Schattenblick →INFOPOOL →MEDIZIN → FAKTEN

MELDUNG/275: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 21.01.11 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Universitätsklinikum Heidelberg: "2010 war ein gutes Jahr"
→  DFG zeichnet Ersatzmethoden zu Tierversuchen aus
→  Millionen-Förderung zur Erforschung des immunologischen Gedächtnisses
      für das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ)

Raute

Universitätsklinikum Heidelberg - 19.01.2011

"2010 war ein gutes Jahr"

Der Vorstand des Universitätsklinikums Heidelberg zieht auf dem Neujahrsempfang eine positive Bilanz / Sorgen wegen des Universitätsmedizingesetzes

Auch ein Vierteljahr nach der Eröffnung zieht die Architektur des Nationalen Centrums für Tumorerkrankungen (NCT) die Blicke auf sich. So auch beim Neujahrsempfang, zu dem das Universitätsklinikum Heidelberg am Dienstag, dem 18. Januar 2011, in das Foyer des Neubaus eingeladen hatte. Vor mehr als einhundert Gästen aus Politik und Wirtschaft - darunter MLP-Gründer Manfred Lautenschläger, der Vorsitzende der Heidelberger Druckmaschinen, Bernhard Schreier, und der Heidelberger Oberbürgermeister Eckart Würzner - zog der Leitende Ärztliche Direktor, Professor Dr. J. Rüdiger Siewert, ein positives Fazit.

Die erfolgreiche Integration der Orthopädischen Klinik in Schlierbach in das Universitätsklinikum, das Jubiläum 150 Jahre Kinderklinik, der Spatenstich für den Neubau des Pathologischen Instituts: "Es war ein gutes Jahr für den Standort Heidelberg", so Siewert. Nicht zuletzt wegen der Eröffnung des NCT, das die ambulante und teilstationäre Behandlung von Krebspatienten unter einem Dach vereint: "Diese Bereiche auszulagern, war für die betroffenen Kliniken nicht gerade einfach."

Auch 2011 wird der Heidelberger Klinikring weiter komplettiert. So ist der Umzug der Abteilung für Kinderkardiologie aus der alten Kinderklinik in den neuen Gebäudekomplex zwischen Frauen-Haut- und neuer Kinderklinik geplant. "Wir hoffen außerdem sehr, dass auch das geplante Campus-Hotel kommt", so Siewert. "Das wäre für das Klinikum sehr wichtig."

Schwarze Null als wirtschaftliches Gesamtergebnis

Gute Neuigkeiten in finanzieller Hinsicht konnte die kaufmännische Direktorin Irmtraut Gürkan verkünden: "Das wirtschaftliche Gesamtergebnis wird dank der positiven Gesamtentwicklung auch für das Jahr 2010 nach jetziger Einschätzung eine gute schwarze Null ausweisen. Das ist bei Kenntnis der Gesamtlage der Krankenhäuser ein gutes Ergebnis." Vor dem Hintergrund des Neubaus für die Frauen- und Hautklinik und den Planungen für einen Neubau der Chirurgie müsse das Universitätsklinikum Heidelberg in den kommenden Jahren jedoch eine höhere Rendite erwirtschaften und gleichzeitig Einsparungen vornehmen.

Universitätsmedizingesetz gefährdet Führungsposition

Die Medizinische Fakultät konnte sich 2010 u.a. mit der Teilnahme an vier Gesundheitsforschungszentren und zwei neuen Sonderforschungsbereichen auszeichnen. Sorgen bereitet dagegen das von der baden-württembergischen Landesregierung geplante Universitätsmedizingesetz. "Die Universitätsmedizin braucht Gestaltungsspielraum", sagte Professor Dr. Claus Bartram, Dekan der Medizinischen Fakultät Heidelberg. Dafür sei der Entwurf jedoch kontraproduktiv: "Er wird nicht nur geschlossen von allen vier Universitätsklinika im Land abgelehnt, sondern stößt auch bei allen wissenschaftlichen Institutionen auf völliges Unverständnis." Mit dem Gesetz verabschiede sich die Universitätsmedizin in Baden-Württemberg von ihrer führenden Position. "Es ist geradezu unsere Pflicht, auf mögliche negative Entwicklungen hinzuweisen, die unsere Leistungsfähigkeit in der Zukunft behindern könnten", fügte Irmtraut Gürkan hinzu.

