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GESUNDHEIT/919: Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 3 - März 2011 (DGK)


DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V. - informationsdienst

dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz Nr. 3 - März 2011



Lactoseintoleranz
Wenn Milch nicht munter, sondern müde macht
Kleinwüchsigkeit
Kleiner als die anderen
Serie: Heimliche Mitbewohner im Haus
Silberfischchen - Kleine Flitzer im Badezimmer
KIND UND GESUNDHEIT
Erfolgreiche Zahnfleischbehandlung senkt Frühgeburtsrisiko
AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG
Dick durch wohlige Wärme?
Fehlende Kältereize könnten Übergewicht begünstigen
Mikrobenzoo im Kinderzimmer schützt vor Asthma
MELDUNGEN
Aktionsmonat März: Darmkrebs vorbeugen
Seltene Erkrankungen: Eva-Luise-Köhler-Preis 2011 verliehen
SERVICE

Raute

Laktoseintoleranz: Wenn Milch nicht munter, sondern müde macht

(RaIA/dgk) Schätzungsweise 15 Prozent aller Deutschen können Milchzucker in Lebensmitteln nicht vertragen. Egal ob Schokopudding, Kuchen, Jogurtdressing oder Eis - Lebensmittel, die Milchzucker (Laktose) enthalten, rufen bei Betroffenen mitunter heftiges Unwohlsein hervor: Es kommt zu Blähungen, Übelkeit, Bauchschmerzen, Durchfall, aber auch zu unspezifischen Symptomen wie chronischer Müdigkeit oder Schlafstörungen. Ursache für die Laktoseintoleranz ist das völlige Fehlen oder ein relativer Mangel des Enzyms Laktase.

Das Verdauungsenzym spaltet Laktose aus der Nahrung in seine beiden Bestandteile Glucose und Galactose auf. Diese Einfachzucker können vom Darm aufgenommen werden, der Ausgangstoff Laktose hingegen nicht. Produziert der Körper zu wenig oder gar keine laktosespaltenden Enzyme, so gelangt der Milchzucker ungespalten in den Dickdarm und wird dort von Bakterien vergoren. Dabei entstehen sowohl Gase als auch Milchsäure, welche die erwähnten Symptome hervorrufen können.

Milchzucker lauert überall
Das Tückische an Milchzucker: Der süße Stoff steckt nicht nur in Milch, Jogurt, Quark und Käse, sondern verbirgt sich auch dort, wo ihn kaum jemand vermutet. So wird Laktose vielen Fertignahrungsmitteln zugesetzt, beispielsweise Tütensuppen, Backwaren, Gewürzmischungen und Wurstwaren. Menschen mit Laktoseintoleranz müssen beim Einkauf also Vorsicht walten lassen und auf der Zutatenliste stets auf Angaben wie "Milchzucker", "Milchpulver", "Laktose" oder "Laktosemonohydrat" achten.

Da Menschen mit Laktoseintoleranz durchaus gewisse Milchzuckermengen zu sich nehmen können, ehe es zu Magen-Darm-Problemen kommt, ist es meist nicht notwendig, Milchzucker komplett vom Speiseplan zu streichen. Oft zeigt sich auch, dass Betroffene gesäuerte, fermentierte Milchprodukte wie Jogurt und Kefir recht gut vertragen können. Alternativen sind Produkte mit der Aufschrift "laktosefrei". Was genau auf den Tisch kommen sollte und was lieber nicht, sollten Patienten mit ihrem Arzt oder einem Ernährungsberater besprechen.

