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AUSLAND/1692: Burma - Poliobekämpfung, ein Wettlauf gegen die Zeit (IPS)


IPS-Inter Press Service Deutschland gGmbH
IPS-Tagesdienst vom 27. April 2011

Burma: Poliobekämpfung - Ein Wettlauf gegen die Zeit

Von Marwaan Macan-Markar


Bangkok, 27. April (IPS) - In Burma ist eine Polio-Impfkampagne angelaufen. Bis zu Beginn der Regenzeit Ende Mai wollen 12.000 Freiwillige versuchen, 3,4 Millionen Kinder unter fünf Jahren in 115 der 325 Gemeinden des südostasiatischen Landes zu erreichen. Die Krankheit, die durch menschliche Exkremente übertragen wird, führt nach nur wenigen Stunden zu bleibenden Lähmungen.

Wie Tin Htut vom Burma-Büro des Weltkinderhilfswerks UNICEF erklärte, stellt das Vorhaben das Impfteam vor enorme Herausforderungen. So lebe die oftmals mobile Bevölkerung weit voneinander entfernt. Nach einer ersten Immunisierungsrunde Anfang April soll der zweite Durchlauf in der ersten Mai-Woche stattfinden.

Die Massenimmunisierungskampagne findet nach dem Amtsantritt der neuen zivilen Regierung statt, die jedoch weitgehend unter Kontrolle der Militärs steht, die das Land mehr als 50 Jahre mit harter Hand regierten. Die Novemberwahlen waren die ersten seit 20 Jahren.


Kleiner Gesundheitsetat

Kritiker der burmesischen Militärs gehen zwar nicht davon aus, dass die Behörden von Staatspräsident Thein Sein der Immunisierungskampagne im Wege stehen werden. Sie sind jedoch pessimistisch, was die finanzielle Beteiligung des Landes an der Impfoffensive angeht, zumal nur 1,3 Prozent des im Januar verkündeten Haushalts für den Gesundheitsbereich vorgesehen sind. Im Vergleich dazu erhält die 450.000 Mann starke Armee 25 Prozent der Haushaltsgelder.

Nachdem in Burma drei Jahre lang Polio-Neuinfektionen ausgeblieben waren, erklärten die Vereinten Nationen das Land im letzten Jahr zur poliofreien Zone. Doch im vergangenen Dezember erkrankte ein sieben Monate altes Kind in der Gemeinde Yamethin nahe der zentralburmesischen Stadt Mandalay an einem mutierten Impfstoff-Poliovirus (VDPV). Der Fall veranlasste das staatliche Gesundheitsministerium, 10.000 Kinder aus dem unmittelbaren Umkreis unverzüglich zu impfen.

"Allein das Auftreten eines einzigen Poliofalls in einer poliofreien Zone kommt einem Gesundheitsnotfall gleich, der eine schnelle und qualitativ hochwertige Gegenmaßnahme erfordert ", meinte dazu Ramesh Shreshta, Leiter des UNICEF-Burma-Büros, kurz vor dem Start der Immunisierungskampagne. "Der Haus-zu-Haus-Ansatz soll sicherstellen, dass kein Kind ausgelassen wird."

Burma war bereits im Jahr 2000 als poliofrei und Sieg gegen die Kinderlähmung deklariert worden. Die von der Weltgesundheitsorganisation (WHO), UNICEF, dem Rotary-Club und anderen Organisationen unterstützte Globale Initiative zur Ausrottung der Kinderlähmung (GPEI) gilt als eine wertvolle Waffe, um das Virus erfolgreich zu bekämpfen.

"Seit (dem Start von GPEI) 1988 konnte Polio weltweit zu mehr als 99 Prozent ausgerottet werden", berichtet Patrick O'Connor vom Südostasien-Büro der WHO mit Sitz in Neu-Delhi. Die Zahl der 1988 festgestellten 350.000 Polio-geschädigten Kinder konnte bis 2010 auf 974 gedrückt werden. Derzeit ist die Krankheit nur noch in Afghanistan, Indien, Nigeria und Pakistan endemisch. (Ende/IPS/kb/2011)


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veröffentlicht im Schattenblick zum 28. April 2011