Universitätsklinikum und Medizinische Fakultät Heidelberg
Krankenversorgung, Forschung und Lehre von internationalem Rang

Das Universitätsklinikum Heidelberg ist eines der größten und renommiertesten medizinischen Zentren in Deutschland; die Medizinische Fakultät der Universität Heidelberg zählt zu den international bedeutsamen biomedizinischen Forschungseinrichtungen in Europa. Gemeinsames Ziel ist die Entwicklung neuer Therapien und ihre rasche Umsetzung für den Patienten. Klinikum und Fakultät beschäftigen rund 10.000 Mitarbeiter und sind aktiv in Ausbildung und Qualifizierung. In mehr als 50 Departments, Kliniken und Fachabteilungen mit ca. 2.000 Betten werden jährlich rund 550.000 Patienten ambulant und stationär behandelt. Derzeit studieren ca. 3.600 angehende Ärzte in Heidelberg; das Heidelberger Curriculum Medicinale (HeiCuMed) steht an der Spitze der medizinischen Ausbildungsgänge in Deutschland.
www.klinikum.uni-heidelberg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution665

Quelle: Universitätsklinikum Heidelberg, Dr. Annette Tuffs, 19.01.2011

Raute

Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) - 20.01.2011

DFG zeichnet Ersatzmethoden zu Tierversuchen aus

Ursula M. Händel-Tierschutzpreis geht an Forscherteams aus Hamburg und Konstanz / "Grundlagenforschung kann Zahl der Versuche senken" / Verleihung am 24. Januar in Berlin

Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) zeichnet erneut Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus, die den Tierschutz in der Forschung verbessern. Der von der DFG vergebene Ursula M. Händel-Tierschutzpreis geht 2011 an Dr. Arne Hansen, Alexander Eder, Sebastian Schaaf und Professor Thomas Eschenhagen vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf (UKE) sowie an Dr. Maria Moreno-Villanueva und Professor Alexander Bürkle von der Universität Konstanz. Beide Forscherteams haben innovative Verfahren entwickelt, mit denen sich die Zahl von Tierversuchen deutlich senken lässt. Solche Ersatzmethoden zu fördern, ist Ziel des nach seiner Stifterin Ursula M. Händel benannten Preises, der bereits zum vierten Mal vergeben wird. Die Auszeichnung ist mit 50 000 Euro dotiert, die sich die beiden Preisträger-Teams teilen. Verliehen wird der Preis am 24. Januar in einer DFG-Veranstaltung in Berlin, die Wissenschaft, Politik und Öffentlichkeit zum Dialog über Tierversuche und Tierschutz in der Forschung zusammenbringt.

Die diesjährigen Preisträgerinnen und Preisträger wurden von einer wissenschaftlichen Jury unter 14 Bewerbungen ausgewählt. Von diesen verbinden die beiden ausgezeichneten Projekte in besonderer Weise hochkarätige Forschung und Verbesserung des Tierschutzes. Beide zielen darauf ab, die Wirkungen pharmakologischer und toxikologischer Stoffe weit seltener als bislang im Tierversuch untersuchen zu müssen. Über ihre Bedeutung für die Grundlagenforschung hinaus haben sie auch ein hohes Anwendungspotenzial für die Pharmazeutische Industrie.

Das Forscherteam rund um Professor Thomas Eschenhagen am Hamburger UKE befasst sich mit den Wirkungen pharmakologischer Stoffe auf das menschliche Herz. Diese kardialen Wirkungen werden bislang hauptsächlich im Tierversuch geprüft. Die Hamburger Wissenschaftler entwickeln dafür ein innovatives Ersatzverfahren, das humane embryonale Stammzellen nutzt. Aus diesen differenzieren die Forscher Gewebe, das die Eigenschaften von Herzmuskelgewebe aufweist und besonders flexibel für das Screening der Wirkstoffe eingesetzt werden kann. Schlagkraft und -dauer des Herzens können hier ebenso vorgegeben und variiert werden wie andere für die Untersuchung wichtige Parameter. Das in seiner Entwicklung bereits weit fortgeschrittene und in international renommierten Fachjournalen publizierte Verfahren macht zudem eine weitgehend automatisierte Versuchsdurchführung und -auswertung möglich.

