbesserungen: Die Patientenorganisation Schlaganfall-Ring Schleswig-Holstein verzeichnet große Resonanz auf eine kürzlich gestartete Ausbildung zum Schlaganfallhelfer. Zielgruppe sind Mitarbeiter aus medizinischen Berufen wie etwa Medizinische Fachangestellte (MFA). Sie erhalten an zwei Schulungstagen Grundlagen rund um das Krankheitsbild und Möglichkeiten der Beratung und Betreuung vermittelt. Ziel ist es, die Betroffenen nach der Klinikentlassung besser begleiten zu können. Die Patientenorganisation arbeitet dafür eng mit der Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe und der Ärztekammer zusammen. Auch die Nachsorge in den einzelnen Regionen soll durch eine engere Vernetzung vor Ort verbessert werden. An solchen Nachsorgenetzen wird derzeit gearbeitet. Langfristiges Ziel ist eine flächendeckende Struktur, in der sich regionale Netze gegenseitig austauschen und voneinander lernen können. Bei der Etablierung dieser regionalen Netze unterstützt der Schlaganfall-Ring gemeinsam mit dem Institut für Allgemeinmedizin der Uni in Kiel. Von der Vernetzung erhoffen sich die Beteiligten u. a. ein besseres Entlassungsmanagement aus der Reha, regionale Fallkonferenzen oder eine standardisierte Einbindung der Selbsthilfe in das ambulante Therapiekonzept.


Anmerkung

112
"Jeder Schlaganfall ist ein Notfall - 112!" lautete das zum Tag des Schlaganfalls am 29. Oktober bundesweit verbreitete Motto. Die Deutsche Stiftung Schlaganfall-Hilfe teilte zu diesem Anlass mit: "Viele Leben können gerettet und schwere Behinderungen vermieden werden, wenn mehr Menschen die Symptome eines Schlaganfalls kennen und richtig reagieren: den Notruf wählen."


Gesamtausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts 11/2016 im Internet unter:
http://www.aeksh.de/shae/2016/201611/h16114a.htm

Zur jeweils aktuellen Ausgabe des Schleswig-Holsteinischen Ärzteblatts:
www.aerzteblatt-sh.de

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Quelle:
Schleswig-Holsteinisches Ärzteblatt
69. Jahrgang, November 2016, Seite 21
Herausgegeben von der Ärztekammer Schleswig-Holstein
mit den Mitteilungen der
Kassenärztlichen Vereinigung Schleswig-Holstein
Redaktion: Dirk Schnack (Ltg.)
Bismarckallee 8-12, 23795 Bad Segeberg
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Das Schleswig-Holsteinische Ärzteblatt erscheint 12-mal im Jahr.


veröffentlicht im Schattenblick zum 24. Dezember 2016

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