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MELDUNG/056: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 10.02.10 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Interdisziplinäres EU-Projekt:
      Chancen und Risiken des Einsatzes von Nanotechnologie in der Medizin
→  Mathematisches Modell simuliert erfolgreich die Entwicklung von Mittel- und Hinterhirn
→  Projekt erforscht Fehlbildungen von Enddarm und Harntrakt

Raute

Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH - 09.02.2010

Interdisziplinäres EU-Projekt:
Chancen und Risiken des Einsatzes von Nanotechnologie in der Medizin

Bad Neuenahr-Ahrweiler, 9. Februar 2010. - Seit 1. Februar 2010 läuft an der Europäischen Akademie ein von der EU gefördertes Forschungsprojekt zum Einsatz nanotechnologischer Verfahren in der Arthrititis-Forschung und Therapie. Das Konsortium setzt sich aus 15 europäischen Partnern aus universitären und außeruniversitären Forschungseinrichtungen zusammen und verfügt in den nächsten vier Jahren über ein Budget von knapp neun Millionen Euro.

Rheumatoide Arthritis und Osteoarthritis sind weit verbreitete Krankheiten, die einen hohen Leidensdruck verursachen. Bisher gibt es aber weder ausreichende diagnostische Mittel zur Entdeckung der Krankheit in einem frühen Stadium noch zufriedenstellende Verfahren für die Beurteilung verschiedener Behandlungsstrategien. Um die Forschung in diesem Bereich voranzubringen, unterstützt die Europäische Kommission innerhalb des 7. EU-Forschungsrahmenprogramms das interdisziplinäre Konsortium "Development of novel nanotechnology based diagnostic systems for Rheumatoid Arthritis and Osteoarthritis" (NanoDiaRA). Hauptziel dieses Projekts ist es, neuartige Diagnoseverfahren für die einfache und frühzeitige Erkennung von Rheumatoider Arthritis und Osteoarthritis zu entwickeln. Hierzu sollen modifizierte superparamagnetische Nanopartikel verwendet werden. Das NanoDiaRA-Projekt wird von der Europäischen Akademie koordiniert - unterstützt durch die MatSearch Consulting Hofmann (Schweiz). Die Europäische Akademie leitet außerdem ein Arbeitspaket zur ethischen Begleitforschung des Projekts.

Folgende internationale Partner sind beteiligt:

- ANAMAR Medical AB (Schweden)
- Arrayon Biotechnology (Schweiz)
- Centre Suisse d'Electronique et de Microtechnique SA (Schweiz), Microfluidics & Microhandling
- Charité Universitätsmedizin (Deutschland), Rheumatology Clinic
- Ecole Polytechnique Fédérale de Lausanne (Schweiz), Institute of Materials
- MatSearch Consulting Hofmann (Schweiz)
- Merck Chimie - Estapor Microspheres Division (Frankreich)
- Merck Serono (Schweiz), Strategic Innovation & Research & Portfolio Management
- Paracelsus Medizinische Privatuniversität Salzburg (Österreich), Institute of Anatomy &
   Musculoskeletal Research
- Universität Fribourg (Schweiz), Department of Chemistry
- Universität Genf (Schweiz), Cell Physiology and Metabolism
- Universität Lund (Schweden), Department Experimental Medical Science
- Universität Nimwegen (Niederlande), Rheumatology
- Universität Tartu (Estland), Internal Medicine Faculty of Medicine

Die Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler gGmbH wurde 1996 vom Land Rheinland-Pfalz und dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt e.V. (DLR) gegründet. Direktor der Gesellschaft ist der Philosophieprofessor Dr. Dr. h.c. Carl Friedrich Gethmann. Wissenschaftlich-interdisziplinäre Arbeitsgruppen widmen sich der Erforschung und Beurteilung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen für das individuelle und soziale Leben des Menschen und seine natürliche Umwelt. In wissenschaftlicher Unabhängigkeit führt die Akademie einen Dialog mit Wirtschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft. Damit will sie zu einem rationalen Umgang der Gesellschaft mit Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen beitragen.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.ea-aw.de
Informationen zur Europäischen Akademie

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution626

Quelle: Europäische Akademie zur Erforschung von Folgen wissenschaftlich-technischer Entwicklungen Bad Neuenahr-Ahrweiler GmbH, Friederike Wütscher, 09.02.2010

