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Universität zu Lübeck - 07.09.2015

Sechsfacher Erfolg für die Schilddrüsenforschung in Lübeck

Deutsche Forschungsgemeinschaft fördert Lübecker Projekte im Schwerpunktprogramm "Translation of Thyroid Hormone Actions beyond Classical Concepts" mit einem Gesamtvolumen von 2,5 Millionen Euro für die nächsten drei Jahre

Gleich sechs Projekte zur Schilddrüsenforschung an der Universität zu Lübeck und dem Universitätsklinikum Schleswig-Holstein, Campus Lübeck, sind von der Deutschen Forschungsgemeinschaft positiv begutachtet worden. Sie werden in der zweiten Förderperiode mit einem Volumen von insgesamt etwa 2,5 Millionen Euro finanziert, von denen 1,37 Millionen direkt nach Lübeck fließen.

Die Projekte sind Teil des mit 8,7 Millionen Euro ausgestatteten Schwerpunktprogramms "Translation of Thyroid Hormone Actions beyond Classical Concepts" (THYROID TRANS ACT) der Deutschen Forschungsgemeinschaft (SPP 1629), mit dem die Wirkung sowohl der klassischen Schilddrüsenhormone T3 und T4 als auch neuer Schilddrüsenhormonderivate wie T2 und Thyronaminen erforscht wird. Die Schilddrüse ist Ausgangspunkt für zahlreiche Erkrankungen, die durch eine Unter- oder Überfunktion der Schilddrüse (Hypothyreose bzw. Hyperthyreose) hervorgerufen werden können. Das DFG-Schwerpunktprogramm, das seit 2012 bisher in der ersten Förderperiode durchgeführt wird, stärkt die fächerübergreifende Schilddrüsenforschung in Deutschland effektiv in einer Spannbreite von Untersuchungsergebnissen aus Mausmodellen bis zu besseren Behandlungsmöglichkeiten für Patienten.

Die für die zweite Förderperiode bewilligten Lübecker Projekte werden schwerpunktmäßig im Rahmen des Zentrums für Gehirn, Hormone und Verhalten (Center of Brain, Behavior and Metabolism, CBBM) der Universität zu Lübeck betrieben. Als Projektleiter sind Prof. Dr. Jens Mittag und Prof. Dr. Georg Brabant (Medizinische Klinik I), Prof. Dr. Thomas Münte (Direktor der Klinik für Neurologie und Sprecher des CBBM) sowie Dr. Helge Müller-Filitz (Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie) beteiligt. Externe Projektpartner sind Prof. Dr. Dagmar Führer-Sakel (Essen, Sprecherin des Schwerpunktprogramms), Prof. Dr. Alexander Sartorius (Mannheim), Prof. Dr. Uwe Völker und Dr. Nele Friedrich (Greifswald) sowie Dr. Heike Heuer (Düsseldorf).

"Die Bewilligungen stellen eine hohe Anerkennung für die Lübecker Leistungen in der Schilddrüsenforschung durch die Deutsche Forschungsgemeinschaft und eine Bestätigung für das hier verfolgte interdisziplinäre Forschungskonzept im Rahmen des Centers of Brain, Behavior and Metabolism CBBM dar", sagte der Präsident der Universität zu Lübeck, Prof. Dr. med. Dr. h.c. Hendrik Lehnert, anlässlich des Förderbescheides.

In den Lübecker Projekten arbeiten Grundlagenforscher und Kliniker Hand in Hand zusammen, um die Wirkmechanismen der Schilddrüsenhormone aufzuschlüsseln und die Erkenntnisse direkt zum Wohle der Patienten einzusetzen. Im Einzelnen behandeln sie die Rolle der hypothalamischen Tanycyten für die Kontrolle der Schilddrüse (Müller-Fielitz), die Effekte der Schilddrüsenhormone auf Gehirnstrukturen und deren Funktionen (Brabant, Münte, Sartorius), die Identifizierung neuer Signalwege mittels neuer Hochdurchsatz-Technologien (OMICS-Technologien; Brabant, Führer-Sakel, Friedrich, Völker), die molekulare Basis für eine erfolgreiche Substitution mit Schilddrüsenhormon (Mittag, Brabant), die Rolle der zellulären Schilddrüsenhormontransporter MCT8 und Oatp1c1 im muskulären, kardiovaskulären und metabolischen System (Mittag, Heuer) ebenso wie neue Konzepte in der durch Schilddrüsenhormone vermittelten Regulation der Körpertemperatur (Mittag).

Die Schwerpunktprogramme der DFG bündeln überregionale Kooperationen. Innerhalb eines inhaltlich definierten Rahmens sind die Beteiligten frei in der Wahl des Themas, des Forschungsplanes sowie der Methoden. Schwerpunktprogramme werden eingerichtet, wenn die koordinierte Förderung für das betreffende Gebiet besonderen wissenschaftlichen Gewinn verspricht.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution92

Quelle: Universität zu Lübeck, Rüdiger Labahn, 07.09.2015

Raute

Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V. - 07.09.2015

DKOU 2015: Hohe Dunkelziffer bei Gehirnerschütterungen

Orthopäden und Unfallchirurgen wollen Schnelltest im Breiten- und Schulsport einführen

Berlin - Beim Sport kann schon ein vermeintlich harmloser Sturz auf den Kopf oder ein Zusammenprall eine Gehirnerschütterung zur Folge haben. Diese Vorfälle werden jedoch häufig nicht ernst genommen, warnen Orthopäden und Unfallchirurgen sowie Neurologen und Neurochirurgen. Dabei können dadurch verursachte Kopfschmerzen, Vergesslichkeit oder depressive Verstimmungen noch Jahre danach anhalten.

