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GESUNDHEIT/983: Sonnenschutztextilien - Der Stoff, durch den kaum Sonne geht (welt der frau)


welt der frau 6/2011 - Die österreichische Frauenzeitschrift

Der Stoff, durch den kaum Sonne geht

Von Katrin Rupp


Viele Menschen leiden im Sommer unter der zunehmend intensiven ultravioletten Strahlung. Eine spezielle Schutzkleidung kann die Haut entlasten und so gesundheitliche Probleme vermeiden. Wir wollten wissen, wodurch sie sich auszeichnet und wie wirkungsvoll sie wirklich ist.


Wer empfindliche Haut hat oder zu Hautreizungen durch UV-Strahlung neigt, kennt das alljährliche Szenario beim Sonnenbad: ein möglichst schattiges Plätzchen oder ein dicker Schutzfilm auf der Haut mithilfe einer Sonnencreme. Die Kosmetikindustrie hat die Notwendigkeit eines wirkungsvollen Sonnenschutzes längst erkannt und entwickelt immer neue Produkte, um die gefährlichen UVA- und UVB-Strahlen abzublocken. Doch auch die Textilindustrie ist bereits auf den Zug aufgesprungen und bietet eine zunehmend große Palette von Sonnenschutzkleidung. Sie unterscheidet sich optisch nicht von herkömmlicher Kleidung, lässt jedoch aufgrund der besonderen Verarbeitung kaum Sonne durch.

Denn Probleme macht insbesondere der ultraviolette Anteil des Sonnenlichts, vor allem wenn er ungefiltert und über eine längere Zeit auf die Haut trifft. DermatologInnen registrieren schon seit Jahren eine Zunahme von Hautirritationen wie Sonnenallergien sowie auch steigende Zahlen von Hautkrebs. Menschen, die empfindlich auf die Sonne reagieren, zu Sonnenbrand neigen sowie Spätfolgen, etwa Hautschäden oder eine frühzeitige Hautalterung, vermeiden wollen, sind daher mit den speziellen Textilien auf der sicheren Seite.

"Bei entsprechender Sonnenschutzkleidung erreichen nur wenige UV-Strahlen die Haut. Der Großteil der Strahlung wird reflektiert bzw. absorbiert", erklärt Dipl.-Ing.in (FH) Angelika Hönecke vom Institut für Ökologie, Technik und Innovation (ÖTI), das unter anderem die UV-Schutzwirkung von Textilien prüft. So eine UV-Schutzkleidung besteht aus Fasern mit einem integrierten Sonnenschutzfaktor (UPF, siehe unten, I.), muss extra ausgewiesen werden und hohen Prüfstandards entsprechen (siehe unten, II.).


Eine Frage des Materials

Generell bietet jede Art von Bekleidung einen gewissen UV-Schutz. Allerdings eignen sich manche Gewebearten besser. So verfügen beispielsweise synthetische Fasern wie Polyamid und Polyester aufgrund ihres chemischen Aufbaus über einen höheren UV-Schutz als Baumwollfasern. Doch nicht nur die Materialzusammensetzung, auch andere Parameter haben einen bedeutenden Einfluss, so die Expertin.

Stoffdichte:
Weist ein Textil eine hohe Stoffdichte bzw. ein hohes Flächengewicht auf, bedeutet das einen höheren UV-Schutz als ein Textil mit einer niedrigeren Stoffdichte.
Farbe:
Dunkle und kräftige Farben halten im Allgemeinen die UV-Strahlen besser von der Haut ab als helle Farben.
Dehnbarkeit:
Stark dehnbare bzw. elastische Maschenware hat beim Tragen einen geringeren UV-Schutz als im entspannten Zustand. Durch die Dehnung entstehen Zwischenräume, durch die das Sonnenlicht ungehindert auf die Haut gelangen kann.
Veredelungsschritte:
Eine Veredelung des Bekleidungstextils, z. B. Rauen, kann einen Einfluss auf den UV-Schutz haben. So wird etwa dadurch das Textil dichter, was den UV-Schutz erhöht.