Raute

Helmholtz Zentrum München / Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt - 09.02.2010

Mathematisches Modell simuliert erfolgreich die Entwicklung von Mittel- und Hinterhirn

Neuherberg, 9. Februar 2010. Systembiologen um Fabian Theis vom Helmholtz Zentrum München haben in einem Computermodell die Genexpression im Bereich der Mittel-Hinterhirn-Grenze des Neuralrohrs im Maus-Embryo erfolgreich simuliert. Damit ist ein weiterer Schritt zum Verständnis des zeitlichen und räumlichen Ablaufs der Gehirnentwicklung auf System-Ebene gelungen. Das mathematische Modell ließe sich nach Ansicht der Wissenschaftler auch andere biologische Prozesse der Muster-Bildung einsetzen. (PLoS Computational Biology)

Wissenschaftler der Institute für Bioinformatik und Systembiologie (IBIS) sowie für Entwicklungsgenetik (IDG) am Helmholtz Zentrum München haben gemeinsam ein mathematisches Modell der Gen-Aktivitäten im Bereich der Grenze zwischen Mittel- und Hinterhirn erstellt. Es zeigt den zeitlichen und räumlichen Verlauf der Entwicklung vom achten bis zehnten Tag der Embryonalentwicklung bei der Maus. "Unser Modell kann als eines der ersten die natürlichen Abläufe der Gehirnentwicklung qualitativ korrekt simulieren", sagt Fabian Theis.

Die Gehirnentwicklung bei Wirbeltieren beginnt schon sehr früh im Embryo über verschiedene Vorstufen. Die Grenze zwischen dem späteren Mittel- und Hinterhirn ist dabei besonders wichtig. Experimentell unterscheiden sich die beide Bereiche hinsichtlich der wichtigsten acht Gene, die dort aktiv sind - diese Daten wurden dem mathematischen Modell zugrunde gelegt und in ein qualitatives Computermodell des Regulations-Netzwerks umgesetzt. Die Forscher gingen zunächst von der vereinfachten Annahme aus, dass die Gene jeweils aktiv sind oder nicht. Schon in diesem qualitativen Modell zeigten sich Zusammenhänge, die für die Aufrechterhaltung der Mittel-Hinterhirn-Grenze erforderlich sind. Eine der später experimentell bestätigten Erkenntnisse betrifft zwei Signalproteine: Fgf8 ist für die andauernde Expression von Wnt1 zwar notwendig, ruft diese aber nicht ursächlich hervor. Das weiterentwickelte Modell bezieht die Menge der Genexpression mit ein und simuliert die Vorgänge der Embryonalentwicklung zwischen Tag 8 und Tag 10 zeitlich und räumlich korrekt.

Nach weiteren erfolgreichen Simulationen sind die Helmholtz-Forscher nicht nur davon überzeugt, dass ihre Methode auf weitere biologische Prozesse der Muster-Bildung ausgeweitet werden kann, sondern auch, dass qualitative Versuchsergebnisse eine geeignete Grundlage für mathematische Modelle bieten.

Weitere Informationen:

Originalveröffentlichung:
Wittmann DM, Blöchl F, Trümbach D, Wurst W, Prakash N, et al. (2009)
Spatial Analysis of Expression Patterns Predicts Genetic Interactions at the Mid-Hindbrain Boundary.
PLoS Comput Biol 5(11): e1000569.
doi:10.1371/journal.pcbi.1000569
http://www.ploscompbiol.org/doi/pcbi.1000569

Das Helmholtz Zentrum München ist das deutsche Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt. Als führendes Zentrum mit der Ausrichtung auf Environmental Health erforscht es chronische und komplexe Krankheiten, die aus dem Zusammenwirken von Umweltfaktoren 0und individueller genetischer Disposition entstehen. Das Helmholtz Zentrum München beschäftigt rund 1700 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Der Hauptsitz des Zentrums liegt in Neuherberg im Norden Münchens auf einem 50 Hektar großen Forschungscampus. Das Helmholtz Zentrum München gehört der größten deutschen Wissenschaftsorganisation, der Helmholtz-Gemeinschaft an, in der sich 16 naturwissenschaftlich-technische und medizinisch-biologische Forschungszentren mit insgesamt 26500 Beschäftigten zusammengeschlossen haben.