Enzymmangel ausgleichen
Um den Enzymmangel im Körper auszugleichen, gibt es in der Apotheke spezielle Laktase-Kapseln und -Tabletten in unterschiedlichen Dosierungen, die kurz vor oder zu den Mahlzeiten eingenommen werden. Sie spalten die Laktase bereits im Magen und ermöglichen so die Aufnahme der beiden Einfachzucker Glukose und Galaktose im Dünndarm. Die Stärke von Laktasepräparaten wird in so genannten FCC-Einheiten angegeben, wobei FCC für Food Chemical Codex steht. Diese Mittel bewähren sich nicht nur zu Hause, sondern auch im Urlaub oder beim Essen im Restaurant, wenn es fast unmöglich ist, dem Milchzucker aus dem Weg zu gehen.

Mehr zu diesem Thema erfahren Sie im kommenden "Ratgeber aus Ihrer Apotheke" (Ausgabe 3B, 15. März 2011.)

Raute

Kleiner als die anderen

Kleinwüchsigkeit kann unterschiedlichste Ursachen haben

(dgk) "Bist du aber groß geworden!" Diesen erstaunten und zugleich anerkennenden Ausruf Erwachsener hören Kinder immer wieder. Aber nicht alle Kinder. Denn etwa drei von 100 Kindern sind vergleichsweise klein. Für die auffällig geringe Körpergröße gibt es unterschiedlichste Ursachen.

Die Schauspielerin ChrisTine Urspruch, bekannt als Pathologie-Assistentin "Alberich" aus dem Münsteraner "Tatort", ist kleinwüchsig. Mit nur 132 Zentimetern Körpergröße ist sie deutlich kleiner als ihre Kollegen. Kleinwüchsig nennt man Frauen, die nicht größer als 140 cm werden, und Männer mit maximal 150 cm. Nach einer anderen Definition, die die aktuellen Körpergrößen in Deutschland berücksichtigt, gelten Frauen mit bis zu 150 cm schon als kleinwüchsig, ebenso Männer, die 165 cm oder kleiner sind. Nach dieser Maßgabe sind von rund 650.000 Kindern, die jährlich bei uns zur Welt kommen, etwa 19.500 kleinwüchsig.

Wenn die Eltern klein sind, können sie kein besonders großes Kind erwarten. Dieser familiäre Kleinwuchs hat keine krankhafte Ursache. Das Kind wächst, aber es ist immer etwas kleiner als Gleichaltrige. Es liegt unter der durchschnittlichen Wachstumskurve. Daneben gibt es über hundert andere unterschiedliche Ursachen für Kleinwuchs, die vor oder nach der Geburt auftreten können: Entwicklungsverzögerungen, chronische Krankheiten wie beispielsweise schwere Herz- oder Stoffwechselfehler, Mangelernährung, Hormonstörungen, Genmutationen, Entwicklungsstörungen des Knorpel- oder Knochengewebes (Skelettdysplasien) und vieles mehr. Je nach Ursache lässt sich in manchen Fällen das Längenwachstum noch steigern. Jedoch nur, solange die Wachstumsfugen sich noch nicht geschlossen haben. Die Diagnose sollte daher möglichst früh gestellt werden.

Wenn die Eltern mit ihrem Kind zu allen Vorsorgeuntersuchungen gehen, kann die Entwicklung des Kindes regelmäßig von Kinderarzt oder -ärztin überprüft werden. Im Gelben Untersuchungsheft befinden sich sogenannte Somatogramm-Kurven, in denen bei jeder Untersuchung Größe und Gewicht des Kindes eingetragen werden. So sieht man sehr genau, wie sich das Kind im Vergleich zum Durchschnitt entwickelt. Bei Kindern, die unterhalb der "3%-Linie" liegen, sollte man aufmerksam werden und das weitere Vorgehen mit dem Kinderarzt besprechen.

Raute

Serie: Heimliche Mitbewohner im Haus

Silberfischchen - Kleine Flitzer im Badezimmer

(dgk) Kennen Sie das auch?
Man muss nachts auf die Toilette, tappt durch die dunkle Wohnung, drückt den Lichtschalter im Bad - und stellt erschreckt fast, dass man um diese Uhrzeit nicht das einzige wache Wesen im Haus ist: Auf dem Boden flitzt ein silbriges, stromlinienförmiges Tierchen umher und sucht Schutz vor dem grellen Licht unter der Badezimmermatte.

