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MELDUNG/656: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 13.02.13 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Neue Nachwuchsgruppe an der Freien Universität erforscht Nanogele für die Krebstherapie
→  Wichtiger Schritt im Kampf gegen Leukämien und Lymphomen - Neuer Therapieansatz entdeckt



Freie Universität Berlin - 12.02.2013

Neue Nachwuchsgruppe an der Freien Universität erforscht Nanogele für die Krebstherapie

Das Bundesministerium für Bildung und Forschung fördert eine neue Nachwuchsgruppe an der Freien Universität Berlin zur Erforschung von sogenannten thermoresponsiven Nanogelen. Dabei handelt es sich um Trägersysteme zum Transport von Wirkstoffen, die etwa in der Krebstherapie eingesetzt werden können. Die Förderung umfasst 2,1 Millionen Euro über die kommenden vier Jahre. Die Nachwuchsgruppe wird von Dr. Marcelo Calderón vom Institut für Chemie und Biochemie der Freien Universität Berlin geleitet.

Als Nanogele bezeichnet man Netzwerke aus Polymeren in der Größenordnung von einigen Dutzend bis Hundert Nanometern, die als Trägersysteme für den Transport von Wirkstoffen entwickelt worden sind. Ein Nanometer entspricht einem Milliardstel Meter oder einem Millionstel Millimeter. Bisher ist es ein ungelöstes Problem, solche Trägersysteme spezifisch anzureichern und die Wirkstoffe kontrolliert freisetzen zu lassen. Dies ist bedeutsam für die Erhöhung des sogenannten therapeutischen Indexes, der ein Maß für die Sicherheit eines Medikaments ist. Ziel ist es, Medikamente mit verbesserter Wirksamkeit bei geringeren Nebenwirkungen zu entwickeln.

An der Lösung des Problems arbeiten die Wissenschaftler um Nachwuchsgruppenleiter Dr. Marcelo Calderón an der Freien Universität Berlin. Sie wollen neuartige thermoresponsive Nanogele entwickeln, die Wirkstoffe in der Krebstherapie zielgerichtet transportieren und kontrolliert freisetzen. Nach Injektion sollen diese neuartigen Nanotransporter im Blutkreislauf zirkulieren und sich aufgrund ihrer Größe spezifisch im Tumorgewebe anreichern. Durch einen externen Stimulus mit Nahinfrarot-Licht können die verkapselten Wirkstoffmoleküle - etwa Chemotherapeutika - selektiv und ortsgenau freigesetzt werden. Dies soll die Gefahr von Nebenwirkungen verringern und den Wirkstoff mit einem kontrollierten Zeit-Dosis-Profil freisetzen.

Die Nachwuchsgruppe wird vom Bundesministerium für Bildung und Forschung in der Förderlinie "NanoMatFutur" unterstützt, die auf neue Nano- und Werkstofftechnologien zielt.

Weitere Informationen
Dr. Marcelo Calderón
Nachwuchsgruppenleiter "ThermoNanogele"
Institut für Chemie und Biochemie
Freie Universität Berlin
E-Mail: marcelo.calderon@chemie.fu-berlin.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.bcp.fu-berlin.de/en/chemie/oc/calderon

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution9

Quelle: Freie Universität Berlin, Kerrin Zielke, 12.02.2013

Raute

Universität Duisburg-Essen - 12.02.2013

Wichtiger Schritt im Kampf gegen Leukämien und Lymphomen - Neuer Therapieansatz entdeckt

Erstmals ist es einem Konsortium verschiedener internationaler Forschergruppen unter Beteiligung der Universität Duisburg-Essen (UDE) gelungen, die Grundlagen einer neuartigen Therapie von Leukämien und Lymphomen zu entwickeln. Ihre Ergebnisse wurden in der angesehen Fachzeitschrift Cancer Cell veröffentlicht*.

Erstautor ist Dr. med. Cyrus Khandanpour aus der Klinik für Hämatologie im Westdeutschen Tumorzentrum des Universitätsklinikums Essen. Die Forschung an diesem Projekt wurde in der Arbeitsgruppe des Leiters der Studie, Prof. Tarik Möröy, am kanadischen Institut de recherches cliniques in Montreal (ICRM) durchgeführt. Möröy lehrte bis 2006 an der UDE und ist seitdem Präsident und wissenschaftlicher Direktor des IRCM.

Leukämien und Lymphome machen zwar nur drei bis fünf Prozent aller Tumore aus, aber bis zu 80 Prozent der betroffenen Patienten können trotz intensiver Therapie nicht geheilt werden. Khandanpour: "Wir sind der Sache auf den Grund gegangen und untersuchten genau, wie die verschiedenen Gene in der Entstehung und Entwicklung der Leukämien zusammenwirken. Mittlerweile bin ich davon überzeugt, dass man diese Erkenntnisse auch als Ansatz für neuartige Therapien verwenden kann", so Khandanpour. Einer seiner Arbeitsschwerpunkte ist die Funktion des Transkriptionsfaktors Gfi1.

Und das scheint auch der entscheidende Schlüssel zu sein. In Kooperation mit verschiedenen internationalen Arbeitsgruppen aus Kanada und den USA (Prof. Heighton L. Grimes und Dr. James Phelan aus Cincinnati) untersuchten Khandanpour und Möröy, wie sich Gfi1 auf die Entstehung und die Entwicklung von Leukämien und Lymphomen auswirkt. Ohne Gfi1 entwickeln sich die Leukämien anders, gehen zurück oder heilen sogar ohne Chemotherapie vollständig aus. Das haben bereits Versuche an Mausmodellen eindeutig gezeigt. Erste Untersuchungen mit menschlichen leukämischen Zellen bestätigten, dass Gfi1 auch hier eine wichtige Rolle spielt: Der Verlust von Gfi1 lässt auch humane Leukämien verschwinden.

Diese vielversprechenden Ergebnisse sollen nun in einer Studie am Universitätsklinikum Essen weiter fortgesetzt werden, indem Gfi1 als neuartiger Therapieansatz bei der Therapie humaner Leukämien verwendet werden soll. Die Arbeiten wurden unter anderem durch das Max-Eder Programm der Deutschen Krebshilfe, durch das IFORES Programm der UK-Essen sowie der Cole Stiftung unterstützt.

* Cyrus Khandanpour, James D. Phelan, Lothar Vassen, Judith Schütte, Riyan Chen1, Shane R. Horman, Marie-Claude Gaudreau, Joseph Krongold, Jinfang Zhu, William E. Paul, Ulrich Dührsen, Bertie Göttgens, H. Leighton Grimes, and Tarik Möröy.
Growth factor independent-1antagonizes a p53-induced DNA damage response pathway in lymphoblastic leukemia
Cancer Cell, in press

Weitere Informationen:
  • Prof. Dr. med. Ulrich Dührsen
    ulrich.duehrsen@uk-essen.de (Direktor der Klinik für Hämatologie, Universitätsklinikum Essen)
  • Dr. med. Cyrus Khandanpour
    cyrus.khandanpour@uk-essen.de
  • Prof. Dr. rer. nat. Tarik Möröy
    tarik.moroy@ircm.qc.ca

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution801

Quelle: Universität Duisburg-Essen, Beate Kostka M.A., 12.02.2013

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 14. Februar 2013