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MELDUNG/019: Nachrichten aus Forschung und Lehre vom 10.12.09 (idw)


Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilungen


→  Erforschung virusbedingter Krebserkrankungen
→  HZI-Forscher klären wichtige Entwicklungsschritte von Immunzellen auf
→  Erbinformation von Hirntumoren entschlüsseln
→  Pollenflug ganzjährig: Wiese im Labor

Raute

Wilhelm Sander-Stiftung - 09.12.2009

Erforschung virusbedingter Krebserkrankungen

Dr. Heiko Adler vom Helmholtz Zentrum München wird in einem neuen Forschungsvorhaben den Prozess der Virusvermehrung bei herpesbedingten Krebserkrankungen untersuchen. Der kliniknahe Forschungsansatz zum besseren Verständnis virusbedingter Krebserkrankungen könnte auf seinem Gebiet richtungsweisend sein, um Hinweise für neue therapeutische Ansätze zu liefern.

Herpesviren werden mit einer Reihe von Krebserkrankungen assoziiert. Zum Beispiel stellt das mit dem Kaposi Sarkom, einer seltenen Tumorerkrankung, assoziierte Gammaherpesvirus KSHV gerade für immungeschwächte Patienten eine große Gefahr dar. Mit den Stiftungsgeldern will Privatdozent Dr. Heiko Adler mit seiner Arbeitsgruppe am Helmholtz Zentrum München nun neue Wege zum Verständnis der Krankheitsprozesse gehen. Denn viele Fragen sind noch offen, insbesondere was die Virusvermehrung im Körper angeht: "Bislang gibt es weder geeignete Tier- noch Zellkulturmodelle, in denen wir die Vermehrung von KSHV hinreichend gut beobachten können", erklärt Adler, Arbeitsgruppenleiter am Institut für Immunologie des Helmholtz Zentrums München".

Neuere Untersuchungen deuten darauf hin, dass in der Entstehung von KSHV-induzierten Erkrankungen die so genannte lytische Virusvermehrung eine wichtige Rolle spielt. Wie bei allen Herpesviren beginnt diese an spezifischen Punkten im viralen Genom - den lytischen Replikationsursprüngen (oriLyt). Mit dem neuen Forschungsprojekt will Heiko Adler die spezifische Bedeutung und Funktion der oriLyt im Verlaufe der Infektion analysieren. Erkenntnisse, die an diesem Punkt ansetzen, wären wichtig für ein besseres Verständnis der Krankheitsentstehung.

Adler und seine Kollegen setzen für ihre Untersuchungen ein bei wildlebenden Nagern vorkommendes Modellvirus ein, das Maus-Gammaherpesvirus-68, kurz MHV-68. MHV-68 ähnelt sowohl genetisch als auch hinsichtlich seiner pathogenetischen Eigenschaften sehr dem humanen KSHV.

Weiterführende wissenschaftliche Informationen
PD Dr. Heiko Adler
Helmholtz Zentrum München
Institut für Immunologie
E-Mail: h.adler@helmholtz-muenchen.de

Die Wilhelm Sander-Stiftung fördert dieses Forschungsprojekt mit über 150.000 €. Stiftungszweck der Stiftung ist die medizinische Forschung, insbesondere Projekte im Rahmen der Krebsbekämpfung. Seit Gründung der Stiftung wurden dabei insgesamt über 190 Mio. Euro für die Forschungsförderung in Deutschland und der Schweiz bewilligt. Die Stiftung geht aus dem Nachlass des gleichnamigen Unternehmers hervor, der 1973 verstorben ist.

Weitere Informationen zur Stiftung:
www.sanst.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution890

Quelle: Wilhelm Sander-Stiftung, Bernhard Knappe, 09.12.2009

Raute

Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung - 09.12.2009

Die Alten können es doch

HZI-Forscher klären wichtige Entwicklungsschritte von Immunzellen auf.

Das Immunsystem schützt unseren Körper vor Krankheitserregern. Es bildet sich aus Stammzellen der Leber während der Fötalentwicklung und dem Knochenmark nach der Geburt. Bisher gingen Forscher davon aus, dass die Entwicklung verschiedener Immunzellen nach der Geburt bereits abgeschlossen sei. Zellen, die die fötale Leber beziehungsweise das kindliche Knochenmark nicht gebildet hat, fehlen dem Körper sein ganzes Leben lang.