Bekleidung für alle

Moderne Sonnenschutztextilien haben in Australien bereits seit rund 20 Jahren Tradition. Das Ozonloch über der Antarktis und die damit verbundene erhöhte UV-Strahlenbelastung führten zur Entwicklung von innovativen Materialien, die einen guten Schutz für die Haut bieten. Inzwischen gibt es auch in unseren Breiten ganze Bekleidungskollektionen, die auf unterschiedliche Bedürfnisse Rücksicht nehmen. Dazu zählt etwa Berufskleidung für Menschen, die durch ihren Job massiv der Sonne ausgesetzt sind, wie GärtnerInnen oder Bau- und StraßenarbeiterInnen.

Doch auch im Sport- und Freizeitbereich ist ein textiler UV-Schutz sinnvoll. Und nicht zuletzt bei Kindern, die sich naturgemäß viel im Freien bewegen. Ihre Haut ist zudem noch sehr dünn. Der Schutz eines normalen T-Shirts fällt dabei gering aus (UPF 7), in nassem Zustand ist er noch geringer (UPF 5).

Bei Textilien mit integriertem Sonnenschutz kann dagegen ein zehnfach erhöhter Schutz erzielt werden. Das gilt für T-Shirts ebenso wie für jedes andere Bekleidungsstück, selbst Sonnenhüte. Und wird Sonnencreme zusätzlich verwendet, steht einem bedenkenlosen Sonnenbad nichts mehr im Wege.


I. WAS DER KLEIDUNGS-SCHUTZFAKTOR AUSSAGT

Bei Sonnenschutztextilien gibt der UV Protection Faktor (UPF) Auskunft darüber, wie lange man unbeschadet in der Sonne verweilen darf.

Auskunft über die Schutzwirkung eines Bekleidungstextils gegenüber UV-Strahlung gibt der UV Protection Factor (UPF). Er ist eine Maßzahl für die Vervielfachung der Eigenschutzzeit der menschlichen Haut, ohne Hautschäden davonzutragen. Je nach Hauttyp beträgt diese 5-45 Minuten. Wird für Bekleidung ein UPF angegeben, kann die Eigenschutzzeit der menschlichen Haut mit diesem Wert multipliziert werden. Menschen des Hauttyps 1 (rote oder blonde Haare, blaue/grüne Augen, sehr heller Teint) haben eine Eigenschutzzeit von ca. 5-10 Minuten. Trägt z. B. eine Person dieses Hauttyps UV-Schutzkleidung mit UPF 20, kann sie das Sonnenbad um das Zwanzigfache verlängern, d. h. auf reichlich 1,5-3 Stunden. Die höchsten UPF-Werte liegen bei 80.

UPF 15, 20 (guter Schutz):
93,3 bis 95,8 % UV-Strahlung abgeblockt
UPF 25, 30, 35 (sehr guter Schutz):
95,9 bis 97,4 % UV-Strahlung abgeblockt
UPF 40, 45, 50, 50+ (hervorragender Schutz):
97,5 % UV-Strahlung abgeblockt


II. STRENGE KONTROLLEN

Unter häufigem Tragen einer Kleidung leidet der UV-Schutz. Dies wird bei einer normierten Messung nach dem UV-Standard 801 berücksichtigt. Der UV Protection Factor (UPF) wird dabei im Neuzustand, im nassen Zustand, im gedehnten Zustand sowie nach einer Abriebprüfung und nach mehreren Wäschen bzw. chemischen Reinigungen gemessen. Auf diese Weise werden die Gebrauchs- bzw. Tragebedingungen simuliert. Der niedrigste UPF wird dann zertifiziert (Anm.: andere Prüfverfahren messen nur den UPF im Neuzustand). Weiters werden zur Bewertung die höchste UV-Bestrahlung und der empfindlichste Hauttyp (Typ 1) herangezogen sowie das Sonnenspektrum in Australien nachgestellt.


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Quelle:
welt der frau - Die österreichische Frauenzeitschrift, Juni 2011, Seite 54-55
mit freundlicher Genehmigung der Redaktion und der Autorin
Herausgeberin: Katholische Frauenbewegung Österreichs
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veröffentlicht im Schattenblick zum 11. August 2011