Dieses Tier steckt dahinter
Bei dem heimlichen Nachtschwärmer handelt es sich um ein Silberfischchen (Lepisma saccharina), eine biologische Besonderheit - gehören sie doch zu den flügellosen "Urinsekten", die es schon seit 300 Millionen Jahren auf der Erde gibt. Silberfischchen beginnen die Futtersuche bei Nacht. Wegen ihrer Vorliebe für Kohlehydrate, wie Zucker oder Stärke, werden sie auch als "Zuckergast" bezeichnet. Da Tapetenkleister Stärke enthält und die Tierchen auch die in der Tapete enthaltene Cellulose verdauen können, ist diese Wanddekoration nicht sicher vor ihnen.

Muss ich was tun und, wenn ja, was?
"Sie können gelassen bleiben. Die Tierchen werden zwar relativ alt - bis zu fünf Jahre -, pflanzen sich jedoch nur langsam fort. Deswegen haben Sie es in der Regel nicht mit Massen, sondern nur mit einzelnen Tieren zu tun. Diese richten keinen Schaden an und übertragen keine Krankheiten", erklärt Heike Stahlhut, Biologin beim Deutschen Grünen Kreuz. "Zudem machen sich Silberfischchen nützlich, weil sie auch Hautschuppen, Hausstaubmilben und Schimmelpilz fressen." Sollten Sie aber dennoch nicht bereit sein, Ihr Badezimmer mit dem ungebetenen (Zucker-)Gast zu teilen, dann werden sie ihn leicht los:

- Senken Sie die Luftfeuchtigkeit durch regelmäßiges Lüften.
- Beseitigen Sie Versteckmöglichkeiten, wie Ritzen und Fugen.
- Massenauftreten von Silberfischen deutet auf ein Feuchtigkeitsproblem oder Schimmelpilzbefall hin, das unbedingt gelöst werden sollte, da Schimmel ein ernsthaftes Gesundheitsproblem darstellen kann.

Raute

KIND UND GESUNDHEIT

Erfolgreiche Zahnfleischbehandlung senkt Frühgeburtsrisiko

(dgk) Eine Reihe von möglichen Risikofaktoren, wie aufsteigende vaginale Infektionen, "Schwangerschaftsvergiftung" (Präeklampsie), Depressionen, Rauchen und anderes mehr können zu Frühgeburten führen. Bekannt ist auch, dass Entzündungen des Zahnfleisches (Parodontitis), Frühgeburten begünstigen können. Erklärt wird dies mit der Annahme, dass sich die Keime aus der Mundhöhle über das Blut im Körper verteilen und so auch in die Plazenta gelangen.

In einer im Januar 2011 veröffentlichte Studie zeigten amerikanische Forscher um Marjorie Jeffcoat nun, dass eine zahnärztliche Parodontosebehandlung das Frühgeburtrisiko deutlich senken kann. 322 Schwangere, die unter Parodontitis litten und bei denen das Frühgeburtsrisiko als hoch eingeschätzt wurde, nahmen an der Untersuchung teil. Die Hälfte der Teilnehmerinnen erhielt eine Parodontitisbehandlung, die allerdings letztlich nur bei einem Drittel der Frauen erfolgreich war. Die andere Hälfte der Versuchteilnehmerinnen (Kontrollgruppe) erhielt lediglich eine Anleitung für die Mundhygiene. Ergebnis: In Bezug auf die Frühgeburtsrate zeigte sich kein Unterschied zwischen der Kontrollgruppe und der Behandlungsgruppe.

