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MELDUNG/612: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 11.10.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→ EU unterstützt den Kampf ums Augenlicht
      Neue Wege in der Behandlung erblicher Seherkrankungen.
→ Kriminalistisch gegen Lymphome vorgehen - Erfolgreiches Verbundprojekt der Deutschen Krebshilfe
→ Deutschlands erste Honorarprofessur für "Palliative Care" wird in Zwickau eingerichtet



Universitätsklinikum Tübingen - 10.10.2012

EU unterstützt den Kampf ums Augenlicht

Tübinger Forscher übernehmen Federführung - Neue Wege in der Behandlung erblicher Seherkrankungen.

Mit nahezu fünf Millionen Euro unterstützt die Europäische Union in den nächsten drei Jahren einen Zusammenschluss aus Firmen und Wissenschaftlern unter der Führung des Forschungsinstituts für Augenheilkunde am Universitätsklinikum Tübingen. Ziel des Forschungsprojektes "Drugsford" ist es, neue Wege für die Behandlung von erblichen Seherkrankungen zu finden.

"Als erbliche Photorezeptordegeneration bezeichnet man eine Gruppe von Erkrankungen, die zu einem Verlust des Sehens bis hin zur vollständigen Blindheit führen können", erläutert Dr. Francois Paquet-Durand, der Tübinger Koordinator des neuen Verbundprojektes. Schätzungen zufolge gibt es alleine in Europa etwa 250.000 betroffene Personen. Diese spezifischen Seherkrankungen werden durch Veränderungen im Erbmaterial verursacht und von den Eltern an ihre Kinder weitergegeben. Obwohl die Mutationen die die Krankheit verursachen häufig bekannt sind, gibt es bis heute keine zufriedenstellende Behandlungsmöglichkeit.

Eine der Herausforderungen bei der Entwicklung neuer Therapiestrategien ist die Vielzahl von krankheitsauslösenden Mutationen. "Dies kann dazu führen, dass eine Therapieform für einen Patienten mit einer speziellen Mutation zwar förderlich ist, dass dieselbe Therapieform bei den meisten anderen Patienten aber versagt oder sogar schädlich ist", erklärt Dr. Paquet-Durand. Hinzu kommt, dass die Netzhaut durch die sogenannte "Blut-Hirn-Schranke" gegen die meisten Medikamente abgeschirmt ist. An der Lösung dieser beiden Punkte setzt das EU-Projekt mit neuen Ideen an.

Das Konsortium besteht aus zwei Biotech-Firmen, der deutschen BIOLOG aus Bremen und der holländischen to-BBB aus Leiden. Die Expertise dieser beiden Unternehmen erlaubt es, neuartige Substanzen zu entwickeln, die über die Blut-Hirn-Schranke hinweg die Photorezeptoren erreichen können. Komplettiert wird das Verbundprojekt durch drei universitäre Arbeitsgruppen um Valeria Marigo aus Modena in Italien, Per Ekström aus Lund, Schweden und François Paquet-Durand vom Universitätsklinikum Tübingen.

Das erklärte Ziel des Verbundes ist es, am Ende der dreijährigen Förderperiode ein Medikament das Photorezeptoren schützen kann sowie die entsprechenden Darreichungssysteme für erste klinische Tests bereitzustellen.
Weitere Informationen unter
http://www.drugsford.eu/

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution82

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen, Dr. Ellen Katz, 10.10.2012

Raute

Deutsche Krebshilfe e. V. - Bonn, 10. Oktober 2012

Kriminalistisch gegen Lymphome vorgehen

Erfolgreiches Verbundprojekt der Deutschen Krebshilfe

Bonn (gb) - Verbesserte Diagnosemöglichkeiten und individuell auf den Patienten abgestimmte Therapien - das sind die Früchte der Arbeit des wissenschaftlichen Verbundprojekts "Molekulare Mechanismen bei malignen Lymphomen", das die Deutsche Krebshilfe seit 2004 mit insgesamt fast acht Millionen Euro gefördert hat. Im Mittelpunkt der Forschungsarbeiten stand das Erstellen so genannter molekularer Fingerabdrücke von Lymphknotenkrebs. Diese "kriminalistische" Herangehensweise ermöglichte den Wissenschaftlern, wichtige Hinweise für die Diagnose und Therapie von Lymphomerkrankungen zu sammeln. Lymphome treten in vielen unterschiedlichen Formen auf und haben in den letzten Jahrzehnten in den westlichen Ländern ständig zugenommen.

