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MELDUNG/127: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 25.05.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Millionen-Förderung für infektionsbiologische Forschergruppen
→  Systembiologie hilft, Blutbildung zu verstehen
→  Schonende Verfahren der Plastischen Chirurgie
→  Förderung für neuen Forschungsansatz zur Lungenentzündung

Raute

Medizinische Hochschule Hannover - 21.05.2010

DFG fördert neuen Sonderforschungsbereich an der MHH

Millionen-Förderung für infektionsbiologische Forschergruppen

Großer Erfolg für die Forscher der Medizinischen Hochschule Hannover (MHH): Die Deutsche Forschungsgemeinschaft (DFG) fördert den neuen Sonderforschungsbereich 900 "Chronische Infektionen: Mikrobielle Persistenz und ihre Kontrolle" für vier Jahre mit einer Fördersumme von 12 Millionen Euro. In diesem Sonderforschungsbereich werden Forscher verschiedener MHH-Institute und -Kliniken sowie des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) in Braunschweig und des Twincore - Zentrum für Infektionsforschung in Hannover - einer gemeinsamen Einrichtung von HZI und MHH - zusammen arbeiten.

Chronische Infektionskrankheiten spielen in den industrialisierten Ländern eine große Rolle: Für die Betroffenen können sie schwerwiegende Konsequenzen zur Folge haben - wie das Versagen lebenswichtiger Organe oder die Entstehung von Krebs. Ziel des Sonderforschungsbereichs ist es, besser zu verstehen, wie chronische Infektionskrankheiten entstehen, um in der Zukunft neue Therapien zu entwickeln. Zwölf Arbeitgruppen der MHH, drei Arbeitsgruppen des Twincore Zentrums und zwei Arbeitsgruppen des Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung in Braunschweig untersuchen dazu die Überlebensstrategien verschiedener Bakterien und Viren im Wirt.

"Die Bewilligung dieses Sonderforschungsbereichs unterstreicht die Bedeutung, welche der Infektions- und Immunitätsforschung an der MHH und dem benachbarten Twincore Zentrum zukommt und wird den weiteren Ausbau dieses Forschungsschwerpunkts beflügeln", sagt Professor Dr. Dieter Bitter-Suermann, Präsident der MHH.

Weitere Informationen
erhalten Sie bei Professor Thomas Schulz
designierter Sprecher des SFB 900
schulz.thomas@mh-hannover.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution121

Quelle: Medizinische Hochschule Hannover, Stefan Zorn, 21.05.2010

Raute

Deutsches Krebsforschungszentrum - 21.05.2010

Systembiologie hilft, Blutbildung zu verstehen

Nach Blutverlusten überschwemmen große Mengen des Hormons Epo das blutbildende System im Knochenmark. Wissenschaftler vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg und der Universität Freiburg veröffentlichen nun in der Zeitschrift Science, wie ein schneller Durchsatz der Epo-Rezeptormoleküle auf den blutbildenden Zellen dafür sorgt, dass diese in einem reaktionsbereiten Zustand bleiben. So kann der Körper auch auf extreme Steigerungen der Epokonzentration mit einem entsprechenden Nachschub an roten Blutkörperchen reagieren.

Auf Blutverlust reagiert unser Körper, indem er die Produktion von roten Blutkörperchen, den Erythrozyten, ankurbelt. Das Signal dafür erhalten die Zellen des blutbildenden Systems im Knochenmark vom Hormon Erythropoietin, besser bekannt unter der Kurzbezeichnung Epo. Das Hormon wird vor allem in der Niere produziert, die in Reaktion auf eine sinkende Sauerstoffsättigung des Bluts den Epo-Spiegel um das bis zu tausendfache in die Höhe treiben kann.

Die blutbildenden Zellen empfangen das Epo-Signal über die so genannten Epo-Rezeptoren auf ihrer Oberfläche. Wie schaffen es die Blutstammzellen, die nur wenige Rezeptormoleküle tragen, auf einen starken Anstieg der Epo-Konzentration angemessen zu reagieren und immer die erforderliche Menge roter Blutkörperchen bereitzustellen? "Wenn zuviel Hormon zuwenig Rezeptormoleküle überschwemmt, wäre eigentlich zu erwarten, dass schnell der Sättigungspunkt erreicht ist, an dem die blutbildende Zelle nicht mehr auf eine weitere Steigerung der Hormonkonzentration reagieren kann" sagt Dr. Ursula Klingmüller vom Deutschen Krebsforschungszentrum.

Mitarbeiter aus ihrer Abteilung, die der Helmholtz-Allianz für Systembiologie und dem BMBF-MedSys-Netzwerk LungSys angehören, gingen gemeinsam mit Kollegen aus der Arbeitsgruppe von Professor Jens Timmer an der Universität Freiburg der Frage nach, wie blutbildende Zellen trotzdem auf eine um Größenordnungen gesteigerte Epo-Menge linear reagieren können. In einem systembiologischen Forschungsansatz kombinierten die Forscher dazu experimentelle Daten mit mathematischen Modellen.

