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MELDUNG/787: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 19.11.14 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Stammzellnetzwerk NRW unter neuer Führung
→  Forschungsprojekt: Musik statt Pille
→  Neu an der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität München:
      das Institut für Allgemeinmedizin



Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn - 18.11.2014

Stammzellnetzwerk NRW unter neuer Führung

Prof. Dr. med. Oliver Brüstle, Direktor des Instituts für Rekonstruktive Neurobiologie der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn und Wissenschaftlicher Direktor der LIFE & BRAIN GmbH, ist zum neuen Vorstandsvorsitzenden des Kompetenznetzwerks Stammzellforschung NRW gewählt worden.

Prof. Brüstle war bereits an der Initiierung des Netzwerks vor mehr als zehn Jahren maßgeblich beteiligt und hat dieses in seiner bisherigen Position als Sprecher des biomedizinischen Lenkungskreises und Vorstandsmitglied maßgeblich mitgestaltet. Jetzt übernimmt er das Amt des Vorstandsvorsitzenden von Prof. Dr. Hans Schöler (Münster), der diese Funktion seit 2005 innehatte.

"Über die letzten zehn Jahre hat das Kompetenznetzwerk Stammzellforschung NRW zahlreiche standortübergreifende Projekte auf den Weg gebracht, junge Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen international positioniert und dem Standort Nordrhein-Westfalen damit internationale Sichtbarkeit verliehen. Mittlerweile ist die Stammzellforschung in der biomedizinischen Anwendung angekommen, und ich freue mich darauf, die vielfältiger gewordenen Aktivitäten dieses Netzwerks weiter zu gestalten", erläutert der Mediziner. Die Forschungsschwerpunkte von Prof. Brüstle am Universitätsklinikum Bonn liegen auf der Zellreprogrammierung und der Nutzung pluripotenter Stammzellen für Krankheitsforschung, Medikamentenentwicklung und Zelltherapie.

Das Kompetenznetzwerk Stammzellforschung NRW ist eine Initiative, die das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung des Landes Nordrhein-Westfalen fördert. Es ist landesweit organisiert und deckt mit den Standorten Aachen, Bielefeld, Bochum, Bonn, Düsseldorf, Essen, Köln, Münster und Witten/Herdecke das breite Spektrum der wissenschaftlichen Fragestellungen um adulte und pluripotente Stammzellen an rund 35 Instituten und Kliniken ab. Das Kompetenznetzwerk umfasst die zwei Arbeitsgemeinschaften Biomedizin und Ethik-Recht-Sozialwissenschaften und wurde im Jahr 2002 gegründet. Der Vorstand führt die Geschäfte des Kompetenznetzwerks und ist für die strategische Ausrichtung der Aktivitäten zuständig.

Kontakt:

Ira Herrmann, Geschäftsstellenleiterin
Kompetenznetzwerk Stammzellforschung NRW
Ein Projekt gefördert durch das Ministerium für Innovation, Wissenschaft und Forschung NRW
E-Mail: herrmann@stammzellen.nrw.de
www.stammzellen.nrw.de

Johannes Seiler
Hochschulkommunikation der
Universität Bonn
E-Mail: j.seiler@uni-bonn.de
www.hkom.uni-bonn.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution123

Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Johannes Seiler, 18.11.2014

Raute

Forschungsprojekt: Musik statt Pille

Wissenschaftler untersuchen in einem interdisziplinären Forschungsprojekt die therapeutische oder präventive Wirkung von Musik auf die Gesundheit.

Die therapeutische oder präventive Wirkung von Musik für die Gesundheit soll in einem interdisziplinären Forscherteam von Gesundheitswissenschaftlern, Musikern und Musiktherapeuten sowie Informatikwissenschaftlern und Gesundheitsökonomen in einer Versorgungsforschungsstudie des International Health Care Management Instituts (IHCM) der Universität Trier nachgewiesen werden.

Als etablierte, aber weitgehend noch nicht durch Studien nachgewiesene Indikationen finden sich z. B. Tinnitus, Depressionen, Krebs und Burn-out-Syndrom. Im Vordergrund steht dabei zu Beginn die Entwicklung eines Studienprotokolls mit Festlegung der primären und sekundären Zielvariablen sowie des zu messenden Endpunktes für den notwendigen biostatistischen Nachweis der Wirksamkeit von "Musik statt Pille".

