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MELDUNG/293: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 16.02.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Forschungsprogramm zur Interaktion im Gesundheitsprozess
→  Erster Ganzkörper-Magnetresonanz-Positronen-Emissions-Tomograph (Ganzkörper-MR-PET)
      Neuartiges Gerät zur Krebs-Forschung geht in Betrieb
→  Darmstadt - Wissenschaftler entwickeln Datenschutz für personalisierte Medizin
→  Wettbewerbssieger für neue Universitätskinderklinik Hamburg vorgestellt

Raute

Universität Basel - 15.02.2011

Forschungsprogramm zur Interaktion im Gesundheitsprozess

Die Emanzipation des Patienten und seine aktive Mitwirkung am Heilungsprozess sind zu einem zentralen Thema in der Gesundheitsversorgung geworden. Dass der Patient heute als Mitbeteiligter wahrgenommen wird, bleibt nicht ohne Auswirkungen auf die Interaktion mit Gesundheitspersonal und Spitaladministration. Das Forschungsprogramm "Co-Production of Health" von Universität und Universitätsspital Basel untersucht die Effekte dieser veränderten Rollen.

Wer schon einmal krank in einem Spitalbett lag, weiss, dass verschiedene Akteure am Heilungsprozess beteiligt sind. Ärzteschaft, Pflegepersonal, die Spitaladministration, Angehörige und der Patient selbst bilden eine Gemeinschaft auf Zeit mit fest zugewiesenen Aufgaben und Funktionen. In den letzten Jahren kam Bewegung in dieses Gefüge, denn Patienten und ihre Angehörigen bringen sich verstärkt in den Heilungsprozess ein und wollen auf gleicher Augenhöhe am Prozess mitbeteiligt sein. Mit dieser Emanzipierung sind Veränderungen in den Rollen und Erwartungen aber auch Spannungen zwischen Gesundheitspersonal, Patienten und Spitaladministration verbunden. Das kürzlich lancierte transfakultäre Forschungsprogramm "Co-Production of Health" will die Auswirkungen dieser veränderten Rollen und Erwartungen untersuchen.

Das Forschungsprogramm geht mithilfe eines multidisziplinären und multiinstitutionellen Ansatzes den Auswirkungen dieser neuen Sichtweise nach und möchte zu einem besseren Verständnis von Patienten, Gesundheitspersonal und Spitaladministration als Co-Produzenten von Gesundheit beitragen. Auch methodisch werden mehrere Zugänge gewählt und in ein Mixed-Methods-Forschungsdesign integriert. Am Projekt beteiligt sind bisher Prof. Dr. Manfred Max Bergman (Institut für Soziologie) und Prof. Dr. Michael Heberer (Departement Biomedizin).


Weitere Auskünfte
Prof. Dr. Michael Heberer
Universitätsspital Basel
E-Mail: mheberer@uhbs.ch

Departement Biomedizin
Universität Basel
E-Mail: michael.heberer@unibas.ch

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution74

Quelle: Universität Basel, lic. phil. Hans Syfrig Fongione, 15.02.2011

Raute

Universitätsklinikum Tübingen - 14.02.2011

Uniklinikum Tübingen startet klinische Forschung mit Ganzkörper-MR-PET

Uniklinikum Tübingen erhält mit erstem Ganzkörper-MR-PET in Baden-Württemberg eine neuartige Bildgebungsmethode für Krebspatienten. Am 25.Februar 2011 wird ein Hebekran das Gerät in das Klinikgebäude einbringen.

Ab Februar wird am Tübinger Universitätsklinikum ein vollkommen neuartiges Gerät zur Krebs-Forschung in Betrieb gehen und an der Radiologischen Klinik für erste Patientenstudien und Forschungsprojekte zur Verfügung stehen. Das neue Untersuchungsgerät wird am 25. Februar mit Hilfe eines Krans in das neue MR/PET-Zentrum gehoben und dort installiert werden. Prof. Claus Claussen, Ärztlicher Direktor der Radiologischen Diagnostik am Uniklinikum Tübingen wird die neue Technologie, an deren Entwicklung das Department Radiologie zusammen mit der Fa. Siemens maßgeblich beteiligt war, bei einem Pressegespräch vorstellen.

