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TRANSPLANTATION/483: Hornhautbank an der Würzburger Universitäts-Augenklinik neueröffnet (idw)


Universitätsklinikum Würzburg - 08.02.2013

Lions-Hornhautbank an der Würzburger Universitäts-Augenklinik neueröffnet



Am 9. Februar 2013 wird die neustrukturierte Lions-Hornhautbank an der Augenklinik des Universitätsklinikums Würzburg offiziell eröffnet. Die topmoderne Einrichtung ermöglicht eine bessere Versorgung mit Hornhauttransplantaten, die bei vielen Krankheiten eine Erblindung verhindern können. Die Hornhautbank ist Teil des Gewebenetzwerks der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation und wurde großenteils vom Lions Club Würzburg-West finanziert.

"Mit deutschlandweit jährlich etwa 6.000 Operationen ist die Hornhauttransplantation die häufigste und erfolgreichste Transplantation in der Humanmedizin", berichtet Prof. Franz Grehn, Direktor der Universitäts-Augenklinik Würzburg. Der auch Keratoplastik genannte Eingriff wird am Uniklinikum Würzburg (UKW) seit den 1960er Jahren durchgeführt. Parallel wurde hier im Jahr 1969 eine der ersten deutschen Hornhautbanken gegründet. Ihre Aufgabe ist das Einholen der Spenderhornhäute, deren Aufarbeitung und Kultivierung sowie das Bereitstellen von Hornhauttransplantaten. "Die Präparation der Spenderhornhäute stellt seit jeher hohe Ansprüche an die Qualität und die sachgerechte Durchführung aller Arbeitsschritte", betont Prof. Grehn.

Seit 2007 unter Arzneimittelgesetz

Wie diese Herausforderungen zu erfüllen sind, war bis zum Jahr 2007 jeder der rund 20 Hornhautbanken in Deutschland selbst überlassen. Seit dem Inkrafttreten des Gewebegesetzes im August 2007 fällt die Augenhornhaut jedoch unter das Arzneimittelgesetz. Um weiterhin humane Spenderhornhäute in Verkehr bringen zu dürfen, sind seither alle deutschen Hornhautbanken verpflichtet, exakt definierte Standards in der personellen und technischen Ausstattung, in der Qualitätssicherung und der Dokumentation zu erbringen.

Herstellungserlaubnis in Speziallabor

"Anfang Dezember 2012 erhielten wir von der zuständigen Landesbehörde, der Zentralen Arzneimittelüberwachung Bayern, die Herstellungserlaubnis und sind nun auch von unseren Räumen her startklar", freut sich Karsten Kasper, der Leiter der Lions-Hornhautbank am UKW.

Die Hornhautbank nimmt in der Universitäts-Augenklinik an der Josef-Schneider-Straße zwei benachbarte Räume ein. Neben einem Büro ist dies ein zugangsbeschränkter Reinraum mit einer sterilen Sicherheitswerkbank, Mikroskop und zwei Brutschränken zur Lagerung der Transplantate.

Lions-Club als finanzieller Förderer

Wie schon bei der "ersten Gründung" der Hornhautbank im Jahr 1969 hat der Lions-Club die "Neugründung" umfangreich gefördert. "Die Bekämpfung von Blindheit durch Lions hat eine lange Tradition - nicht nur in Entwicklungsländern, sondern auch in Deutschland", unterstreicht Joachim Horn vom Lions-Clubs Würzburg-West. "Deshalb wünschen wir dem wiederbelebten Projekt einen guten Start und viel Erfolg."

Mit der DGFG gegen die Transplantatknappheit in Deutschland

Einen Erfolg, der laut Joachim Horn auch entscheidend davon abhängt, dass sich möglichst viele Menschen dazu bereitfinden, ihre Hornhaut nach dem Tod zu spenden. Deutschlandweit reicht das Angebot an gespendeten Hornhäuten nicht aus, um den Bedarf zu decken. Um möglichst vielen Kranken schnell helfen zu können, arbeitet die Würzburger Lions-Hornhautbank eng mit der Deutschen Gesellschaft für Gewebetransplantation (DGFG) zusammen. Die DGFG ist ein Netzwerk vieler deutscher Kliniken, Gewebebanken und transplantierender Einrichtungen. "Wir freuen uns, mit der Augenklinik einen sehr guten Kooperationspartner im Netzwerk zu begrüßen", sagt DGFG-Geschäftsführer Martin Börgel. Die unabhängige, gemeinnützige Organisation hat die Wiedereröffnung von Anfang an begleitet.

Erfolge bei der Reduzierung der Wartezeiten

Die Wartezeit auf ein Hornhauttransplantat ist in den vergangenen Jahren im Netzwerk der DGFG deutlich gesunken. "Wir können inzwischen die Hälfte der bei uns gelisteten Patienten innerhalb von drei Monaten versorgen", sagt Börgel. Vorher mussten Patienten ein halbes Jahr und länger auf eine neue Hornhaut warten. Die DGFG koordiniert gemeinsam mit der Universitäts-Augenklinik die Gewebespende in Würzburg. Die Spendezahlen steigen seitdem kontinuierlich an. "Für unsere Patienten bringt diese Struktur aus klinikumseigener Hornhautbank, kombiniert mit den Kapazitäten des DGFG-Netzwerks eine schnellstmögliche Versorgung mit qualitätsgesicherten Transplantaten und eine Behandlung immer auf der Höhe der Zeit", fasst Karsten Kasper zusammen und fährt fort: "Wir ermutigen jeden, seine Bereitschaft zur Organ- und Gewebespende kundzutun, sei es durch einen Organ- und Gewebespenderausweis oder im Gespräch mit der Familie oder Freunden. Nur so kann der Transplantatknappheit entgegengewirkt werden."


Hintergrund
Welche Krankheiten können eine Keratoplastik notwendig machen?
  • Hornhautendothel-Erkrankungen: angeborene Erkrankungen der Augenhornhaut, bei denen es im Laufe des Lebens zu Trübungen der Hornhaut kommt
  • Keratokonus: die fortschreitende Ausdünnung und kegelförmige Verformung der Hornhaut des Auges
  • Infektionen, zum Beispiel bei Kontaktlinsenträgern
  • Hornhautnarben, beispielsweise nach Verätzung
  • durchgreifende offene Hornhautwunden, zum Beispiel. nach Verletzung
  • nicht heilende Hornhautgeschwüre.

Hornhautspende und -transplantation
Hornhauttransplantate stammen von Verstorbenen, die zu Lebzeiten oder deren Angehörige in Sinne der Verstorbenen die Einwilligung zur Hornhautspende gegeben haben. Im Gegensatz zu Organen wie Herz, Niere und Leber, bei denen wesentlich größere Eile geboten ist, kann die Hornhaut bis zu 72 Stunden nach dem Tod entnommen werden. Im Gegensatz zu Organen werden Hornhäute nicht sofort transplantiert. Die qualitätskontrollierten Transplantate werden in einer speziellen Nährlösung in einem Brutschrank bei Körpertemperatur bis zu sechs Wochen konserviert.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1764

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Universitätsklinikum Würzburg, Susanne Just, 08.02.2013
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Februar 2013