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.helmholtz-muenchen.de/presse-und-medien/pressemitteilungen/
pressemitteilungen-2010/pressemitteilung-2010-detail/article/12799/9/index.html
(Link bitte im Browser zusammenfügen)

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution44

Quelle: Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt, Michael van den Heuvel, 09.02.2010

Raute

Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn - 09.02.2010

Projekt erforscht Fehlbildungen von Enddarm und Harntrakt

Jedes zweitausendste Kind in Deutschland kommt ohne natürlichen Darmausgang zur Welt. Die Ursachen dieser schweren Fehlbildung sind noch weitgehend unbekannt. Das Bundeministerium für Bildung und Forschung fördert nun ein n0eues Netzwerk (CURE-Net, Network für Congenital Uro-Rectal Malformations), das diese Forschungslücke schließen soll. Das Kooperationsprojekt wird von der Universität Bonn, dem Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg und dem Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin geleitet.

Im Fokus der Forscher stehen schwere angeborene Fehlbildungen von Enddarm und Harntrakt. Deutschlandweit sind jährlich knapp 350 Säuglinge betroffen. Sie müssen häufig direkt nach der Geburt operiert werden und leiden oft ihr Leben lang unter einer Stuhl- und/oder Harninkontinenz. Ihre Lebensqualität ist daher gravierend beeinträchtigt.

"Über die genauen Ursachen derartiger Fehlbildungen wissen wir bislang recht wenig", erklärt Dr. Heiko Reutter vom Bonner Institut für Humangenetik, Verbundkoordinator des Netzwerks. "Eine der Hauptursachen dürften aber spontane Veränderungen im Erbgut sein. Wir wollen herausfinden, welche Gene von derartigen de novo Mutationen betroffen sind."

Dazu wollen die Wissenschaftler in betroffenen Familien das Genom der Eltern und der kleinen Patienten analysieren und miteinander vergleichen. Sie hoffen so, Kandidatengene zu identifizieren, deren Funktion sie dann in Mausexperimenten genauer untersuchen können. Diese Experimente werden am Max-Planck-Institut für molekulare Genetik in Berlin unter Leitung von Professor Dr. Bernhard G. Herrmann durchgeführt.

"Das ist aber nur ein Aspekt, der uns interessiert", betont Reutter. "Wir wollen auch herausfinden, welche weiteren Faktoren das Krankheitsbild und die Lebensqualität der Betroffenen beeinflussen." So erhoffen sich die Forscher Aussagen darüber, welche chirurgischen Therapieoptionen besonders Erfolg versprechend sind. Dazu wurde am Deutschen Krebsforschungszentrum Heidelberg unter Leitung von Dr. Ekkehart Jenetzky ein deutschlandweites, anonymisiertes Register zur Erfassung von betroffenen Neugeborenen eingerichtet.

Die Fehlbildungen belasten die Betroffenen oft auch psychisch enorm. Viele von ihnen versuchen, die Krankheit zu verheimlichen. Aus Angst vor Zurückweisung meiden sie Intimkontakte, zumal oft auch Sexualfunktion und Fruchtbarkeit beeinträchtigt sind. Die Projektpartner wollen daher interdisziplinäre Behandlungskonzepte entwickeln, die nicht nur auf eine Verbesserung der körperlichen, sondern auch der psychischen Situation zielen.

Unterstützt werden die Forscher durch die Familien und Betroffenen der beiden großen deutschen Patientenorganisationen SoMA e.V. (Selbsthilfeorganisation für Menschen mit Anorektalfehlbildungen) und der Selbsthilfegruppe Blasenekstrophie / Epispadie.

Weitere Informationen gibt es unter
http://www.cure-net.de/

Kontakt:
Dr. Heiko Reutter, Verbundkoordinator
Institut für Humangenetik und Abteilung für Neonatologie der Universität Bonn
E-Mail: reutter@cure-net.de

Dr. Ekkehart Jenetzky
CURE-Net Register
Abteilung für Klinische Epidemiologie und Alternsforschung
DKFZ Heidelberg
E-Mail: jenetzky@cure-net.de

Weitere Informationen finden Sie unter
http://www.cure-net.de/
weitere Informationen

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution123

Quelle: Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn, Frank Luerweg, 09.02.2010

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Februar 2010