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MELDUNG/987: NRW-Koalitionsvertrag - Stärkung der Hochschulmedizin (idw)


MFT Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland e. V. - 23.06.2017

NRW-Koalitionsvertrag: MFT begrüßt Stärkung der Hochschulmedizin


Nach der Landtagswahl in Nordrhein-Westfalen (NRW) steht der Koalitionsvertrag zwischen CDU und FDP kurz vor dem Abschluss. NRW ist das Bundesland mit den meisten Medizinischen Fakultäten. Der MFT befürwortet sowohl die im Koalitionsvertrag verankerte Stärkung und Profilierung aller bestehenden nordrhein-westfälischen Hochschulmedizinstandorte in Forschung, Lehre und Krankenversorgung als auch die geplante Begutachtung durch den Wissenschaftsrat.

"Wir als Vertreter der Universitätsmedizin begrüßen den Entwurf für den Koalitionsvertrag", kommentiert MFT-Präsident Heyo K. Kroemer das Papier. "Insbesondere die Fortführung und Aufstockung des Budgets für die bauliche Sanierung der nordrhein-westfälischen Hochschulmedizinstandorte ist wichtig und muss mit Nachdruck vorangetrieben werden." Ebenso notwendig und prioritär ist das geplante Investitionsprogramm für IT-Investitionen im Bereich Hochschulmedizin. Hier besteht enormer Nachholbedarf. Die Begutachtung durch den Wissenschaftsrat wird der Hochschulmedizin in NRW wichtige Impulse geben.

Ebenfalls begrüßt wird das geplante Vorgehen zum Masterplan Medizinstudium 2020. "Wir sind sehr froh über die Möglichkeit, die Umsetzung des Masterplans konstruktiv mitgestalten zu können.", ergänzt Stefan Uhlig, Dekan der Aachener Fakultät und Sprecher der Medizinischen Fakultäten in NRW. Kritisch ist aus Sicht des MFT die so genannte Landarztquote. Der Koalitionsvertrag sieht hierzu vor, "zehn Prozent der Medizinstudienplätze vorab an geeignete Bewerberinnen und Bewerber zu vergeben, die sich verpflichten, nach Abschluss des Studiums und der fachärztlichen Weiterbildung in der Allgemeinmedizin für bis zu zehn Jahre in der hausärztlichen Versorgung in den genannten Regionen tätig zu sein." Für den MFT ist eine solche Quote kein adäquates Mittel, um den Ärztemangel in ländlichen Regionen dauerhaft zu verringern. Zum einen ist an anderen Hochschulmedizinstandorten in strukturschwachen Gebieten ein erhoffter "Klebeeffekt" von lokal ausgebildeten Ärztinnen und Ärzten bisher ausgeblieben. Zum anderen ist dieses Instrument aus rechtlichen und sozialen Gründen äußerst fraglich. Es ist zu befürchten, dass sich Kinder aus wohlhabenden Verhältnissen von der Verpflichtung freikaufen, sich im Anschluss an ihr Studium für einige Jahre in der Provinz niederzulassen.

Die geplante Errichtung eines hochschulmedizinischen Standortes in Bielefeld wird vom MFT mit großer Zustimmung aufgenommen: "Wir freuen uns über jedes neue Mitglied im Kreise der Medizinischen Fakultäten", so Uhlig. Voraussetzung für jeden Standort sind hohe Qualitätsstandards in Lehre und Forschung. Dies setzt eine ausreichende und nachhaltige Finanzierung voraus. Allein der Bau spezieller Gebäude für die vorklinische Lehre und die medizinische Forschung in Bielefeld wird einen dreistelligen Millionenbetrag benötigen. Dieses Geld muss zusätzlich zur Verfügung gestellt werden. "Der Aufbau der Medizinischen Fakultät in Bielefeld darf auf keinen Fall zu Lasten der Qualität von Forschung und Lehre an den bisherigen acht Medizinischen Fakultäten in NRW umgesetzt werden", mahnt Kroemer zu Recht. Immerhin wird bereits die Umsetzung des Masterplans Medizinstudium 2020 erhebliche zusätzliche Ressourcen nach sich ziehen, wenn die geplanten Maßnahmen zur weiteren Verbesserungen tatsächlich realisiert werden.

Ausdrücklich unterstützt der MFT die Absicht, neben der Abiturnote weitere Kriterien bei der Studierendenauswahl zu verwenden. Hierzu hat der MFT kürzlich mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland ein konkretes Modell zur Umsetzung vorgelegt.

Über den MFT
Der Medizinische Fakultätentag ist der Verband der Medizinischen Ausbildungs- und Forschungsstätten Deutschlands. In über 70 verschiedenen Studiengängen verantworten sie die medizinische Lehre und Forschung mit rund 93.000 Studierenden der Human- und Zahnmedizin sowie der Gesundheitswissenschaften.


Kontakt:
Corinne M. Dölling
MFT Medizinischer Fakultätentag
Alt-Moabit 96, 10559 Berlin
E-Mail: doelling@mft-online.de

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PM NRW-Koalitionsvertrag

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
MFT Medizinischer Fakultätentag der Bundesrepublik Deutschland e. V.
Corinne M. Dölling, 23.06.2017
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 28. Juni 2017

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