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MELDUNG/373: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 03.07.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Innovative Materialien für Krebsdiagnostik und Computerindustrie
→  Neues Forschungsprojekt zur Prävention von Essstörungen durch Mehrgenerationenansatz gestartet
→  Wissenschaftler finden neue Ansätze bei Lungenfibrose


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Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf - 30.06.2011

Materialien für Krebsdiagnostik und Computerindustrie

Dresdner Helmholtz-Zentrum erhält zwei Virtuelle Institute der Helmholtz-Gemeinschaft

Innovative Nanomaterialien für die Krebsdiagnostik und lernfähige Werkstoffe für nicht-flüchtige Computer-Arbeitsspeicher - diese Forschungsthemen stehen im Mittelpunkt von zwei neuen Virtuellen Instituten der Helmholtz-Gemeinschaft, die unter Leitung des Helmholtz-Zentrums Dresden-Rossendorf (HZDR) gemeinsam mit nationalen und internationalen Universitäten und Forschungseinrichtungen aufgebaut werden. Das HZDR beteiligte sich gleich mit zwei Anträgen erfolgreich an der fünften Ausschreibungsrunde von "Helmholtz Virtuellen Instituten".

Virtuelles Institut "NanoTracking"

Nanomaterialien sind aufgrund ihrer außergewöhnlichen Eigenschaften sehr interessant für die Medizin. Insbesondere sehr kleine Nanoteilchen mit einer Größe von weniger als 20 Nanometern können im Körper überallhin gelangen. Das Virtuelle Institut "NanoTracking" beschäftigt sich mit der Entwicklung von maßgeschneiderten Nanomaterialien für die Krebsdiagnostik und die Therapiekontrolle bei Krebserkrankungen. Die Vision: extrem kleine Nanoteilchen zu entwickeln, die schnell und quasi ausschließlich zu Tumorzellen wandern und diese sichtbar machen. Dafür müssen sie mit speziellen Sonden ausgerüstet und mit zielsuchenden Molekülen versehen sein. Das Besondere des vom HZDR geleiteten Forschungsvorhabens: die Nanomaterialien sollen äußerst vielseitig sein und sich für verschiedene diagnostische Methoden eignen.

"Unser Ziel ist es, Nanosonden für die Positronen-Emissions-Tomographie (PET), die Magnet-Resonanz-Tomographie (MRT) sowie für die optische Bildgebung zu entwickeln", sagt der Leiter des Virtuellen Instituts Dr. Holger Stephan. Dafür müssen die Nanoteilchen mit radioaktiven, magnetischen oder fluoreszierenden Markern ausgestattet werden. Zunächst steht das Wissenschaftlerteam, zu dem Chemiker, Biologen, Biochemiker, Physiker und Mediziner gehören, vor der Aufgabe zu untersuchen, welche Nanomaterialien für dieses neuartige Konzept geeignet sind. Denn bisher ist nur wenig über die Wechselwirkung und die Verteilung von solchen körperfremden Nanopartikeln im Körper bekannt. Am Virtuellen Institut "NanoTracking" sind neben dem HZDR folgende Einrichtungen beteiligt: Universität Münster; Universität Heidelberg; Monash University Melbourne, Australien; University College Dublin, Irland.

Virtuelles Institut "Memriox"

Bisher gehen Informationen, die nicht auf der Festplatte gespeichert sind, bei einem Stromausfall verloren. Die Forscher wollen mit ihrer Initiative einen Beitrag leisten, um das Dilemma zwischen schnellen, aber flüchtigen Arbeitsspeichern und langsameren, aber nicht-flüchtigen Festplattenspeichern zu überwinden. Ihr Vorbild ist das Gehirn, das Informationen permanent durch Lernen speichert. Auch Materialien sind lernfähig. Im Mittelpunkt des Virtuellen Instituts "Memriox" stehen nanoskalige Strukturen auf Basis oxidischer Verbindungen, deren elektrischer Widerstand sich durch einen Stromfluss einstellen lässt, und die über diesen Effekt als elektronische Schalter wie als nichtflüchtige Speicher fungieren können. Um ein passendes Material zu entwickeln, setzen die Forscher Ionenstrahlen, also schnelle geladene Teilchen ein.