Die noch festzulegenden Probanden- und Patientenkollektive sollen aktiv zur Nutzung und Ausübung von Musik motiviert werden. Dafür sollen zum einen am Geschmack individuell angepasste, selbst entwickelte, GEMA-freie Musikstücke produziert werden. Zum anderen gehören dazu Apps für mobile Endgeräte, z. B. Smartphones oder Tablet-Computer, durch die sowohl die Musikauswahl als auch die aktive Mitwirkung durch die Probanden oder Patienten unterstützt werden. Gleichzeitig sollten die für die Studie notwendigen Daten automatisch erfasst werden. Außerdem soll ein entsprechendes Nutzer-Tutorial sowie ein Probanden- bzw. Patiententagebuch dazugehören.

Die grundlegende Forschungsidee wurde von Prof. Dr. Andreas J. W. Goldschmidt, geschäftsführender Leiter des IHCI der Universität Trier, anlässlich des "Dialog Gesundheitswesen" der internationalen Medica-Medizinmesse am 13. November in Düsseldorf präsentiert. Zum besseren Verständnis untermalte Goldschmidt seinen Vortrag mit mehreren Musikstücken, die er musikalisch mit E-Gitarre und Ukulele sowie zum Teil mit Gesang begleitete und dabei die Zuhörer zur Mitwirkung motivierte.

Kontakt:
Prof. Dr. Andreas J. W. Goldschmidt
Universität Trier
E-Mail: goldschmidt@uni-trier.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution103

Quelle: Universität Trier, Peter Kuntz, 18.11.2014

Raute

Klinikum der Universität München - 18.11.2014

Neu an der LMU: das Institut für Allgemeinmedizin

Professor Dr. Jörg Schelling leitet die wichtige Einrichtung - der Beruf des Hausarztes soll wieder attraktiver werden

An der Medizinischen Fakultät der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) München wurde zum 1. Oktober 2014 das Institut für Allgemeinmedizin gegründet. Seine Aufgabe ist es, Lehre und Forschung in diesem Fach der medizinischen Ausbildung (Medizinisches Curriculum, MeCuM) zu koordinieren und weiterzuentwickeln. An weit über 250 Lehrpraxen in und um München werden Studierende der Medizin in zahlreichen Pflichtveranstaltungen am Patienten ausgebildet, werden sie direkt mit dem Beruf in Berührung gebracht. Zuständig sind ehrenamtlich tätige Lehrbeauftragte, das sind aktive und erfahrene Hausärzte mit besonderem Engagement und didaktischem Geschick.

Leiter des Instituts ist der niedergelassene Facharzt für Allgemeinmedizin, Professor Dr. Jörg Schelling. Er sagt: "In den Lehrpraxen wird der Unterricht unter den Alltagsbedingungen hausärztlicher Praxen durchgeführt. Studierende lernen so die faszinierende Vielfalt der allgemeinmedizinischen Tätigkeit kennen. Wir müssen den Beruf des Hausarztes für den Nachwuchs wieder attraktiv machen."

Das Institut entwickelte sich aus dem Bereich Allgemeinmedizin, der an der Leitung der Medizinischen Klinik IV angebunden war und von einer Kerngruppe von hausärztlichen Lehrbeauftragten organisiert wurde. Es wurde jetzt als eigenständige Einrichtung innerhalb des Klinikums etabliert. Dies signalisiert eine deutliche Weiterentwicklung der universitären Allgemeinmedizin an der LMU. Professor Schelling: "Das sind wichtige Schritte, um den Beruf des hausärztlich tätigen Allgemeinarztes nachhaltig zu fördern." Die dringend notwendige Trendwende soll helfen, um drohende Versorgungslücken, speziell in ländlichen Gebieten, zu schließen. Fachleute gehen davon aus, dass bis zum Jahr 2020 jährlich 2.000 Hausärztinnen und Hausärzte ihre Praxen zumachen, Nachwuchs ist Mangelware - immer weniger junge Mediziner haben Lust auf Hausarzt. 2009 wurde ein bundesweites Förderprogramm aufgelegt, zahlreiche Initiativen einzelner Bundesländer, der Kassenärztlichen Vereinigungen und der Ärztekammern kamen hinzu. Der gewünschte Erfolg blieb aus.

Keine Nachfolger für Landärzte

Professor Dr. Schelling: "Schlagzeilen vom Landarzt, der keinen Nachfolger findet, beunruhigen die Menschen. Bei diesem zentralen Thema herrscht innerhalb der wissenschaftlichen Gesellschaft und bei den Lehrenden an den medizinischen Fakultäten Aufbruchsstimmung. Generell werden alle Studierenden der Medizin so früh wie möglich und durchgängig in allgemeinmedizinischen Lehrpraxen (mit)ausgebildet. Idealerweise kommen sie während ihres gesamten Studiums kontinuierlich mit der Hausarztmedizin in Kontakt. An der LMU geschieht dies bereits in der Vorklinik und wird dann während der klinischen Semester intensiviert. Neben Fertigkeiten und Erfahrungen in typischen Aufgabenstellungen und Arbeitsweisen wird die Freude an diesem abwechslungsreichen Beruf vermittelt. Allgemeinmedizin als Fach ist weit mehr als die Summe der wichtigsten Grundlagen anderer Disziplinen."