Zwei in einem: Der erste Ganzkörper-Magnetresonanz-Positronen-Emissions-Tomograph (Ganzkörper-MR-PET) in Baden-Württemberg kombiniert die Positronen-Emissions-Tomographie (PET) mit der Magnetresonanztomographie (MRT) in einem Gerät und stellt eine technische Höchstleistung dar. Für Patienten bedeutet dies künftig eine deutliche Reduktion sowohl der Untersuchungszeit als auch der Untersuchungsbelastung, da die verwendete Strahlung erheblich reduziert ist. Bösartige Tumorherde oder Metastasen können mit dieser Technologie frühzeitiger entdeckt, eindeutiger charakterisiert und ihre Lage zu den Organen sicherer zugeordnet werden.

Die offizielle Inbetriebnahme wird am 1. April mit einem Festakt gefeiert.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution82

Quelle: Universitätsklinikum Tübingen, Dr. Ellen Katz, 14.02.2011

Raute

Technische Universität Darmstadt - 15.02.2011

Sehen, ohne zu verstehen - TU-Wissenschaftler entwickeln Datenschutz für personalisierte Medizin

Die Entschlüsselung der Erbinformationen, unter anderem von Genomen, macht rasante Fortschritte - weil die Kosten fallen und der Zeitaufwand immer geringer wird, steigt die Menge der sensiblen Genomdaten rasant an. Forscher der TU Darmstadt haben jetzt auch beim Schutz dieser Daten einen Schritt nach vorn gemacht: Mit Hilfe eines mathematischen Verfahrens zur Verschlüsselung können einzelne genetische Daten abgerufen werden, ohne dass der Datennutzer von ihrem Inhalt erfährt.

"In einigen, wenigen Jahren wird es möglich sein, ein komplettes Genom für nur rund 1.000 US-Dollar zu entziffern", schätzt Prof. Dr. Stefan Katzenbeisser, Leiter des Fachgebiets Security Engineering der TU Darmstadt. Jeder Patient kann sich dann einmal in seinem Leben seine Erbinformationen erfassen lassen und in speziellen Datenbanken deponieren, um im Krankheitsfall darauf zurückzugreifen. Das Genom ist die Basis für eine personalisierte Medizin, wie sie heute bereits in Anfängen realisiert ist. "Abgestimmt auf die individuellen Erbinformationen wird dann ein Medikament optimiert aus verschiedenen Substanzen zusammengesetzt", blickt Prof. Dr. Kay Hamacher vom Fachgebiet Computational Biology in die Zukunft. Auch könnten das Ausbrechen bestimmter Krankheiten beziehungsweise Nebenwirkungen von Medikamenten verhindert werden.

So wünschenswert und vorteilhaft die günstige und schnelle Entzifferung eines kompletten Genoms für die Patienten sein kann, so problematisch ist die Entwicklung für den Datenschutz. "Krankenkassen könnten bei Veranlagungen zu chronischen Erkrankungen die Mitgliedschaft, Arbeitgeber die Einstellung verweigern oder ähnliches", so Hamacher. "Die Diskussionen beginnen erst". Und Katzenbeisser ergänzt: "Wir wissen heute gar nicht, welche Informationen unser Genom enthält. In vielleicht dreißig Jahren werden wir ganz andere Dinge herauslesen können, als wir heute vermuten."

Die Lösung: Daten einsehen, ohne sie zu verstehen

Ist das Tausend-Dollar-Genom eines Tages Realität, werden externe Dienstleister - etwa die Betreiber von Datenbanken oder Biomathematiker - Zugriff auf die kompletten Gendaten vieler Menschen haben. Sie werden spezifische, vom behandelnden Arzt angeforderte Informationen herausfiltern und weiterleiten. Dieser Prozess muss so gestaltet sein, dass der Dienstleister die von ihm gefundenen Informationen nicht weiternutzen und weitergeben kann, der Arzt oder eine andere Institution auf der anderen Seite aber auch nicht verstehen kann, mit welchen Methoden der Entschlüsselung der Datenlieferant gearbeitet hat.

"Es ist quasi das biomathematische Geschäftsmodell des Dienstleisters, das zusätzlich zu den persönlichen Daten der Patienten geschützt werden muss", erläutert Hamacher. Und das haben die Darmstädter geschafft. "Wir haben eine Vertraulichkeit geschaffen, mit der verschiedene Parteien - vom Arzt über den Datenbankinhaber bis zum Bioinformatiker - mit den Daten arbeiten können, ohne den Datenschutz zu verletzen." Der Trick bei der Sache: Die Forscher benutzen bioinformatische Modelle, die genau die Eigenschaften codieren, die sie abfragen möchten. Dann analysieren sie wie genau die DNA, der Träger der Erbinformation, auf dieses Modell passt. Während des gesamten Vorgangs bleiben die Daten kryptographisch abgesichert, das heißt verschlüsselt. Der Datenschutz bleibt damit jederzeit gewährleistet.