Das Virtuelle Institut "Memriox" ist eine Forschungsinitiative des HZDR mit dem Forschungszentrum Jülich, dem NAMLAB der TU Dresden, der TU Bergakademie Freiberg, der Friedrich-Schiller-Universität Jena, der University of California in San Diego, USA, und der Eidgenössischen Technischen Hochschule Zürich, Schweiz. Ein von HZDR-Wissenschaftlerin PD Dr. Sibylle Gemming geleitetes Team hat das Ziel, lernfähige Materialien zu entwickeln, die für nicht-flüchtige, schnelle Computerspeicher eingesetzt werden können.

Info: Helmholtz Virtuelle Institute

Virtuelle Institute sind fachliche Forschungsverbünde, die von der Helmholtz-Gemeinschaft finanziert und koordiniert werden. Sie dienen der Vorbereitung größerer strategischer Forschungsarbeiten und stärken insbesondere die Zusammenarbeit mit Hochschulen wie mit internationalen Partnern. Virtuelle Institute verfügen über eine eigene Führungs- und Managementstruktur und erarbeiten besondere Konzepte zur Qualifizierung ihrer wissenschaftlichen Nachwuchskräfte. Sie werden über drei bis fünf Jahre mit maximal 600.000 Euro jährlich aus dem Impuls- und Vernetzungsfonds gefördert.

Weitere Informationen

Helmholtz Virtuelles Institut "NanoTracking"
Dr. Holger Stephan
Institut für Radiopharmazie
h.stephan@hzdr.de

Helmholtz Virtuelles Institut "Memriox"
Dr. Sibylle Gemming
Institut für Ionenstrahlphysik und Materialforschung
s.gemming@hzdr.de

Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf
Bautzner Landstr. 400
01328 Dresden

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image145929
Funktionale Nanoteilchen weisen Tumore nach


Das Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf (HZDR) hat das Ziel, langfristig ausgerichtete Spitzenforschung auf gesellschaftlich relevanten Gebieten zu leisten.

Folgende Fragestellungen stehen hierbei im Fokus:
- Wie verhält sich Materie unter dem Einfluss hoher Felder und in kleinsten Dimensionen?
- Wie können Tumorerkrankungen frühzeitig erkannt und wirksam behandelt werden?
- Wie nutzt man Ressourcen und Energie effizient und sicher?


Zur Beantwortung dieser wissenschaftlichen Fragen werden sechs Großgeräte mit teils einmaligen Experimentiermöglichkeiten eingesetzt, die auch externen Nutzern zur Verfügung stehen.
Das HZDR ist seit 1.1.2011 Mitglied der Helmholtz-Gemeinschaft, der größten Wissenschaftsorganisation Deutschlands. Es hat drei Standorte in Dresden, Leipzig und Grenoble und beschäftigt rund 800 Mitarbeiter - davon 370 Wissenschaftler inklusive 120 Doktoranden.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution222

Quelle: Helmholtz-Zentrum Dresden-Rossendorf, Dr. Christine Bohnet, 30.06.2011


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Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen - 30.06.2011

DISuP startet neues Forschungsprojekt zur Prävention von Essstörungen durch Mehrgenerationenansatz

Die Gesundheitsmündigkeit in allen Lebensphasen fördern: Darauf zielt das neue Forschungsprojekt des Deutschen Instituts für Sucht- und Präventionsforschung (DISuP) der Katholischen Hochschule NRW.

Das auf drei Jahre angelegte Forschungs- und Praxisprojekt zur Prävention von Essstörungen durch einen Mehrgenerationenansatz will einerseits älteren Menschen eine Chance geben, ihre Lebenserfahrungen und -kompetenzen sinnhaft einzubringen. Andererseits hat es zum Ziel, 0Kindern und Jugendlichen im Alter von 10 bis 14 Jahren einen gesunden Umgang mit ihrem Körper nahezubringen. Das Projekt mit dem Titel MACY steht für "Miteinander gesund bleiben - Health Literacy für Mehrgenerationen" und wird gemeinsam von Prof. Dr. Michael Klein mit der Hochschule Coburg (Prof. Dr. Holger Hassel) durchgeführt.

Durch die Förderung der Gesundheitsmündigkeit (Health Literacy) können Kinder und Jugendliche ebenso wie Erwachsene und Senioren ein selbstbestimmtes, zufriedenstellendes Leben führen. Außerdem führt Gesundheitsmündigkeit durch frühzeitige Verhinderungen ungünstiger Lebensstilentwicklungen zu Kosteneinsparungen im Gesundheits- und Sozialwesen.