Die Konstanzer Preisträger Dr. Maria Moreno-Villanueva und Professor Alexander Bürkle untersuchen die Genotoxizität, also die Wirkungen chemischer Stoffe, die Änderungen im genetischen Material von Zellen auslösen. Hierzu wird bislang in großen Mengen Serum benötigt, das aus Rinderföten gewonnen wird. In dem nun ausgezeichneten Verfahren wird dagegen in Zellen ein Farbstoff eingebracht, der je nach Wirkung der untersuchten Stoffe in unterschiedlicher Weise fluoresziert. Seine Intensität ist dann besonders hoch, wenn die DNA in der Zelle als Doppelstrang erhalten bleibt, was darauf schließen lässt, dass keine Genotoxizität vorliegt. Die Intensität des Farbstoffs verringert sich dagegen, wenn auch die Zahl der Doppelstrang-DNA ab- und die der Einzelstrang-DNA zunimmt. Dies lässt auf Brüche im genetischen Material und damit auf Genotoxizität schließen. Auch dieses, bereits zum Patent angemeldete Verfahren ist in hohem Maße automatisiert und ermöglicht es, zahlreiche Substanzen in kurzer Zeit zu testen.

Aus Sicht der DFG zeigen beide Verfahren, dass auch die Grundlagenforschung einen substanziellen Beitrag zum Tierschutz leisten kann. "Die tierexperimentelle Forschung ist in ganz besonderer Weise mit dem Dilemma der ethischen Abwägung verbunden. Dies gilt auch in der Grundlagenforschung, in der sich heute und auch in Zukunft viele Fragestellungen nur im Tierversuch vollständig klären lassen. Auf Tierversuche werden wir also nicht vollständig verzichten können. Die Grundlagenforschung kann aber dazu beitragen und trägt bereits vielfach dazu bei, die Zahl der Versuche zu reduzieren und die Versuchsbedingungen so zu verbessern, dass sie die Tiere so wenig wie möglich belasten", erklärte DFG-Präsident Professor Matthias Kleiner. Die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler und die sie fördernden Einrichtungen seien sich der Bedeutung des Tierschutzes sehr bewusst, sagte Kleiner weiter und verwies auf die Ende vergangenen Jahres verabschiedete "Basler Deklaration". In ihr hatten führende Vertreter aus allen Bereichen der lebenswissenschaftlichen Forschung die Notwendigkeit von Tierversuchen betont, sich aber zugleich zu ihrer Verantwortung für den Tierschutz und für die Suche nach Ersatzmethoden bekannt. "Ebenso wichtig ist, dass die Wissenschaft sich hier zu einem offenen und vorurteilsfreien Dialog mit der Öffentlichkeit und Politik verpflichtet und einen solchen Dialog auch von diesen einfordert", betonte der DFG-Präsident.

Diesen Dialog will die DFG auch auf der Verleihung des Ursula M. Händel-Tierschutzpreises am Montag, dem 24. Januar, in Berlin fördern, zu dem neben Wissenschaft und Medien auch Parlamentarier und weitere Repräsentanten aus der Politik eingeladen sind. Die Verleihung des Preises durch den DFG-Präsidenten wird begleitet von einer Podiumsdiskussion über Tierversuche in der Grundlagenforschung, die vor allem die Chancen und Grenzen von Ersatzmethoden beleuchten will. Aktueller Aufhänger ist die neue EU-Richtlinie zum Schutz von Versuchstieren, die nun in nationales Recht umgesetzt werden muss. Es diskutieren: der Transplantationsmediziner und Leibniz-Preisträger Professor Axel Haverich von der Medizinischen Hochschule Hannover, der Leiter des Deutschen Primatenzentrums in Göttingen, Professor Stefan Treue, der ebenfalls mit dem Leibniz-Preis ausgezeichnet wurde, sowie Professor Marcel Leist, der an der Universität Konstanz das bundesweit einmalige Zentrum für Alternativmethoden zum Tierversuchsersatz leitet.