Forscher des Braunschweiger Helmholtz-Zentrums für Infektionsforschung (HZI) haben dies jetzt widerlegt: Ihnen gelingt es auch in erwachsenen Mäusen, die verschiedensten Immunzellen zu erzeugen, wann immer sie möchten. Ihre Ergebnisse haben die Forscher jetzt in der aktuellen Ausgabe des Wissenschaftsmagazins "Blood" veröffentlicht.

Das Immunsystem besteht aus einer Vielzahl verschiedener Zelltypen. Die Hauptaufgabe der B-Zellen ist es, sogenannte Antikörper zu produzieren. Diese Antikörper erkennen eingedrungene Krankheitserreger und binden an sie. Damit neutralisieren sie sie oder markieren sie für Fresszellen. Zwei Gruppen von B-Zellen befinden sich im Körper: B1- und B2-Zellen. Während B1-Zellen bereits von der Leber des Fötus gebildet werden, entstehen B2-Zellen erst nach der Geburt aus Zellen des Knochenmarks. Auch in ihren Aufgaben unterscheiden sich beide B-Zellarten. B1-Zellen gehören zur ersten Verteidigungslinie des Körpers. Sie waren vermutlich schon früh in der Evolution vorhanden und bilden Antikörper, die vor allem an allgemeine Oberflächenstrukturen von Bakterien binden. B2-Zellen hingegen produzieren gut abgestimmte Antikörper gegen die unterschiedlichsten Strukturen. Sie werden zum Beispiel bei Impfungen angesprochen und schützen uns dadurch ganz speziell gegen einen bestimmten Erreger.

Bisher gingen Forscher davon aus, dass nach der Geburt keine neuen B1-Zellen mehr entstehen. Stattdessen nahmen sie an, dass die vorhandenen Zellen eine lange Lebensdauer besitzen und sich durch gelegentliche Zellteilung selbst erneuern. Dies konnten die HZI-Forscher nun widerlegen. Damit gelang ihnen ein entscheidender Fortschritt im Verständnis der Entwicklung des Immunsystems und seiner Flexibilität.

Die Wissenschaftler der HZI-Arbeitsgruppe "Molekulare Immunologie" veränderten dafür das Erbgut von Mäusen. In diesen Mäusen ist eines der Gene, das die Entwicklung des Immunsystems startet, blockiert - die genetisch veränderten Tiere werden ohne Immunzellen geboren. Erst wenn die Tiere eine chemische Substanz erhalten, wird das Gen angeschaltet und die Mäuse beginnen, Immunzellen zu bilden. Die Forscher konnten zeigten, dass dies unabhängig von ihrem Alter geschieht: auch in alten Mäusen fanden die Forscher dann neue B1-Zellen.

"Damit konnten wir zum ersten Mal zeigen, dass diese Immunzellen nicht nur im Fötus entstehen, sondern auch im erwachsenen Tier", sagt Sandra Düber, Mitarbeiterin der Arbeitsgruppe am HZI, die die rekombinanten Mäuse generiert hat. Mit diesen speziellen Mäusen können die Wissenschaftler verschiedene Eigenschaften des Immunsystems nun besser verstehen und es leichter erforschen.

Die Forscher können es für alle Arten von Immunzellen anwenden. "Wir werden es nutzen, um zum Beispiel Autoimmunerkrankungen wie Multiple Sklerose oder Diabetes zu untersuchen", sagt Siegfried Weiß, Leiter der Arbeitsgruppe. "Da wir jetzt das Immunsystem während seiner Entstehung von außen beeinflussen können, ist es möglich zu untersuchen, warum sich das Immunsystem gegen den eigenen Körper richtet und den Organismus krank macht." Dies sei entscheidend, um solche fehlgeleiteten Immunantworten auch beim Menschen überhaupt zu verstehen und schließlich zu verhindern oder zu therapieren.

