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MELDUNG/399: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 11.08.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Veröffentlichung in der Nature Cell Biology - Spät wirkende Mutationen
→  DFG-Forschergruppe untersucht die Entstehung von Knochenmetastasen


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Universität Duisburg-Essen - 10.08.2011

Veröffentlichung in der Nature Cell Biology

Spät wirkende Mutationen

Verzögerte Entwicklung: Manche Zellmutationen befinden sich schon lange im menschlichen Körper, führen jedoch erst ab dem 40. Lebensjahr zu bestimmten Erkrankungen. Damit befassen sich Biologen der Universität Duisburg-Essen (UDE). Ihre Ergebnisse haben sie jetzt in der Online-Ausgabe der renommierten Nature Cell Biology veröffentlicht.

"Wir arbeiten seit Jahren an einem System, in dessen Zentrum VCP/p97 - eine Art Nanomaschine - steht. Sie reguliert viele grundlegende und lebenswichtige zelluläre Prozesse wie die Zellteilung. Kürzlich wurde entdeckt, dass bestimmte Mutationen in der Nanomaschine zu einer degenerativen Erkrankung führen. Dies war erstaunlich, da diese Krankheiten trotz der grundlegenden Funktionen in VCP/p97 erst im Alter von etwa 40 bis 60 Jahren auftreten", erklärt Prof. Dr. Hemmo Meyer vom Institut für Molekularbiologie.

Die Wissenschaftler arbeiten mit Forschergruppen an der US-amerikanischen Universität St. Louis und der ETH Zürich zusammen. Gemeinsam haben sie nun herausgefunden, dass die Mutationen den Transport von Bestandteilen der Zelloberfläche selektiv beeinträchtigen, während andere Funktionen nicht gestört werden. Dies konnten sie in künstlichen Zellkulturen, aber auch im Muskelgewebe von Patienten nachweisen. Hier spielt das Oberflächenprotein Caveolin eine wichtige Rolle, das für die Verständigung zwischen den Zellen sowie für die Instandhaltung der Zellhülle notwendig ist.

"Unsere Ergebnisse deuten darauf hin, dass eine Fehlfunktion von Caveolin aufgrund der Mutationen in der Nanomaschine die zelluläre Degeneration im Menschen auslöst", so Professor Meyer. Dieser Mechanismus könnte auch bei anderen degenerativen Muskelerkrankungen eine Rolle spielen und möglicherweise einen neuen Therapieansatz liefern.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Hemmo Meyer
hemmo.meyer@uni-due.de

Publikationshinweis:
http://www.nature.com/ncb/journal/vaop/ncurrent/abs/ncb2301.html

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution801

Quelle: Universität Duisburg-Essen, Katrin Braun, 10.08.2011


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Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden - 10.08.2011

DFG-Forschergruppe untersucht die Entstehung von Knochenmetastasen

Die Erforschung molekularer Mechanismen bei der Entstehung von Knochenmetastasen steht im Zentrum einer von der Deutschen Forschungsgemeinschaft bewilligten DFG-Forschergruppe mit Arbeitsgruppen an den Universitäten Dresden, Kiel und Würzburg sowie am Helmholtz Zentrum München. Leiter der Forschergruppe ist der Knochen- und Hormon-Experte Prof. Dr. Lorenz C. Hofbauer von der Medizinischen Klinik und Poliklinik III am Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden.

Bei 50 bis 90 Prozent der Patienten mit bösartigen Tumoren entwickeln sich im Verlauf der Krankheit Knochenmetastasen. Knochenbrüche und starke Schmerzen sind eine häufige Folge für die Betroffenen. Da die molekularen Ursachen zur Entstehung von Knochenmetastasen bislang nicht hinreichend erforscht sind, gestaltet sich eine wirkungsvolle Therapie oft schwierig.

"SKELMET - Mesenchymale und osteogene Signalwege in der Knochenmetastasierung" ist der Titel einer gerade bewilligten DFG-Forschergruppe, die die molekularen Signalwege zur Entstehung von Knochenmetastasen erforscht. Professor Hofbauer von der Medizinischen Klinik und Poliklinik III ist Leiter des interdisziplinären Forschungsverbunds, der insgesamt sechs Projekte umfasst. Zwei dieser Projekte sind in Dresden, die weiteren an den Universitäten Kiel und Würzburg sowie am Helmholtz Zentrum München angesiedelt.

Ein Dresdner Projekt hat das Thema "Interactions between the WNT and RANKL/OPG pathways in osteomimicry of breast and prostate cancer" und wird von Prof. Hofbauer und der Naturwissenschaftlerin Dr. Susanne Füssel (Urologie) geleitet. Knochenmetastasen sind eine häufige Folge von Prostatakrebs. Die Entstehung von Knochenmetastasen gilt als komplexer Prozess mit molekularen, endokrinen und immunologischen Aspekten. Die Regulation von Knochenauf- und Knochenabbau ist seit langem ein Forschungsschwerpunkt von Prof. Hofbauer. Für das aktuelle Projekt zur Erforschung molekularer Mechanismen bei der Entstehung von Knochenmetastasen haben Hofbauer und sein Team Zugang zu einer klinisch gut charakterisierten Gewebebank mit Prostatakarzinomgewebe, die in Zusammenarbeit mit der Klinik und Poliklinik für Urologie, dem Institut für Pathologie und dem UniversitätsKrebsCentrum am Dresdner Uniklinikum entstanden ist.

Beim zweiten Dresdner Projekt mit dem Titel "Modulation of the hematopoietic stem cell niche by micrometastases", geleitet von den Stammzellforschern Prof. Dr. Martin Bornhäuser und Dr. Manja Wobus, geht es um die Erforschung der Biologie erwachsener hämatopoietischer, das bedeutet blutzellenbildender, sowie mesenchymaler Stammzellen. Mesenchymale Stammzellen können im Labor gut vermehrt werden und sind in der Lage, sich in viele verschiedene Gewebe auszudifferenzieren. Der Projektschwerpunkt liegt bei der Erforschung der Interaktionen zwischen den hämatopoietischen Stammzellen und Mikrometastasen und der Frage, ob sich diese Nische artifiziell rekonstruieren lässt.

Die SKELMET-Forschergruppe ist eine von bundesweit acht neuen von der DFG geförderten Forschergruppen. Sie wird mit insgesamt rund 3 Millionen Euro finanziert. Mit derartigen Forschungsverbünden bietet die DFG exzellenten Wissenschaftlern die Möglichkeit, sich aktuellen und drängenden Forschungsfragen zu widmen und diese mittelfristig auf ihre klinische Anwendung hin zu untersuchen. So hat die SKELMET-Forschergruppe das Ziel, durch die systematische Analyse des gesamten Prozesses der Knochenmetastasen-Bildung Wirkmechanismen detailliert aufzuklären und neue Ziel-Moleküle für eine spezifische und frühzeitigere Diagnose zu entdecken und verbesserte Therapien zur Behandlung von Knochenmetastasen zu entwickeln.

Kontakt:
Universitätsklinikum Carl Gustav Carus
Technische Universität Dresden
Medizinische Klinik und Poliklinik III
Prof. Dr. med. Lorenz C. Hofbauer
E-Mail: lorenz.hofbauer@uniklinikum-dresden.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution1564

Quelle: Universitätsklinikum Carl Gustav Carus Dresden, Holger Ostermeyer, 10.08.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 12. August 2011