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MELDUNG/699: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 21.06.13 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

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Universitätsklinikum Jena - 20.06.2013

Start für neues Tinnitus-Zentrum am UKJ / Wachsende Anzahl von Patienten

Fünf Tage gegen den Tinnitus: Neues Angebot kombiniert interdisziplinären und tagesstationären Ansatz

Jena (ukj/dre). In Thüringen gibt es eine neue Anlaufstelle für Patienten, die unter chronischem Tinnitus leiden. Am Universitätsklinikum Jena (UKJ) wurde heute (20.6.) das Tinnitus-Zentrum offiziell eröffnet. In der neuen Einrichtung an der Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde (HNO) arbeiten Experten verschiedener Fachrichtungen des UKJ eng zusammen. Es ist eines der ersten tagesklinischen Zentren in dieser interdisziplinären Ausrichtung in Deutschland.

"Viele Tinnitus-Patienten haben oft einen langen Leidensweg hinter sich. Mit unserem neuen interdisziplinären Zentrum bündeln wir unsere Kompetenz in der Diagnostik und in der Therapie in einem Team. Davon profitieren die Patientinnen und Patienten enorm", ist Prof. Dr. Klaus Höffken, Medizinischer Vorstand des UKJ, überzeugt. Bis zu 15 Prozent der Gesamtbevölkerung in Deutschland berichten regelmäßig über Tinnitus und etwa ein Prozent der Bevölkerung leidet besonders schwer unter chronischen Ohrgeräuschen. Für den Freistaat Thüringen gehen Experten daher von über 20.000 Betroffenen aus.

Angesiedelt ist das Zentrum an der HNO-Klinik in Jena. Prof. Dr. Orlando Guntinas-Lichius, Direktor der Klinik, erklärt das neue Konzept: "Die Behandlung erfolgt tagesstationär. Die Patienten kommen über fünf Tage jeden Tag für eine sehr intensive Behandlung zu uns morgens in die Klinik. Im Tinnitus-Zentrum wird ein umfassendes diagnostisches und therapeutisches Programm absolviert und vor allem treffen die Patienten dabei auf ein gemeinsames Team, bestehend aus einem spezialisiertem HNO-Arzt, Audiologen, Psychologen und Physiotherapeuten. Durch diese Zusammensetzung können wir ein Therapieprogramm anbieten, welches alle Facetten der Erkrankung erfasst." Hintergrund: Nicht eine Fachdisziplin alleine, sondern die abgestimmte interdisziplinäre Behandlung kann die Beschwerden der Patienten optimal lindern und den Umgang mit den störenden Ohrgeräuschen verbessern. Auch daher gibt es eine enge Zusammenarbeit mit der Klinik für Neurologie und dem Institut für Physiotherapie des UKJ.

Patienten mit chronischem Tinnitus leiden oft unter einer sehr eingeschränkten Lebensqualität und sind sehr lärmempfindlich. Als Folgeerscheinungen kommen dann nicht selten Schlafstörungen, Depressionen und Angststörungen hinzu: ein Teufelskreis. Der Tinnitus wirkt sich auf alle Bereiche des täglichen Lebens aus. "Die Patienten haben in der Regel viele Arztbesuche hinter sich und sind manchmal enttäuscht, dass ihnen gesagt wird, dass es wegen der Ohrgeräusche keine Behandlung gebe und sie sich damit abfinden müssten", berichtet Facharzt Dr. Fabian Volk, der das Konzept für das Jenaer Tinnitus-Zentrum mit entwickelt hat. Auch die Krankenkassen sind von dem neuen Thüringer Konzept überzeugt: Sie tragen die Kosten der tagesklinischen Behandlung am UKJ.