Die Vermittlung der Lehrinhalte geschieht im Rahmen der Novelle der Approbationsordnung. Dazu gehören klassische Lehrformen wie Vorlesungen, Seminare und Unterricht in den Lehrpraxen ebenso wie Online-Kurse, das Pflichtprogramm im praktischen Jahr (PJ) und verschiedene Pflichtwahlseminare. Der Arbeitsbereich der Allgemeinmedizin beinhaltet die Grundversorgung aller Patienten mit körperlichen und psychischen Gesundheitsstörungen in der Notfall-, Akut- und Langzeitversorgung. Wesentliche Bereiche der Prävention und Rehabilitation gehören ebenso dazu. Essentielle Lehrinhalte im Studium sind beispielsweise praktische Fertigkeiten wie die körperliche Untersuchung sowie die Vermittlung von guter Gesprächsführung und ärztlicher Haltung. Es gibt eigene Denk- und Herangehensweisen, die speziell von Allgemeinärztinnen und Allgemeinärzten gelehrt werden können.

Wichtige erste Anlaufstelle für Patienten

Klinisch tätige Hausärztinnen und Hausärzte fungieren als erste Anlaufstelle für die Patienten und können auf ihrer Versorgungsebene die Mehrzahl der an sie herangetragenen Gesundheitsprobleme lösen. Professor Schelling: "Darüber hinaus bearbeiten sie im Regelfall mehrere Fragen parallel während eines Arztkontaktes. Hausärztliche Versorgung erhöht zudem die Patientensicherheit durch individuelle, gemeinsame Abwägung von potenziellem Nutzen und Schaden von Diagnostik bzw. Therapie und dient damit teilweise der Vermeidung unnötiger medizinischer Maßnahmen."

Die Allgemeinmedizin in der universitären Lehre versteht sich als Bindeglied zwischen der ambulanten hausärztlichen Tätigkeit und der klinischen wissenschaftlichen Hochschulmedizin. Professor Schelling: "Das Fach Allgemeinmedizin an der LMU München wird in Lehre und Forschung weiterhin nach Exzellenz streben und auch als Institut mit mehr Strukturen und Möglichkeiten ein wertvoller Teil der fakultären Vielfalt bleiben. Wir freuen uns auf die jetzt noch intensivere Zusammenarbeit mit den anderen Hauptfächern im Medizinstudium." Im Bereich der Forschung werden allgemeinmedizinische Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler bevorzugt Fragen bearbeiten, die sich aus der Praxis ergeben. Nicht zuletzt durch öffentliche Förderung wird in Deutschland die Versorgungsforschung großzügig unterstützt; in der Allgemeinmedizin gehört sie neben der klinischen Forschung zum Kern des Forschungsfeldes.

Spezialisiert auf den ganzen Menschen

Professor Schelling leitet das Institut als kommissarischer Direktor und ist ein äußerst erfahrener Mann der Praxis. Er sagt: "Die Tätigkeit als hausärztlich aktiver Facharzt für Allgemeinmedizin ist, wie ich aus meiner täglichen Praxis in Martinsried bestätigen kann, ungemein interessant und befriedigend. Der Patient wird in seiner Gesamtheit und in seinem familiären und sozialen Umfeld wahrgenommen und behandelt - Allgemeinmedizin ist spezialisiert auf den ganzen Menschen. Diese Freude am ärztlichen Beruf möchte ich den Studierenden in der Praxis und den Lehrveranstaltungen weitergeben und vermitteln."

Ansprechpartner:
Prof. Dr. Jörg Schelling
Institut für Allgemeinmedizin
Pettenkoferstr. 8a, 80336 München
E-Mail: allgemeinmedizin@med.uni-muenchen.de
Web: http://www.klinikum.uni-muenchen.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.klinikum.uni-muenchen.de/de/das_klinikum/zentrale-bereiche/weitere-informationen-presse/pressemeldungen/141118_schelling_allgemeinmedizin/index.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution550

Quelle: Klinikum der Universität München, Philipp Kressirer, 18.11.2014

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 20. November 2014