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HYGIENE/066: Hygiene - Biotechnologie - Textilien, Interview mit Prof. Dr. Dirk Höfer (idw)


Hohenstein Institute - 31.08.2009

Hygiene - Biotechnologie - Textilien

Interview mit Prof. Dr. Dirk Höfer
Leiter des Instituts für Hygiene und Biotechnologie (IHB)
am internationalen Textilforschungszentrum Hohenstein Institute, Bönnigheim


Seit seiner Gründung im Jahr 1992 hat sich das Leistungsspektrum des Instituts für Hygiene und Biotechnologie an den Hohenstein Instituten in Bönnigheim sehr stark erweitert. Besonders intensiv forscht das Team von Prof. Dr. Dirk Höfer in den Bereichen angewandte Hygiene, biologische Sicherheit und medizinische Entwicklungen und entwickelt in diesem Zusammenhang ständig neue Untersuchungsmethoden.


Welche Berührungspunkte gibt es beim Thema Hygiene zu Textilien?

Über Textilien können bakterielle und virale Keime verbreitet werden, deshalb sind z. B. die hygienische Aufbereitung von Wäsche, die antimikrobielle Ausrüstung von OP-Textilien und deren hohe Barrierewirkung gegenüber Krankheitserregern wichtige Bausteine der Infektionsprophylaxe.


Textilien können aber auch noch aktiv helfen, die Gesundheit zu erhalten oder Krankheiten zu heilen.

Genau - in diesem Bereich haben wir beispielsweise die Entwicklung einer Anti-Milben-Matratze für Allergiker oder Projekte wie Persönliche Schutzausrüstung (PSA) mit integriertem Insektenschutz, Wundauflagen mit Wirkstoffdepots und anti-adhäsiver Beschichtung vorangetrieben. Gleichzeitig haben wir neue Prüfmethoden etabliert, mit denen die Wirksamkeit und biologische Sicherheit solcher Ausrüstungen untersucht und belegt werden kann.


Stichwort "biologische Sicherheit" - was ist darunter zu verstehen?

Mit den bei uns etablierten Prüfsystemen schließen wir bekannte Risiken für die menschliche Gesundheit aus: zellschädigende und DNA-schädigende Substanzen sowie allergene Potenziale und mechanische Irritationen. Unsere Untersuchungen finden dabei zum Großteil in-vitro zum Beispiel an menschlichen Hautzellen statt - aber auf jeden Fall immer komplett ohne Tierversuche!


Bei welchen Produkten ist der Nachweis der biologischen Sicherheit besonders wichtig?

Generell darf entsprechend der Bedarfsgegenständeverordnung (BedGgstV) von keinem Produkt eine Gefahr für den Nutzer ausgehen. Entsprechend verstehen wir unsere Sicherheitsprüfungen als biologische Warenprüfung für textile Produkte aller Art. Explizit vorgeschrieben sind Sicherheitsnachweise bei Medizinprodukten. Seit Kurzem sind wir von der ZLG (Zentralstelle der Länder für Gesundheitsschutz bei Arzneimitteln und Medizinprodukten) als Prüflabor auditiert und können auch hierfür die entsprechenden Nachweise führen.


Als dritten wichtigen Arbeitsbereich haben Sie medizinische Entwicklungen genannt. Welche aktuellen Beispiele gibt es dafür?

Neben den bereits genannten Wundauflagen mit Wirkstoffdepots oder anti-adhäsiver Beschichtung gehören dazu u. a. Spezialtextilien für Dekubitus- und Inkontinenzpatienten, antimykotische Socken oder Fensterbänder. Besonderes Aufsehen haben wir auch mit unseren Projekten zur Biotherapie erregt, wie z. B. Wundauflagen bei denen Bakteriophagen oder der Extrakt der Goldfliege die Heilung chronischer Wunden beschleunigen.


Um diese doch sehr unterschiedlichen Themengebiete erfolgreich bearbeiten zu können, bedarf es natürlich eines interdisziplinären Ansatzes.

Am IHB arbeiten Textilspezialisten eng mit Medizinern, Chemikern und Biologen zusammen. Hinzu kommen natürlich die Kollegen aus den anderen Hohensteiner Fachbereichen, die ihre Kenntnisse zur Optimierung des Tragekomforts von Textilien, der Funktionalisierung von Materialien oder auch Aspekte der klassischen Warenprüfung bis hin zu chemisch-analytischen Schadstoffprüfungen in die gemeinsame Arbeit einbringen.


Ist Ihre Kundenstruktur ähnlich vielfältig wie ihr Leistungsportfolio?

Bei seiner Gründung im Jahr 1992 wurden vom IHB in erster Linie Wäschereien, Einrichtungen des Gesundheitswesens, Veredler sowie Garn-, Textil- und Bekleidungshersteller betreut. Dazu sind in den vergangenen Jahren beispielsweise Hersteller von Medizinprodukten und Hilfsmitteln, die Kunststoff-, Papier-, und Automobilindustrie sowie Hersteller von Sanitär- und Dentalprodukten, Farben und Lacken sowie Produzenten aus der Kunststoff- und Metallbranche hinzugekommen.


Prof. Dr. Höfer - wir danken für das Gespräch!


Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hohenstein.de/content/content1.asp?hohenstein=33-0-0-686-2009

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution726


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
Hohenstein Institute, Rose-Marie Riedl, 31.08.2009
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 2. September 2009