Das Forscherteam zeigte, dass nach der Bindung von Epo an seinen Rezeptor beide Moleküle schnell ins Innere der blutbildenden Zellen aufgenommen werden. Dort werden sowohl Rezeptor als auch Hormonmolekül abgebaut. Dabei wird die Zelloberfläche kontinuierlich mit neu synthetisierten Rezeptormolekülen bestückt, die als Vorrat in intrazellulären Lagern bereitstehen. "Dieser Durchsatz von Rezeptormolekülen funktioniert sehr schnell, so bleibt die Zelle in der Lage, weitere Hormonmoleküle in ihrer Umgebung zu erkennen und entsprechend zu reagieren", erklärt Jens Timmer, der sowohl dem Freiburg Institut for Advanced Studies (FRIAS), dem Forschungskolleg der Universität Freiburg, wie auch dem Exzellenzcluster bioss angehört.

Gentechnisch hergestelltes Epo ist ein wichtiges Medikament gegen Blutarmut, etwa für Dialysepatienten, die oft an einem Mangel an roten Blutkörperchen leiden, weil diese bei der Blutwäsche zerstört werden und zusätzlich die versagende Nierenfunktion zu einem Mangel an natürlichem Epo führt. Die Ergebnisse der Heidelberger und Freiburger Wissenschaftler können dazu beitragen, Epo-Varianten mit verbesserten Bindungseigenschaften zu entwickeln und damit die Behandlung der Blutarmut effektiver zu gestalten.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.dkfz.de

Verena Becker, Marcel Schilling, Julie Bachmann, Ute Baumann,
Andreas Raue, Thomas Maiwald, Jens Timmer, Ursula Klingmüller:
Covering a Broad Dynamic Range
Information Processing at the Erythropoietin Receptor.
Science 2010, DOI: 10.1126/science.1184913

Das Deutsche Krebsforschungszentrum (DKFZ) ist die größte biomedizinische Forschungseinrichtung in Deutschland und Mitglied in der Helmholtz-Gemeinschaft deutscher Forschungszentren. Über 2.300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, davon rund 1000 Wissenschaftler, erforschen die Mechanismen der Krebsentstehung und arbeiten an der Erfassung von Krebsrisikofaktoren. Sie liefern die Grundlagen für die Entwicklung neuer Ansätze in der Vorbeugung, Diagnose und Therapie von Krebserkrankungen. Daneben klären die Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen des Krebsinformationsdienstes (KID) Betroffene, Angehörige und interessierte Bürger über die Volkskrankheit Krebs auf. Das Zentrum wird zu 90 Prozent vom Bundesministerium für Bildung und Forschung und zu 10 Prozent vom Land Baden-Württemberg finanziert.

Die Universität Freiburg gehört zu den neun Universitäten, die in der ersten Runde der Exzellenzinitiative des Bundes und der Länder erfolgreich waren. 1457 gegründet ist sie mit elf Fakultäten und 21.000 Studierenden in 160 Studiengängen eine klassische Volluniversität, die mehr als 5000 Mitarbeiter beschäftigt.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution386

Quelle: Deutsches Krebsforschungszentrum, Dr. Stefanie Seltmann, 21.05.2010

Raute

Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen - 21.05.2010

Schonende Verfahren der Plastischen Chirurgie

Aachen. Vom 3. bis 5. Juni 2010 finden sich circa 300 international renommierte Mediziner und Wissenschaftler in Aachen zusammen, um über neueste Entwicklungen auf dem Gebiet der Plastischen und Ästhetischen Chirurgie zu diskutieren. Themen sind unter anderem Eigenfetttransplantation, Bauchstraffung, Eingriffe zur Gesichtsverjüngung oder Nasen- und Brustkorrekturen.

Nur ein Drittel der Deutschen lehnt eine Schönheitsoperation am eigenen Körper ab, für zwei Drittel wäre ein ästhetischer Eingriff denkbar. Dies zeigt eine repräsentative Studie, die im März 2010 im Auftrag der Vereinigung der Deutschen Ästhetisch-Plastischen Chirurgen (VDÄPC) durchgeführt wurde. Bei der Frage nach der Motivation für einen solchen Eingriff gaben die Befragten vor allem an, damit das eigene Selbstwertgefühl steigern zu wollen. Die breite Akzeptanz von Schönheitsoperationen in der Bevölkerung spiegelt sich auch in den Bemühungen der Medizin wider, die Eingriffe, z.B. durch die Verwendung körpereigenen Gewebes, möglichst schonend zu gestalten.