Wie Lehrer, Eltern und Kinder Hinweise auf eine Gehirnerschütterung erkennen und was im Akutfall zu tun ist, berichten Experten auf einer Pressekonferenz im Rahmen des Deutschen Kongresses für Orthopädie und Unfallchirurgie (DKOU) in Berlin, der vom 20. bis 23. Oktober 2015 stattfindet.

In Deutschland werden pro Jahr mehr als 40.000 Gehirnerschütterungen diagnostiziert, die Dunkelziffer liegt deutlich höher. "Denn Sportler, vor allem im Schul- und Breitensport, unterschätzen diese Unfälle häufig", warnt Dr. med. Axel Gänsslen, Arzt am Klinikum Wolfsburg. Diese Erfahrung musste der Unfallchirurg und Orthopäde bei seinem Sohn Paul selbst erleben. Paul zog sich im Alter von zehn Jahren im Schulsport zweimal binnen weniger Wochen eine Gehirnerschütterung zu, ohne dass dies bemerkt wurde. Erst sein Vater deutete die Symptome richtig.

"Eine Gehirnerschütterung ist eine ernst zu nehmende Verletzung", so Gänsslen. Wird sie nicht richtig behandelt, können Spätschäden wie etwa Migräne oder Bewegungsstörungen folgen. Die häufigsten Symptome sind Kopfschmerzen, Schwindel, Übelkeit, Nackenschmerz, Schwäche, Müdigkeit oder verschwommenes Sehen. Nur zehn bis dreißig Prozent der Betroffenen leiden an einem akuten Erinnerungsverlust. Ein Hinweis könne aber auch sein, wenn sich der Betroffene häufig an den Kopf fasst, diesen abstützt oder einen leeren Blick hat.

Alle Anzeichen einer Gehirnerschütterung sind auf der PocketCard des Fußballweltverbandes FIFA zusammengefasst. Darauf basierend, gibt es zudem eine neue App "Schütz Deinen Kopf". "Diese sollte ab sofort auch als Schnelltest am Spielfeldrand eingesetzt werden", fordert Professor Dr. med. Michael Nerlich, Kongresspräsident des DKOU 2015 und Direktor der Klinik für Unfallchirurgie am Universitätsklinikum Regensburg. Hier sind unter anderem fünf Fragen aufgelistet, die Trainer oder Teamkollegen dem Betroffenen stellen sollten; beispielsweise, wer das letzte Spiel gewonnen hat. "Sobald nur eine der Fragen nicht richtig beantwortet wird, bestätigt das den Verdacht einer Gehirnerschütterung und der Spieler muss umgehend aus dem Spiel genommen werden", so Gänsslen, der auch Mannschaftsarzt des Eishockeyteams Grizzly Adams Wolfsburg ist.

Ist die Diagnose Gehirnerschütterung durch einen Arzt gesichert, dauert es mindestens sechs bis zehn Tage, bis sich die Nervenzellen erholt haben. In dieser Zeit sollten äußere Reize wie etwa Musik, Computer oder Lernen ausgeschaltet werden. Zeit und Ruhe sind die wichtigsten Therapiebestandteile. Eine medikamentöse Behandlung gibt es nicht. "Da die Betroffenen den Schmerz oder die Schwellung nicht wie bei einer Verletzung am Gelenk wahrnehmen, bedarf es häufig viel Überzeugungskraft, um Sportler davon abzuhalten, zu früh wieder aktiv zu werden", sagt Gänsslen. Die Prognose sei aber meist gut: 85 Prozent erholen sich vollständig innerhalb einer Woche. Bleiben die Symptome länger als drei bis vier Wochen bestehen, sollte eine neurologische Untersuchung erfolgen, rät der Experte.

Wie man die Symptome einer Gehirnerschütterung richtig erkennt und das Risiko dafür beim Sport reduziert, diskutieren Orthopäden und Unfallchirurgen anlässlich des DKOU 2015 in Berlin, der von der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie (DGU), der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Orthopädischen Chirurgie (DGOOC) sowie dem Berufsverband für Orthopädie und Unfallchirurgie (BVOU) ausgerichtet wird.

Im Rahmen der Kampagne "Schütz Deinen Kopf" wurden Informationsmaterial sowie eine kostenlose App für Athleten, Trainer, Physiotherapeuten, Betreuer, Lehrer und auch Eltern erstellt. Alle Unterlagen und der Link zur App stehen unter www.schuetzdeinenkopf.de zur Verfügung.

* Vorträge auf dem DKOU 2015
"Prävention/Sport mit Köpfchen"
Termin: Freitag, 23. Oktober 2015, 16.30 bis 18 Uhr
Raum Paris 1

Ihr Kontakt für Rückfragen:
Kathrin Gießelmann, Lisa Ströhlein
Pressestelle DKOU 2015
Pf 30 11 20, 70451 Stuttgart
giesselmann@medizinkommunikation.org

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dkou.de
http://www.schuetzdeinenkopf.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1739

Quelle: Deutsche Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie e. V., Kathrin Gießelmann / Pressestelle DKOU 2015, 07.09.2015

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 9. September 2015

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