Als die Forscher jedoch die erfolgreich behandelten Frauen mit der Gruppe der nicht erfolgreich Behandelten verglichen, zeigte sich ein verblüffender Unterschied: Bei den erfolglos behandelten Frauen kam es sechs mal häufiger zu Frühgeburten, als bei den erfolgreich Behandelten. Fazit: Bei Frauen mit Parodontitis kann eine zahnärztliche Behandlung das Frühgeburtsrisiko erheblich senken - allerdings nur, wenn sie erfolgreich zu Ende gebracht wird. Eine Parodontitisbehandlung kann sehr unangenehm und aufwendig sein - wahrscheinlich der Grund, warum es Schwangere gibt, die den Gang zum Zahnarzt meiden. Im Februar dieses Jahres legte die Arbeitsgruppe um Marjorie Jeffcoat eine weitere Studie vor, in der 204 Schwangeren mit einem erhöhten Frühgeburtrisiko untersucht wurden, die eine zahnärztliche Sanierung abgelehnt hatten. Ein Teil der Schwangern wurde gebeten, den Mund täglich mit einer antibakteriellen Lösung zu spülen, der andere Teil der Gruppe wurde nicht behandelt. Die Ergebnisse: Bei den Schwangeren, die erfolgreich eine antispetische Mundspüllösung benutzten, kam es nur in 6,1 Prozent der Fälle zu einer Frühgeburt, gegenüber 21,9 Prozent bei der Kontrollgruppe.


Quellen:
Jeffcoat M., Parry S., Sammel M., Clothier B., Catlin A., Macones G.: Periodontal infection and preterm birth: successful periodontal therapy reduces the risk of preterm birth. BJOG 2011 Jan; 118(2):250-6

Jeffcoat M. et. al.: Use of alcohol-free antibacterial mouthrinse is associated with decrease in preterm birth. Vorgestellt beim Jahrestreffen der Society for Maternal-Fetal Medicine, 11-Feb-2011,
http://www.eurekalert.org/pub_releases/2011-02/sfmm-uoa021111.php

Ärzteblatt.de vom 14. Februar 2011: Paradontose: Antiseptische Mundspülung senkt Frühgeburtrisiko

Raute

AUS WISSENSCHAFT UND FORSCHUNG

Dick durch wohlige Wärme?

Fehlende Kältereize könnten Übergewicht begünstigen

(dgk) Britische Forscher haben eine interessante Hypothese entwickelt, nach der die zunehmende Fettleibigkeit der Menschen in den industrialisierten Ländern auch mit der erhöhten Innenraumtemperatur zusammenhängen könnte. Seit Einführung der Zentralheizungen sei die Innenraumtemperatur kontinuierlich gestiegen. So lag beispielsweise die durchschnittliche Temperatur in Englands Wohnzimmern in den 70er Jahren unter 18 Grad Celsius, heute ist sie auf 21 Grad Celsius gestiegen. Auch Schlafzimmer werden zunehmend beheizt. Viele Menschen bewegen sich im Winter kaum noch im Freien. Sie fahren in klimatisierten Autos direkt bis zur wohltemperierten Arbeitsstelle und wieder zurück. So fehlen Kältereize. Nach Ansicht der Forscher könnte die Folge sein, dass der Körper weniger Wärme produzieren müsse und daher weniger Energie verbrauchen würde - die dadurch eher in Form von Fett abgespeichert werden könne.

Ob es tatsächlich einen Zusammenhang zwischen fehlenden Kältereizen und zunehmenden Übergewicht gibt, muss durch weitere Studien untersucht werden. Unterstützt werden die Hypothese der britischen Forscher durch eine Arbeit von Wissenschaftlern um den Biochemiker Alexander Bartelt und Priv.-Doz. Dr. Jörg Heeren vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf. Sie fanden anhand von Versuchen mit Mäusen heraus, wie unter Einwirkung von Kälte überschüssige Kalorien aus der Nahrung in Wärmeenergie umgewandelt und dadurch "unschädlich" gemacht werden.