Lymphome entstehen, wenn Gewebezellen der lymphatischen Organe wie Lymphknoten oder Milz zu verschiedenen Zeitpunkten ihrer Entwicklung unkontrolliert wachsen. Bei der feingeweblichen Untersuchung von Lymphknoten und Lymphgeweben lassen sich die Krankheitsbilder aus dem Kreis der bösartigen Lymphome identifizieren und den Untergruppen Morbus Hodgkin oder Non-Hodgkin-Lymphom zuordnen. Insgesamt gibt es mehr als 50 verschiedene Lymphomarten, die sich nur geringfügig voneinander unterscheiden. Daher fällt es den Ärzten bei bösartigen Lymphomen schwer, eine genaue Diagnose zu erstellen und zu bestimmen, welche Therapie für den Patienten am erfolgversprechendsten ist.

"Von der präzisen Diagnose hängt oftmals das Leben des Betroffenen ab", erläutert Professor Dr. Lorenz Trümper vom Zentrum für Innere Medizin des Universitätsklinikums Göttingen. Daher hatten sich insgesamt 23 universitäre Kliniken und Forschungsinstitute zu einem Verbund zusammengeschlossen - mit Trümper als Sprecher. Die Deutsche Krebshilfe hat dieses wissenschaftliche Verbundprojekt mit insgesamt acht Millionen Euro gefördert. Ziel war es, eine Vielzahl bösartiger Lymphome genauestens zu charakterisieren und so ihre Diagnosemöglichkeiten entscheidend zu verbessern.

Dazu bedienten sich die Wissenschaftler modernster Labortechnik. Mittels molekularbiologischer Methoden konnten die Forscher gleichzeitig bei tausenden verschiedener Gene einer Zelle feststellen, ob sie gerade aktiv oder inaktiv sind. So erhielten sie einen einzigartigen genetischen Fingerabdruck der Tumorzellen. Da jeder Krebs ein eigenes Muster besitzt, konnten die Wissenschaftler einen molekularen Steckbrief des jeweiligen Lymphoms erstellen. Anhand dieser Steckbriefe lassen sich präzise Aussagen über die Lymphomart, den Krankheitsverlauf und die Heilungschancen der Betroffenen machen. Nach diesen Kriterien kann die Therapie zukünftig individuell an den Patienten angepasst werden, um so das bestmögliche Behandlungsergebnis zu erzielen.

"Dieser Forscherverbund gehört ohne Zweifel zu den Vorzeigeprojekten der Deutschen Krebshilfe", betont Professor Dr. Brigitte Schlegelberger von der Medizinischen Hochschule Hannover und Gutachterin des Großprojekts im Fachausschuss "Forschung" der Deutschen Krebshilfe. "Das ist Forschung auf höchstem Niveau: Mit ihren Erkenntnissen haben die beteiligten Wissenschaftler dazu beigetragen, die Heilungschancen für viele Lymphom-Patienten auf lange Sicht erheblich zu verbessern."

"Diese Ergebnisse zeigen, dass Erfolge in der Krebsforschung mit vielen kleinen Schritten erkämpft werden", fügt Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe, hinzu. "Doch der lange Atem der vielen beteiligten Forscher hat sich ausgezahlt: Dieses Forschungsprojekt hat die Krebs-Medizin sowohl in Deutschland als auch international ein ganzes Stück voran gebracht."

Hintergrund-Information: Krebsforschung
Die Fortschritte in der Krebsforschung haben dazu beigetragen, neue wirkungsvollere Therapien gegen Krebs zu entwickeln und bestehende Behandlungsansätze weiter zu optimieren. So konnten die Überlebenschancen und die Lebensqualität krebskranker Menschen in den vergangenen Jahren stetig verbessert werden. Diese Erfolge sind auch der Deutschen Krebshilfe zu verdanken, denn die gemeinnützige Organisation ist der bedeutendste private Förderer der Krebsforschung in Deutschland. Allein 2011 investierte die Deutsche Krebshilfe etwa 32 Millionen Euro in die onkologische Forschung. Bei der Forschungsförderung gilt es, im Sinne einer optimalen Patientenversorgung vielversprechende Ergebnisse aus der Forschung schnell und effizient in die klinische Prüfung und Anwendung zu bringen.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution500

