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AUSLAND/1894: Bangladesch - Für die Babys nur das Beste, Pro-Muttermilch-Offensive zahlt sich aus (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 2. November 2012

Bangladesch: Für die Babys nur das Beste - Pro-Muttermilch-Offensive zahlt sich aus

von Naimul Haq


In den Geburtskliniken in Dhaka werden Frauen ermutigt, ihre Säuglinge zu stillen - Bild: © Sujan-map/IPS

In den Geburtskliniken in Dhaka werden Frauen ermutigt, ihre Säuglinge zu stillen
Bild: © Sujan-map/IPS

Dhaka, 2. November (IPS) - In Bangladesch ist der Anteil von Frauen, die ihre Kinder nach der Geburt ein halbes Jahr lang ausschließlich mit Muttermilch füttern, in den letzten fünf Jahren von 43 auf 64 Prozent gestiegen. Der Erfolg der Offensive staatlicher und nichtstaatlicher Organisationen ist zugleich ein Erfolg gegen die Kindersterblichkeit.

Razia Khatun ist in die Shaheed-Suhrawardy-Universitätsklinik in der Hauptstadt Dhaka gekommen, um sich Hilfe zu holen. Die 36-Jährige hat vor kurzem ein Kind entbunden. "Mir wurde geraten, meinem Baby von Anfang an die Brust zu geben", berichtet sie. "Doch weil ich allein nicht klar kam, bin ich wieder hier."

Die Krankenschwester Shahida Banu weiß um die anfänglichen Schwierigkeiten junger Mütter, ihren Nachwuchs zu stillen. "Razia hatte einen Milchstau", berichtet sie. "Doch mit Brustmassagen konnten wir das Problem beheben."

Peyara Begum aus dem Dhaka-Viertel Gabtoli hatte ähnliche Stillstartschwierigkeiten, die durchaus das Selbstvertrauen unerfahrener Mütter erschüttern können. "Doch sobald du einen Fuß in diese Abteilung setzt, steht dir jemand zur Seite und es geht dir gut", sagt Begum. "Die fröhlichen Gesichter sprechen für sich."

"Frauen, die mit dem Stillen nicht zurecht kommen, neigen dazu, schnell auf Ersatznahrung umzusteigen", berichtet Soofia Khatoon, Leiterin der Kinderstation. "Doch wir haben viele Frauen davon abbringen können, die Flinte zu schnell ins Korn zu werfen." Doch Überzeugungsarbeit will gelernt sein. Krankenschwestern, die auf der Kinderstation Dienst tun, eignen sich diese Fähigkeiten durch die Teilnahme an den 1989 eingeführten Spezialprogrammen an.


Mit Muttermilch gegen Unterernährung

"Die Pro-Muttermilch-Initiative und Sensibilisierungsprogramme zur Verbesserung der Gesundheit unterernährter Mütter sind die besten Waffen, um in Bangladesch die Unterernährung von Kindern wirksam zu bekämpfen", weiß der Vorsitzende der Bangladeschischen Stillstiftung (BBF), S. K. Roy. "Nun besteht die nächste Herausforderung darin, den Anteil der stillenden Mütter weiter zu erhöhen und damit die Unterernährung bangladeschischer Kinder weiter zu verringern."

Eine Untersuchung des Nationalen Instituts für Bevölkerungsforschung und Training führt den Erfolg der Pro-Muttermilch-Offensive auf eine ganze Reihe von Intensivprogrammen zurück, die Frauen vom Sinn des Stillens überzeugen sollen. Die bangladeschische Leistung ist umso bemerkenswerter, da der durchschnittliche Anteil südasiatischer Frauen, die ihre Babys sechs Monate lang stillen ohne dazuzufüttern, bei 39 Prozent stagniert.

2010 hatte Bangladesh eine Direktive umgesetzt, die Frauen erlaubt, bis zu sechs Monate in Mutterschaftsurlaub zu gehen, damit sie ihre Kinder solange stillen können. Zuvor waren es nur bis zu vier Wochen gewesen. "Das ist ein Beispiel dafür, wie ernst die Regierung das UN-Millenniumsentwicklungsziel nimmt, die Kindersterblichkeit zu senken", meint dazu Khurshid Jahan, ein weiterer BBF-Mitarbeiter.

"Vielen Menschen ist gar nicht bewusst, dass Stillen ohne Zufüttern gegen Unterernährung wirkt", erläutert Jahan. "Würden alle Mütter ihren Kindern die Brust geben, hätten wir eine gesündere und produktivere Bevölkerung."


Flächendeckende Maßnahmen

Jahan ist ein Fan der Babyfreundlichen Krankenhausinitiative (BFHI) - ein von Weltgesundheitsorganisation (WHO) und Weltkinderhilfswerk (UNICEF) gefördertes Programm, das Krankenhäuser dahingehend unterstützt, Frauen vom zu frühen Abstillen abzubringen.

Etwa 1.200 Regierungskrankenhäuser und Gesundheitszentren sowie 500 von NGOs betriebene Kliniken können den Müttern BFHI-Räume anbieten. In ländlichen Gebieten sind Mütterhilfsgruppen (MSGs) im Einsatz, die die Frauen beraten und mit stillfeindlichen Mythen aufräumen.

Laut M. A. K. Azad Chowdhury, Leiter der Säuglingsstation am Kinderkrankenhaus in Dhaka, sind auch die MSGs bestens geeignet, um Müttern, bei denen es zu Anfang nicht mit dem Stillen klappt, das Selbstvertrauen zu vermitteln, damit sie einen neuen und erfolgreichen Versuch starten, ihre Kinder mindestens sechs Monate lang ausschließlich mit Muttermilch zu versorgen. (Ende/IPS/kb/2012)


Link:

http://www.ipsnews.net/2012/10/breastfeeding-best-for-bangladesh/

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veröffentlicht im Schattenblick zum 6. November 2012