Um das zu verstehen, muss man einen Blick auf das Fettgewebe werfen. Allgemein kann man zwischen weißem und braunen Fettgewebe unterscheiden. Wenn von Fettgewebe im menschlichen Körper die Rede ist, so ist fast immer das weiße Fettgewebe gemeint, in dem Fett gespeichert wird. Neugeborene Säugetiere - auch der menschliche Säugling - und Tiere, die Winterschlaf halten, weisen daneben auch braunes Fettgewebe auf. Dieses dient nicht der Speicherung, sondern vielmehr der Verbrennung von Fett. Dabei entsteht Wärme, die sowohl für neugeborene Säugetiere als auch für Winterschläfer überlebensnotwendig ist. Die Wissenschaftler um Bartelt und Heeren konnten im Mäusemodell zeigen, wie braunes Fettgewebe als Reaktion auf Kälte ein ganzes Stoffwechselprogramm in Gang setzt. Dieses sorgte dafür, dass überschüssige Fette binnen Stunden aus dem Blut und dem weißen Fettgewebe gezogen und effizient im braunen Fett abgebaut wurden. "Quasi über Nacht konnten auf diese Weise stark erhöhte Blutfette gesenkt werden, dicke Mäuse wurden wesentlich dünner", so Bartelt.

Erst seit Kurzem weiß man, dass braunes Fettgewebe in geringen Mengen auch beim erwachsenen Menschen vorkommt. Die britischen Forscher vermuten, dass die fehlenden Kältereize zu einem Verlust des braunen Fettgewebes und zu einer verminderten Energieverbrennung führen, was Übergewicht begünstigt. Heeren vom Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf hofft, dass eine Aktivierung des braunen Fettgewebes durch Kälte oder pharmakologische Substanzen die Verarbeitung von Fetten beschleunigen und somit künftig im Kampf gegen Übergewicht und erhöhte Bluttfettwerte eingesetzt werden könnte.


Quellen:
F. Johnson, A. Mavroggiani, M. Ucci, A. Vidal-Puig, J. Wardle: Could increased time spent in a thermal comfort zone contribute to population increases in obesity? Online erschienen am: 24 JAN 2011, Obesitiy Reviews

Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Pressemitteilung vom 24. Januar 2011: Gutes gegen böses Fett: UKE-Forscher entdecken möglichen Therapieansatz bei erhöhten Blutfetten und Übergewicht.

Deutsches Ärzteblatt online vom 27.1.2011: Zentralheizung als Adipositas-Ursache

Raute

Mikrobenzoo im Kinderzimmer schützt vor Asthma

(dgk) Etwa 10 Prozent der Kinder in Deutschland leiden unter Asthma. Auch andere allergische Erkrankungen, wie Neurodermitis oder Heuschnupfen, haben in den vergangenen Jahren rasant zugenommen. Warum das so ist, ist noch nicht abschließend geklärt. Zunehmende Aufmerksamkeit bekommen hat in dem Zusammenhang die sogenannte Hygiene-Hypothese. Dahinter verbirgt sich die Annahme, dass Kinder, die in einer allzu keimfreien Umwelt leben, anfälliger sind für allergische Erkrankungen. Bei Kindern hingegen, die auf einem Bauernhof aufwachsen und vermehrt mikrobiellen Substanzen ausgesetzt sind, ist das Risiko für Heuschnupfen und Asthma nur etwa halb so groß. Neue Studien stützen die Hygiene-Hypothese.

Tierkontakt Schwangerer schützt Kinder vor Neurodermitis
Ein internationales Forscherteam um Caroline Roduit von der Universität Zürich konnte nun in einer Studie mit 1.063 Kindern nachweisen, dass die "Bauernhofkeime" schon in der Schwangerschaft ihre schützende Wirkung entfalten. Kinder, deren Mütter während der Schwangerschaft auf dem Bauernhof lebten oder arbeiteten und dort Kontakt mit Nutztieren und Katzen hatten, sind in ihren ersten beiden Lebensjahren besser vor einer Neurodermitis geschützt. Das Risiko für eine Neurodermitis war bei diesen Kindern um mehr als die Hälfte geringer als bei den Kindern von Müttern ohne einen solchen Kontakt.