Weiterführende Informationen

Die Verleihung des Ursula M. Händel-Tierschutzpreises findet statt am:
Montag, dem 24. Januar, 17.30 Uhr
WissenschaftsForum Berlin
Markgrafenstraße 37, 10117 Berlin

Ausführliche Informationen zum Preis, seiner Stifterin Ursula M. Händel und den Preisträgerinnen und Preisträgern finden sich unter:
www.dfg.de/gefoerderte_projekte/wissenschaftliche_preise/haendel-tierschutzpreis/index.html

Ansprechpartner in der DFG-Geschäftsstelle:
Dr. Jan Kunze
Programmdirektor in der Gruppe Lebenswissenschaften
Jan.Kunze@dfg.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution306

Quelle: Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG), Marco Finetti, 20.01.2011

Raute

Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin - 20.01.2011

Millionen-Förderung zur Erforschung des immunologischen Gedächtnisses für das Deutsche Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ)

Wissenschaftler um Prof. Andreas Radbruch vom Deutschen Rheuma-Forschungszentrum Berlin (DRFZ), einem Institut der Leibniz Gemeinschaft, haben einen "Advanced Grant" des Europäischen Forschungsrates (ERC) bewilligt bekommen. Über fünf Jahre hinweg erhalten sie insgesamt 2,5 Millionen Euro, um das "immunologische Gedächtnis" weiter zu erforschen und seine Rolle bei chronischen Entzündungen zu verstehen. Für die begehrte Förderung hatten sich mehr als 2000 Projekte beworben.

Die Aufgabe des immunologischen Gedächtnisses besteht darin, den Körper vor einer erneuten Infektion mit einem Krankheitserreger zu schützen, dem er schon einmal ausgesetzt war. Wie dieses Gedächtnis funktioniert, ist noch weitgehend unklar. Die Forscher des DRFZ haben hier in den vergangenen Jahren Pionierarbeit geleistet. Sie konnten zeigen, dass es spezielle Gedächtnis-Lymphozyten gibt, die im Knochenmark ein Menschenleben lang überleben können. Gedächtnis-Plasmazellen geben Antikörper ins Blut ab, die vor Krankheitserregern schützen, auf die wir immer wieder treffen. Gedächtnis-T Lymphozyten warten darauf, dass "ihr" Krankheitserreger noch einmal auftaucht, um dann eine heftige neue Immunantwort einzuleiten. Organisiert wird das immunologische Gedächtnis durch die Stromazellen des Knochenmarks, die dafür sorgen, dass die Gedächtniszellen am Leben bleiben und dass es nicht zu viele von ihnen gibt. Wie das im Einzelnen funktioniert, soll jetzt im Rahmen des ERC-Projektes geklärt werden.

Für die Forscher des DRFZ ist das immunologische Gedächtnis deswegen von Bedeutung, weil sie vermuten, dass es nicht nur schützt, sondern auch krank machen kann, z.B. bei im Fall von rheumatischen Entzündungen, Typ1-Diabetes, Multipler Sklerose, Darmentzündungen, anderen chronischen Entzündungskrankheiten oder auch bei Allergien. Interessanterweise wird das immunologische Gedächtnis durch die heute verfügbaren Therapien nicht ausgeschaltet. "Deshalb sind die meisten chronischen Entzündungen heute noch unheilbar", meint Andreas Radbruch. Seine Arbeitsgruppe sucht die Achillesferse des krankmachenden (pathogenen) immunologischen Gedächtnisses, um es dann gezielt ausschalten zu können, und so chronische Entzündungen vielleicht eines Tages heilen zu können. Durch die Förderung des Europäischen Forschungsrates kann diese Forschung jetzt im Rahmen des Projektes IMMEMO (Protective and pathologic immunological memory and its organisation by stroma cells) energisch vorangetrieben werden.

Kontakt:
Prof. Dr.rer.nat. Andreas Radbruch
Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin
Leibniz Institut
Charitéplatz 1, 10117 Berlin
E-Mail: durez@drfz.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.drfz.de

Zu dieser Mitteilung finden Sie Bilder unter:
http://idw-online.de/pages/de/image133391
Plasmazellen in einer Überlebensnische im Knochenmark

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution1256

Quelle: Deutsches Rheuma-Forschungszentrum Berlin, Jacqueline Hirscher, 20.01.2011

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 22. Januar 2011