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AUSLAND/1848: Chile - Umweltbelastung tötet, jedes Jahr mehr als 4.200 Opfer (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 8. Juni 2012

Chile: Umweltbelastung tötet - Jedes Jahr mehr als 4.200 Opfer

von Marianela Jarroud



Santiago, 8. Juni (IPS) - In Chile hat der neue Bericht der Regierung über den Zustand der Umwelt 2011 tiefe Bestürzung ausgelöst. Demnach kostet die Umweltbelastung in dem südamerikanischen Land jedes Jahr mehr als 4.200 Menschen das Leben.

"Die Situation ist ernst, eine Lösung des Problems dringend erforderlich", sagte Cecilia Sepúlveda, die Dekanin der medizinischen Fakultät der Universität von Chile, nach der Veröffentlichung der Studie am 6. Juni.

Der Bericht weist vor allem auf die Gefahren durch Feinstaub hin. So wurden im letzten Jahr in 30 Städten die zugelassenen Höchstwerte überschritten. Die von Kupferschmelzen, Wärmekraftwerken, Holzverbrennungsöfen und dem Transportsektor freigesetzten und bis 2,5 Mikrometer großen Partikel dringen in Bronchien und Lungen ein, wo sie Atemwegs- und Krebserkrankungen mit Todesfolge auslösen können. Etwa zehn der 17 Millionen Chilenen sind von hohen Feinstaubkonzentrationen bedroht.

Sepúlveda zufolge stellen die durch Feinstaub verursachten Krankheiten das chilenische Gesundheitssystem vor erhebliche Probleme. Es sei höchste Zeit, dass die Behörden wirksame Schritte zur Verbesserung der Luftqualität unternähmen, forderte Sepúlveda. Sie schlug den Behörden vor, bereits vor der Verhängung des nationalen Umweltnotstands biomedizinische Hinweise zu berücksichtigen.


Gefahrenquelle Holzkohleöfen

Dem vom chilenischen Umweltministerium herausgegeben Bericht zufolge ist die Luftqualität in den Städten Rancagua, Curicó und Coyhaique im Süden des Landes am schlechtesten - eine Realität, die die Experten nicht in Erstaunen versetzte. Im unwirtlichen Süden mit seinen niedrigen Temperaturen heizen die Menschen vor allem mit Holz, das bei der Verbrennung jede Menge Feinstaub freisetzt.

Der Großraum Santiago liegt am Fuße der Anden und erstreckt sich bis zum Pazifik. Die höchsten Feinstaubwerte wurden im Armenviertel Cerro Navia im Westen der Hauptstadtregion gemessen. Dort leiden die Menschen nicht nur an von Feinstaub verursachten Krankheiten, sondern auch unter einer medizinischen Unterversorgung.

Von 1992 bis heute haben die Behörden zwölf Dekrete erlassen, die Industrieunternehmen, Kraftwerksbetreiber und den Transportsektor dazu bringen sollen, den Ausstoß von Feinpartikeln zu verringern. Zudem werden landesweit - von der Nordregion Antofagasta bis Aurakanien im Süden - neun landesweite Dekontaminierungsprogramme durchgeführt. Dennoch ist es nicht gelungen, die Menge an Feinstaub zu verringern.

Die von Umweltministerin María Ignacia Benítez vorgestellte 'Umweltradiographie' befasst sich auch mit anderen ökologischen Problemen wie der Verseuchung der Böden und Gewässer, giftigen Produktionsrückständen und dem hohen Grad der Lärmbelästigung. (Ende/IPS/kb/2012)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 9. Juni 2012