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MELDUNG/533: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 18.04.12 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen

→  Neues Testverfahren zur schnelleren Diagnostik des Hämophagozytose-Syndroms entwickelt
→  Start frei für das Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen (UHZ)


Universitätsklinikum Freiburg - 17.04.2012

Bessere Früherkennung und bessere Prognose bei einer seltenen Erkrankung des Immunsystems

Neues Testverfahren zur schnelleren Diagnostik des Hämophagozytose-Syndroms entwickelt

Dem Centrum für Chronische Immundefizienz (CCI) am Universitätsklinikum Freiburg gelang gemeinsam mit drei weiteren europäischen Forscherteams ein wichtiger Schritt in der Diagnostik von Hämophagozytose-Syndromen (HLH). Die Erkrankung ist eine schwere Störung des Immunsystems, die unbehandelt zum Tod führen kann. Bei manchen Menschen ist sie angeboren. Die frühe Diagnose der genetisch bedingten HLH ist wichtig, weil die rechtzeitige Einleitung einer Stammzelltransplantation die einzige Aussicht auf Heilung ist.

Beim Hämophagozytose-Syndrom handelt es sich um eine extrem seltene Erkrankung (etwa 1 von 100.000 Menschen). Bei den Betroffenen richtet sich das Abwehrsystem gegen die eigenen Blutzellen. Die HLH (Hämophagozytische Lympho-Histiozytose) wird in angeborene, das heißt genetisch bedingte, und erworbene Formen unterteilt. Bei genetischen Formen können schon in den ersten 12 Lebensmonaten deutliche Symptome auftreten. Typisch sind: lang anhaltendes hohes Fieber, Entzündungen vor allem der Leber und der Milz, erniedrigte Blutzellzahlen und neurologische Auffälligkeiten wie Teilnahmslosigkeit oder erhöhte Zittrigkeit.

Durch die Zusammenarbeit von vier europäischen Labors gelang es, eine groß angelegte, prospektive Studie mit rund 500 Patienten durchzuführen, von denen etwa 100 an einer genetischen Form der HLH erkrankt waren. Die Wissenschaftler konnten zeigen, dass ein neues Testverfahren, das innerhalb von 48 Stunden Ergebnisse liefert, ein hoch sensibles und valides Instrument zur Diagnose von angeborenen Formen der HLH ist.

Die angeborenen Formen der HLH beruhen auf einer Störung des "Killer"-Mechanismus von Abwehrzellen. Durch diesen Mechanismus werden Virus-infizierte Zellen abgetötet, aber auch immunstimulierende Zellen unter Kontrolle gehalten. Die Störung konnte bisher nur mit einem groben, sehr störanfälligen Test nachgewiesen werden, so dass erst Gentests genügend Sicherheit für weitere Therapieentscheidungen brachten. Der neue Test, ein sogenannter Degranulations-Assay, macht es sich zunutze, dass der "Killer"-Mechanismus auf der Ausschleusung von kleinen Bläschen (Vesikeln) aus den Immunzellen beruht, in denen die "Killerproteine" gespeichert sind. Der Test weist die Ausschleusung der Vesikel nach. Ist sie gestört, liegt mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit eine genetische Störung vor.

Die Ergebnisse der Studie zeigen die hohe Sensitivität und Spezifität der Degranulations-Assays für die HLH-Diagnostik. Weitere Vorteile der Assay-Untersuchung: sie ist schneller und wesentlich kostengünstiger als eine genetische Untersuchung. Doch der größte Nutzen liegt auf Patientenseite. "Wir haben jetzt die Möglichkeit, mit den Degranulations-Assays sehr schnell Patienten mit primären HLH-Formen zu identifizieren und können anschließend sofort mit der Suche nach einem Knochenmarkspender beginnen. Das ist ein ganz wesentlicher Baustein, um die Hoffnung auf Heilung und die Prognose für die Patienten zu verbessern", so Professor Stephan Ehl, Klinischer Direktor des Centrum für Chronische Immundefizienz in Freiburg.

Literatur:
A prospective evaluation of degranulation assays in the rapid diagnosis of familial hemophagocytic syndromes.
Blood. 2012 Mar 22;119(12):2754-63.
Epub 2012 Jan 31

Kontakt:
Iris Woltemate
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Centrum für Chronische Immundefizienz
E-Mail: iris.woltemate@uniklinik-freiburg.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/22294731
(Studie im Internet)
http://www.cci.uniklinik-freiburg.de
(Homepage des CCI)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution1401

Quelle: Universitätsklinikum Freiburg, Benjamin Waschow, 17.04.2012

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Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau - 17.04.2012

Start frei für das Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen (UHZ)

Herz-Kreislauf-Medizin auf höchstem Niveau

Nach langjähriger Zusammenarbeit auf Basis eines Kooperationsvertrages vollziehen das Herz-Kreislaufzentrum des Universitätsklinikums Freiburg und das Herz-Zentrum Bad Krozingen mit der Gründung des Universitäts-Herzzentrums Freiburg - Bad Krozingen (UHZ) jetzt den endgültigen Schritt zur Fusion. Mit der zu je gleichen Teilen vom Universitätsklinikum Freiburg sowie dem Trägerverein des ehemaligen Herz-Zentrums Bad Krozingen getragenen GmbH übernehmen beide Partner Verantwortung für die langfristige Absicherung der Herz-Kreislauf-Medizin auf höchstem Niveau. Das UHZ mit 1.500 Beschäftigten und jährlich ca. 22.000 stationären Patientinnen und Patienten gehört somit zur Spitzengruppe der Herzzentren in Deutschland.