Originalartikel:
Induction of B-cell development in adult mice reveals the ability of bone marrow to produce B-1a cells.
Düber S, Hafner M, Krey M, Lienenklaus S, Roy B, Hobeika E, Reth M, Buch T, Waisman A, Kretschmer K, and Siegfried Weiß.
Blood, 3 December 2009, Vol. 114, No. 24, pp. 4960-4967.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution129

Quelle: Helmholtz-Zentrum für Infektionsforschung, Dr. Bastian Dornbach, 09.12.2009

Raute

Deutsche Krebshilfe e. V. - 09.12.2009

Erbinformation von Hirntumoren entschlüsseln

Deutsche Forscher am internationalen Krebs-Genom-Projekt beteiligt

Bonn/Berlin (db) - Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und die Deutsche Krebshilfe e.V. unterstützen gemeinsam die deutsche Beteiligung am weltweit größten internationalen Forschungsprojekt zur Klärung der molekularen Ursachen von Krebserkrankungen. In diesem Rahmen startet nun ein vom Deutschen Krebsforschungszentrum koordinierter Forschungsverbund, der über einen Zeitraum von fünf Jahren Gehirntumoren bei Kindern molekulargenetisch untersuchen wird.

Jede Krebserkrankung ist auf genetische Veränderungen zurückzuführen, die eine normale Körperzelle zur Krebszelle werden lassen. Bekannt ist, dass die ursächlichen Genveränderungen je nach Tumorart stark variieren. Nur durch eine umfassende Analyse der genetischen Ausstattung einer bösartig veränderten Körperzelle können die komplexen Vorgänge der molekularen Krebsentstehung verstanden werden.

Das "International Cancer Genome Consortium" (ICGC) ist ein biomedizinisches Großprojekt, zu dem sich führende Krebsforscher weltweit zusammengeschlossen haben. Ziel des ICGC ist, die genetischen Veränderungen in den wichtigsten Krebsarten zu analysieren, um neue und verbesserte Ansätze zur Prävention, Diagnose und Therapie für die jeweiligen Krebserkrankungen zu finden. Die Ergebnisse werden anderen Wissenschaftlern frei zugänglich gemacht, um die Krebsforschung langfristig voranzubringen.

Das BMBF und die Deutsche Krebshilfe werden gemeinsam die Beteiligung eines deutschen Forschungskonsortiums am "International Cancer Genome Consortium" ermöglichen. Beide Partner stellen zusammen Mittel von rund 15 Millionen Euro über einen Zeitraum von fünf Jahren zur Verfügung. Damit soll ein Beitrag zur Bekämpfung von Tumorerkrankungen mit besonders hoher Sterblichkeit geleistet werden. "Über die gemeinsame Initiative wird deutschen Forscherinnen und Forschern erstmals der Eintritt in dieses internationale Forschungsprojekt der modernen medizinischen Genomforschung ermöglicht", sagte Bundesforschungsministerin Annette Schavan. "Die Beteiligung Deutschlands ist nicht nur ein wichtiges Signal an die deutschen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler, sondern auch eine zukunftsweisende Investition in den Forschungs- und Entwicklungsstandort Deutschland."

Mit der Finanzierung des Projekts ergänzt das BMBF seine im Rahmen des Programms der medizinischen Genomforschung (Nationales Genomforschungsnetz, NGFN) laufenden Aktivitäten und baut diese hinsichtlich der internationalen Vernetzung aus.

Die Deutsche Krebshilfe fördert seit 35 Jahren wissenschaftliche Forschungsaktivitäten zum Thema Krebs. "Als private Organisation hatte die Deutsche Krebshilfe schon immer das Ziel, gemeinsam mit öffentlichen Trägern grundlegende und umfangreiche Projekte zu verwirklichen und somit Synergien zu schaffen. Das Gemeinschaftsprojekt ist ein hervorragendes, zukunftsweisendes Beispiel einer solchen Partnerschaft", betont Gerd Nettekoven, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Krebshilfe.

Im Rahmen des internationalen Projektes unterstützen das Ministerium und die Deutsche Krebshilfe einen Forschungsverbund zum Thema Hirntumoren bei Kindern. Diese Krebserkrankungen haben bei Kindern die höchste Sterblichkeitsrate. Die Ergebnisse sollen ein besseres Verständnis der biologischen und medizinischen Eigenschaften von Hirntumoren bringen. "Ziel ist es, die Erbinformation der so genannten Medulloblastome und Astrozytome vollständig zu entschlüsseln. Es handelt sich hierbei um die zwei wichtigsten Hirntumorarten bei Kindern", so Professor Dr. Peter Lichter vom Deutschen Krebsforschungszentrum in Heidelberg als Sprecher des Verbundes. Bei jeweils 300 Patienten der beiden Erkrankungen werden die Erbanlagen der Tumoren mit gesunden Zellen derselben Person verglichen, um so die tumorspezifischen Genveränderungen (Mutationen) zu identifizieren. Zudem sind die Experten auf der Suche nach so genannten Tumormarkern, an denen die Erkrankung frühzeitig erkannt werden kann und die eine Prognose über den Krankheitsverlauf sowie über das Ansprechen auf bestimmte Therapieformen ermöglichen. Gleichzeitig sollen molekulare Strukturen gefunden werden, die sich als Angriffspunkte für neue Therapien eignen.

