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MELDUNG/555: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 07.06.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  800.000 Euro für Lübecker Forschungen zu induzierten pluripotenten Stammzellen
→  Erste landesweite Stiftungsprofessur für Rehabilitationswissenschaften an der Uni Potsdam



Universität zu Lübeck - 06.06.2012

800.000 Euro für Lübecker Forschungen zu induzierten pluripotenten Stammzellen

Europaweites Verbundprojekt auf einem der am rasantesten fortschreitenden Gebiete der modernen Biowissenschaften

Lübecker Forschungen zur Neurogenetik werden im Rahmen eines europaweiten Forschungsprogramms mit etwa 800.000 Euro gefördert. Insgesamt wurden für das Verbundprojekt der EU zu induzierten pluripotenten Stammzellen (iPS-Zellen), an dem 113 Partner beteiligt sind, 52 Millionen Euro für fünf Jahre bewilligt. Die Universität Lübeck ist mit der Sektion Klinische und Molekulare Neurogenetik an der Klinik für Neurologie vertreten (Leiterin Prof. Dr. med. Christine Klein). Leiter der Lübecker iPS-Arbeitsgruppe ist Dr. Philip Seibler.

Das Forschungsvorhaben dient der Entwicklung induzierter pluripotenter Stammzellen als Modell für Medikamententestung an der Schnittstelle von vorklinischer Forschung und klinischer Anwendung (translationale Forschung). Es ist Teil der Innovative Medicines Initiative (IMI) zur Steigerung der Wettbewerbsfähigkeit der pharmazeutischen Forschungseinrichtungen in der Europäischen Union. Die IMI ist eine Public-Private-Partnership der Europäischen Kommission mit der European Federation of Pharmaceutical Industries and Associations (EFPIA) und Teil des 7. Forschungsrahmenprogramms der EU.

Vor einem Jahr haben sich elf verschiedene Konsortien für die Ausschreibung des Forschungsprogramms beworben. Der Antrag des Konsortiums STEMBANCC erreichte nach zwei internationalen Begutachtungsrunden den 1. Platz und wurde mit der Durchführung des Forschungsprogramms beauftragt. STEMBANCC besteht aus zahlreichen akademischen Instituten sowie elf großen Pharma-Unternehmen und der Leitung von Roche. Von den neun Arbeitspaketen des Konsortiums wird eines (Charakterisierung der Patienten und Rekrutierung der Biomaterialien) von den Lübecker Forschern geleitet, in einem weiteren arbeiten sie mit (iPS-Zellen im Bereich zentralnervöser Erkrankungen). Innerhalb der Forschungsschwerpunkte der Universität Lübeck bestehen enge Berührungspunkte zu dem neuen Programm "Von seltenen Varianten zur Krankheitsentstehung".

Das Forschen an iPS-Zellen ist nach der erstmaligen Herstellung 2006 eines der sich am rasantesten entwickelnden Gebiete der modernen Biowissenschaften. Die Stammzellforschung hat ein erhebliches medizinisches Potenzial für die Bekämpfung zahlreicher Krankheiten. Die ethischen Probleme, die sich bei der Forschung mit embryonalen Stammzellen ergeben, bestehen bei iPS-Zellen nicht.

Als pluripotent bezeichnet man Stammzellen, welche die Fähigkeit besitzen, sich zu Zellen der drei Keimblätter (Ektoderm, Entoderm, Mesoderm) und der Keimbahn eines Organismus zu entwickeln. Sie können in jede beliebige Körperzelle eines Organismus differenzieren, da sie noch auf keinerlei bestimmten Gewebetyp festgelegt sind. IPS-Zellen sind pluripotente Stammzellen, die durch künstliche Reprogrammierung von nicht-pluripotenten somatischen Zellen entstanden sind. Sie lassen sich speziell von jedem Patienten generieren und können einen wichtigen Meilenstein auf dem Wege zu einer personalisierten Medizin darstellen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.neuro.uni-luebeck.de/

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:

http://idw-online.de/de/image173164
Lübecker Forschungen zur Neurogenetik (am Mikroskop Dr. Philip Seibler mit Sektionsleiterin Prof. Dr. med. Christine Klein)

http://idw-online.de/de/image173165
Die Abbildung zeigt Neurone, die aus iPS-Zellen von einem Patienten mit Parkinson differenziert wurden. Zur Charakterisierung wurden die Zellkerne (blau) angefärbt sowie ein neuro-spezifischer Marker (rot) und ein Marker für dopaminerge Neurone (grün) verwendet.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution92