Der Freund in deinem Bett
In weiteren, großangelegten internationalen Studien wollten Forscher wissen, ob Kinder, die auf einem Bauernhof leben, auch in Innenräumen verstärkt Mikroben ausgesetzt sind. Sie analysierten Staubproben aus dem Kinderzimmer und aus den Matratzen von Bauernhofkindern und untersuchten deren Blut bzw. maßen die Lungenfunktion. Dabei entdeckten sie, dass im Hausstaub vom Bauernhof eine größere Vielfalt an Bakterien und Pilzen vorkommt als in anderen Umgebungen. Zudem war das Asthma-Risiko der Kinder umso geringer, je größer die Vielfalt der Mikroorganismen im Hausstaub war. Allerdings reicht eine große Mannigfaltigkeit alleine vermutlich nicht aus, um die positiven Effekte hervorzurufen. Wahrscheinlich ist eine Kombination bestimmter Keime notwendig. In der Studie identifizierten die Forscher mehrere Arten, die an der Verringerung des Erkrankungsrisikos beteiligt sein könnten, wie Pilze der Gattung Eurotium, Listeria monocytogenes, dem Erreger der Listeriose, Bakterien der Gattung Bacillus u. a.

Die Ergebnisse könnten dazu beitragen, Impfstoffe gegen Asthma zu entwickeln. "Mit welchem Trick Bakterienzellen und Pilzsporen das Asthmarisiko verringern, wissen wir noch nicht", sagt Markus Ege vom Dr. von Haunerschen Kinderspital in München, der die Daten auswertete. "Es könnte sein, dass eine bestimmte Kombination von Mikroorganismen das angeborene Immunsystem stimuliert und so der Entwicklung von Asthma entgegenwirkt."


Quellen:
Caroline Roduit et. al.: Prenatal animal contact and gene expression of innate immunity receptors at birth are associated with atopic dermatitis; The Journal of Allergy and Clinical Immunology, Ausgabe 127, 179-185, Januar 2011

Markus J. Ege et al.: Exposure to Environmental Microorganisms and Childhood Asthma; The New England Journal of Medicine online, 24. Februar 2011

Raute

MELDUNGEN

Aktionsmonat März: Darmkrebs vorbeugen

(dgk) Bundesweit sterben jedes Jahr etwa 27.000 Menschen an Darmkrebs. Die Felix-Burda Stiftung ruft in diesem Jahr bereits zum zehnten mal den "Darmkrebsmonat März" aus, um möglichst viele Bürgerinnen und Bürger über die Vorsorgemöglichkeiten zu informieren. Denn was viele nicht wissen: Bei Darmkrebs handelt es sich um eine Krebsart, der man leicht vorbeugen kann. Rechtzeitig erkannt, könnten fast alle Darmkrebserkrankungen verhindert oder geheilt werden. "Wir brauchen ein Bewusstsein dafür, dass Darmkrebs jeder bekommen kann und dass es in der Verantwortung jedes einzelnen liegt, rechtzeitig geeignete Vorsorgemaßnahmen zu ergreifen.", appelliert Familienministerin Kristina Schröder, die in diesem Jahr die Schirmherrschaft übernommen hat. Zahlreiche Aktionen im gesamten Bundesgebiet motivieren zur Darmkrebsvorsorge. Eine Übersicht zu den Aktionen finden Sie auf den Seiten der Stiftung Lebensblicke unter: www.lebensblicke.de.