Das Verbundprojekt ist am Deutschen Krebsforschungszentrum (DKFZ), am Nationalen Centrum für Tumorerkrankungen (NCT) Heidelberg, am European Molecular Biology Laboratory (EMBL), an den Universitäten Heidelberg und Düsseldorf sowie am Max-Planck-Institut für Molekulare Genetik in Berlin angesiedelt. "Da die Wissenschaftler und Ärzte auch in laufende klinische Studien eingebunden sind, werden die Ergebnisse der Forschungsaktivitäten im Rahmen des ICGC den Krebs-Patienten unmittelbar zu Gute kommen", sagt Nettekoven.

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution500

Quelle: Deutsche Krebshilfe e. V., Dr. med. Eva M. Kalbheim, 09.12.2009

Raute

Fraunhofer-Gesellschaft / Fraunhofer Institut für Toxikologie und experimentelle Medizin ITEM - 09.12.2009

Pollenflug ganzjährig: Wiese im Labor

Das Fraunhofer-Institut in Hannover ist "Ausgewählter Ort im Land der Ideen"

Ob Frühling, Sommer, Herbst oder Winter - am Fraunhofer ITEM in Hannover können die Forscher jederzeit testen, welche Medikamente gegen Heuschnupfen und andere Allergien helfen. Ein besonderer Raum macht es möglich: hier herrscht ganzjährig Pollenflug. Diese "Wiese im Labor" wurde nun ausgezeichnet durch die Initiative "Deutschland -

gegen Heuschnupfen und andere Allergien helfen. Ein besonderer Raum macht es möglich: hier herrscht ganzjährig Pollenflug. Diese "Wiese im Labor" wurde nun ausgezeichnet durch die Initiative "Deutschland - Land der Ideen", eine Aktion der Bundesregierung und der deutschen Wirtschaft. Am 19. Dezember findet die Preisverleihung vor Ort statt.

Allergieforschung im Labor

Die Wiese ins Labor zu holen, ist kein einfaches Unternehmen. Eine ausgeklügelte Technik steckt hinter diesem "Pollenraum", in dem ganzjährig Allergieforschung betrieben werden kann. Der Vorteil gegenüber Studien in der freien Natur liegt in den stabilen klimatischen Bedingungen wie Temperatur, Luftfeuchte und Pollenkonzentration. Damit ist das Fraunhofer ITEM in den letzten Jahren zu einem wichtigen Partner internationaler pharmazeutischer Unternehmen geworden. Und mehr noch: Nicht nur Pollen, auch andere Allergieauslöser, wie Staubmilben oder Katzenhaare, können in Zukunft gezielt getestet werden.

Initiative "Deutschland - Land der Ideen"

"Deutschland - Land der Ideen" ist eine gemeinsame Standortinitiative von Bundesregierung und deutscher Wirtschaft. Ihr Ziel ist es, im In- und Ausland die Stärken des Wirtschaftsstandorts Deutschland zu betonen. Mit dem bundesweiten Wettbewerb "365 Orte im Land der Ideen" werden all jene Orte ausgewählt, an denen zukunftsorientierte Ideen entwickelt und gefördert werden. Näheres dazu finden Sie unter
www.land-der-ideen.de.

Ihr Ansprechpartner am Fraunhofer ITEM
Prof. Dr. med. Norbert Krug
Abteilung Klinische Allergie-, Asthma- und Inhalationsforschung
E-Mail: norbert.krug@item.fraunhofer.de

Kontaktdaten zum Absender der Pressemitteilung:
http://idw-online.de/pages/de/institution96

Quelle: Fraunhofer-Gesellschaft, Fraunhofer Institut für Toxikologie und experimentelle Medizin ITEM, Karola Neubert, 09.12.2009

Raute

Quelle:
Informationsdienst Wissenschaft - idw - Pressemitteilung
WWW: http://idw-online.de
E-Mail: service@idw-online.de


veröffentlicht im Schattenblick zum 11. Dezember 2009