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Medizinische Hochschule Hannover - 04.05.2011

MHH richtet Professur für Arzneimittelsicherheit ein

Höhere Patientensicherheit durch Beratungs- und Informationssysteme

An der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH) gibt es jetzt eine Professur für Arzneimittelsicherheit. Professor Dr. Dirk Stichtenoth, stellvertretender Leiter des Instituts für Klinische Pharmakologie, bekleidet die Stelle seit April dieses Jahres. Es ist die erste Professur dieser Fachrichtung an einer Universitätsklinik in Deutschland. Der Wissenschaftler beschäftigt sich seit Anfang der 90er Jahre mit der Sicherheit von Arzneimitteln, das heißt mit deren systematischer Überwachung und unerwünschten Wirkungen sowie der damit verbundenen Risikominimierung für die Patienten. In seiner neuen Position ist Professor Stichtenoth Impulsgeber und Koordinator aller Projekte, die in diesem Bereich an der MHH umgesetzt werden.

Fünf Prozent aller Patienten in Deutschland werden wegen unerwünschter Wirkungen von Arzneimitteln (UAW) ins Krankenhaus aufgenommen. Bei älteren Menschen liegt die Rate sogar noch höher. Aber auch während einer stationären Behandlung kann es zu unbeabsichtigten Folgen von Medikamenteneinnahmen kommen. Das wiederum führt häufig zu zusätzlichen Komplikationen, längeren Liegezeiten und sogar Todesfällen. "Die Hälfte aller UAW sind vermeidbar", sagt Professor Stichtenoth. Zur Erhöhung der Patientensicherheit hat die MHH Maßnahmen auf verschiedenen Ebenen ergriffen.

Das Thema Arzneimittelsicherheit ist nicht nur fester Bestandteil des Studiums der Human- und der Zahnmedizin an der MHH, in der Hochschule gibt es auch verschiedene Beratungs- und Informations¬systeme für Ärzte und Pflegekräfte. Im Zentrum für Arzneimittelsicherheit (ZAS) bündelt sich die gesamte arzneimitteltherapeutische Expertise der Hochschule. Dazu gehören das Institut für Klinische Pharmakologie, die Zentralapotheke, das Institut für Medizinische Mikrobiologie und Krankenhaushygiene, das Institut für Transfusionsmedizin, das Institut für Klinische Chemie, die Klinik für Psychiatrie, Sozialpsychiatrie und Psychotherapie und der Arzneimittelbeirat der MHH. Ärzte der MHH und deren Lehrkrankenhäuser können jederzeit Fragen an das ZAS stellen, sie werden schnell von dem Experten beantwortet, der sich am besten mit der Problematik auskennt.
Darüber hinaus stellt das ZAS Medizinern und Pflegekräften der MHH die Informationsdatenbank AID-Klinik® zur Verfügung. "Hier können sie selbstständig Informationen über Medikamente abrufen, beispielsweise über Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln, Darreichungsformen oder die richtige Dosis bei bestimmten Krankheiten", erläutert Professor Stichtenoth. Viele nutzen diese Möglichkeit. Die Datenbank wird 17.000 Mal pro Monat aufgerufen.
Ein weiteres Angebot ist das Arzneimitteltherapieinformationssystem ATIS. Dieser Beratungsdienst betreut niedergelassene Ärzte in Niedersachsen unentgeltlich und schnell. Möglich macht das eine Kooperation mit der Kassenärztlichen Vereinigung Niedersachsen. "Die Ärzte stellen ihre Anfrage per Internet und wir bearbeiten sie. Manchmal dauert es nur 10 Minuten bis wir die schriftliche Antwort rausschicken, bei komplizierten Fragestellungen sind aber auch mal zwei oder drei Stunden für die Recherche nötig ", erklärt Professor Stichtenoth. Mit jeder Anfrage sind zwei Experten befasst, in der Regel ein Oberarzt und ein Assistenzarzt. 300 bis 400 Mal pro Jahr bitten niedergelassene Ärzte die Fachleute von ATIS um Unterstützung. Mit der Einrichtung der W2-Professur unterstreicht die MHH die Wichtigkeit, die das Thema Arzneimittelsicherheit an der Hochschule hat.
Professor Dr. Dirk Stichtenoth wurde 1963 in Kassel geboren. Sein Medizinstudium mit anschließender Promotion absolvierte er an der Georg-August-Universität in Göttingen. 1990 begann er seine wissenschaftliche Laufbahn an der Medizinischen Hochschule Hannover. Zunächst war er Arzt im Praktikum am Institut für Klinische Pharmakologie, dann Stationsarzt in der Abteilung Rheumatologie und schließlich wissenschaftlicher Assistent am Institut für Klinische Pharmakologie. Die Jahre 1999 und 2000 verbrachte er als Research Fellow an der University of Michigan in Ann Arbor, USA. 2001 kam er zurück an die MHH und habilitierte sich mit dem Thema "Synthese und pathophysiologische Bedeutung von Stickstoffmonoxid und Prostanoiden bei chronischen Entzündungen". Von 2002 bis 2004 arbeitete Professor Stichtenoth als Oberarzt am Institut für Klinische Pharmakologie. Seit 2002 ist er stellvertretender Leiter dieses Instituts, zwischenzeitlich - von 2004 bis 2008 - war er dessen kommissarischer Leiter.
Für die Zukunft hat Professor Stichtenoth sich vorgenommen, einerseits neue Forschungsprojekte voran zu bringen und andererseits die Beratungs- und Informationssysteme weiter auszubauen. So möchte er beispielsweise die zeitliche Verfügbarkeit des ZAS auf täglich 24 Stunden erhöhen und ein elektronisches Arzneimittel-Expertensystem in das IT-System der MHH integrieren.

Weitere Informationen erhalten Sie bei
Professor Dr. Dirk Stichtenoth
MHH-Institut für Klinische Pharmakologie
E-Mail stichtenoth.dirk@mh-hannover.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 04.05.2011


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Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 6. Mai 2011