Weiterer Forschungsbedarf

Einfache Anfragen können die Darmstädter schon beantworten, wie etwa: Steht an einer bestimmten Stelle der DNA eine Mutation? Sind spezifische Gene verändert und damit womöglich Auslöser einer konkreten Krankheit? Ziel ist jedoch, eines Tages in der klinischen Praxis auch kompliziertere Daten abfragen zu können, denn die personalisierte Medizin ist sehr komplex. "Bestimmte Erbkrankheiten lassen sich zwar bereits auf der Ebene von Einzelmolekülen verstehen", gibt Hamacher zu bedenken. "Aber bei Krebs zum Beispiel ist ein ganzes Konzert von Einzelmolekülen beteiligt. Es ist ein Zusammenspiel enorm vieler Moleküle, die auf unterschiedlichste Weisen aufeinander einwirken; die Genregulierung ist nicht bis ins Letzte verstanden." Unklar ist auch noch, wie der Arzt, der bestimmte Erbinformationen angefragt hat, das Ergebnis der Bioinformatiker interpretieren könnte. "Es wird vielleicht Handbücher darüber geben, so wie heute für die Beschreibungen von Symptomen", vermutet Katzenbeisser.

Zu dieser Mitteilung finden Sie Anhänge unter:
http://idw-online.de/pages/de/attachment7650
09-2011-Genom-Datenschutz

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution17

Quelle: Technische Universität Darmstadt, Jörg Feuck, 15.02.2011

Raute

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf - 15.02.2011

Wettbewerbssieger für neue Universitätskinderklinik Hamburg vorgestellt

Im Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) wurde am Dienstag der Siegerentwurf des Architektenwettbewerbs für den Bau der neuen Universitätskinderklinik vorgestellt. Die neue Klinik bietet ein kindgerechtes Ambiente, in das die universitäre Hightech-Medizin eingebettet wird. Zu Ehren der Hamburger Familie Otto als Förderer wird die Universitätskinderklinik nach "Werner und Michael Otto" benannt werden.

Eine dreizehnköpfige Jury aus Medizinern, Architekten, Baufachleuten, Bezirksvertretern und Förderern hat den Entwurf der Lübecker Architekten "Tönies + Schroeter + Jansen Freie Architektur GmbH" zum Siegerentwurf gekürt. Die neue Kinderklinik wird auf drei Etagen Platz bieten für die bisher auf dem UKE-Gelände verstreuten Disziplinen der Kinderheilkunde. Die Ein- und Zweibettzimmer mit insgesamt 148 Patientenbetten werden auf acht Stationen (davon drei Intensivstationen) verteilt und eine komfortable Unterbringung der Eltern ermöglichen. In dem Architektenentwurf spielt der sehr alte Baumbestand auf dem UKE-Gelände eine große Rolle. So wird eine Rotbuche dem großen Innenhof seinen Charakter geben. Auch in Fluren und Räumen des Neubaus (rund 13 000 Quadratmeter Nutzfläche) werden die Familien und Besucher Natur erleben. Auf dem Dach ist ein Dachgarten geplant. Der Bereich der Ambulanzen und Funktionsdiagnostik soll mit körperorientierten Themen ("Mein Körper") die Kinder spielend zur Beschäftigung anregen. Rund um den OP-Trakt wird es um eher technische Themen gehen ("Meine Zukunft"). Und der Bereich "Meine Schule" wird ausgestattet zum Spielen, Malen, Basteln und Musizieren. Die Kinderklinik wird an der Martinistraße/Ecke Frickestraße gebaut und bestehende Gebäude integrieren. Sie verfügt über eine Kindernotaufnahme.

Einziehen werden die Stationen Hämatologie/Onkologie, Knochenmarktransplantation, Neurologie/Nephrologie, Kardiologie sowie die Säuglings- und Kleinkinderstation und die Palliativstation. Simone Ahlhaus, Schirmherrin der Universitären Kinderklinik: "Ich bin sehr froh, dass sich die Gutachter mit großer Mehrheit für einen Neubau entschieden haben, der so viel Wärme und Freundlichkeit ausstrahlt. Kinder und betroffene Eltern können sich darin sehr wohlfühlen. Mir persönlich ist ganz wichtig, dass es in den Zimmern Platz und Schlafgelegenheit für die Eltern gibt."