"Bessere Tinnitusbewältigung"

Vor dem Start einer Behandlung im Tinnitus-Zentrum steht eine umfassende Untersuchung. Durch eine Vorstellung in der Poliklinik der Universitäts-Klinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde wird zunächst geprüft, ob ein Patient für die tagesstationäre Behandlung geeignet ist und alle notwendigen Voruntersuchungen vorliegen. Im Tinnitus-Zentrum erwartet die Patienten dann ein fester Stundenplan für die fünf Behandlungstage. Dieser individuell abgestimmte Plan umfasst eine Vielzahl von diagnostischen und therapeutischen Maßnahmen auf HNO-ärztlichem, psychologischem und physiotherapeutischen Gebiet. Darauf abgestimmt erhalten die Patienten mehrere ausführliche Beratungen, Einzeltherapie und Gruppentherapie sowie gegebenenfalls eine pharmakologische Behandlung oder auch eine Versorgung mit einem Hörgerät oder einem Tinnitusmasker. Letzterer ist ein akustischer "Rauschgenerator" und erzeugt ein gleichmäßiges Rauschen, das 0aus Tönen verschiedener Tonhöhen besteht. Dadurch nimmt der Patient ein ständiges, für ihn jedoch nicht unangenehmes Rauschen wahr, das den Tinnitus akustisch überdeckt und ihn dadurch "maskiert".

Dr. Daniela Ivansic-Blau, Psychologin und Psychotherapeutin im Tinnitus-Zentrum, weist dabei vor allem auf ein wesentliches Ziel der Behandlung hin: "So lange es keine medizinische Behandlung gibt, welche den chronischen Tinnitus "ausschaltet", ist das wichtigste Therapieziel die Reduktion der Tinnitusbelastung. Während der Therapie lernen unsere Patienten verschiedene Methoden, die zum Ziel haben, dass das Ohrgeräusch in den Hintergrund der Wahrnehmung tritt und weniger oft wahrgenommen wird. Durch eine bessere Tinnitusbewältigung kommt es dann auch zur Besserung der tinnitusbezogenen Schlafprobleme, weniger Depressivität und zur Erhöhung der Lebensqualität."

Kontakt zum Tinnitus-Zentrum:
Universitätsklinikum Jena
Tinnitus-Zentrum
Klinik und Poliklinik für Hals-, Nasen- und Ohrenheilkunde
Lessingstraße 2
D-07743 Jena
Telefon: 03641 / 9 35108 (Rufnummer der HNO-Poliklinik zur Anmeldung)
Telefax: 03641 / 9 36057

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.hno.uniklinikum-jena.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1461

Quelle: Universitätsklinikum Jena, Stefan Dreising, 20.06.2013

Raute

Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg - 20.06.2013

Stadt und Region fördern Versorgungsforschung an der Universität Oldenburg

Die Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften der Universität Oldenburg erhält erneut finanzielle Unterstützung. Für das im Aufbau befindliche "Department für Versorgungsforschung" stellen der Landkreis Ammerland - im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft (AG) der Landkreise und kreisfreien Städte Weser-Ems - und die Stadt Oldenburg in den kommenden fünf Jahren insgesamt eine Million Euro zur Verfügung.

Der Betrag wird je zur Hälfte von den beiden Stiftern aufgebracht. Jörg Bensberg, Landrat des Landkreises Ammerland, Oldenburgs Oberbürgermeister Prof. Dr. Gerd Schwandner und Universitätspräsidentin Prof. Dr. Babette Simon unterzeichneten heute in der Universität den Stiftungsvertrag. Die Mittel fließen in die Finanzierung und Ausstattung von Professuren im Bereich Versorgungsforschung. Zu der AG gehören neben dem Landkreis Ammerland die Landkreise Aurich, Cloppenburg, Emsland, Friesland, Grafschaft Bentheim, Leer, Oldenburg, Osnabrück, Vechta, Wesermarsch und Wittmund sowie das Klinikum Delmenhorst gGmbH und die Stadt Emden.