Quelle: Universität zu Lübeck, Rüdiger Labahn, 06.06.2012

Raute

Universität Potsdam - 06.06.2012

Erste landesweite Stiftungsprofessur für Rehabilitationswissenschaften an der Uni Potsdam

Beirat zur weiteren Ausgestaltung der Kooperation zwischen Universität und Reha-Kliniken konstituierte sich

Prof. Dr. med. Heinz Völler von der Klinik am See Rüdersdorf hat seine Stiftungsprofessur für Rehabilitationswissenschaften an der Universität Potsdam angetreten. Es ist die erste Professur dieser Art landesweit. Stifterunternehmen sind die Brandenburg Klinik Bernau-Waldsiedlung, die Klinik am See Rüdersdorf und die MEDIAN Kliniken GmbH & Co. KG. Auf der Grundlage der 2010 vereinbarten Kooperation verfolgen sie gemeinsam mit der Universität Potsdam das Ziel, die Forschung in der Rehabilitationsmedizin unter besonderer Berücksichtigung chronischer Krankheiten zu fördern und auszubauen. Für die inhaltliche Ausgestaltung und Weiterentwicklung der Kooperation hat sich in dieser Woche ein Beirat konstituiert.

"Wir wollen eine kliniknahe, aktive Rehabilitationsforschung betreiben", erklärte Prof. Heinz Völler, der seit April 2012 an der Universität Potsdam die Professur für Rehabilitationswissenschaften inne hat. Der Kardiologe engagiert sich für eine patientenbezogene Forschung und Lehre unter Einbeziehung der Klinikmitarbeiter und Patienten.

Im Bereich Rehabilitationswissenschaften sind an der Universität Potsdam bereits mehrere Projekte angelaufen. Eines davon beschäftigt sich mit der sozialtherapeutischen Begleitung von Personen, die nach langer Krankheit wieder in den Arbeitsprozess integriert werden sollen. "Rehabilitation wirkt und rechnet sich", so Kai-Uwe Michels, Geschäftsführer der Brandenburg-Klinik. "Wir denken, dass die beteiligten Brandenburger Reha-Einrichtungen sich durch die Anbindung an die Universität Potsdam im Bereich der Rehabilitationsforschung profilieren können und dass durch die besondere Konstellation des betreiberübergreifenden Modells die Professur auch bundesweit Anerkennung erfährt, wovon schlussendlich das Land Brandenburg als der Rehabilitationsstandort für Berlin und Brandenburg profitiert", so Hermann Buhlert, Geschäftsführer der Klinik am See, auf der ersten Sitzung des Beirats. Diesem gehören neben Wissenschaftlern und Medizinern Vertreter des Gesundheits- und Wissenschaftsministeriums Brandenburg, der Renten- und Krankenversicherungen an. Sie werden sich mit ihren spezifischen Fragestellungen einbringen. Der Beirat wird die inhaltliche Ausgestaltung und Weiterentwicklung der Kooperation zwischen Universität, Klinikträgern und Leistungsträgern beraten. Er soll Forschungsprogramme beraten und helfen, die Mindestkriterien zur Evaluation der Kliniken aufzustellen. Mit einer erfolgreichen Evaluation nach drei Jahren können die Reha-Kliniken, die sich fortan "Kooperationsklinik der Universität Potsdam" nennen dürfen, dann "Forschungsklinik der Universität Potsdam" nennen.

Nach der Wiedervereinigung sind Krankenkassenverbände und Rentenversicherungsträger im Land Brandenburg sehr sorgsam und vorausschauend mit den Vertragserteilungen umgegangen. So entstanden in Brandenburg 26 Reha-Kliniken, die seit fast 20 Jahren die Versorgung für die Region Berlin-Brandenburg wohnortnah gewährleisten. Die Kliniken konnten sich ausschließlich auf die wesentlichen Aufgaben der Rehabilitation konzentrieren, was eine wissenschaftliche Ausrichtung von vornherein mit einschloss und zu einem hohen Niveau in vielen Brandenburger Kliniken führte.

Kontakt:
Dr. Roswitha Rudtke
Geschäftsführerin der Humanwissenschaftlichen Fakultät
E-Mail: roswitha.rudtke@uni-potsdam.de

Quelle: Universität Potsdam, Referat für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit, Medieninformation Nr.: 2012-105, Edda Sattler, 06.06.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 8. Juni 2012