Weitere Informationen zu Darmkrebs gibt es unter: www.darmkrebs.de Die Broschüre "Darmkrebs und Darmkrebsvorsorge" kann beim Deutschen Grünen Kreuz bestellt werden. Interessierte schicken einfach einen frankierten Rückumschlag (1,45 Euro) an:

Deutsches Grünes Kreuz
Stichwort "Darmkrebsbroschüre"
Nikolaistraße 3
35037 Marburg


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Seltene Erkrankungen: Eva-Luise-Köhler-Preis 2011 verliehen

(dgk) Seltene Erkrankungen gelten als Stiefkinder der Medizin. Denn in der Erforschung der Krankheiten, in Diagnostik, Therapie und Versorgung Betroffener bestehen häufig erhebliche Lücken und Mängel.

Umso wichtiger, wenn Organisationen sich für seltene Erkrankungen und Betroffene stark machen. So auch die Eva Luise und Horst Köhler Stiftung und die ACHSE e.V. (Allianz Chronischer Seltener Erkrankungen). Sie haben am 28. Februar, dem Tag der Seltenen Erkrankungen, in Berlin einen Forschungspreis verliehen. Der Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und nach Eva Luise Köhler benannt.

Professor Christoph Klein: Engagement für "die Schwächsten der Schwachen" Preisträger 2011 ist Professor Dr. Christoph Klein. Er und sein Team von der Medizinischen Hochschule Hannover haben eine Stammzellgentherapie für Kinder mit dem Wiskott-Aldrich Syndrom (WAS) entwickelt.

Klein hat auch die Care-for-Rare-Foundation gegründet, eine gemeinnützige Stiftung für Kinder mit seltenen Krankheiten. Die Stiftung engagiert sich unter anderem dafür, dass auch Kinder aus Schwellen- und Entwicklungsländern Zugang zur modernen Medizin erhalten.

"Kinder mit seltenen genetischen Erkrankungen gehören zu den Schwächsten der Schwachen, da viele dieser Erkrankungen immer noch als unheilbar gelten und ihre Ursachen unerforscht bleiben. Dabei handelt es sich oftmals nur um kleine Webfehler in den Genen mit schwerwiegenden Konsequenzen. Die Suche nach solchen Mutationen bleibt eine schwierige Detektivarbeit und erfordert spezialisierte Forschungslaboratorien", so Professor Klein. Der 46-Jährige zählt international zu den führenden Köpfen bei der Erforschung seltener genetischer Erkrankungen des Blutes und des Immunsystems sowie der Entwicklung neuer Therapien. Ab 1. März 2011 ist Klein neuer Direktor der Kinderklinik und Kinderpoliklinik im Dr. von Haunerschen Kinderspital am Klinikum der Ludwig-Maximilians-Universität in München.

Seltene Erkrankungen: gar nicht so selten
Zusammengenommen, sind seltene Erkrankungen gar nicht so selten: Allein in Deutschland leiden etwa 4 Millionen Menschen an mehr als 5.000 solcher Krankheiten. Zu ihnen gehören etwa das Hereditäre Angioöden (starke Schwellungen an Haut und Schleimhäuten), die Hämophilie (Blutgerinnungsstörung), die Sarkoidose (eine entzündliche Erkrankung, die typischerweise die Lungen angreift) und Leukodystrophien (Stoffwechselkrankheiten des Nervensystems).

Auch das Wiskott-Aldrich-Syndrom (WAS) ist eine seltene, angeborene Erkrankung. Funktionsstörungen im Blutgerinnungs- und Immunsystem führen zu Blutungen, Hautausschlägen und schweren wiederkehrenden Entzündungen. Unbehandelt führt das WAS im Kindesalter zum Tod.

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Quelle:
dgk - Deutsche Gesundheits-Korrespondenz - informationsdienst
52. Jahrgang, Nr. 3 - März 2011
Herausgeber: DEUTSCHES GRÜNES KREUZ e.V.
Nikolaistraße 3, 35037 Marburg
Redaktion dgk: Dr. med. Sigrid Ley-Köllstadt
- verantwortlich -
Nikolaistraße 3, 35037 Marburg
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veröffentlicht im Schattenblick zum 15. März 2011