Während der drei Jahre sollen Methoden und Ergebnisse zur Förderung der Körpererfahrung (oder Körperzufriedenheit) von Kindern und Jugendlichen durch den mehrgenerativen Health-Literacy-Ansatz entwickelt und gewonnen werden. Ältere Menschen werden aktiviert, auch für sich selbst gesundheitlich und psychisch positiv zu sorgen.

Das Projekt wird im Rahmen der Förderlinie "SILQUA-FH 2011" durch das Bundesministerium für Bildung und Forschung gefördert.

Weitere Informationen:
Prof. Dr. Michael Klein
mikle@katho-nrw.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution402

Quelle: Katholische Hochschule Nordrhein-Westfalen, Julia Harzendorf, 30.06.2011


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Helmholtz Zentrum München / Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 30.06.2011

Wissenschaftler des DZL finden neue Ansätze bei Lungenfibrose

Gießen / München, 30.06.2011. Lungenforscher des Deutschen Zentrums für Lungenforschung (DZL) und des Medical Research Council in London haben einen entscheidenden Teil des Entstehungsmechanismus für Lungenfibrose entschlüsselt und damit möglicherweise einen neuen therapeutischen Ansatz. Die Ergebnisse sind in der aktuellen Ausgabe des Fachmagazins Science Translational Medicine veröffentlicht.

Einem Team von Lungenforschern in Gießen/Marburg und München ist es gemeinsam mit Kollegen vom Medical Research Council in London gelungen, einen neuen therapeutischen Ansatz für Lungenfibrose(*) zu identifizieren: die Enzymgruppe der Dimethylarginin-Dimethylaminohydrolasen. Diese Enzyme können asymmetrisches Dimethylarginin verstoffwechseln und nehmen damit Einfluss auf Stickoxid- und Sauerstoffradikalbildung. Über diesen und weitere Mechanismen induzieren sie die abnorme Zunahme von Bindegewebe in der Lunge. Durch Hemmung dieser Enzymgruppe gelang es, die Ausbildung der Lungenfibrose zu unterdrücken.

Prof. Dr. Werner Seeger, Leiter des gemeinsamen Lungenzentrums der Universitäten Gießen und Marburg und Sprecher des Deutschen Zentrums für Lungenforschung, unterstreicht die Bedeutung der standortübergreifenden Kooperation für diese Erkenntnisse: "Die Zusammenarbeit, die zu diesen Ergebnissen geführt hat, zeigt, wie wichtig die Deutschen Zentren der Gesundheitsforschung sind: Sie tragen zur Weiterentwicklung von Ergebnissen der Grundlagenforschung in die medizinische Praxis bei. Dadurch, dass die Zusammenarbeit der Partner im DZL bereits etabliert ist, können wir unsere Arbeit direkt aufnehmen." Die Publikationsergebnisse waren bereits vor der Gründung des DZL am 9. Juni 2011 durch die Bundesforschungsministerin Prof. Dr. Annette Schavan erarbeitet worden. Die beteiligten deutschen Partner sind jetzt auch Partner im DZL.

Original-Publikation:
Pullamsetti S.S. et al., The Role of Dimethylarginine Dimethylaminohydrolase in Idiopathic Pulmonary Fibrosis. Sci. Transl. Med. 3, 87ra53 (2011).

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/de/image145963
Logo Deutsches Zentrum für Lungenforschung


Hintergrund:

(*) Lungenfibrose oder diffuse interstitielle Lungenkrankheit ist ein Sammelbegriff für über 100 Einzelerkrankungen, die auf ähnlichen pathophysiologischen Entstehungsprozessen beruhen. Zu den wichtigsten Symptomen gehört die Versteifung der Lungenarchitektur durch vermehrte Bildung von Bindegewebe. Lungenfibrose führt zu Lungenversagen. Eine Lungentransplantation ist bisher die einzige therapeutische Option.

Das Deutsche Zentrum für Lungenforschung (DZL) ist ein nationaler Verbund, der Experten auf dem Gebiet der Lungenforschung bündelt und Grundlagenforschung, Epidemiologie und klinische Anwendung verzahnt. Standorte sind Borstel/Lübeck/Kiel/Großhansdorf, Gießen/Marburg/Bad Nauheim, Hannover, Heidelberg und München. Ziel des DZL ist es, über einen neuartigen, integrativen Forschungsansatz Antworten auf offene Fragen in der Erforschung von Lungenkrankheiten zu finden und damit einen wesentlichen Beitrag zur Verbesserung von Prävention, Diagnose und Therapie zu leisten.
www.dzg-lungenforschung.de

Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Susanne Eichacker, 30.06.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 4. Juli 2011