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VORSORGE/815: Pro und contra Masernimpfung (Securvital)


Securvital 3/2019 - Juli-September
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen

Pro und contra
Masernimpfung

von Norbert Schnorbach


Eine Masern-Infektion kann gefährliche Folgen haben. Aber den geplanten Impfzwang halten Ärzte und Experten für fragwürdig.


Ab nächstem Jahr gilt in Deutschland, wenn die Pläne der Bundesregierung Gesetz werden, eine Impfpflicht gegen Masern. Ungeimpfte Kinder dürfen nicht in Kitas, Schüler müssen Impfnachweise vorlegen, Eltern droht ein Bußgeld von 2500 Euro. Mit diesen Zwangsmaßnahmen will Gesundheitsminister Jens Spahn die Zahl der geimpften Kinder um zwei Prozent erhöhen und damit, so hofft er, die Masern in Deutschland eliminieren.

Doch viele Ärzte zweifeln daran und halten einen rigorosen Impfzwang für fragwürdig und wenig hilfreich. Bei einer Online-Umfrage der Ärzte-Zeitung lehnten mehr als 50 Prozent die Spahn-Pläne zur Impfpflicht ab. Auch die Spitzenfunktionäre der Bundesärztekammer erklärten eine allgemeine Impfpflicht für problematisch. Selbst der Experte Prof. Dr. Thomas Mertens, Vorsitzender der amtlichen STIKO ("Ständige Impfkommission"), hält einen Impfzwang in Deutschland für kontraproduktiv und empfiehlt stattdessen mehr Aufklärung und Überzeugungsarbeit.

Ein Todesfall pro Jahr

Auf dieser Linie liegt auch die Deutsche Gesellschaft für Allgemeinmedizin und Familienmedizin (DEGAM). Sie befürwortet grundsätzlich die Impfung von Kindern und Erwachsenen gegen Masern und weist darauf hin, dass es in Deutschland in den letzten zehn Jahren im Durchschnitt einen Todesfall pro Jahr durch Masern gab. Dagegen helfe mehr und überzeugendere Information der Bevölkerung, auch von Seiten der Ärzte. Die DEGAM kritisierte in diesem Zusammenhang ausdrücklich den "Alarmismus in der öffentlichen Diskussion" und auch die Berichterstattung der Medien. Zuverlässige Expertise zur Debatte über Impfzwang hat das Wissenschaftsportal Sciencemediacenter.de gesammelt. Dort erklärt Prof. Cornelia Betsch, Expertin für Gesundheitskommunikation an der Uni Erfurt, dass die Aufklärungsarbeit der Mediziner größte Bedeutung habe: "Ärztinnen und Ärzte sind die wichtigste Quelle für Informationen über das Impfen". Für eine umfassende und vorurteilsfreie Aufklärung setzen sich auch naturheilkundlich orientierte Ärzte ein. So plädiert die gemeinnützige Initiative "Ärzte für individuelle Impfentscheidung" für eine differenzierte Beratung und "das Recht der Eltern auf eine freie, individuelle Impfentscheidung". Eine Petition der Ärzte-Initiative (www.individuelle-impfentscheidung.de) hat bereits über 130.000 Unterstützer gefunden.

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Quelle:
Securvital 3/2019 - Juli-September, Seite 30
Das Magazin für Alternativen im Versicherungs- und Gesundheitswesen
Herausgeber: SECURVITA GmbH - Gesellschaft zur Entwicklung alternativer Versicherungskonzepte
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veröffentlicht im Schattenblick zum 13. Juli 2019

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