Quelle: Deutsche Krebshilfe e. V., Christiana Tschoepe, 10.10.2012

Raute

Westsächsische Hochschule Zwickau - 10.10.2012

Deutschlands erste Honorarprofessur für "Palliative Care" wird in Zwickau eingerichtet

An der Westsächsischen Hochschule Zwickau wird am Mittwoch, den 17. Oktober 2012, erneut ein Honorarprofessor bestellt: der Internist und Palliativmediziner Dr. med. Jens Papke aus Neustadt in Sachsen erhält die erste Honorarprofessur für "Palliative Care" (Versorgung unheilbar Kranker und Sterbender) in Deutschland.

Jens Papke hat schon seit 2005 einen Lehrauftrag für Palliative Care an der Fakultät Gesundheits- und Pflegewissenschaften der WHZ inne. Erste Kontakte waren unter dem Dekanat von Frau Prof. Dr. Rosenbaum (jetzt Prorektorin für Weiterbildung und Internationales) zustande gekommen, während er mit der Konzeption eines Basiskurses "Palliativmedizin für Hausärzte" beschäftigt war und Material zum Thema Palliativpflege suchte. Ein Vortrag im Rahmen des Scheffelberg-Podiums zur ambulanten Palliativversorgung war schließlich die Initialzündung für eine intensivere Zusammenarbeit.

Jens Papke ist Gründungsmitglied und Vorstandsvorsitzender des "Home Care Sachsen e.V.", der seit 2010 als Leistungserbringer für spezialisierte ambulante Palliativ-Versorgung in drei ostsächsischen Landkreisen tätig ist. In diesem gemeinnützigen Verein sind Studierende der WHZ im Rahmen der wissenschaftlichen Begleitforschung mit Diplom- und Masterarbeiten und eigenen Projekten beschäftigt.

Nicht zuletzt war Jens Papke mit Vorträgen anlässlich eines Workshops "Palliative Care" sowie im Juni 2012 zum Jubiläum des 20jährigen Bestehens der WHZ in der Fakultät präsent. Zur festen Etablierung des Fachgebietes "Palliative Care" als Modell der multidisziplinären und multiprofessionellen Betreuung schwerkranker und sterbender Menschen entstand letztlich die Idee für diese Honorarprofessur.

Programm am 17.10.2012, Beginn 14 Uhr (Aula Innenstadt)

Vortrag Dr. Jens Papke:
Palliativversorgung in Deutschland - unde venis et quo vadis?

Ko-Referenten:

Dr. med. Eberhard Albert Lux, Lünen:
Palliative Sedierung am Lebensende - aktive Sterbehilfe contra ärztliche Pflicht zur Wahrung der Würde des Patienten?

Dr. med. Bernd R. Suchy, Berlin:
Sterbebegleitung gibt es nicht!

Stine Zepezauer, B. Sc./Masterstudentin Gesundheitsmanagement, WHZ:
Wie bewerten Angehörige die Leistungen der SAPV (Spezialisierte Ambulante Palliativversorgung)?
Ergebnisse einer quarntitativen Datenerhebung zur städtischen und ländlichen Versorgung in Ostsachsen.

Zur Person:
Jens Papke studierte von 1981 bis 1987 Humanmedizin an der Humboldt Universität zu Berlin (Charité) und absolvierte anschließend eine Facharztausbildung als Internist. Seine Spezialgebiete sind die Internistische Onkologie (Erkennung und Behandlung von Krebserkrankungen) und die Palliativmedizin. Er ist Mitglied der European Association for Palliative Care (EAPC), der Deutschen Gesellschaft für Palliativmedizin (DGP) und Gründungsmitglied der Arbeitskreise Palliativmedizin (APM) der Deutschen Krebsgesellschaft (DKG) sowie der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Onkologie (DGHO).
Der 51jährige ist mit einer Zahnärztin verheiratet und Vater zweier Kinder.

Kontakt:
Dr.med. Jens Papke
mail@drpapke.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.fh-zwickau.de
http://www.drpapke.de
http://www.homecare-sachsen.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution182

Quelle: Westsächsische Hochschule Zwickau, Franka Platz, 10.10.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. Oktober 2012