Neben der reinen Größe wird dieses Ziel durch eine in dieser Form besondere Kombination aus Spitzenmedizin und Patientenorientierung erreicht. Dazu gehören die enge Verzahnung über alle Versorgungsebenen, vom ambulanten Bereich über die Akutmedizin bis hin zur Rehabilitation und ausgeprägten Spezialisierungen sowie Behandlungsangebote für seltene Krankheiten. "Das UHZ gehört schon jetzt zur Spitzengruppe der Herzzentren in Deutschland und strebt eine Position unter den Top 10 in Europa an", betont Professor Dr. Jörg Rüdiger Siewert, Geschäftsführender Ärztlicher Direktor des UHZ.

Mit der Ausschreibung eines Lehrstuhls für experimentelle kardiovaskuläre Medizin und der Gründung eines biomedizinischen Forschungszentrums sichert das UHZ den medizinischen Fortschritt und positioniert sich unter den international führenden Herzzentren. Die Wissenschaftsministerin des Landes Baden-Württemberg, Theresia Bauer, stellt daher fest: "Die neue Landesregierung steht in vollem Umfang hinter dem UHZ. Durch den Zusammenschluss des universitären Herzbereichs und des Herzzentrums Bad Krozingen entsteht eines der größten und modernsten Herzzentren. Die Bündelung der Expertise und die Anwendung der neuesten Forschungsergebnisse bieten den Patientinnen und Patienten unmittelbare Vorteile in der Krankenversorgung. Ich bin davon überzeugt, dass das UHZ den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern ein attraktiver und verlässlicher Arbeitgeber sein wird."

Das eng mit dem Institut für Experimentelle und Klinische Pharmakologie und Toxikologie des Universitätsklinikums zusammenarbeitende neue Forschungszentrum und die Einrichtung eines Stiftungslehrstuhls für Kardiologie und Angiologie am Standort Bad Krozingen stehen für die Verknüpfung von Spitzenmedizin, akademischer Ausbildung, sowie klinischer, theoretischer und vor allem translationaler Forschung, also der Umsetzung von Erkenntnissen aus der Grundlagenforschung in die klinische Anwendung. Zudem erlaubt die Größe des UHZ die Initiierung und Durchführung multizentrischer klinischer Studien und schafft neue Möglichkeiten, Fördermittel zur Finanzierung von Forschungsvorhaben einzuwerben. "Dieser Zusammenschluss bietet die Voraussetzung, Krankenversorgung, Forschung und Lehre auf höchstem internationalen Niveau zu etablieren und in der kardiovaskulären Forschung zu einem europaweit führenden Standort zu werden", betont Prof. Dr. Hans-Jochen Schiewer, Rektor der Universität Freiburg.

Die gemeinsame Klinik für Herz- und Gefäßchirurgie wird im Rahmen der Schwerpunktbildung räumlich in einem Neubau in Bad Krozingen untergebracht und wird auch weiterhin auf dem Gelände des Universitätsklinikums Freiburg tätig sein. In Freiburg wird der Fokus unter anderem auf die Behandlung von Patienten mit angeborenen Herzfehlern, die Kinderkardiologie sowie auf die Therapie terminaler Herzinsuffizienz einschließlich der Transplantationschirurgie gelegt.

Die kardiologischen Kliniken und die Notfallversorgungen bleiben eng miteinander verzahnt an beiden Standorten erhalten.

Die dynamische Weiterentwicklung der Spitzenmedizin und die steigenden Anforderungen an Qualität und Wirtschaftlichkeit erfordern auch neue Ansätze für die strategische Ausrichtung von Kliniken. In diesem Umfeld kann das neue, gemeinsame Zentrum auf einer soliden Wirtschaftsplanung aufbauen: "Wir haben optimale Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir auch in den kommenden Jahren positive Ergebnisse erzielen", betont der Geschäftsführende Kaufmännische Direktor Bernd Sahner. Davon profitieren insbesondere die Mitarbeiter. Mit seinen hervorragenden Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten wird das UHZ seinem Anspruch als Top-Arbeitgeber der Gesundheitswirtschaft gerecht.

Kontakte

Rudolf-Werner Dreier
Presse- und Öffentlichkeitsarbeit
Universität Freiburg
rudolf.dreier@pr.uni-freiburg.de

Benjamin Waschow
Kommissarischer Leiter
Unternehmenskommunikation Universitätsklinikum Freiburg
benjamin.waschow@uniklinik-freiburg.de

Thilo Jakob
Pressestelle Bad Krozingen
thilo.jakob@healthcaretomarket.com

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image168136
Universitäts-Herzzentrum Freiburg - Bad Krozingen (UHZ)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung stehen unter:
http://idw-online.de/de/institution69

Quelle: Albert-Ludwigs-Universität Freiburg im Breisgau, Rudolf-Werner Dreier, 17.04.2012

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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 19. April 2012