Dr. Michael Otto, Aufsichtsratsvorsitzender der Otto Group: "Der Siegerentwurf überzeugt durch einen großzügigen Eingangsbereich, der sehr wohnlich erscheint und damit für Kinder und Eltern nicht klinisch kühl, sondern sehr sympathisch wirkt. Besonders gelungen ist die Einbeziehung der Natur mit Rückzugsbereichen und einer wunderschönen Dachterrasse."

Dr. Holger Iversen, Vorsitzender der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V.: "Seit 1975 unterstützen unser Verein und unsere Spender an Krebs erkrankte Kinder und ihre Angehörigen am UKE auf vielfältigste Weise. Nun kommt es zu dem überfälligen Neubau der Universitären Kinderklinik mit einem neuen, größeren Kinderkrebs-Zentrum Hamburg. Die neue Kinderklinik wird das hohe Niveau der Versorgung krebskranker Kinder in unserer Region sichern. In großartiger hanseatischer Tradition ermöglichen Spender dieses wichtige Projekt. Der von uns geförderte Architektenwettbewerb hat einen gelungenen ersten Preis zum Ergebnis und zeigt anschaulich, wie die Zukunft der onkologischen Pädiatrie in Hamburg aussehen wird. Das macht uns stolz und glücklich."

Claus G. Budelmann, Vorstandsvorsitzender der Stiftung zur Förderung von Gesundheit und Hochbegabung: "Der Siegerentwurf überzeugt durch seine Klarheit in den funktionalen Raumbezügen und durch die ansprechende Fassadengestaltung. Uns ist besonders wichtig, dass die künftige Kinderklinik ein freundliches Umfeld bietet, in dem sich die jungen Patienten, ihre Eltern und auch die Mitarbeiter wohlfühlen. Diesen Wunsch sehen wir als Stiftung zur Förderung von Gesundheit und Hochbegabung beim Baum-Projekt in hervorragender Weise umgesetzt."

Wissenschaftssenatorin Dr. Herlind Gundelach: "Neben seiner offenen Architektur überzeugt der Entwurf vor allem durch seine kindgerechte Gestaltung mit großem Wohlfühlfaktor. Gerade bei Kindern spielt für die Genesung das sich geborgen Fühlen neben der optimalen medizinischen Behandlung eine wichtige Rolle. Diesem Anspruch wird der Entwurf hervorragend gerecht. Der Senat hat sich deshalb von Anfang an zu einem Neubau bekannt und stellt dafür einen beachtlichen Betrag zur Verfügung. Im Rahmen der vorläufigen Haushaltsführung habe ich mich persönlich dafür eingesetzt, dass rund 13,1 Millionen Euro schon in diesem Jahr fließen. Damit kann das Projekt weiter voran getrieben werden. Mein Dank gilt auch den großzügigen Spendern, denen ich an dieser Stelle die ausdrückliche Anerkennung der Stadt für ihr Engagement ausspreche."

Prof. Dr. Jörg F. Debatin, Ärztlicher Direktor und Vorstandsvorsitzender des UKE: "Kinder sind keine kleinen Erwachsenen. Sie brauchen eine eigene medizinische Versorgung und ein kindgerechtes Umfeld. Die neue Kinderklinik wird ihnen beides auf Universitätsniveau bieten."

Prof. Dr. Kurt Ullrich, Ärztlicher Leiter der Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendmedizin des UKE: "In der Kinderklinik werden viele Patienten mit chronischen Erkrankungen und mit Erkrankungen, die mehrere Organe betreffen, betreut. Ihre Versorgung bedarf einer engen interdisziplinären Betreuung durch viele Spezialisten des UKE - wie Neuro-, Transplantations- und Herzchirurgen. Derzeit ist die Kinderklinik auf fünf Standorte auf dem UKE-Gelände verteilt. Die Zusammenführung aller medizinischen Disziplinen unter einem Dach wird zu einer erheblichen organisatorischen Verbesserung führen. Zudem wird die interdisziplinäre Zusammenarbeit enger werden."

Der Architektenwettbewerb für den Neubau der Universitätskinderklinik wurde von der Fördergemeinschaft Kinderkrebs-Zentrum Hamburg e.V. finanziert sowie von der Stiftung zur Förderung von Gesundheit und Hochbegabung. Der Architektenwettbewerb war europaweit ausgeschrieben worden. Aus den zunächst 32 Bewerbern hatte die Jury acht Architektenbüros ausgewählt, die dann einen Entwurf eingereicht hatten.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution347

Quelle: Universitätsklinikum Hamburg-Eppendor, Christine Jähn, 15.02.2011

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
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veröffentlicht im Schattenblick zum 17. Februar 2011