In diesem Sinne tauschen sich vom 3. bis 5. Juni 2010 unter der wissenschaftlichen Leitung von Professor Norbert Pallua, Direktor der Klinik für Plastische Chirurgie, Hand- und Verbrennungschirurgie des Universitätsklinikums Aachen circa 300 Mediziner aus ganz Europa über den aktuellen Stand der medizinischen Forschung und über neueste Techniken auf dem Gebiet der Ästhetischen und Plastischen Chirurgie aus. Für ein thematisch breites und vor allem international ausgerichtetes wissenschaftliches Programm sorgen die von Prof. Pallua als Präsidenten der European Association of Societies of Aesthetic and Plastic Surgery (EASAPS) eingeladenen Spezialisten aus aller Welt. Der Kongress findet als X. Frühjahrsakademie der VDÄPC in Kooperation mit der Deutschen Gesellschaft für Ästhetisch-Plastische Chirurgie (DGÄPC) und der EASAPS statt.

Hauptthema des Kongresses ist die Eigenfetttransplantation. Hier wird körpereigenes Fettgewebe verwendet, um mit diesem anstelle von körperfremden Materialien den Effekt der Aufpolsterung zu erreichen. Im Gesicht können so z. B. Falten ausgeglichen werden. Von Vorteil ist bei der Eigenfetttransplantation gegenüber körperfremden Materialien, dass es sich hierbei nicht um einen Filler zur Unterpolsterung von Falten handelt, sondern dass das transplantierte Eigenfett zusätzlich noch biologisch aktiv ist. So wird die Durchblutung der Haut über neu entstandene Gefäßkapillaren verbessert, was durch einen rosigen Teint in Erscheinung tritt. Zusätzlich führen die im Fettgewebe vorhandenen Stammzellen durch vermehrte körpereigene Kollagenproduktion zu einer deutlichen Verbesserung der Hautqualität.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.aesthetic-surgery.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution63

Quelle: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Thomas von Salzen, 21.05.2010

Raute

Charité-Universitätsmedizin Berlin - 21.05.2010

Charité - Konzept überzeugt Gutachtergremium

Förderung für neuen Forschungsansatz zur Lungenentzündung

Die Charité - Universitätsmedizin Berlin hat erneut ihre Stärke in der klinischen Forschung unter Beweis gestellt. Der zuständige Ausschuss der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG) bewilligte auf seiner jüngsten Sitzung den zehnten Sonderforschungsbereich (SFB) mit Sprecherfunktion an der Charité und verlängerte die Förderung eines weiteren. "Keine andere medizinische Fakultät kann so viele solcher exzellenten Verbundprojekte vorweisen wie die Charité", freute sich Prof. Annette Grüters-Kieslich, Dekanin der Charité.

Der neue SFB 84 forscht unter der Regie von Prof. Norbert Suttorp, Direktor der Medizinischen Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie zum Thema "Angeborene Immunität der Lunge: Mechanismen des Pathogenangriffs und der Wirtsabwehr in der Pneumonie". Er ist überregional organisiert (SFB/Transregio). Neben der Charité sind Forschergruppen der Justus-Liebig-Universität Gießen und der Philipps-Universität in Marburg beteiligt. Weitere Kooperationspartner kommen aus dem Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik und dem Robert-Koch-Institut, die beide in Berlin angesiedelt sind. Gemeinsam wollen die Forscher neue Methoden zur Behandlung der Lungenentzündung erkunden. "Es ist wichtig, die Regeln genau zu kennen, nach denen die Infektion und die Entzündung des Lungengewebes ablaufen", erklärt Prof. Suttorp. "Nur so kann es gelingen, neben den bekannten Antibiotika neue Therapien zu entwickeln." Derzeit versterben 14 Prozent aller Menschen, die wegen einer Lungenentzündung ins Krankenhaus müssen. "Unser Ziel ist es, diese Zahl deutlich zu senken."

Mit einer weiteren Volkskrankheit, dem Krebs, beschäftigt sich der SFB Transregio 36, der in der gleichen Sitzung um weitere vier Jahre verlängert wurde. Sprecher ist Prof. Thomas Blankenstein, Direktor des Instituts für Immunologie am Campus Benjamin Franklin. Im Verbund mit Forschergruppen unter anderem aus der Charité, dem MDC, den Münchener Universitäten und dem Helmholtz Zentrum München erforscht er das Potential spezieller Abwehrzellen im Kampf gegen gefährliche Viruserkrankungen und Tumore.

Ein Sonderforschungsbereich erhält während der maximal zwölfjährigen Förderperiode mehrere Millionen Euro aus den Etats von Bund und Ländern. Aus diesen Mitteln können zahlreiche wissenschaftliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt werden. "Berlin mit seiner außergewöhnlichen Dichte an medizinischen Forschungseinrichtungen ist geradezu prädestiniert dafür, hier auch auf europäischer Ebene eine Führungsrolle einzunehmen", erklärte Prof. Karl Max Einhäupl, Vorstandsvorsitzender der Charité.

Kontakt:
Prof. Norbert Suttorp
Klinik mit Schwerpunkt Infektiologie und Pneumologie
norbert.suttorp[at]charite.de

Prof. Thomas Blankenstein
Institut für Immunologie
thomas.blankenstein[at]charite.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution318

Quelle: Charité-Universitätsmedizin Berlin, Claudia Peter, 21.05.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 26. Mai 2010