Wir verstehen die Bereitstellung der Stiftungsmittel ausdrücklich als Anschubfinanzierung für den Bereich Versorgungsforschung, verbunden mit der Erwartung, dass das Land Niedersachsen eine Verstetigung der Professuren über den Gründungszeitraum hinaus sicherstellt und damit nachhaltig einen Standort für die Versorgungsforschung sichert", so Landrat Bensberg. "Voraussetzung ist für uns dabei auch, dass die regionalen Kliniken und die örtliche Ärzteschaft im Zuge des Ausbaus des Ausbildungs- und Fortbildungsangebotes eingebunden werden, um die medizinische Versorgung im ländlichen Raum zu stärken."

"Es gibt hier zwei Ebenen. Zum einen ist die Versorgungsforschung ein Schlüsselfaktor für die Zukunft des Gesundheitssektors. Kompetenzen in diesem Bereich werden wichtig und wertvoll sein. Zum anderen ist die Stiftung ein Zeichen der Region: Wir sind stolz auf die EMS - und wir sind überzeugt von ihren Qualitäten und Potenzialen", betonte Oberbürgermeister Schwandner.

Universitätspräsidentin Simon sagte anlässlich der Unterzeichnung des Stiftungsvertrags: "Das Engagement der Stifter empfinden wir als hohe Wertschätzung der European Medical School Oldenburg-Groningen und als Vertrauensbeweis in das, was wir mit der universitären Medizin für die Menschen in Stadt und Region leisten können."

Die Versorgungsforschung bildet neben den Neurowissenschaften einen Forschungsschwerpunkt der Fakultät für Medizin und Gesundheitswissenschaften. Während die Neurowissenschaften bereits fest an der Universität Oldenburg verankert sind und national wie international einen hervorragenden Ruf genießen, befindet sich die Versorgungsforschung - der die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) hohe Relevanz bescheinigt - derzeit im Aufbau. "Die großzügige Stiftung gibt uns die Chance, den Schwerpunkt Versorgungsforschung deutlich zu stärken. So könnten beispielsweise die Gebiete Allgemeinmedizin und Gesundheitsökonomie durch zusätzliche Ressourcen ergänzt werden, um Oldenburg zu einem besonders attraktiven Standort für die Versorgungsforschung zu entwickeln", erklärt Prof. Dr. Dr. H.-Jürgen Appelrath, Prodekan der Fakultät Medizin und Gesundheitswissenschaften.

Mit dem Aufbau des Departments für Versorgungsforschung sollen drei Forschungsfelder etabliert werden: die Versorgungsepidemiologie, die Qualitätsforschung und die Datenintegration und -analyse. Dafür sind enge Kooperationen mit Kliniken, Forschungseinrichtungen und Wirtschaftspartnern in der Region geplant.

Im Mittelpunkt der Versorgungsepidemologie stehen Fragen zur Versorgungslage und zur Behandlung ausgewählter Krankheiten und Symptome. Ziel ist es, eine Datenbasis zur Versorgungslage und zur konkreten Behandlung von Krankheiten bereitzustellen. Damit sollen Über-, Unter- und Fehlversorgungen lokalisiert und gegebenenfalls kanalisiert werden.

Im zweiten Forschungsfeld widmen sich WissenschaftlerInnen der Versorgungsqualität. Dabei geht es um die Qualitätssicherung von Versorgungsstrukturen und -prozessen. Die Forschungsergebnisse sollen dazu beitragen, die Krankenversorgung weiterzuentwickeln und zu verbessern.

Die Datenintegration und -analyse - der dritte Schwerpunkt - zielt darauf ab, heute noch vorhandene informationstechnologische Barrieren zu überwinden. Im Zentrum steht der Wandel hin zu langfristig angelegten patientenzentrierten Informationssystemen. Die WissenschaftlerInnen bearbeiten dabei disziplinübergreifende rechtliche, datenschutzrechtliche und ethische Fragen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution24

Quelle: Carl von Ossietzky-Universität Oldenburg, Dr. Corinna Dahm-Brey, 20.06.2013

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Juni 2013